Lieber Erling Plaethe, Ihnen missfällt die Bezeichnung Lügenpresse.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #97 Wir haben in Deutschland eine freie Presse und keine "Lügenpresse".
"Lügenpresse" ist zunächst nur ein Demonstrationsschlachtruf. Durch Verkürzung entsteht Ungenauigkeit.
Nach meiner Wahrnehmung ist unsere Presse eine freie Presse, die frei ihre Meinung äußert, äußern kann und dabei soll es auch bleiben.
Jeder vergleicht die geäußerte Meinung immer mit der eigenen. Bei Übereinstimmung ist alles in Ordnung. Bei fehlender Übereinstimmung gibt es Kritik. Soweit so gut. Das bezieht sich auf die Meinung.
Eine ganz andere Situation gibt es bei der Information. Mich soll Presse zunächst über Fakten informieren. Auf Grund der Fakten kann ich mir eine eigene Meinung bilden. Dazu brauche ich nicht publizistische Anleitung. Die Meinung des Journalisten interessiert mich nicht. An dieser Stelle liegt der "Hase im Pfeffer". Und zwar in zweifacher Hinsicht. 1. werde ich oft über die Fakten falsch informiert; 2. werden Fakten und Meinungen so miteinander verwoben, dass es schwer fällt sie voneinander zu trennen.
Besonders kritisch wird es, was leider zu oft geschieht, dass der Journalist die Tatsachen so auswählt, dass sie zu seiner Meinung passen. Das ist noch die milde Form der Lüge. Vollendet wird die Lüge, wenn die Tatsachen bewusst verfälscht werden, damit die eigene Meinung stützen. Besonders Bildreporter und Fernsehteams haben es in dieser "Disziplin" zu einiger Meisterschaft gebracht. Dabei habe ich besonders die Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Juden im Blick. In diesem Bereich gibt es genügend Beispiele für Lügenpresse, Lügenmedien.
Die Opferumkehr ist dabei am beliebtesten. Immer bombardiert in der Überschrift Israel Gaza. Erst im Text wird dann manchmal eingeräumt, dass Israel auf Raketen aus Gaza reagiert hat. Nein, ich stelle dafür keine Beispiele ein.
Selbst die Ursachen für den letzten Gazakrieg wurden und werden vielfach falsch dargestellt. Es kann sein, dass die Journalisten Opfer der palästinensischen Propaganda geworden sind. Kann ich mir aber bei wirklich vor Ort Anwesenden nicht vorstellen. Es ist also die Wiedergabe der eigenen Meinung oder der des Auftraggebers. Da aber nicht zu erkennen ist, was im Bericht Meinung und was Fakten sind, entsteht eine völlig falsche Berichterstattung.
Lieber Erling Plaethe, wie nennen Sie so was? Ich nenne es Lügenpresse.
Nun fehlt mir das Faktenwissen, ob in Bezug auf Pegida das so gegeben ist. Die Demonstranten werden aber ihre Erfahrungen gemacht haben. Ich auch, aber nur am PC und in der "ersten Reihe". Für mich ist es sehr Wahrscheinlich, dass die Demonstranten recht haben.
Zitat von Paul im Beitrag #101Lieber Erling Plaethe, Ihnen missfällt die Bezeichnung Lügenpresse.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #97 Wir haben in Deutschland eine freie Presse und keine "Lügenpresse".
"Lügenpresse" ist zunächst nur ein Demonstrationsschlachtruf. Durch Verkürzung entsteht Ungenauigkeit.
Nach meiner Wahrnehmung ist unsere Presse eine freie Presse, die frei ihre Meinung äußert, äußern kann und dabei soll es auch bleiben.
Jeder vergleicht die geäußerte Meinung immer mit der eigenen. Bei Übereinstimmung ist alles in Ordnung. Bei fehlender Übereinstimmung gibt es Kritik. Soweit so gut. Das bezieht sich auf die Meinung.
Eine ganz andere Situation gibt es bei der Information. Mich soll Presse zunächst über Fakten informieren. Auf Grund der Fakten kann ich mir eine eigene Meinung bilden. Dazu brauche ich nicht publizistische Anleitung. Die Meinung des Journalisten interessiert mich nicht. An dieser Stelle liegt der "Hase im Pfeffer". Und zwar in zweifacher Hinsicht. 1. werde ich oft über die Fakten falsch informiert; 2. werden Fakten und Meinungen so miteinander verwoben, dass es schwer fällt sie voneinander zu trennen.
Besonders kritisch wird es, was leider zu oft geschieht, dass der Journalist die Tatsachen so auswählt, dass sie zu seiner Meinung passen. Das ist noch die milde Form der Lüge. Vollendet wird die Lüge, wenn die Tatsachen bewusst verfälscht werden, damit die eigene Meinung stützen. Besonders Bildreporter und Fernsehteams haben es in dieser "Disziplin" zu einiger Meisterschaft gebracht. Dabei habe ich besonders die Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Juden im Blick. In diesem Bereich gibt es genügend Beispiele für Lügenpresse, Lügenmedien.
Die Opferumkehr ist dabei am beliebtesten. Immer bombardiert in der Überschrift Israel Gaza. Erst im Text wird dann manchmal eingeräumt, dass Israel auf Raketen aus Gaza reagiert hat. Nein, ich stelle dafür keine Beispiele ein.
Selbst die Ursachen für den letzten Gazakrieg wurden und werden vielfach falsch dargestellt. Es kann sein, dass die Journalisten Opfer der palästinensischen Propaganda geworden sind. Kann ich mir aber bei wirklich vor Ort Anwesenden nicht vorstellen. Es ist also die Wiedergabe der eigenen Meinung oder der des Auftraggebers. Da aber nicht zu erkennen ist, was im Bericht Meinung und was Fakten sind, entsteht eine völlig falsche Berichterstattung.
Lieber Erling Plaethe, wie nennen Sie so was? Ich nenne es Lügenpresse.
Nun fehlt mir das Faktenwissen, ob in Bezug auf Pegida das so gegeben ist. Die Demonstranten werden aber ihre Erfahrungen gemacht haben. Ich auch, aber nur am PC und in der "ersten Reihe". Für mich ist es sehr Wahrscheinlich, dass die Demonstranten recht haben.
