Zitat von R.A. im Beitrag #88 In den Verträgen, die ich mit ausländischen Partnern abschließe, steht immer die Klausel, daß jede Partei selber dafür verantwortlich ist, daß die gemeinsame Unternehmung mit den Gesetzen ihres Landes kompatibel ist.
Und damit glaubst Du, aus der Haftung zu kommen ? Kann doch wohl nicht dein Ernst sein. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe und nicht Wissen wollen schon gar nicht. Mag ja sein, dass man Schadensersatzansprüche gegen seinen Partner so fixieren kann, aber wenn Du im Ausland Gift in einen Fluss leitest, dann wird Dir die Ausrede, dass habe dein inländischer Partner geprüft, nicht viel bringen.
Zitat Nö, aber die Abhorcheinrichtungen stehen doch (weit sichtbar und seit Jahren bekannt) auf US-Militärgelände.
Sollen sie da doch stehen. So lange die keinen Zugang zum Datennetz haben können die da in aller Ruhe den CB Funk abhören und terrestrisches Fernsehen verfolgen.
Zitat Nein. Es gibt (wie bei uns) einen vom Staat abhängigen Wirtschaftssektor. Aber m. W. ist die Staatsquote drüben immer noch niedriger als bei uns.
Ist sie. Deutlich sogar. Nur hat das nicht viel damit zu tun, wie abhängig die Wirtschaft von den Staatsschulden ist.
Zitat Nun ja, die Amis gebrauchen ihre Waffen ja durchaus. Ist ein wesentlicher Teil ihrer Machtbasis. Während der europäische Sozialstaat für die machtpolitischen Ambitionen Europas nur ein Negativpunkt ist.
Für die machtpolitischen sicher, aber nicht unbedingt für die menschlichen. Und ich bezweifele offen, dass diese Riesenmenge an Waffen soviel bringt. Die Balance of power war sicher sinnvoll, aber dafür hätte es auch gereicht den Planeten nur einmal vernichten zu können und nicht Dutzende Male. Und was man heute noch mit so riesigen Streikräften will ist mir auch nicht so ganz klar. Welchen Krieg will man denn gewinnen ?
Zitat
Zitat Und wie gesagt, Europas Regierungen haben deutlich weniger Schulden.
Einige schon, andere nicht. Im Schnitt gibt sich das nicht viel.
Oh doch, das gibt sich viel. Die amerikanische Verschuldung schlägt Europa komplett. Und die Schulden sind zu erheblichen Teilen im Ausland, während Europa innerhalb von Europa verschuldet ist. Das sind himmelweite Unterschiede.
Zitat In den USA ist der größte Teil der Verschuldung auch erst in den letzten Jahren entstanden. Durch Ausgaben, die man auch wieder zurückfahren kann.
Eigentlich stimmt auch das nicht. Die USA macht vor allem deshalb derart soviel Schulden, weil sie inzwischen auf dem Europa Tripp sind und einen Sozialstaat ausbauen. Und den zurückzufahren wird die selben Probleme nach sich ziehen die Europa derzeit hat.
Zitat Daß sie nach wie vor die Weltmacht Nummer Eins sind und ihre Interessen deutlich stärker durchdrücken können als jedes andere Land.
Was bedeutet das denn konkret ? Wo haben sie das denn getan, wo andere das nicht getan haben ?
Zitat Wir sind keine autarke Insel. Wir haben mehr Interessen im Ausland zu wahren als wohl jeder andere Staat - gerade durch unsere Wirtschaftsverflechtungen. Wir sind abhängig von Lieferungen (vor allem Rohstoffen) aus aller Welt und von Kunden dort. Wir haben in allen möglichen Staaten unser Eigentum und andere Rechte zu schützen. Aber wir besitzen kaum Machtmittel, um das zu tun. Sondern wir verlassen uns darauf, daß im Zweifelsfall andere Staaten Angst haben, deutsche Interessen zu schädigen, weil wir einen großen Bruder im Hintergrund haben.
Als ob der uns helfen würde. Die Amis halten doch ihren Kopf nicht für deutsche Wirtschaftsinteressen hin und kein Mensch ist von den Deutschen beeindruckt, weil sie mit den Amis befreundet sind. Der Grund, warum deutsche Interessen so gut gewahrt sind hat zwei viel simplere Gründe: Deutsche Waren und deutsches Geld. Letzteres kauft einem viel Freundschaft und ersteres ist sehr begehrt. Wir sind abhängig von Rohstoffen, aber die können wir auch problemlos bezahlen und dafür brauchen wir keine Waffengewalt. Es gibt jede Menge Länder weltweit, die sich überhaupt nicht von amerikanischer Macht beeindrucken lassen, aber liebend gerne mit den Deutschen handeln.
Zitat Es ist eine linke Propagandalüge zu behaupten, Finanzprodukte wären Banken-internes Monopoly ohne sinnvolle wirtschaftliche Funktion. Wären sie das, könnte niemand damit Geld verdienen. Finanzprodukte sind lukrativ, weil sie echten Nutzen bringen und weil jemand für diesen Nutzen auch zu zahlen bereit ist.
Es zahlen auch (Millionen) Leute fürs Glücksspiel und andere wiederum verdienen damit sehr viel Geld. Und trotzdem ist das nichts als ein riesiges Nullsummenspiel mit einem gewissen Unterhaltungswert. "Finanzprodukte" (ich rede nicht von normalen Krediten, Aktien oder Optionen) kann man immernoch nicht essen, sie produzieren auch nix, alles was sie schaffen ist Bilanz. Aber es stehen keine Werte dahinter. Wenn sich zehn Leute in einem Haus zusammensetzen und virtuelle Millionen erfinden und hin und her schieben, wo soll da der Gewinn sein ?
Zitat Was beweist, daß die These "die USA produzieren nichts" einfach nicht stimmt. Richtig ist, daß sie immer noch eine leistungsfähige Industrie haben.
Griechenland produziert auch Olivenöl und exportiert das auch, aber ich würde darin keine leistungsfähige Industrie sehen wollen. Aber schränken wir es darauf ein: Die Amerikaner haben eine leistungsfähige Industrie, die den Bedarf der eigenen Bevölkerung nicht decken kann.
