Zitat von ZettelEr - ein Linksliberaler, SPD-Mitglied - hat mir erklärt, daß die Durchsetzung des Rechts ein so hohes Gut sei, daß man dafür notfalls den Tod eines Kindes oder den Tod von Hunderttausenden in Kauf nehmen müsse.
Herzlich, Zettel
Da hake ich mal nach. Also die Durchsetzung des Rechts ist ein so hohes Gut nun dann frag ich mal warum gilt das nicht für http://dejure.org/gesetze/AEUV/125.html
Wie kann dann irgendjemand dafür stimmen?
Lieber Zettel, dass Sie sich nicht mit Friedrich vertragen ist das eine. Aber die von ihm aufgeworfene Frage ist doch naheliegend. Was hat der führende Rechtsphilosoph zu den permanenten Rechtsbrüchen des Staates für eine Meinung?
Zitat von Am_Randeder zitierte Artikel behauptet ja nicht, dass die Motive der Abschaffung zur der Todesstrafe nur darin bestanden, deutsche Kriegsverbrecher zu verschonen.
Nicht? Meines Erachtens behauptet er genau das. Auch der Schlussabsatz lässt keine andere Deutung zu.
Zitat von Am_RandeDass die Intiative von rechter Seite ausging, kann einen da schon aufhorchen lassen.
Es ist eben falsch, dass *die* Initiative von rechter Seite ausging. Es ging *eine* Initivative von rechter Seite aus. Eine Initiative, die nicht unterstützt wurde.
Zitat von Am_RandeZudem: warum sollte die SPD nicht auf diesen Zug aufspringen?
Weil sie es nicht nötig hatte.
Zitat von Am_RandeUnd zu Carlo Schmid möchte ich sagen, dass, wenn man ein bisschen googelt, man durchaus Beispiele findet, dass er sich explizit für die Begnadigung einzelner verurteilter Kriegsverbrecher eingesetzt hat.
Die Frage ist nur, was ist Grund und was ist Folge.
Man kann Carlo Schmid unterstellen, dass er gegen die Todesstrafe war, weil er Nazi-Kriegsverbrecher verschonen wollte. Man kann das tun, wenn man sich als ahnungsloser Ideologe profilieren will, der von Carlo Schmid entweder noch nie etwas gehört hat oder sich die Welt nach seinem Gusto zurechtbiegen will.
Aber es ist natürlich klar, dass jemand, der aus so grundsätzlichen Erwägungen heraus gegen die Todesstrafe eintrat wie Carlo Schmid, auch für Begnadigungen derer eintrat, die von alliierten Gerichten zum Tode verurteilt wurden. Das müssten heutige Gegner der Todesstrafe in vergleichbaren Fällen auch tun.
Zitat von Am_RandeNur weil etwas pointiert geschrieben ist, ist es nicht gleich "Geschichtsklitterung"
Richtig. Aber wenn man bei seiner Beweisführung alle historischen Fakten außer Acht lässt, die diese sofort erschüttern würde, dann ist das Geschichtsklitterung. Wie der Artikel der "Post".
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Urlauberdass Sie sich nicht mit Friedrich vertragen ist das eine.
Es geht überhaupt nicht um "vertragen".
In diesem Forum gibt es klare Regeln: Keine Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat (wie etwa die Bezeichnung der USA als Unrechtsstaat); keine Unhöflichkeiten gegen andere Poster.
Wer sich nicht an diese Regeln hält, der wird verwarnt. Wer sich dann immer noch nicht an sie hält, dem wird die Mitgliedschaft entzogen.
Zitat von WasIstLiberal?Sehr geehrter R.A, im Gegensatz zu den Ärzten die "helfen" wollen und Ingenieuren die etwas "Nützliches" bauen wollen geht es bei der Todesstrafe grundsätzlich um die Tötung. Was ich durchaus als destruktiv bezeichnen möchte. Darf man für destruktive Unternehmungen den gleichen Maßstab ansetzen wie für nicht-destruktive?
Ich würde diese Unterscheidung so nicht treffen, lieber WasIstLiberal.
Auch der Chirurg handelt, wenn man so will, destruktiv, wenn er in einem Körper herumschneidet. Vielleicht geht die Destruktion sogar so weit, daß er ein Bein oder einen Arm amputiert. Auch der Soldat, der sein Vaterland verteidigt, handelt destruktiv.