Herzlich, Paul
Lieber Paul, Sie beschreiben das, wie ich finde, ganz richtig. Gleichwohl verwendete ich den Begriff "Lügenpresse" ebenfalls nicht. Ich habe kein Problem mit zugespitzen "Kampfbegriffen", aber Lügenpresse suggeriert, daß es ein abgekartetes Meinungskartell gäbe, daß sich Journalisten und Redakteure sozusagen hinsetzen und überlegen, welche Lügen sie heute wieder verbreiten könnten. Ich denke nicht, daß es so läuft.
Ich glaube, daß Journalisten zunächst einmal ganz normale Menschen sind (muß man heute ja fast dazu sagen). Sie haben ihre persönlichen Meinungen, Wertungen und ihre ganz persönliche Filterbubble. Diese ist tendenziell links und grünlastig., schon richtig. Dies wiederum erklärt sich mir durch den missionarischen Auftrag, den Linke und Grüne tendenziell für sich beanspruchen: Diese Leute werden nunmal lieber Journalist, Funktionär, Soziologe, Psychologe () und weniger Kernphysiker oder Ingenieur (auf mögliche Begabungskorrelate als weitere Ursache sei hier nur hingewiesen). Und durch die eigene Wahrnehmungs-Filterbubble werden die Infos, die der Journalist erhält, buchstäblich gefiltert und gewichtet. Das, was letztlich zu Bildschirm gebracht wird, ist dann für den Journalisten subjektiv immer noch die Wahrheit, "seine" Wahrheit eben. Anders gesagt: er ist sich der verzerrten Realität, die er journalistisch weitergibt, nicht (oder nur zu einem geringen Teil) bewußt. Ich bin mir leidlich sicher, daß sie mehrheitlich wirklich glauben, was sie schreiben (es mag hier Ausnahmen geben) und sich vermutlich noch in den Redaktionen gegenseitig in diesem Glauben bestätigen, im Sinne von Groupthink.
Das alles ist ausgesprochen unprofessionell, einseitig, ätzend und verdrießlich. Gleichwohl. Wenn ein solcher Journalist nun mit dem Vorwurf der "Lügenpresse" konfrontiert wird, dann fühlt er sich infolge des oben beschriebenen überhaupt nicht angesprochen, geschweige denn "ertappt". Der Begriff wird lediglich Abwehrreflexe erzeugen, und der, der sich auf diese Weise abgewertet sieht, wird seinerseits den Kritiker abwerten. Und das kann ich sogar verstehen; selbst auf der Achse haben die Autoren z. T. wütende Pamphlete gegen den Lügenpresse-Vorwurf von Pegida verfaßt. Sämtliche Journalisten werden hier in in völlig unzulässiger Weise über einen Kamm geschert. Broder, Martenstein (Zeit!!), Kelle, Fleischhauer, Stephan, Harnasch, Herzinger,, Poschardt werden so mit Prantl und Augstein in einen Topf geworfen. Das geht m. E. gar nicht! Sie werden eine Art intellektuelle Wagenburg bauen; die Bereitschaft zu Selbstkritik o. ä. wird abnehmen. So ein bissl wie ich gestern im Blog geschrieben habe, werden Kollektive gebildet, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Wenn man das will, dann soll man "Lügenpresse" rufen. Die Alternative wäre die mühselige Aufgabe, immer und immer wieder zu argumentieren und die Dinge sachlich richtig zu stellen (und das möglichst in dem Bewußtsein, daß man selbst ebenfalls eine verzerrende Filterbubble hat, die keinen Garant für Objektivität darstellt).
...habe Ihren Beitrag erst gelesen, nachdem ich meinen #101 geschrieben hatte.
Im Prinzip meine ich dasselbe wie Sie. Ich habe nur einen anderen "Aufhänger" benutzt, der mich besonders beschäftigt.
Aber alle von Ihnen genannten Themenkomplexe bilden das Gleiche ab. Das äußere Erscheinungsbild unserer Medien, nimm Alles in Allem, bietet das Bild einer gleich geschalteten Medienlandschaft. Gott sei Dank gibt es immer wieder ein paar Ausreißer.
Ansonsten habe ich den Eindruck einer Grün-Rot bestimmten Medienwelt. Das traurigste daran, dass unsere Öffentlich Rechtlichen als ungutes Beispiel in vorderster Front stehen.
Zitat von Paul im Beitrag #101Lieber Erling Plaethe, Ihnen missfällt die Bezeichnung Lügenpresse.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #97 Wir haben in Deutschland eine freie Presse und keine "Lügenpresse".
"Lügenpresse" ist zunächst nur ein Demonstrationsschlachtruf. Durch Verkürzung entsteht Ungenauigkeit.
Na dann werd' ich mal der Verkürzung etwas entgegensetzen - und wegen der Genauigkeit was zur Geschichte zitieren (ohne eine Abhandlung draus zu machen). Demonstrationsschlachtruf trifft es übrigens sehr gut, nur bezweifle ich, dass Sie, lieber Paul, an solch einen Schlachruf gedacht haben:
Zitat von http://diepresse.com/home/zeitgeschichte...-alter-KampfrufDas Wort mit dem pejorativen Suffix (in Analogie zu canaille, also „Hundepack“) wurde ein gegen die Presse der Weimarer Republik gerichtetes Schmähwort der nationalsozialistischen Propaganda. Hitler schreibt in „Mein Kampf“ von der „Zeitungsjournaille“ und meint damit die „jüdisch marxistische Lügenpresse“. Wenn der NS-Propagandaverantwortliche Joseph Goebbels die „Asphaltpresse“ treffen wollte, verwendete er „Lügenpresse“ und „Journaille.“ Kritik von Journalisten wurde als kommunistisch diffamiert: „Ungehemmter denn je führt die rote Lügenpresse ihren Verleumdungsfeldzug durch …”
Der Chefideologe der Nationalsozialisten, Alfred Rosenberg, konstruiert als Gegenpol zum Willen des Volkes die verleumderische Lügenpresse: „Das Volk wird seine großen Künstler, Feldherren und Staatsmänner nicht mehr als ein ihm Entgegengesetztes empfinden – als welches eine Lügenpresse sie uns darstellen möchte –, sondern, umgekehrt, als den höchsten Ausdruck seines oft dunklen, noch unbestimmten Wollens.”
usw. Eigentlich müsste ich den gesamten Artikel verlinken.