Zitat Dagegen hat keiner behauptet, sie hätten kein Handelsdefizit. Das haben, das ist dauerhaft so nicht tragbar und nachdem Obama seine Amtszeit damit vergeudet hat, auch die USA mit staatlichen Zwangsversicherungen zu beglücken, wird sein Nachfolger da verdammt viel Arbeit haben. Da aber die USA bewiesenermaßen deutlich flexibler sind bei der Bewältigung solcher Probleme, bin ich da durchaus optimistisch.
Das "Problem" haben die seit Jahrzehnten, das ist nicht Obama schuld. Die USA erodiert seit mehr als 20 Jahren ihren industriellen Kern und das wird auch so schnell keiner ändern.
Zitat von Solus im Beitrag #95Aber das Wettrüsten geht ja weiter. Wollen Sie wirklich, dass letztlich die technischen Gegebenheiten geschaffen werden, so etwas umsetzen zu können? Ich weiß ja nicht. Mir ist es lieber, wenn dem Staat auch rein praktische Grenzen gesetzt werden.
Natürlich geht das Wettrüsten weiter. Zwischen dem demokratischen Rechtsstaat und seinen Feinden. Die OK und der Terrorismus sind sehr ernst zunehmende Feinde. Sie bedrohen die Freiheit, vor allem auch die wirtschaftliche Freiheit, jedes einzelnen Bürgers. Ich will keinen großen Staat aber einen wehrhaften. Nicht die Anzahl der Gesetze pro Legislatur sagt etwas über eine effiziente Exekutive aus, sondern ob die Gesetze auch dem Schutz des Eigentums und der körperlichen Unversehrtheit sowie dem Schutz der Privatsphäre dienen. Wenn die OK sich in Deutschland wohl fühlt, zeigt das in die andere Richtung. Ich denke die Frage ist, welchen Preis man bereit ist zu zahlen. Wenn eine überarbeitete Vorratsdatenspeicherung der Polizei mehr Waffen gegen die OK und den Terrorismus in die Hand gibt, bin ich bereit diese verhältnismäßig kleine Einschränkung meiner Privatsphäre eher zu akzeptieren als eine weitere Ausbreitung mafioser Strukturen in Deutschland, welche ebenfalls meine Privatsphäre einschränken. Ihr letztes Beispiel, lieber Solus, hat mit meinem Anliegen nichts zu tun. Ich kann keine Verbindung zwischen Computerspielen und schwerer Kriminalität erkennen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #99Es gibt in Deutschland völlig verdachtsunabhängig per Gesetz die Pflicht sich bei staatlichen Behörden zu melden, bloß weil man eine Wohnung bezieht. Weiterhin gibt es die Pflicht einen Personalausweis zu besitzen. Das ist noch keine Hinterlegung einer DNA-Probe, aber es geht über das hinaus was in manchen Staaten mit Vorratsdatenspeicherung vom Bürgerverlangt wird.
Völlig richtig. Und dass eine Ausweisbesitzpflicht sowie die Meldepflicht z.B. auf Angelsachsen geradezu schockierend wirken, stellt dieser Beitrag eines übrigens ganz vorzüglichen Blogs vortrefflich dar. Ich sehe nicht, wie diese beiden staatlichen Eingriffe der Rechtfertigung eines weiteren Eingriffs dienen sollen.
Zitat Wenn am Tatort Fingerabdrücke gefunden werden, können diese mittlerweile abgeglichen werden da bei der erzwungenen Beantragung des Personalausweises diese genommen werden. Völlig verdachtsunabhängig. Und rechtsstaatlich wohlgemerkt.
Bei der Beantragung eines Personalausweises muss man die Fingerabdrücke nicht abgeben. Man kann (siehe § 5 Abs. 9 erster Satz PAuswG sowie die Nr. 10 der FAQ der Bundesdruckerei.) Beim Pass ist die Speicherung von Fingerabdrücken hingegen obligatorisch.
Zitat Soll es rechtsstaatlich sein, einen Autofahrer ohne Grund anzuhalten, weil die Polizei wissen will ob er ein Warndreieck dabei hat, aber ob jemand eine Bombenbauanleitung archiviert, geht die Polizei nichts an?
Bei der Verkehrskontrolle zeigt der Angehaltene dem Polizisten das Warndreieck und kann weiterfahren. Hat der Fahrer kein Dreieck im Auto, sind die Folgen doch sehr überschaubar. Da sind die möglichen Konsequenzen eines (wenn auch unbegründeten) Terrorismusverdachts doch von einem ganz anderen Kaliber.
Lieber Erling Plaethe, falls Sie noch weiterdiskutieren wollen: Gern! Falls nicht, würde ich Folgendes vorschlagen: Da wir beide ja überzeugt sind, dass die Vorratsdatenspeicherung kommen wird, könnten wir uns wieder darüber austauschen, wenn der Gesetzentwurf vorliegt.
Zitat von hubersn im Beitrag #74 Ich habe versucht, aufzupassen. Habe aber nicht mitbekommen, dass relevante Verschlüsselungen von der NSA "problemlos" entschlüsselt werden können.
Vom technischen her ist interessant, dass einige der heute üblichen Verfahren, beispielsweise RC4, bereits seit einiger Zeit als unsicher gelten. Der Verdacht lag schon eine Weile vor, die Snowden Papiere schlagen genau in die Kerbe.
Ich hatte ehrlich gesagt auf etwas substantielles gehofft.
Der NYTimes-Artikel ist reißerischer Unsinn gewürzt mit vagen Andeutungen. Er bleibt im Ungefähren, da kann ich fachlich überhaupt nichts rauslesen oder deuten.
Der Golem-Artikel fasst den Stand der Krypto-Dinge sehr gut zusammen, aber das sind bereits lange bekannte Erkenntnisse. Ja, es gibt Schwächen bei diversen Verschlüsselungsverfahren, aber als "geknackt" gilt eigentlich keines - zwar kann man die Schwächen einzelner Verfahren (und oft genug sind es ja nur einzelne Implementierungen dieser Verfahren, die kritische Schwächen aufweisen) nutzen, um den Entschlüsselungsaufwand drastisch zu verringern, das ist aber bei weitem nicht gleichbedeutend mit direkter oder zumindest zeitnaher Entschlüsselbarkeit.
Der CNet-Artikel beweist eigentlich, dass die NSA gerade nicht in der Lage ist, beliebige Verschlüsselungen in akzeptabler Zeit zu knacken.