Das Bestrafen von Verbrechern ist nun einmal erforderlich. Bisher hat es in der Geschichte der Menschheit noch kein Gemeinwesen gegeben, das darauf verzichten konnte. Jede Strafe ist destruktiv.
Aus meiner Sicht ist die Frage nur, ob ein so extremer Eingriff wie das Töten eines Menschen ohne Not (also ohne zum Beispiel die Not, die ein Krieg bedeutet) dem Staat erlaubt sein darf. Das verneine ich.
In der Diskussion um Rick Perry hat in der US-Presse jemand zu Recht konstatiert, daß er in allen Bereichen die Rechte des Staats beschneiden möchte; nur nicht dessen Recht, Menschen zu töten.
Zitat von Urlauber Was hat der führende Rechtsphilosoph zu den permanenten Rechtsbrüchen des Staates für eine Meinung?
Ich bin so frei und schließe mich dieser Frage an. Warum darf der Staat das eine nicht nämlich die Todesstrafe aussetzen (auch wenn es dazu eine Gesetzesgrundlage gibt)? und warum darf ein andere Staat oder Staatenbund gegen sogar internationales Recht was soweit mir bekannt ein in jedem Staat auch in nationales Recht umgesetzt wird, verstoßen? Wie nennt man einen solchen Staat oder einen solchen Staatenbund? Die USA setzt also Ihr Recht durch und ist damit ein Rechtsstaat, Deutschland und die andere Euro Staaten setzen sich darüber hinweg und sind? Wie definieren Sie den Vertrag von Lissabon? Ist es "nur" eine Absichtserklärung? Wieso müssen sich hier in Deutschland offensichtlich diejenigen rechtfertigen, die dafür sind Verträge einzuhalten? Warum wird z.B. Herr Schäfflers Initiative die FDP Mitglieder zu fragen als "undemokratisch" diffamiert?
Oder fragen wir anders herum, welche Gesetze müssen eingehalten werden und welche sind "verhandelbar"?
Zitat von Zettel Auch der Chirurg handelt, wenn man so will, destruktiv, wenn er in einem Körper herumschneidet. Vielleicht geht die Destruktion sogar so weit, daß er ein Bein oder einen Arm amputiert. Auch der Soldat, der sein Vaterland verteidigt, handelt destruktiv.
Sehr geehrter Herr Zettel muß ich nicht vor der Operation eine Einwilligung unterschreiben und darf mich ein Artzt wenn ich denn noch in der Lage bin meinen Willen zu äußern einfach losschneiden? Ja die Destruktion kann bedeuten ich verliere meinen Arm aber ich "gewinne" mein Leben. Wie kann man das mit dem erklärten Willen vergleichen jemanden zu töten?
Ein Soldat der verteidigt handelt offenbar in einer Art Notwehr. Welchen Schaden kann ein Todeskandidat für eine ganze Nation anrichten? Ich finde nicht, daß diese Beispiele von Ihnen gut gewählt sind.
Zitat von Zettel Das Bestrafen von Verbrechern ist nun einmal erforderlich. Bisher hat es in der Geschichte der Menschheit noch kein Gemeinwesen gegeben, das darauf verzichten konnte. Jede Strafe ist destruktiv.
Ist es nicht auch das Bestreben den Leuten nach der Strafe eine neue Chance zu geben? Welche Chance hat jemand nachdem er die Todesspritze bekommen hat?
Zitat von Zettel Aus meiner Sicht ist die Frage nur, ob ein so extremer Eingriff wie das Töten eines Menschen ohne Not (also ohne zum Beispiel die Not, die ein Krieg bedeutet) dem Staat erlaubt sein darf. Das verneine ich.
In der Diskussion um Rick Perry hat in der US-Presse jemand zu Recht konstatiert, daß er in allen Bereichen die Rechte des Staats beschneiden möchte; nur nicht dessen Recht, Menschen zu töten.