Zitat von Paul im Beitrag #101Eine ganz andere Situation gibt es bei der Information. Mich soll Presse zunächst über Fakten informieren. Auf Grund der Fakten kann ich mir eine eigene Meinung bilden. Dazu brauche ich nicht publizistische Anleitung. Die Meinung des Journalisten interessiert mich nicht. An dieser Stelle liegt der "Hase im Pfeffer". Und zwar in zweifacher Hinsicht. 1. werde ich oft über die Fakten falsch informiert; 2. werden Fakten und Meinungen so miteinander verwoben, dass es schwer fällt sie voneinander zu trennen.
Besonders kritisch wird es, was leider zu oft geschieht, dass der Journalist die Tatsachen so auswählt, dass sie zu seiner Meinung passen. Das ist noch die milde Form der Lüge.
Nein, ist es nicht. Die mangelhafte Trennung von Meinung und Tatsachen ist beklagenswert hat aber viel mit beruflicher Qualifikation zu tun. Beim Schreiben eines Artikels der pure Information vermitteln und trotzdem Interesse wecken soll, also Spannung enthält, immer objektiv zu bleiben, stellt hohe Anforderungen an einen Journalisten. Es ist einfacher auf eine gängige und populäre Meinung aufzusatteln und dann seine Information rüberzubringen. Zeitungen müssen verkauft werden und Leser gebunden werden. Das erreicht man, in dem man viel von dem schreibt, was gelesen werden will. Das hat alles nichts mit Lügen zu tun und es ist eine Unterstellung der jeder Nachweis fehlt. Auch Sie bringen gemessen an diesem Vorwurf keinen auch ansatzweise außergewöhnlich belastbaren Beleg für diese außergewöhnliche Behauptung. Der Vorwurf der Lügenpresse war und ist, Teil übler Propaganda.
Zitat von Paul im Beitrag #101Vollendet wird die Lüge, wenn die Tatsachen bewusst verfälscht werden, damit die eigene Meinung stützen. Besonders Bildreporter und Fernsehteams haben es in dieser "Disziplin" zu einiger Meisterschaft gebracht. Dabei habe ich besonders die Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Juden im Blick. In diesem Bereich gibt es genügend Beispiele für Lügenpresse, Lügenmedien.
Ebenfalls keine Lüge, sondern bestenfalls als manipulativ zu bezeichnen. Eine Verfälschung der Tatsachen kann schon vorgeworfen werden, wenn schlampig recherchiert wurde. Ist mir selbst auch schon passiert. Oder man ist so fixiert auf seine These, dass man diese gar nicht oder nur unzureichend falsifiziert. Was in Bezug auf Israel zu beobachten ist. Auch hier kann man keinesfalls von Lügen sprechen, denn das würde den Vorsatz voraussetzen. Das mag in Einzelfällen zutreffen aber diese auf die gesamte Presselandschaft zu beziehen ist - üble Propaganda.
Zitat von Paul im Beitrag #101Die Opferumkehr ist dabei am beliebtesten. Immer bombardiert in der Überschrift Israel Gaza. Erst im Text wird dann manchmal eingeräumt, dass Israel auf Raketen aus Gaza reagiert hat. Nein, ich stelle dafür keine Beispiele ein.
Selbst die Ursachen für den letzten Gazakrieg wurden und werden vielfach falsch dargestellt. Es kann sein, dass die Journalisten Opfer der palästinensischen Propaganda geworden sind. Kann ich mir aber bei wirklich vor Ort Anwesenden nicht vorstellen. Es ist also die Wiedergabe der eigenen Meinung oder der des Auftraggebers. Da aber nicht zu erkennen ist, was im Bericht Meinung und was Fakten sind, entsteht eine völlig falsche Berichterstattung.
Ich habe mich stellvertretend im Fall der NYT mal mit einer Aussage die die Opferumkehr im weiten Sinne während des Gaza-Krieges thematisierte, befasst. Vielleicht erinnern Sie sich. Es gab etliche Artikel damals, die Israels Position verbreiteten und nicht die der Hamas. Und selbst bei denen die aus dem Gaza-Streifen sich was von Hamas-Aktivisten erzählen ließen und dies als Tatsachenberichte veröffentlichten ging ich und gehe ich nicht von einem feindseligen Vorsatz aus. Jedenfalls nicht generalisierend.
Beobachten Sie sich mal selbst, lieber Paul. Checken Sie Ihre Beiträge und dann frage Sie sich: Bin ich immer objektiv? Ich bin es nicht. Weil ich es nicht kann. Ich "kenne" welche, die es können. Vor denen verneige ich mich in Gedanken bei jedem Artikel. Es sind wenige, weil es die Besten ihres Berufes sind. Sie und die nicht so guten sind Bestandteil unser freien Presse, die besser sein kann und besser sein sollte. Aber wir, die wir schreiben, können ja schon mal bei uns selbst anfangen, bevor wir so kräftig austeilen, dass unsere Behauptungen viel, viel schwerer wiegen als die Belege die wir zur Verfügung haben.
Zitat von Doeding im Beitrag #102 Lieber Paul, Sie beschreiben das, wie ich finde, ganz richtig. Gleichwohl verwendete ich den Begriff "Lügenpresse" ebenfalls nicht. Ich habe kein Problem mit zugespitzen "Kampfbegriffen", aber Lügenpresse suggeriert, daß es ein abgekartetes Meinungskartell gäbe, daß sich Journalisten und Redakteure sozusagen hinsetzen und überlegen, welche Lügen sie heute wieder verbreiten könnten. Ich denke nicht, daß es so läuft.
Lieber Andreas Doeding, nein, das glaube ich auch nicht. Es entsteht von ganz alleine. Die Gründe dazu haben Sie für mich einleuchtend beschrieben.