Ja, es gibt das Problem von potenziellen "Backdoors" vor allem in kommerziellen, closed-source Verschlüsselungstools. Das ist seit langem bekannt und deshalb gilt seit jeher: nimm' GnuPG mit einer paranoiden Schlüssellänge und alles ist gut.
Nein, all das was Sie bis jetzt vorgebracht haben kann wohl kaum ein Beweis oder auch nur ein Hinweis darauf sein, dass die NSA "problemlos" Verschlüsselungen knacken kann, und es ist mir unklar, auf welcher Faktenbasis Sie zu solchen Behauptungen kommen. Aber vielleicht hat die NSA ja längst einen leistungsfähigen Quantencomputer im Keller stehen - Edward Snowden wird es uns wissen lassen, vielleicht hat ihn Ströbele ja danach gefragt.
Zitat von Noricus im Beitrag #105Beim Pass ist die Speicherung von Fingerabdrücken hingegen obligatorisch.
Es handelt sich aber (jedenfalls meiner Erfahrung nach) nur um die Daumenabdrücke. Diese sind geeignet, die Identität einer Person, die den Paß zur Einreise etc. benützt, nachzuweisen, aber z.B. für den Erkennungsdienst bei Straftaten nur sehr bedingt nützlich.
In Großbritannien ist die Abneigung gegen Personalpapiere sehr fest verankert. Vor ein paar Jahren hat die (damals Labour-)Regierung versucht, Personalausweise einzuführen, zunächst auf freiwilliger Basis. Es war ein Debakel, und jetzt ist das Thema wieder nachhaltig vom Tisch. Wenn man seinen Wohnsitz nachweisen muß, dann tut man das z.B. mit einer auf den eigenen Namen lautenden Gasrechnung : kein Witz!
Will man allerdings im weiteren Sinne geschäftsfähig sein, z.B. eine Arbeit annehmen oder ein Bankkonto eröffnen, dann braucht man eine Nationalversicherungsnummer. Aber die ist sozusagen abstrakt, im Gegensatz zu immer mitzuführenden und der Polizei vorzuzeigenden Personalpapieren, deshalb scheint sich niemand darüber aufzuregen.
Zitat von Noricus im Beitrag #105Beim Pass ist die Speicherung von Fingerabdrücken hingegen obligatorisch.
Es handelt sich aber (jedenfalls meiner Erfahrung nach) nur um die Daumenabdrücke.
Also, in Deutschland ist das in § 4 Abs. 4 Passgesetz eigentlich ziemlich genau geregelt:
Zitat von § 4 Abs. 4 PassgesetzDie Fingerabdrücke werden in Form des flachen Abdrucks des linken und rechten Zeigefingers des Passbewerbers im elektronischen Speichermedium des Passes gespeichert. Bei Fehlen eines Zeigefingers, ungenügender Qualität des Fingerabdrucks oder Verletzungen der Fingerkuppe wird ersatzweise der flache Abdruck entweder des Daumens, des Mittelfingers oder des Ringfingers gespeichert. Fingerabdrücke sind nicht zu speichern, wenn die Abnahme der Fingerabdrücke aus medizinischen Gründen, die nicht nur vorübergehender Art sind, unmöglich ist.
Der Zeigefinger wäre also der präferierte Finger, der Daumen kommt nur subsidiär zum Zuge.
Zitat von Paul im Beitrag #85 ich entnehme Ihrer Formulierung, dass Sie das vermuten. Oder wissen Sie etwas?
Nun, solche Dinge stehen nicht unbedingt im Geschäftsbericht eines Unternehmens, wenn Sie darauf hinauswollen, lieber Paul. Aber es gibt zumindest den einen oder anderen Grund recht sicher zu vermuten, warum es so ist. Im Jahr 2000 glänzte der ehemalige Chef der CIA, James Woolsey, mit folgender Aussage: "Würde [...] man eine technologische Analyse von etwas aus einem befreundetem Land machen, was keine Bedeutung hat, außer von kommerziellem Nutzen zu sein, und das dann in der Schublade liegen lassen, weil es nicht an ein amerikanisches Unternehmen weitergegeben werden kann? Ich glaube, das wäre ein Missbrauch von Ressourcen der Nachrichtendienste. Ich denke nicht, dass man so verfahren würde." Wohlgemerkt, das ist nicht die Aussage irgendeines kleinen Angestellten, eines Paranoikers oder Journalisten. Das ist eine Aussage vom ehemaligen Chef (!) der CIA. Natürlich steht es jedem frei zu glauben, dass das nur ein Konjunktiv ist und nie stattgefunden hat. Oder das sich die heutige CIA und NSA niemals zu der selben Position hinreissen liessen. Man kann. Man muss aber nicht. Und ich denke man sollte auch nicht.
Vielleicht etwas, dass man berücksichtigen sollte, wenn man es mit Amerikanern zu tun hat, was vielen Europäern, die wenig Erfahrung mit Amerika haben nicht so recht bewusst ist: Die meisten Amerikaner sind auf ihre Art Patrioten. In Amerika existiert zunächst einmal die USA und dann erst die restliche Welt. Wenn die NSA die Möglichkeit hat einem amerikanischen Unternehmen zu helfen, ohne dass dies der NSA schadet, dann wird sie das schon aus ihrem Selbstverständnis her tun. Alles andere wäre nämlich genau das, nicht patriotisch. Und in Amerika hat niemand ein schlechtes Gewissen dabei patriotisch zu handeln. Vielleicht erzählt man es seinem europäischen Partner nicht ins Gesicht, aber machen tut man es trotzdem.
Zitat von § 4 Abs. 4 PassgesetzFingerabdrücke sind nicht zu speichern, wenn die Abnahme der Fingerabdrücke aus medizinischen Gründen, die nicht nur vorübergehender Art sind, unmöglich ist.
Was darf man sich darunter vorstellen - außer "appe Finger"?
Zitat von hubersn im Beitrag #106 Ich hatte ehrlich gesagt auf etwas substantielles gehofft.
Es tut mir leid, lieber hubersn, dass ich Ihnen kein Paper präsentieren kann mit welchem mathematischen Verfahren die NSA nun einen SSL Schlüssel genau knackt. Allerdings halte ich es auch für ein wenig übertrieben genau so ein Paper haben zu wollen. Als die NSA Methoden der differenziellen Kryptoanalyse entwickelte brauchte die Welt auch noch 15 Jahre, bis die Methoden öffentlich wurden (das NSA Papier steht immer noch aus). Auch die Nazis hielten ihre Enigma Verschlüsselung für bombensicher, obwohl es haufenweise Anzeichen gab, dass sie angreifbar war. Folgen sind bekannt. Und bis zur Veröffentlichung in den siebziger Jahren (!) glaubten auch immernoch eine Menge Leute, dass die Enigma nie geknackt worden ist. Vielleicht haben die sich etwas substanzielleres erwarten (SCNR).