Herzlich, Zettel
Damit haben Sie mein volles Einverständnis. Nur wenn Sie im Prinzip dagegen sind, warum sperren Sie sich dann gegen die Möglichkeit, daß es z.B. ein Gnadengesuch hätte geben können und/oder neue Verhandlungen? Einige der Mitschreibenden und Lesenden haben ja darauf hingewiesen, diese Möglichkeit besteht. Ist es aber nicht beunruhigend wie gottgleich hier ein Mensch entscheiden kann/darf? Leben - Tod; nur dem eigenen Gewissen verpflichtet... Und dann irgendwann die "falsche" Entscheidung....
Zitat von Zettel PS: Willkommen im kleinen Zimmer!
Ich bedanke mich recht freundlich für diesen Empfang.
Zitat von WasIstLiberal?Nur wenn Sie im Prinzip dagegen sind, warum sperren Sie sich dann gegen die Möglichkeit, daß es z.B. ein Gnadengesuch hätte geben können und/oder neue Verhandlungen?
Das hat, lieber WasIstLiberal, doch zwanzig Jahre lang stattgefunden. Es dürfte wenige demokratische Rechtsstaaten geben, in denen es so viele Möglichkeiten gibt, das zu erreichen, was Sie verlangen. Das haben die Anwälte von Davis wieder und wieder ausgenutzt, mit immer neuen juristischen Begründungen.
Irgendwann sind aber nun einmal alle Rechtsmittel erschöpft. Das ist hier der Fall gewesen.
Ich hätte mir gewünscht, daß Davis nicht hingerichtet wird. Als ich gestern Abend schlafen gegangen bin, sah es so aus, als könnte es einen Aufschub geben. Als ich heute früh gelesen habe, daß er getötet worden war, war das ein Schock für mich.
Aber es ist auch ein Schock, wenn ein Mensch bei einem Unfall ums Leben kommt oder an Krebs stirbt. So ist nun einmal das Leben. Wir können uns kein perfektes schnitzen.
Und die Vorstellung, daß durch "Proteste" die Justiz beeinflußt wird, finde ich grauenhaft. Wenn das gelingt, dann ist der Rechtsstaat verloren.
Zitat von lukasSoweit ich das US-Rechtssystem verstehe, kann der Gouverneur kraft seines Amtes die Strafe jederzeit erlassen, umwandeln oder aussetzen. Dabei muss er keinerlei Gründe angeben und ist auch an die Empfehlung des Gnadenausschusses nicht gebunden.
Das hängt in den USA - wie auch sonst! - vom Bundesstaat ab. In Georgia tut das nicht der Gouverneur, sondern ein vom Gouverneur eingesetztes Gremium.
Link via neo-neocon, die auch sonst viel Sinnvolles zu diesem Thema schreibt.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Und die Vorstellung, daß durch "Proteste" die Justiz beeinflußt wird, finde ich grauenhaft. Wenn das gelingt, dann ist der Rechtsstaat verloren.
Herzlich, Zettel
Wenn ich mir vorstelle die Justiz greift bei offenkundigen Rechtsverstößen nicht mehr ein, finde ich das grauenhaft. Wenn das gelingt, dann finde ich ist der Rechtstaat verloren. Bitte nehmen Sie mir diese kleine Spielerei nicht übel. Nur für wenn ist Recht. Ich denke Bastiat hat da eine gute Ansicht. Meine ist dagegen sehr einfach gestrickt (naiv wie Sie es wahrscheinlich nennen werden). Gesetze sind auch dafür da Bürger vor der Willkür der Behörden zu schützen. Darf man diesen Schutz nicht einfordern?
Zitat von WasIstLiberal?Gesetze sind auch dafür da Bürger vor der Willkür der Behörden zu schützen. Darf man diesen Schutz nicht einfordern?
Es gab in diesem Fall ja nicht eine Spur von Willkür. Lesen Sie bitte in dem Wikipedia-Artikel, den ich verlinkt habe, nach, wie zwanzig Jahre lang strikt nach dem Gesetz verfahren wurde.
Nach einem Gesetz, das dem Angeklagten und dem Verurteilten mehr Rechte einräumt als - soweit mir bekannt - irgendwo in der Welt. Können Sie sich vorstellen, daß in Deutschland jemand, der sagt, er sei zu Unrecht verurteilt worden, zwanzig Jahre in Dutzenden von juristischen Vorstößen gegen das Urteil prozessieren kann?
Mehr Rechtsstaatlichkeit geht nicht. Und wenn dann gegen diese Rechtsstaatlichkeit "protestiert" wird, dann ist das der Versuch, das Recht zu zerstören und an seine Stelle den Willen des Mobs, der Medien oder von wem auch immer zu setzen.