Aber macht es einen Unterschied, ob man sich absichtlich zusammensetzt oder ob es quasi auf Grund anderer Faktoren, wie von Alleine entsteht? Das Ergebnis ist doch das Gleiche. RicharDT hat die Themenkomlexe in seinem Beitrag #98 genannt. Es wird eine Mehrheitsmeinung erzeugt.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #104 Na dann werd' ich mal der Verkürzung etwas entgegensetzen - und wegen der Genauigkeit was zur Geschichte zitieren (ohne eine Abhandlung draus zu machen). Demonstrationsschlachtruf trifft es übrigens sehr gut, nur bezweifle ich, dass Sie, lieber Paul, an solch einen Schlachruf gedacht haben:
Zitat von http://diepresse.com/home/zeitgeschichte...-alter-KampfrufDas Wort mit dem pejorativen Suffix (in Analogie zu canaille, also „Hundepack“) wurde ein gegen die Presse der Weimarer Republik gerichtetes Schmähwort der nationalsozialistischen Propaganda. Hitler schreibt in „Mein Kampf“ von der „Zeitungsjournaille“ und meint damit die „jüdisch marxistische Lügenpresse“. Wenn der NS-Propagandaverantwortliche Joseph Goebbels die „Asphaltpresse“ treffen wollte, verwendete er „Lügenpresse“ und „Journaille.“ Kritik von Journalisten wurde als kommunistisch diffamiert: „Ungehemmter denn je führt die rote Lügenpresse ihren Verleumdungsfeldzug durch …”
Der Chefideologe der Nationalsozialisten, Alfred Rosenberg, konstruiert als Gegenpol zum Willen des Volkes die verleumderische Lügenpresse: „Das Volk wird seine großen Künstler, Feldherren und Staatsmänner nicht mehr als ein ihm Entgegengesetztes empfinden – als welches eine Lügenpresse sie uns darstellen möchte –, sondern, umgekehrt, als den höchsten Ausdruck seines oft dunklen, noch unbestimmten Wollens.”
...tief in meinem Inneren war mit dem Begriff "Lügenpresse" eine negative Assoziation verbunden. Irgendwas mit Nazi kam da auch vor. Hätte ich mal auf dieses innere Unbehagen gehört und nicht dagegen angeschrieben.
Ja es ist richtig: Dieser Begriff ist vergiftet und man sollte ihn nicht benutzen. Ich denke auch, dass die Pegida-Demonstranten das so nicht gemeint haben. Jedenfalls würde ich Ihnen das nicht unterstellen. Weil, mir ist es auch passiert. Warum soll es dann anderen nicht auch passieren.
Schon sehr lange bin ich als stiller Leser in Zettels Raum und dabei immer wieder fasziniert von den hervorragenden Beiträgen. Obwohl ich es nie vorhatte hier zu schreiben, wohl eher wegen der Vorteile beim Lesen, habe ich mich irgendwann auch als Mitglied angemeldet. Aber nun juckt es mir doch etwas in den Fingern, mich zum Thema Journalismus zu äußern.
Vor Wochen laß ich ein Buch, dass mich wie vorher kein anders tief bewegte und es immer noch tut: "Duc, der Deutsche - Mein Vietnam. Warum die falschen siegten" von Siemon-Netto, einem deutschen Journalisten, der für Springer während des Vietnamkrieges vor Ort berichtete und nun ein Buch darüber veröffentlichte. Hier ein kurzer Auszug:
Als ich 1958 bei der Associated Press in Frankfurt meine erste Redakteursstelle hatte und mich unterstand, meine Ansichten in meine Texte einfließen zu lassen, klatschte mir mein damaliger Vorgesetzter, der Ungar Andreas Szentmihalyi, meine Manuskripte buchstäblich um die Ohren und schnarrte mich an: «Ihre unmaßgebliche Meinung interessiert niemanden.» Viele jüngere Journalisten hätten diese Therapie heute dringend nötig.
Als ich die vorangehenden Beiträge las, kam mir dieser Satz in Erinnerung.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #104 "Lügenpresse" ist zunächst nur ein Demonstrationsschlachtruf. Durch Verkürzung entsteht Ungenauigkeit.
Zitat Na dann werd' ich mal der Verkürzung etwas entgegensetzen - und wegen der Genauigkeit was zur Geschichte zitieren (ohne eine Abhandlung draus zu machen). Demonstrationsschlachtruf trifft es übrigens sehr gut, nur bezweifle ich, dass Sie, lieber Paul, an solch einen Schlachruf gedacht haben:Zitat:
Zitat von http://diepresse.com/home/zeitgeschichte...-alter-KampfrufDas Wort mit dem pejorativen Suffix (in Analogie zu canaille, also „Hundepack“) wurde ein gegen die Presse der Weimarer Republik gerichtetes Schmähwort der nationalsozialistischen Propaganda. Hitler schreibt in „Mein Kampf“ von der „Zeitungsjournaille“ und meint damit die „jüdisch marxistische Lügenpresse“. Wenn der NS-Propagandaverantwortliche Joseph Goebbels die „Asphaltpresse“ treffen wollte, verwendete er „Lügenpresse“ und „Journaille.“ Kritik von Journalisten wurde als kommunistisch diffamiert: „Ungehemmter denn je führt die rote Lügenpresse ihren Verleumdungsfeldzug durch …”
Der Chefideologe der Nationalsozialisten, Alfred Rosenberg, konstruiert als Gegenpol zum Willen des Volkes die verleumderische Lügenpresse: „Das Volk wird seine großen Künstler, Feldherren und Staatsmänner nicht mehr als ein ihm Entgegengesetztes empfinden – als welches eine Lügenpresse sie uns darstellen möchte –, sondern, umgekehrt, als den höchsten Ausdruck seines oft dunklen, noch unbestimmten Wollens.”
Mir war die historische Bedeutung bisher nicht klar. Im verlinkten Artikel wird aber ganz zum Schluß auch darauf hingewiesen, daß die DDR das Wort auch für die westliche Presse benutzt hat - was ich auf die Schnelle nicht nachprüfen kann. Gefunden habe ich aber in Blogs den Begriff "kapitalistische Lügenpresse". Das Wort scheint also nicht auf ein bestimmtes politisches Spektrum beschränkt zu sein.
(Nachträglich etwas als Zitat gekennzeichnet. War ein Flüchtigkeitsfehler.)
Zitat von Doeding im Beitrag #102 Die Alternative wäre die mühselige Aufgabe, immer und immer wieder zu argumentieren und die Dinge sachlich richtig zu stellen (und das möglichst in dem Bewußtsein, daß man selbst ebenfalls eine verzerrende Filterbubble hat, die keinen Garant für Objektivität darstellt).
Lieber Andreas Doeding, das Eine kann ich und versuche es auch. Das Andere, in Klammern stehende, kann ich nicht. Würde es doch bedeuten, dass ich aus mir heraus schlüpfen müsste, um mich, neben mir stehend, kritisch zu beurteilen und gegebenenfalls zu korrigieren. Das kann ich nicht.