Zitat Das ist seit langem bekannt und deshalb gilt seit jeher: nimm' GnuPG mit einer paranoiden Schlüssellänge und alles ist gut.
Und wenn Sie jetzt ihrem GnuPGP noch beibringen SSL auszuspucken, dann wäre die Welt ein bischen sicherer.
Zitat Nein, all das was Sie bis jetzt vorgebracht haben kann wohl kaum ein Beweis oder auch nur ein Hinweis darauf sein, dass die NSA "problemlos" Verschlüsselungen knacken kann, und es ist mir unklar, auf welcher Faktenbasis Sie zu solchen Behauptungen kommen.
Auf Basis dessen, dass viele der heutigen Standardverfahren bereits Schwächen aufweisen und der internen Aussage der NSA die Dinge mitlesen zu können. Und ich muss hier auch nix beweisen. Ich halte es einfach für sehr, sehr wahrscheinlich. Sie müssen das nicht glauben. Wie gesagt, es haben schon viele gerade ihre persönlichen Kenntnisse und Methoden bis zum Beweis des Gegenteils für bombensicher gehalten. Man könnte sagen, die ganze Geschichte der Kryptographie ist voll davon.
Zitat Aber vielleicht hat die NSA ja längst einen leistungsfähigen Quantencomputer im Keller stehen
Ich glaube nicht an Quantenrechner. Aber wenn ich dran glauben würde, hätte ich wenig Zweifel daran, dass die NSA der erste wäre, der so ein Ding baut.
Zitat von § 4 Abs. 4 PassgesetzFingerabdrücke sind nicht zu speichern, wenn die Abnahme der Fingerabdrücke aus medizinischen Gründen, die nicht nur vorübergehender Art sind, unmöglich ist.
Was darf man sich darunter vorstellen - außer "appe Finger"?
Nun, die Materialien (S. 17, rechte Spalte) sprechen von Folgendem:
Zitat Schließlich trägt die Vorschrift dem Umstand Rechnung, dass es Fälle von Behinderungen gibt, bei denen es trotz vorhandener Finger unmöglich ist, Fingerabdrücke abzunehmen.
Für Details muss ich leider auf den Medizinmann Ihres Vertrauens verweisen ...
NACHTRAG: Big Data ersetzt jetzt auch schon den Arzt. Eine mögliche Antwort auf die Frage findet sich hier.
Lieber Llarian,ich habe nichts dagegen Vermutungen zu haben. Ich habe aber etwas dagegen, eine Vermutung mit einer anderen Vermutung zu "beweisen". Und ich habe etwas dagegen im nächsten Schritt die Vermutung zur Gewissheit, zur Tatsache umzuwandeln.
Oder habe ich etwas falsch verstanden?
Zitat von Llarian im Beitrag #109...Aber es gibt zumindest den einen oder anderen Grund recht sicher zu vermuten, warum es so ist...
Vermuten wird zu "recht sicher Vermuten". Da sehe ich keinen qualitativen Unterschied. Vermutung bleibt Vermutung.
Die von Ihnen aufgeführten Beispiele kommen auch nicht aus dem Konjunktiv raus.
Dazu fällt mir eine hübsche Geschichte ein. Ein Polizist entdeckt im Keller eines Bauernhauses einen Destillationsapparat. Er bezichtigt den Bauern einer Straftat - der Schwarzbrennerei. Der Bauer beteuert seine Unschuld und verweist darauf, dass es keine Spuren dafür gibt, weil das Gerät schon seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurde. Der Polizist bleibt unter Hinweis darauf, dass er das Gerät besitze, bei seiner Strafandrohung. Daraufhin sagt der Bauer, er könne ihn auch gleich wegen Vergewaltigung festnehmen, das Gerät dazu habe er auch.
Zitat von Paul im Beitrag #113 Ein Polizist entdeckt im Keller eines Bauernhauses einen Destillationsapparat. Er bezichtigt den Bauern einer Straftat - der Schwarzbrennerei. Der Bauer beteuert seine Unschuld und verweist darauf, dass es keine Spuren dafür gibt, weil das Gerät schon seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurde. Der Polizist bleibt unter Hinweis darauf, dass er das Gerät besitze, bei seiner Strafandrohung. Daraufhin sagt der Bauer, er könne ihn auch gleich wegen Vergewaltigung festnehmen, das Gerät dazu habe er auch.
Das ist in der Tat eine hübsche Geschichte, lieber Paul, wenn auch mit einer etwas sehr flachen Pointe. Allerdings illustriert sie auch ganz gut die Problematik vom ständigen "Beweisen". Es gibt nämlich tatsächlich sehr wenige Beweise im Leben. Nahezu alles was wir als gegeben ansehen sind tatsächlich Aussagen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Böse Zungen würden gar sagen, dass es überhaupt keine Beweise gibt und alle Aussagen für sich eine Unsicherheit haben, aber so tief muss man nicht einmal gehen. Ich kenne auch eine kleine Geschichte dazu: Wussten Sie, dass es tatsächlich Leute gibt, die bestreiten, dass Adolf Hitler die Juden vernichten wollte ? Die gibt es tatsächlich. Und berufen tun die sich darauf, dass es keinen unterschriebenen Führerbefehl dazu gibt. In der Folge werden wir uns wohl schwer tun, Hitler die Schuld an seinen Verbrechen zu beweisen.
Ich bin immer ein bischen suspekt, wenn Menschen nach Beweisen für Dinge verlangen, die eigentlich recht offenkundig sind, denn in den allermeisten Fällen wird man dann nie zu einem Ergebnis kommen, weil schlussendliche Beweise, selbst wenn man noch ein bischen großzügig im Begriff ist, doch eher selten sind. Können Sie beweisen, dass die Amerikaner auf dem Mond wahren ? Ich kann das nicht. Und jeder Beleg dafür ist für sich nicht über Zweifel erhaben. Sie können die Mondlandung eigentlich nicht beweisen. Und dennoch halte ich es für sinnvoll diese als historische Tatsache zu definieren.