Zitat von Am_Randeverheerend für das Opfer der Justiz.
Ja. Selbst bei strengst angelegten Maßstäben kann es Justizirrtümer geben kann, allerdings äußerst selten. Wir nehmen unschuldige Tote in Kriegen in Kauf („Kollateralschaden“), um ein höheres Gut (ein Recht) wiederherzustellen oder drohende Gefahr abzuwehren, auch im Straßenverkehr nehmen wir Unschuldige als Verkehrstote in Kauf. Es gibt auf dieser Welt das Risiko des Irrtums, des Unfalls, des Pechs und oftmals lassen wir es voll bewusst zu, dass Menschen zu Tode kommen können.
Es stimmt daher, dass ein Befürworter der Todesstrafe letztendlich auch solche ungewollten Justizirrtümer in Kauf nehmen muss. Gegner der Todesstrafe nehmen dafür in Kauf, das der Abschreckungeffekt der Todesstrafe verloren geht - und es damit mehr unschuldige Tote geben wird.
Letztendlich glaube ich, dass die Ablehnung der Todesstrafe im europäischen Westen nicht aus warmer Menschlichkeit so groß ist, sondern weil da ein anderes Menschenbild dahinter steht: der Mensch wird nicht mehr als selbstverantwortliches Wesen begriffen, der seine Taten voll zu verantworten hat, sondern als eine Art durch Kindheit und Umwelt programmiertes hoch entwickeltes Tier, das auf Grund seiner Determiniertheit immer eigentlich unschuldig ist.
Menschenbild: Es ist kein Zufall, dass in Amerikas Rechte viele Befürworter der Todesstrafe gleichzeitig überzeugte Abtreibungsgegner sind, während die Linken mehrheitlich gegen die Todesstrafe sind, jedoch Abtreibung befürworten.
Es war nicht in Zusammenhang mit diesem Fall zu sehen sondern Bastiats und generell was "Gesetze" angeht. Es war mein Fehler das nicht klar herauszustellen. Ich behauptete nicht, daß hier nicht rechtstaatlich verfahren wurde. Es mag alles Seinen Ganz gegangen sein, daß kann ich nicht beurteilen ich kenne mich im amerikanischen Recht überhaupt nicht aus. Wir können es aber doch nicht so einfach mit Deutschland vergleichen, da es hier eben die Todesstrafe nicht gibt. Ich möchte auch nicht diesen einen "Toten" speziell herausnehmen, es geht um die grundsätzliche Möglichkeit, jemanden in Namen irgendeines Staates zu töten weil.... Damit werde ich mich niemals abfinden und immer dagegen sein, wie geschrieben nennen Sie mich einfach naiv".
Zitat von WasIstLiberal? Ich möchte auch nicht diesen einen "Toten" speziell herausnehmen, es geht um die grundsätzliche Möglichkeit, jemanden in Namen irgendeines Staates zu töten weil.... Damit werde ich mich niemals abfinden und immer dagegen sein, wie geschrieben nennen Sie mich einfach naiv".
Ich halte das überhaupt nicht für naiv, sondern teile Ihre Meinung, daß die Todesstrafe abgeschafft werden sollte.
Aber das kann doch nur auf dem Weg der Gesetzgebung geschehen, und nicht dadurch, daß versucht wird, von außen auf die Justiz einzuwirken.
Menschenbild: Es ist kein Zufall, dass in Amerikas Rechte viele Befürworter der Todesstrafe gleichzeitig überzeugte Abtreibungsgegner sind, während die Linken mehrheitlich gegen die Todesstrafe sind, jedoch Abtreibung befürworten.
Nun ja ich bin strikt auch gegen Abtreibung. Und nein, ich glaube auch nicht, daß es mit einem unterschiedlichen Menschenbild in Zusammenhang steht. Es ist eher wie altes Testament gegen neues Testament. Und da liegen meine Präferenzen durchaus eher auf dem Letzteren. Ihre Beispiele von Kriegen verfangen m.E. nicht, dazu habe ich mich schon woanders geäußert. Und auch im Straßenverkehr behaupte ich ist es kein Ziel jemanden zu töten. Sie können nicht abstreiten die Todesstrafe zielt ganz und gar darauf ab ein Leben zu vernichten.