Zitat von Paul Beitrag #106 Lieber Erling Plaethe...
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #104 Na dann werd' ich mal der Verkürzung etwas entgegensetzen - und wegen der Genauigkeit was zur Geschichte zitieren (ohne eine Abhandlung draus zu machen). Demonstrationsschlachtruf trifft es übrigens sehr gut, nur bezweifle ich, dass Sie, lieber Paul, an solch einen Schlachruf gedacht haben:
Zitat von http://diepresse.com/home/zeitgeschichte...-alter-Kampfruf Das Wort mit dem pejorativen Suffix (in Analogie zu canaille, also „Hundepack“) wurde ein gegen die Presse der Weimarer Republik gerichtetes Schmähwort der nationalsozialistischen Propaganda. Hitler schreibt in „Mein Kampf“ von der „Zeitungsjournaille“ und meint damit die „jüdisch marxistische Lügenpresse“. Wenn der NS-Propagandaverantwortliche Joseph Goebbels die „Asphaltpresse“ treffen wollte, verwendete er „Lügenpresse“ und „Journaille.“ Kritik von Journalisten wurde als kommunistisch diffamiert: „Ungehemmter denn je führt die rote Lügenpresse ihren Verleumdungsfeldzug durch …”
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...tief in meinem Inneren war mit dem Begriff "Lügenpresse" eine negative Assoziation verbunden. Irgendwas mit Nazi kam da auch vor. Hätte ich mal auf dieses innere Unbehagen gehört und nicht dagegen angeschrieben.
Werter Paul,
Teilentwarnung. "Journaille" kann zumindest bis auf Karl Kraus zurückverfolgt werden (Fackel Nr. 99, WIEN, ENDE MÄRZ 1902 III. JAHR, http://corpus1.aac.ac.at/fackel) und somit nach derzeitigem Stand noch verwendet werden. Um der Verkürzung noch etwas entgegenzusetzen, die einleitenden Worte dieses Artikels "Journaille" wurden im genannten Artikel der Presse auch zitiert und sind den im Beitrag #104 angeführten beiden Absätzen vorangestellt.
Zitat von alteseuropa im Beitrag #108Mir war die historische Bedeutung bisher nicht klar. Im verlinkten Artikel wird aber ganz zum Schluß auch darauf hingewiesen, daß die DDR das Wort auch für die westliche Presse benutzt hat - was ich auf die Schnelle nicht nachprüfen kann. Gefunden habe ich aber in Blogs den Begriff "kapitalistische Lügenpresse". Das Wort scheint also nicht auf ein bestimmtes politisches Spektrum beschränkt zu sein.
Nun, beide politischen Extreme benutzen gerne solche Kampfbegriffe, die sich vor allem gegen den liberalen Rechtsstaat und die freie, nicht von ihnen kontrollierte Presse richten. Ich würde allerdings ungern mit einem dieser beiden Extreme in einen Topf geworfen werden, zumindest aber mich nicht mit denen gemein machen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #104 Beobachten Sie sich mal selbst, lieber Paul. Checken Sie Ihre Beiträge und dann frage Sie sich: Bin ich immer objektiv?
Nein, lieber Erling Pläthe, bin ich nicht. Will ich auch nicht sein. Ich gebe hier meine Meinung wieder. Entweder selbst erdacht oder von Anderen übernommen. Ich bin auch kein Journalist, der für eine Zeitung schreibt.
Wäre ich einer, dann würde ich die Tatsachen sachlich berichten. In einem anderen Artikel, der dann mit Kommentar oder Meinung überschrieben wäre, würde ich das schreiben, was ich hier schreibe. Natürlich ist meine Meinung nicht objektiv. Gibt es überhaupt eine objektive Meinung?
Kann ein Subjekt objektiv schreiben? Andreas Doeding meint, wenn ich ihn richtig verstanden habe, das es geht. Aber nur wenn es dann kritisch neben sich steht und von "Außen" korrigierend eingreift.
Zu dem Übrigen, was Sie sonst noch geschrieben haben: Das ist Ihre Meinung. Die habe ich zur Kenntnis genommen, kann sie aber nicht teilen. So ist das eben mit der Meinungsfreiheit.
Zitat von Paul im Beitrag #112Ich bin auch kein Journalist, der für eine Zeitung schreibt.
Wäre ich einer, dann würde ich die Tatsachen sachlich berichten. In einem anderen Artikel, der dann mit Kommentar oder Meinung überschrieben wäre, würde ich das schreiben, was ich hier schreibe.
Lieber Paul, ich behaupte mal schlankweg, daß nicht wenige (will sagen, die meisten), Sie eingeschlossen, die hier schreiben & zumal die, die auf Sachthemen detailliert eingehen, wie R.A. auf Geschichtliches oder Meister Petz & Calimero zu Fragen von Strom & Energieversorgung, gewaltig mehr Ahnung haben als 95% aller Journalisten, die darüber etwas in die Medien streuen. Zum großen Teil liegt das daran, daß man sich jahrelang, ob aus Passion oder weil es der Beruf ist (idealiter beides) mit einem Thema eng vertraut gemacht hat & eben wissen will oder muss, was wirklich Sache ist. Da sieht man dann auch, wie sich eine Sache entwickelt, über Jahre & Jahrzehnte hinweg. Die meisten Lohnschreiber haben vom jeweiligen Thema nicht mehr Ahnung, als in der jeweiligen Pressemitteilung steht, dazu ein bisschen Erinnerung an andere Artikel zum Thema & das, was "allgemein" Stand der Informiertheit ist. Die größeren Blätter haben da Hefter (früher) bzw. Dateien (itzt) mit "Dossiers", wo knapp auf 2-5 Druckseiten ein Digest zu Themen & Personen zur Orientierung der Mitarbeiter. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum die so subito ihre Infokästchen (oder Nachrufe) ins "Blatt heben können"? Bei den kleineren Blättern steht das im Anhang der Agenturmeldung; in aller Regel besteht die Aufgabe der Redaktion nur darin, entsprechend wegzukürzen.