Was nun unseren kleinen Disput angeht, lieber Paul, so dürfen Sie gerne glauben, dass der CIA Direktor, den ich weiter oben zitiere, nur einen Konjunktiv benutzt hat. Ob das sinnvoll ist, ist eine Frage, die Sie nur für sich beantworten können, genauso wie die Frage, ob Sie an die Mondlandung glauben oder nicht. Ich werde Ihnen beides nicht beweisen können. Ich muss allerdings auch nicht.
Lieber Noricus, ich würde gern noch weiterdiskutieren und auch noch gern auseinandergedröselt was von meinen Sätzen Argumente für eine Rechtfertigung sind (Einschränkung meiner wirtschaftlichen und politischen Freiheit, wie auch meiner Privatsphäre durch die OK) und was sarkastisch ausgedrückt, die m.E. falsche Fokussierung bei der in Deutschland als sehr wichtig angesehenen Kriminalprävention auf sozialpädagogische Ziele anbelangt. Was die Fingerabdrücke anbelangt, habe ich in meiner Erinnerung wohl meine gleichzeitige Beantragung von Pass und Ausweis nicht auseinandergehalten. Danke für die Berichtigung. Nur - das war eine Antwort auf Ihren DNA-Vergleich, der ja der Identifizierung dient. Genau wie biometrische Daten. Ich wollte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass es bei der Strafverfolgung eben auch darum geht. Und auch dies die Vorratsdatenspeicherung bezweckt. Diese Vergleiche mögen das Problem auf die Spitze treiben, verlagern aber den Fokus weg von den Tätern hin zu extrem unwahrscheinlichen Konstrukten. Im Ergebnis kann dann einem terroristischen Täter seine militärische Unterweisung in einem Ausbildungslager nicht zur Last gelegt werden, weil er ja nur mal vorbeigeschaut hat. Wenn man den Weg von Bombenbauplänen nicht verfolgt, weil man dabei auf Jemanden treffen könnte, der einen Bauplan besitzt ohne einen Bau zu planen, dann steht für mich die Frage im Raum, wie stark der Wille zur Prävention von Terroranschlägen ist und wie groß die Angst und Feigheit, Gegnern die Stirn zu bieten denen man mit Lichterketten nicht beikommt. Und man stattdessen medienwirksam LKW und eben Warndreiecke und Verbandskästen kontrolliert. Weiche statt harte Ziele. Hinter dem Eintreten für die Privatsphäre stehen nicht gerade selten diffuse Unschärfen des Terrorismusbegriffs, der mit einem Befreiungskampf in einen Topf geworfen wird. Kräftig umgerührt gibt es dann gar keinen Terror mehr, sondern nur noch Staatsterror. Und es gibt auch keine OK mehr, sondern eine von Medien geschürte Kriminalitätsfurcht. Aber ich gebe Ihnen recht, lieber Noricus, wir können diese Diskussion gerne vertagen, denn die Vorratsdatenspeicherung wird mit Sicherheit eingeführt werden und mit ihr eine neue Runde deutscher Hysterie und der Konzentration auf Eingebildetes. Wie die Angst vor dem Überwachungsstaat. Vor dem Steuerstaat und dem gekauften, erpressten Staat hat dagegen kaum jemand Angst. Ganz im Gegenteil.
Zitat von hubersn im Beitrag #106 Ich hatte ehrlich gesagt auf etwas substantielles gehofft.
Es tut mir leid, lieber hubersn, dass ich Ihnen kein Paper präsentieren kann mit welchem mathematischen Verfahren die NSA nun einen SSL Schlüssel genau knackt. Allerdings halte ich es auch für ein wenig übertrieben genau so ein Paper haben zu wollen. Als die NSA Methoden der differenziellen Kryptoanalyse entwickelte brauchte die Welt auch noch 15 Jahre, bis die Methoden öffentlich wurden (das NSA Papier steht immer noch aus). Auch die Nazis hielten ihre Enigma Verschlüsselung für bombensicher, obwohl es haufenweise Anzeichen gab, dass sie angreifbar war. Folgen sind bekannt. Und bis zur Veröffentlichung in den siebziger Jahren (!) glaubten auch immernoch eine Menge Leute, dass die Enigma nie geknackt worden ist. Vielleicht haben die sich etwas substanzielleres erwarten (SCNR).
Zitat Das ist seit langem bekannt und deshalb gilt seit jeher: nimm' GnuPG mit einer paranoiden Schlüssellänge und alles ist gut.
Und wenn Sie jetzt ihrem GnuPGP noch beibringen SSL auszuspucken, dann wäre die Welt ein bischen sicherer.
Zitat Nein, all das was Sie bis jetzt vorgebracht haben kann wohl kaum ein Beweis oder auch nur ein Hinweis darauf sein, dass die NSA "problemlos" Verschlüsselungen knacken kann, und es ist mir unklar, auf welcher Faktenbasis Sie zu solchen Behauptungen kommen.
Auf Basis dessen, dass viele der heutigen Standardverfahren bereits Schwächen aufweisen und der internen Aussage der NSA die Dinge mitlesen zu können. Und ich muss hier auch nix beweisen. Ich halte es einfach für sehr, sehr wahrscheinlich. Sie müssen das nicht glauben. Wie gesagt, es haben schon viele gerade ihre persönlichen Kenntnisse und Methoden bis zum Beweis des Gegenteils für bombensicher gehalten. Man könnte sagen, die ganze Geschichte der Kryptographie ist voll davon.
Aber bitte, es ist doch etwas ganz anderes zu behaupten, in den bisherigen Implementierungen könnten Fehler drin sein, die ausgenutzt werden können, als zu behaupten Verschlüsselung könne kein Schutz sein.
Und wenn man mit Google kommuniziert, so stehen die eh in den USA und müssen Daten auf Gerichtsbeschluss heraus rücken.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #75 Das geplante Freihandelsabkommen scheint alle Gegner eine starke Phalanx bilden zu lassen. So oft wie diese Verbindung in Europa von Politikern hergestellt worden ist, brauch man sie nicht als Konstrukt ansehen, sondern als Grund. Wie war das doch gleich mit der "Bedingung" von Putin für die Aufnahme von Snowden, Amerika keinen weiteren Schaden zuzufügen? Eigentlich müsste er ja jetzt aus Russland rausfliegen. Am besten in Richtung Deutschland. Für Thomas Oppermann von der SPD hat er eine "hohe Glaubwürdigkeit" und ist "ein offenkundig wertvoller Zeuge".