Ich schrieb ich bewunderte die USA nur immer ausgenommen war eben diese Todesstrafe. Die ist für mich nicht akzeptabel.
Zitat von ZettelAuch heimischen Protesten dürfen die Organe der Rechtspflege nicht nachgeben.
Ich finde das, lieber Lukas, im Grunde unfaßbar, daß jemand es bejahen kann, wenn die Justiz sich dem Druck der Straße, der Medien oder von wem immer beugt. Das ist das Ende des Rechtsstaats.
Der Gouverneur ist aber nicht Teil der Justiz, und seine Gnadenbefugnis nicht Teil der Rechtspflege. Diese Einrichtung ist vielmehr darin begründet, dass selbst der vorbildlichste Rechtsstaat manchmal zum falschen Ergebnis kommen kann, gerade weil er sich strikt an seine eigenen Regeln halten muss. Als Korrektiv dazu darf das Staatsoberhaupt Begnadigungen aussprechen. Das kann freilich missbraucht werden (so haben Südstaaten-Gouverneure mitunter KKK-Terroristen begnadigt) aber so ist das System der Checks and Balances nun einmal konzipiert.
Zitat jemanden in Namen irgendeines Staates zu töten weil....
Wer sonst als der Staat kann die Rolle der Rechtsausübung in die Hand nehmen? Ich denke, es ist falsch hier freiheitliche Demokratien und totalitäre Unrechtssysteme in einen Topf zu werfen. Mit dieser Argumentation dürfte der Staat überhaupt keine Strafen ausüben, auch keine Freiheitsstrafen.
An sich war ich ja immer der Meinung: ich bin gegen die Todesstrafe, aber dafür muss es eine wirklich lebenslängliche Freiheitsstrafe geben. Ich beobachte aber, dass scheinbar das Rechtssystem langsam pervertiert, weil 'lebenslänglich' scheinbar nicht durchhaltbar ist. Mit der Abschaffung der Todesstrafe scheint mir auch ein Menschenbild abgeschafft worden zu sein: das des ultimativ voll verantwortlichen Menschen, der freie Entscheidungen treffen kann und sich mit allen Konsequenzen dafür zu verantworten hat. Der Begriff des Bösen verliert seine Bedeutung. Es ist, als ob die Todesstrafe der Anker in eine anderes, eigentlich christlicheres Menschenverständnis ist.
Zitat von lukasDer Gouverneur ist aber nicht Teil der Justiz, und seine Gnadenbefugnis nicht Teil der Rechtspflege. Diese Einrichtung ist vielmehr darin begründet, dass selbst der vorbildlichste Rechtsstaat manchmal zum falschen Ergebnis kommen kann, gerade weil er sich strikt an seine eigenen Regeln halten muss. Als Korrektiv dazu darf das Staatsoberhaupt Begnadigungen aussprechen. Das kann freilich missbraucht werden (so haben Südstaaten-Gouverneure mitunter KKK-Terroristen begnadigt) aber so ist das System der Checks and Balances nun einmal konzipiert.
Exakt. Der Gouverneur entscheidet, und nicht Verbände, Protestierer oder gar das Ausland.
Zitat von WasIstLiberalSie können nicht abstreiten die Todesstrafe zielt ganz und gar darauf ab ein Leben zu vernichten
Sie zielt auch auf Abschreckung, das nur nebenbei. Würden Sie die Möglichkeit gehabt haben, z.B. bei einem brutalen Mord an einem Kind, vielleicht an Ihrem Kind tatenlos zusehen zu müssen, könnte es sein, dass Sie ihre Einstellung zur Todesstrafe ändern würden. Das wäre eigentlich menschlich im positiven Sinn. Ich glaube nicht, dass das 'nur' Gefühle sind, die dann zum Tragen kommen und die Ihre Meinung ändern würden. Sondern Sie verstehen, welch ungeheuer grauenhaftes, zum Himmel schreiendes, niemals auf dieser Erde wieder gut zu machendes Unrecht hier begangen wurde - sie verstehen auch, was und wer der Mörder ist während und nach seiner Tat. Ich halte die empörten Proteste gegen die Todesstrafe für Mörder eher für kaltherzig.