Das lässt sich auch zeitmässig in einer Zeitung gar nicht anders durchziehen. Die Personaldecken sind auch da immer hauchdünn, & mehr als 90 Minuten nachlesen für einen tagesaktuellen Artikel ist nicht drin; wenn das Thema in der nächsten Woche als "Hintergrundbericht" geplant ist, bleiben maximal 3 Tage, um sich "einzuarbeiten"; interviewte Fachleute braucht man, um mehr oder weniger relevante Soundbites zu bekommen & um sicherzugehen, daß bei Fachfragen, falls denn ein Detail mal erwähnt wird, das nicht von vornherein Unfug ist, sondern in der Klassenarbeit noch mit 3 Minus durchgehen würde ("Herr Professor, sehe ich das richtig, daß Transkriptase die Erbsubstanz nicht nur abliest?"). Das gilt für sachbezogene Bereiche. In den meisten Gebieten erübrigt sich das. Nur in "politischen" Bereichen ist die Bewertung immer eingebaut - das wäre nicht arg, wenn man denn die Meinung, nicht in einem separaten Kommentar, sondern in den nächsten Absatz, gewissermaßen mit Luftholen dazwischen, & mit einem einigermaßen nachvollziehbaren Grund, bringen würde (genau das meint die so oft beschworene "Trennung von Meldung & Kommentar") - und wenn das Pendel gleich weit von links nach rechts ausschlagen würde. Wenn einer den Aufmacher im Feuilleton einer meinungsstarken Postille wie der FAZ, Zeit, SZ macht, erwartet hoffentlich niemand, daß da so etwas wie Ausgewogenheit oder umfassende Begründungen geliefert werden; das steht eingebaut unsichtbar "Kommentar" drüber. Das Arge ist nur, daß sich unsere Medien mittlerweile nur noch "Kommentar" erlauben & störende Einzelfakten (Keiner will Stromautos, 90% aller Asylanträge..., Putin hat seinen Krieg damit finanziert, daß er alle wirtschaftlichen Reservefonds geplündert hat; 2014 gab es mehr Sklaven auf der Welt als 1850 - 95% davon im Geltungsbereich einer einzigen Religion) in diesen Zusammenhängen überhaupt nicht mehr eingehen, geschweige denn Gewicht erhalten. (Die stehen weiter vorn als verlorene Einzelmeldungen & sind morgen vergessen.)
Was ich meine steht etwa in der Mitte der Ausfürungen:
Zitat In krassem Gegensatz zu diesem gezielt antisemitischen Hintergrund an beiden Anschlagsorten und von den Terroristen gewollten, hohen Prozentsatz von juedischen Opfern, wird es von deutschen Medien meist nur nebenbei oder gar nicht erwaehnt.
Die 20.00 Uhr Tagesschau von heute, dem 10.01.2015 erwaehnte den Anschlag auf den koscheren Supermarkt ausschliesslich wie folgt:
Bitte weiter lesen.
So miserabel ist unsere Berichterstattung. Sie ist nicht miserabel, sondern tendenziell. Das liegt auch nicht an Überlastung, Zeitdruck oder fehlenden Informationen. Diese Vermeidungsformulierungen sind komplizierter und anstrengender als das Mitteilen der Wahrheit.
Dahinter sehe ich eine bestimmte Absicht. Es fällt mir schwer, dafür das belastete Wort nicht zu verwenden.
Hat jemand einen Vorschlag, wie man diese Art der Berichterstattung griffig bezeichnen kann?
Was ich meine steht etwa in der Mitte der Ausfürungen:
Zitat In krassem Gegensatz zu diesem gezielt antisemitischen Hintergrund an beiden Anschlagsorten und von den Terroristen gewollten, hohen Prozentsatz von juedischen Opfern, wird es von deutschen Medien meist nur nebenbei oder gar nicht erwaehnt.
Die 20.00 Uhr Tagesschau von heute, dem 10.01.2015 erwaehnte den Anschlag auf den koscheren Supermarkt ausschliesslich wie folgt:
Bitte weiter lesen.
So miserabel ist unsere Berichterstattung. Sie ist nicht miserabel, sondern tendenziell. Das liegt auch nicht an Überlastung, Zeitdruck oder fehlenden Informationen. Diese Vermeidungsformulierungen sind komplizierter und anstrengender als das Mitteilen der Wahrheit.
Dahinter sehe ich eine bestimmte Absicht. Es fällt mir schwer, dafür das belastete Wort nicht zu verwenden.
Hat jemand einen Vorschlag, wie man diese Art der Berichterstattung griffig bezeichnen kann?
LG, Paul
Lieber Paul, die "Tagesschau" habe ich ausgenommen. Die zähle ich nicht zur freien Presse, wie geschrieben. Die freie deutsche Presse incl. Süddeutsche und Spiegel spricht vom jüdischen Supermarkt. Die Tagesschau berichtet tendenziös.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #104 Beobachten Sie sich mal selbst, lieber Paul. Checken Sie Ihre Beiträge und dann frage Sie sich: Bin ich immer objektiv?
Nein, lieber Erling Pläthe, bin ich nicht. Will ich auch nicht sein. Ich gebe hier meine Meinung wieder. Entweder selbst erdacht oder von Anderen übernommen. Ich bin auch kein Journalist, der für eine Zeitung schreibt.
Wäre ich einer, dann würde ich die Tatsachen sachlich berichten. In einem anderen Artikel, der dann mit Kommentar oder Meinung überschrieben wäre, würde ich das schreiben, was ich hier schreibe. Natürlich ist meine Meinung nicht objektiv. Gibt es überhaupt eine objektive Meinung?
Kann ein Subjekt objektiv schreiben? Andreas Doeding meint, wenn ich ihn richtig verstanden habe, das es geht. Aber nur wenn es dann kritisch neben sich steht und von "Außen" korrigierend eingreift.
Mein "ae" ist kein "ä". Nur mal so. Wirklich? Sie wollen nicht objektiv sein? Schade. Ich hätte gedacht, Sie nehmen diese Herausforderung an. Sich hingeben ist doch irgendwie zu einfach, oder? Und trotzdem wir keine Journalisten sind, können wir doch deren Sorgfaltspflicht beachten - oder zumindest bedenken. Warum wollen wir von ihnen mehr verlangen, als wir bereit sind zu geben? Warum nicht die gleichen Maßstäbe dort anlegen, wo wir unser Urteil bilden? Wir machen hier nicht viel anderes als es Journalisten tun. Wenn Sie die reine Tatsache wollen, ist die Presseagentur die bessere Adresse (siehe den sehr schönen Beitrag von Morn #107 und natürlich den von Ulrich Elkmann #113). Reuters, AFP, AP und dpa sind ein paar Beispiele: http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrichten-_und_Presseagentur Also ich stelle mal eine gewagte Behauptung auf: Die Meinungen die der eigenen entsprechen, werden mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen und man stört sich kaum daran, dass sie evtl. eine Information über die Maßen überlagert. Steht die veröffentlichte Meinung konträr zur eigenen, wird der kritische Blick geschärft, das Urteilsvermögen erreicht seine volle Leistungsstärke und die Objektivität tritt in den Hintergrund.