Günther Lachmann von der "Welt" geht noch einen Schritt weiter und hält die Handyaffäre für Putins bislang größten Coup:
Zitat von http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...sster-Coup.htmlPutin vor Obama. Eine kühne Sicht, denn der russische Präsident selbst weiß nur zu gut, dass er so weit noch lange nicht ist. Über die Grenzen Russlands hinaus ist sein Einfluss immer noch begrenzt.
Und weil er das mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ändern will, und nur darum, wanderte die Information über das abgehörte Merkel-Handy auf verschlungenen Wegen aus Russland an die deutsche Öffentlichkeit und entfachte dort jene lautstarke Empörung, die notwendig ist, den größtmöglichen Schaden im Verhältnis zu den USA anzurichten. Kein Zweifel: Merkels Handygate ist Putins bislang größter Coup.
Und deutsche Hardliner dieser Phalanx besuchen Snowden nicht um irgendwelche Erkenntnisse von solch einem Treffen mitzubringen, sondern einzig und allein um dem transatlantischen Verhältnis dauerhaft schweren Schaden zuzufügen. Die Überlegungen in Snowden einen Zeugen für den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu sehen, ist Ausdruck dieser antiamerikanischen Grundhaltung. Sie ignoriert nicht nur dass "unsere Freunde" diesen, wegen des schwersten Landesverrats mit Haftbefehl gesuchten Verräter anklagen wollen, ja müssen, nein - sie will Deutschland und Europa von Amerika politisch, wirtschaftlich und militärisch lösen. Damit beide schwächer werden. Ob Oppermann als Minister noch tauglich ist, wird m. E. als Indikator dienen können für das künftige transatlantische Verhältnis, egal ob mit demokratischem oder republikanischen Präsidenten. Er verhält sich nicht viel anders als der deutsche Besucher bei Snowden.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #117 Und deutsche Hardliner dieser Phalanx besuchen Snowden nicht um irgendwelche Erkenntnisse von solch einem Treffen mitzubringen, sondern einzig und allein um dem transatlantischen Verhältnis dauerhaft schweren Schaden zuzufügen. Die Überlegungen in Snowden einen Zeugen für den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu sehen, ist Ausdruck dieser antiamerikanischen Grundhaltung. Sie ignoriert nicht nur dass "unsere Freunde" diesen, wegen des schwersten Landesverrats mit Haftbefehl gesuchten Verräter anklagen wollen, ja müssen, nein - sie will Deutschland und Europa von Amerika politisch, wirtschaftlich und militärisch lösen. Damit beide schwächer werden. Ob Oppermann als Minister noch tauglich ist, wird m. E. als Indikator dienen können für das künftige transatlantische Verhältnis, egal ob mit demokratischem oder republikanischen Präsidenten. Er verhält sich nicht viel anders als der deutsche Besucher bei Snowden.
Diesen Gedanken möchte ich aufgreifen, weil er mich seit dem Besuch Ströbeles bei Snowden "umtreibt".
Sröbele, ein rechtskräftig verurteilter Unterstützer der RAF. Er benutzte seine anwaltliche Vertretung für Kurierdienste, hat sich mit den Zielen der RAF identifiziert und sie auch jetzt noch nicht aus den Augen verloren. Der RAF ging es um die Destabilisierung Deutschlands und Amerikas. Nach eigenem Verständnis führten sie einen Krieg (Befreieungskrieg?). Ihre Verbindungen zur DDR sind offenkundig. Die Verbindung der Stasi zum Geheimdienst der SU (brüderliche Verbundenheit) ist eine Tatsache. Es gibt also eine Linie RAF-Stasi-KGB. Für mich ist offenkundig, dass Ströbele als RAF-Sympathisant diese Linie benutzt hat, um Snowden in Moskau zu treffen. Es kann mir auch niemand einreden, dass dies ohne Billigung von Putin geschah. Das macht mir Angst. Diese "5. Kolonne" hat eine erschreckende Wirksamkeit. Putin-Ströbele ist ein bemerkenswerter Doppelschlag gegen die USA und Deutschland gelungen, mit dem Ziel die Demokratien zu schwächen.
Das ist die Fortsetzung des Kalten Krieges! Das macht mir Angst. Der Bundestagsabgeordnete Ströbele wird als Held gefeiert. Das macht mir Angst. Wie heißt es? "Wehret den Anfängen". Ich denke, diesen Zeitpunkt haben wir schon verpasst. Wer mag alles noch im Hintergrund seine "Finger im Spiel" haben? In der "Dreigroschenoper" singt Mackie Messer in seiner Moritat: "...doch die im Dunkeln sieht man nicht..."
Das macht mir Angst
LG, Paul
EDIT: Snowden ist kein Treiber mehr, sondern ein Getriebener. Er ist die Marionette, die benutzt wird. Die Herrschaft über das Geschehen ist ihm entglitten. Andere haben sich seiner bemächtigt und verfolgen mit ihm ihre Ziele.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #115Lieber Noricus, ich würde gern noch weiterdiskutieren und auch noch gern auseinandergedröselt was von meinen Sätzen Argumente für eine Rechtfertigung sind (Einschränkung meiner wirtschaftlichen und politischen Freiheit, wie auch meiner Privatsphäre durch die OK) und was sarkastisch ausgedrückt, die m.E. falsche Fokussierung bei der in Deutschland als sehr wichtig angesehenen Kriminalprävention auf sozialpädagogische Ziele anbelangt.
Ich stimme mit Ihnen überein, lieber Erling Plaethe, dass die Freiheit auch durch nichtbekämpfte organisierte Kriminalität eingeschränkt werden kann. Ebenfalls bin ich Ihrer Meinung, dass es nicht besonders konsequent ist, wenn Vorratsdatenspeicherungsgegner gesetzwidrige oder grundrechtlich problematische Maßnahmen zur Sicherung des Steueraufkommens goutieren.
Ich bin aber auch der Ansicht, dass die Vorratsdatenspeicherung zu weit geht. Vielleicht ist diese meine Sicht dadurch geprägt, dass sich der Gesetzgeber bei derartigen Datenabfrage-Möglichkeiten in der Regel sehr schwammiger Gesetzesbegriffe bedient und die Befugnisse der Behörden nicht klar determiniert. Dies hat das BVerfG ja auch in seinen Entscheidungen zur Vorratsdatenspeicherung und zur Kontostammdatenabfrage beanstandet.