Zitat von ex-blondEs ist, als ob die Todesstrafe der Anker in eine anderes, eigentlich christlicheres Menschenverständnis ist.
Dem widerspreche ich ganz entschieden. Fundamental wichtig im christlichen Menschenbild ist, dass auch der ärgste Sünder sich noch bekehren und ändern kann. Die Todesstrafe verkürzt die Zeit für diese Möglichkeit.
Zitat von Katechismus, Nr. 2266 & 22672266 Der Schutz des Gemeinwohls der Gesellschaft erfordert, daß der Angreifer außerstande gesetzt wird schaden. Aus diesem Grund hat die überlieferte Lehre der Kirche die Rechtmäßigkeit des Rechtes und der Pflicht der gesetzmäßigen öffentlichen Gewalt anerkannt, der Schwere des Verbrechens angemessene Strafen zu verhängen, ohne in schwerwiegendsten Fällen die Todesstrafe auszuschließen. Aus analogen Gründen haben die Verantwortungsträger das Recht, diejenigen, die das Gemeinwesen, für das sie verantwortlich sind, angreifen, mit Waffengewalt abzuwehren.
Die Straft soll in erster Linie die durch das Vergehen herbeigeführte Unordnung wiedergutmachen. Wird sie vom Schuldigen willig angenommen, gilt sie als Sühne. Zudem hat die Strafe die Wirkung, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Personen zu schützen. Schließlich hat die Strafe auch eine heilende Wirkung: sie soll möglichst dazu beitragen, daß sich der Schuldige bessert [Vgl. Lk 23,40-43.].
2267 Soweit unblutige Mittel hinreichen, um das Leben der Menschen gegen Angreifer zu verteidigen und die öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Menschen zu schützen, hat sich die Autorität an diese Mittel zu halten, denn sie entsprechen besser den konkreten Bedingungen des Gemeinwohls und sind der Menschenwürde angemessener.
Im Klartext: in westlichen Demokratien trifft auf jeden Fall Nr. 2267 zu, siehe die lebenslange Freiheitsstrafe. Insofern entfällt die Begründung nach Nr. 2266 für die Todesstrafe.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von ex-blondSondern Sie verstehen, welches ungeheuer grauenhaftes, zum Himmel schreiendes, niemals auf dieser Erde wieder gut zu machendes Unrecht hier begangen wurde - sie verstehen auch, was und wer der Mörder ist während und nach seiner Tat.
Recht haben Sie. Mord schreit zum Himmel, gerade weil es auf der Erde niemals wieder gut zu machen ist. Warum dann also den Mörder auch noch umbringen? (Und dabei sehe ich von der Möglichkeit von Fehlurteilen ab.)
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von WasIstLiberalNun ja ich bin strikt auch gegen Abtreibung
Für Sie ist das Leben der höchste Wert an sich.
Für mich nicht, und ich bin trotzdem gegen Abtreibung. Denn:
Zitat von ex-blondEin von mir sehr geschätzter jesuitischer Professor der Philosophie hat einmal gesagt, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Todesstrafe:
"Es gibt etwas Schlimmeres als den Tod."
Und recht hat er. Und das motiviert dann das hier.
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Zitat von Gorgosalin westlichen Demokratien trifft auf jeden Fall Nr. 2267 zu
Dann müssen sie davon ausgehen, dass die Todesstrafe keinen abschreckenden Effekt hat.
Angenommen, es gäbe ein neues Gesetz: Morde, die an Montagen, Mittwochen und Freitagen passieren werden mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe geahndet, während Morde, die am Rest der Wochentage (Di, Do, Sa, So) passieren mit der Todesstrafe bestraft werden. Glauben Sie, die Mordrate würde sich statistisch merkbar verschieben auf Montage, Mittwoche und Freitage oder würde das keinerlei Auswirkung haben?
Sehr interessant auch, dass die Todesstrafe im katholischen Katechismus nicht generell ausgeschlossen wird. [edit: das ist so interessant! Das generelle ultimative Ausschließen der Todesstrafe ist eben nicht christlich, sondern säkular, durch ein anderes nicht-christliches Menschenbild motiviert]
(Anmerkung nur nebenbei: Es gibt auch nicht-katholische Christen - in den USA sind die Katholiken mit 24% die Minderheit unter den Christen)
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