Zitat von Morn im Beitrag #107Schon sehr lange bin ich als stiller Leser in Zettels Raum und dabei immer wieder fasziniert von den hervorragenden Beiträgen. Obwohl ich es nie vorhatte hier zu schreiben, wohl eher wegen der Vorteile beim Lesen, habe ich mich irgendwann auch als Mitglied angemeldet. Aber nun juckt es mir doch etwas in den Fingern, mich zum Thema Journalismus zu äußern.
Vor Wochen laß ich ein Buch, dass mich wie vorher kein anders tief bewegte und es immer noch tut: "Duc, der Deutsche - Mein Vietnam. Warum die falschen siegten" von Siemon-Netto, einem deutschen Journalisten, der für Springer während des Vietnamkrieges vor Ort berichtete und nun ein Buch darüber veröffentlichte. Hier ein kurzer Auszug:
Als ich 1958 bei der Associated Press in Frankfurt meine erste Redakteursstelle hatte und mich unterstand, meine Ansichten in meine Texte einfließen zu lassen, klatschte mir mein damaliger Vorgesetzter, der Ungar Andreas Szentmihalyi, meine Manuskripte buchstäblich um die Ohren und schnarrte mich an: «Ihre unmaßgebliche Meinung interessiert niemanden.» Viele jüngere Journalisten hätten diese Therapie heute dringend nötig.
Als ich die vorangehenden Beiträge las, kam mir dieser Satz in Erinnerung.
Gruß Morn
Lieber Morn, herzlich willkommen im kleinen Zimmer - als Aktiver! Und vielen Dank für den interessanten Beitrag. Vielleicht gibt es ja noch mehr von Ihnen zu hören. Mich würde es jedenfalls sehr freuen.
Zitat von Morn im Beitrag #107Schon sehr lange bin ich als stiller Leser in Zettels Raum
Lieber Morn,
immer wenn ich ihren Namen unter den Angemeldeten fand, musste ich , weil ich mich daran erinnerte, woher der Nick stammt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek:_Deep_Space_Nine Vorbild für den Namen von Morn, dem Stammgast in Quarks Bar, den der Zuschauer – mit einer Ausnahme in der deutschen Synchronfassung – nie sprechen hört, war die Figur Norm aus der Sitcom Cheers.
Ich hoffe, daß die Abweichung vom bisherigen Drehbuch einen Jonbar-Punkt und einen Retcon darstellt.
Hat jemand einen Vorschlag, wie man diese Art der Berichterstattung griffig bezeichnen kann?
LG, Paul
Der ehemalige Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, hat sicher mehr Enblick in die Branche als die Autoren und Kommentatoren hier auf diesem Blog. Er bezeichnet die (meisten) Medien als "rot-grüne Umerziehungslager". http://www.rolandtichy.de/wp-content/upl...1C4CIAE5oQZ.jpg
Er bestätigt auch ihren Eindruck,lieber Paul, daß die Medien gezielt Sachverhalte unterschlagen, die nicht dem angestrebten Meinungsbildungsziel entsprechen.
Viele, ach ja: fast alle Medien haben die Rolle der Gesellschaftsveränderer und gesamtgesellschaftlichen Lehrmeister übernommen. Sie schreiben und senden nicht, was ist und die Menschen bewegt, sondern als gelte es die jeweils neueste Vorschrift aus dem Handbuch für Umerziehung zu befolgen. Offensichtlich sind die meisten Journalisten heute die Herolde einiger aggressiver Minderheiten, die mit ihrem Meinungsterror schon die Benennung von Sachverhalten verbieten. Quelle: http://www.rolandtichy.de/tichys-einblic...n-der-medien/2/
Hat jemand einen Vorschlag, wie man diese Art der Berichterstattung griffig bezeichnen kann?
LG, Paul
Der ehemalige Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, hat sicher mehr Enblick in die Branche als die Autoren und Kommentatoren hier auf diesem Blog. Er bezeichnet die (meisten) Medien als "rot-grüne Umerziehungslager". http://www.rolandtichy.de/wp-content/upl...1C4CIAE5oQZ.jpg
Er bestätigt auch ihren Eindruck,lieber Paul, daß die Medien gezielt Sachverhalte unterschlagen, die nicht dem angestrebten Meinungsbildungsziel entsprechen.
Viele, ach ja: fast alle Medien haben die Rolle der Gesellschaftsveränderer und gesamtgesellschaftlichen Lehrmeister übernommen. Sie schreiben und senden nicht, was ist und die Menschen bewegt, sondern als gelte es die jeweils neueste Vorschrift aus dem Handbuch für Umerziehung zu befolgen. Offensichtlich sind die meisten Journalisten heute die Herolde einiger aggressiver Minderheiten, die mit ihrem Meinungsterror schon die Benennung von Sachverhalten verbieten. Quelle: http://www.rolandtichy.de/tichys-einblic...n-der-medien/2/
Klar, nirgends steht mehr "die Wahrheit" und die "kranke Mehrheitsgesellschaft" ist im Umerziehungslager. Wow, was für ein Klartext. Nette Polemik. Würde ich das für bare Münze nehmen, bräuchte ich keine Medien mehr, sondern den Pfleger meines Vertrauens der mir jeden Tag meine Verschwörungstheorie-Dosis verabreicht und mich auf meine Befreiung durch den Weltuntergang hoffen läßt. Herr Tichy ist ein gutes Beispiel wie jemand gibt, was verlangt wird: Jammern, jammern, jammern. Nur gut, dass ich mein Geld nicht mit Schreiben verdienen muss...
Hat jemand einen Vorschlag, wie man diese Art der Berichterstattung griffig bezeichnen kann?