Zitat Und es gibt auch keine OK mehr, sondern eine von Medien geschürte Kriminalitätsfurcht.
Natürlich gibt es organisierte Kriminalität. Aber ich denke, dass die Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden oder dass mafiöse Banden den Staat unterwandern, in Deutschland überproportional hoch ist. Warum sollten wir, die unangefochtenen Angst-Weltmeister, gerade bei diesem Thema unserer Alarmismus-Neigung untreu werden?
Zitat Aber ich gebe Ihnen recht, lieber Noricus, wir können diese Diskussion gerne vertagen, denn die Vorratsdatenspeicherung wird mit Sicherheit eingeführt werden und mit ihr eine neue Runde deutscher Hysterie und der Konzentration auf Eingebildetes. Wie die Angst vor dem Überwachungsstaat.
Da stimme ich Ihnen ja auch zu, lieber Erling Plaethe. Ich finde es dennoch bedenklich (und es ist ja auch verfassungswidrig), wenn der Staat den Behörden unpräzise formulierte Datenabfrage-Befugnisse erteilt. Der Staat hat das Handeln seiner Organe klar zu determinieren. Eine Art Vorratsbefugnis-Gesetzgebung bzw Pauschalermächtigung ist unzulässig. Wenn in den USA und den UK schon die Einführung einer Personalausweisbesitzpflicht an grundrechtlichen Erwägungen scheitert, wird man über die Vorratsdatenspeicherung hierzulande zumindest diskutieren können.
Zitat von Paul im Beitrag #118Snowden ist kein Treiber mehr, sondern ein Getriebener. Er ist die Marionette, die benutzt wird. Die Herrschaft über das Geschehen ist ihm entglitten.
Lieber Paul, die Herrschaft über das Geschehen hat Snowden schon fahren lassen, als er sich nach Moskau begeben hat. Und dass jemand wie Ströbele, der schon allein Grund genug ist, niemals die Grünen zu wählen, nun mit der neuen Antiimp-Lichtgestalt für seine amerikahassenden Wähler posiert, ist wirklich ein ganz billiger Schachzug. Und, da bin ich ganz Ihrer Meinung: Es sollte jedermann die Augen hinsichtlich des Herrn Ströbele öffnen.
Man muss es nicht gut finden, dass die NSA im Lande eines Verbündeten spioniert. Dass Ströbele und Co. diese Affäre nun für ihre Zwecke nutzen, wird dadurch aber freilich nicht besser.
Zitat von Prospero im Beitrag #78 Zum Thema Vorratsdatenspeicherung kann ich nur Angela Merkel zitieren: "Das Ausspähen von Freunden geht gar nicht" "Wir brauchen Vertrauen unter Verbündeten und Partnern."
Eine interessante Chronologie zum Thema Vorratsdatenspeicherung.
Zitat von Noricus im Beitrag #119 Natürlich gibt es organisierte Kriminalität. Aber ich denke, dass die Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden oder dass mafiöse Banden den Staat unterwandern, in Deutschland überproportional hoch ist. Warum sollten wir, die unangefochtenen Angst-Weltmeister, gerade bei diesem Thema unserer Alarmismus-Neigung untreu werden?
Gute Frage und ich meinte sie ja auch beantwortet zu haben. Die Angst der meisten Deutschen dreht sich um eingebildete Gefahren. Sie dienen als Substitut für reale. Denn deren Gefahr ruft keinen wohligen Schauer hervor. Der entsteht nur, wenn die innere Gewissheit besteht, dass die Gefahr gar nicht so real ist. Mit dieser German Angst wird nur gespielt. Aber so nähert man sich realen Gefahren eben nur spielerisch oder relativierend und nicht konfrontativ. Solch eine Herangehensweise würde die Harmonie stören.
Über die reale Gefahr des Terrorismus brauche ich hier ja nichts zu belegen. Meiner Erfahrung nach ist die OK kein Problem für die meisten Bürger. Die Reeperbahn ist ein touristisches Highlight. Dort wird Menschenhandel zur Folklore. Die Hells Angels hatten oder haben Kontakte bis in die Politik (Hannover). Vor "arabischen Großfamilien" wird eingeknickt, selbst gegenüber Justizbeamten können sie Journalisten angreifen ohne dass sie gestoppt werden. Und, tut mir leid aber auch das gehört hierher, Bundestagsabgeordnete versuchen führenden Mafiamitgliedern den Weg in die Politik zu ebnen.
Zitat Unvergleichbar viele dieser kriminellen Organisationen arbeiten auch von Deutschland aus, arbeiten in Deutschland, was natürlich daran liegt, also verständlicherweise, Deutschland ist in der Mitte Europas, Deutschland ist die stärkste Wirtschaftsmacht, ist am attraktivsten. Geldwäsche ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern immer noch sehr leicht. Das hat ja die OECD erst vor Kurzem festgehalten, mahnend. Also so gesehen ist Deutschland kein schlechtes Gebiet für diese kriminellen Syndikate.
Schwarz: Sie vertreten die These, Herr Roth, dass organisierte Kriminalität mit dem Wirtschaftssystem immer eng verflochten ist. Sie haben sich damit ja auch schon mehrfach unbeliebt gemacht bei Politikern etwa wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder. Wie sehen denn diese Verflechtungen aus und wo funktionieren sie besonders gut? Anscheinend in Deutschland!
Roth: Na ja, weil wir hier politisch, sagen wir mal, naiv - bei Gerhard Schröder weiß ich das nicht, ob es nur naiv ist - man Verbindungen eingeht mit Strukturen, die durch und durch kriminell sind. Gazprom ist nicht nur eben ein Energiekonzern wie jeder andere Energiekonzern auch, Gazprom hat Tochtergesellschaften, wo bekanntermaßen führende kriminelle Autoritäten Aktienmehrheiten haben, und Gazprom ist ein Unternehmen, das das Instrument der Erpressung bestens einsetzt, um seine Monopolstellung durchzusetzen. Die Aluminium-Industrie, müssen Sie bedenken, in Russland ist in den Händen eines Oligarchen. Da hat vor Kurzem, das heißt jetzt vor einem Jahr, das Stuttgarter Landgericht festgestellt, dass dieser Oligarch Mitglied einer kriminellen Organisation ist, der Ismailowskaja. Das waren diejenigen, die übrigens bereit waren, Opel aufzukaufen. Also da sehen Sie die Verstrickungen von Personen und Netzwerken hier mit der hiesigen Wirtschaft.
Schwarz: Ist diese internationale organisierte Kriminalität dann auch eine Gefahr für demokratische Strukturen, zum Beispiel in Deutschland?
Roth: Sie ist ganz sicher eine Gefahr für die demokratische Struktur, insbesondere ist sie eine Gefahr für den freien Wettbewerb. Der freie Wettbewerb wird ausgeschaltet, weil enorme Kapitalmengen kriminell erwirtschafteten Geldes auch hier in Deutschland investiert werden. Das ist konkurrenzloses Kapital, das hat der normale Unternehmer nicht zur Verfügung. Und die Demokratie wird dadurch ausgehöhlt, weil die Machenschaften, die kriminellen, korruptiven Machenschaften, die in diesen Ländern ja erst das Entstehen dieser großen kriminellen Organisationen ermöglicht haben, dann auch nach Deutschland greifen, oder nach Europa, muss man ja immer sagen, weil sie hier dann eben auch handgreifen, und das ist eine Gefahr für die Demokratie.
Ich erkenne keinerlei Berührungsängste, nur Verdrängung. Das ist einfach nur feige. Dem Problem wird durch Relativierung und Euphemismus aus dem Weg gegangen.
Zitat Wir haben Beweise dafür, dass die Strukturen in Deutschland genau so sind wie in Italien.
Zitat Besonders in Deutschland, findet Reski, werden die Ermittlungen der Polizei jedoch nicht gründlich genug durchgeführt. Auch unterschätzen viele Bürger immer noch die Gefahren, verklären die Mafia oder reduzieren das Attentat von Duisburg verharmlosend darauf, dass sechs Italiener von Italienern ermordet wurden.
Das sind so die ersten Einträge nach einer kurzen Suche. Es gibt Belege ohne Ende.
Zitat von Noricus im Beitrag #119Da stimme ich Ihnen ja auch zu, lieber Erling Plaethe. Ich finde es dennoch bedenklich (und es ist ja auch verfassungswidrig), wenn der Staat den Behörden unpräzise formulierte Datenabfrage-Befugnisse erteilt. Der Staat hat das Handeln seiner Organe klar zu determinieren. Eine Art Vorratsbefugnis-Gesetzgebung bzw Pauschalermächtigung ist unzulässig. Wenn in den USA und den UK schon die Einführung einer Personalausweisbesitzpflicht an grundrechtlichen Erwägungen scheitert, wird man über die Vorratsdatenspeicherung hierzulande zumindest diskutieren können.
Da stimme ich Ihnen wiederum zu. Mir geht es um die generelle Ablehnung die ich in Frage stelle.
Mit Verlaub, lieber Erling Plaethe, das sind z.T. Meinungen von "Experten", und der eine Link verweist auf ein Buch, das sich zweifellos nicht verkaufen ließe, wenn es die Gefahr in weniger düsteren Farben malte.
In den 80er-Jahren haben "Experten" das Ende das Waldes prophezeit, heute ist es der monokausal durch den CO2-Ausstoß erklärte Klimawandel. Auch dafür gab bzw. gibt es reichlich Belege. Beim Wald und dem Klima gibt es allerdings auch neutrale Daten, auf die sich jedermann selbst einen Reim machen kann. Bei der OK kann man natürlich vermuten, dass das, was wir sehen, nur die Spitze eines ungleich viel breiteren Eisberges ist, weil es in der Natur mafiöser Strukturen liegt, dass sie keine Geschäftsberichte herausgeben und keine Tage der offenen Tür veranstalten.
Und was z.B. die Hell's Angels oder die arabischen Großfamilien betrifft: Vermutlich weiß die Polizei ziemlich genau, wer zu diesen Zirkeln gehört. Ihre oder meine Telekommunikationsverbindungsdaten braucht sie dafür nicht einzusehen.
Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass OK ein großes Problem darstellt, ein größeres zweifellos als die von Ihnen angedeuteten Pseudo-Ängste der Deutschen. Allein, ich vermute, dass auch hier eine Angst geschürt wird, die über die reale Bedrohung hinausgeht.
Zitat von Noricus im Beitrag #123Allein, ich vermute, dass auch hier eine Angst geschürt wird, die über die reale Bedrohung hinausgeht.
Wir hatten diese Diskussion ja schon einmal. Wir haben einfach eine andere Sicht, lieber Noricus. Das ist der Grund weshalb wir nicht einer Meinung sind, denke ich. Und nicht weil es sich um "Experten" handelt, die ich verlinkt habe. Sie sind es, ohne Anführungszeichen. So wie Herr Bülles:
Zitat Egbert Bülles, OStA aD und langjähriger Leiter der OK-Abteilung der StA Köln unterstrich mit seinen Ausführungen die Notwendigkeit ausreichenden rechtlichen Instrumentariums, verwies in diesem Zusammenhang auf die kaum noch nachzuvollziehenden Diskussionen um die Vorratsdatenspeicherung und forderte eine noch stärkere Konzentration der Kräfte von Polizei, StA und Gericht auf eine Kriminalitätsform, die gesellschaftsbedrohend ist.
Zitat von http://www.welt.de/print/wams/nrw/articl...fia-in-NRW.htmlPolitik und Wirtschaft sind der Mafia hierzulande fast wehrlos ausgeliefert, warnen nun italienische Experten. Doch um das überprüfen zu können, müsste der hiesige Sicherheitsapparat sich überhaupt erst einmal für die Mafiosi interessieren
Die Italiener hatten ihren deutschen Gastgebern etwas mitgebracht: ein neues Selbstbild. Die Deutschen sollten lernen, sich als ignorant zu begreifen – natürlich nicht in jeder Hinsicht, sondern nur in ihrem Verhältnis zur Mafia.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #124Wir haben einfach eine andere Sicht, lieber Noricus.
Genau, lieber Erling Plaethe. Drum würde ich ein agreement to disagree vorschlagen und eine Wiederaufnahme der Diskussion anregen, wenn der Gesetzentwurf vorliegt bzw wenn man die praktischen Ergebnisse des Gesetzes evaluieren kann.
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