LG, Paul
Der ehemalige Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Roland Tichy, hat sicher mehr Enblick in die Branche als die Autoren und Kommentatoren hier auf diesem Blog. Er bezeichnet die (meisten) Medien als "rot-grüne Umerziehungslager". http://www.rolandtichy.de/wp-content/upl...1C4CIAE5oQZ.jpg
Er bestätigt auch ihren Eindruck,lieber Paul, daß die Medien gezielt Sachverhalte unterschlagen, die nicht dem angestrebten Meinungsbildungsziel entsprechen.
Viele, ach ja: fast alle Medien haben die Rolle der Gesellschaftsveränderer und gesamtgesellschaftlichen Lehrmeister übernommen. Sie schreiben und senden nicht, was ist und die Menschen bewegt, sondern als gelte es die jeweils neueste Vorschrift aus dem Handbuch für Umerziehung zu befolgen. Offensichtlich sind die meisten Journalisten heute die Herolde einiger aggressiver Minderheiten, die mit ihrem Meinungsterror schon die Benennung von Sachverhalten verbieten. Quelle: http://www.rolandtichy.de/tichys-einblic...n-der-medien/2/
Und wenn es der Herr Tichy schreibt, dann ist es keine Meinung mehr, sondern eine objektive Tatsache, lieber HR? Oder wollen "wir", also Sie und ich, das deswegen lieber glauben, weil es stärker Ihrer und meiner Meinung, oder richtiger: Ihrer und meiner Wahrnehmung entspricht? In meinem Beitrag weiter oben habe ich ja letztlich einem psychologischen Konstruktivismus das Wort geredet, und ich will das hier nochmals tun. Unser Erkenntnisapparat ist nicht dazu gemacht, Informationen "objektiv" zu verarbeiten, sondern darauf, möglichst gut durchs Leben zu kommen. Hierzu entwickeln wir das, wofür ich ich oben den Begriff "Filterbubble" verwendet habe, ein Kategoriensystem also, entlang dessen wir eingehende Informationen einordnen und filtern. So weit, so trivial.
Frei nach der Bergpredigt sind wir, glaube ich, ganz gut in der Lage, die Filtersysteme anderer um so stärker als einseitig und verzerrend wahrzunehmen und zu erkennen je weiter derjenige in seinen Meinungen und Wertungen von unseren eigenen entfernt ist, während wir bei uns selbst dazu neigen, unsere Sicht auf die Dinge als "objektiv" zu betrachten. Die anderen haben für uns dann einfach nicht den "Durchblick". Eine solche "Filterbubble" hat natürlich auch der hochgeschätzte Herr Tichy, und die Tatsache, daß er Insider ist, sagt in Wahrheit gar nichts über seine Fähigkeit zur Objektivität.
Nehmen wir Augstein, zweifellos ebenfalls ein "Insider". Ich darf mal spekulieren. Nach der deutschen Medienlandschaft insgesamt befragt, antwortete er: in der Tendenz neoliberal, kriegstreiberisch, arbeitgebernah. Nun kann man es sich leicht machen und sagen, daß der Typ halt ne Macke hat (was auf eine Art zweifellos stimmt), aber man kann dennoch annehmen, daß er vor dem Hintergrund seiner Lerngeschichte, seiner Wertungen und Überzeugungen die Medien tatsächlich so wahrnimmt und möglicherweise ähnlich unter den deutschen Medien leidet wie Sie oder ich. Ein anderes Beispiel. Überfliegen Sie doch einmal diesen Blogbeitrag (und beobachten dabei vielleicht einmal Ihre "Bewertungsreflexe") . Der Autor, dessen Wahrnehmung und Schlußfolgerung ich nicht im geringsten teile, erlebt SPON, den WDR und das Heute-Journal als gleichsam neoliberal durchseucht. Da muß man wahrnehmungstechnisch erstmal hinkommen . Dennoch macht man es sich zu leicht, wenn man hier ad personam vorgeht. Der Autor nimmt es aller Mutmaßung nach tatsächlich so wahr, und vermutlich leidet er nicht weniger unter der deutschen Medienlandschaft wie "wir", und vermutlich wiese er meine Wahrnehmung, daß die Medien links und grün durchsetzt seien, weit von sich und könnte dies wohl auch (aus seiner Filterbubble heraus) begründen und durch Beispiele belegen.
Wenn ich einmal versuche, meine eigenes Filtersystem selbstkritisch zu durchforsten, dann komme ich zu folgender Beobachtung: Wenn ich mich durch die Medien klicke, dann gibt es viele Gründe, mich zu ärgern. Sehr viele. Es erscheinen sehr viel mehr Artikel, denen ich nicht zustimme als umgekehrt. ABER. Es vergeht umgekehrt keine Woche, in der nicht mehrere Artikel erscheinen, über die ich mich freue und denen ich weitgehend oder sogar vollumfänglich zustimmen kann. Es gibt Autoren und Texte, in denen ich mich wiederfinde. Meine Meinung ist Teil des öffentlichen Diskurses. Daß sie allein dadurch nicht sofort mehrheitsfähig wird, damit muß ich halt leben. Und daß sie Widerspruch erfährt von Augstein, Prantl und co, ist völlig OK. Nehmen wir die (auch von mir) vielgeschmähte Zeit online. Der Martenstein ist immer lesenswert. Darüber hinaus gab es unter dem Titel "Wir Amis" 2014 eine Serie, in der der Amerikanische Autor Eric T. Hansen den Deutschen den Spiegel aus US-Sicht vorgehalten hat. Was hat damals der Kommentarbereich gekocht! Hätte ZON nicht machen müssen und damit der eigenen Leserschaft eine Menge Ärger erspart.
Nee, Leute, Lügenpresse ist Mist. Ich glaube eher, daß je "extremer" die eigenen Positionen zu verorten sind, desto mehr kommt einem das so vor. Und zumindest ich will mir hier erstmal an die eigene Nase packen .
Zitat (...) sondern wurde dem Volk ins Maul gelegt – eine übliche Masche, wenn man als Journalist Dinge selbst nicht sagen kann, um nicht offen parteiisch zu erscheinen.
Dieser Auszug aus dem o. g. genannten "diesen Blogbeitrag" sprang mir deshalb ins Auge, weil er Manipulation in Reinform ist, unabhängig von den Beweggründen. So gesehen ist es für den Bürger egal in welche Richtung er manipuliert wird, er stellt nur fest, das er hier oder da belogen wurde und zwar nicht vom "Groschenblatt" um die Ecke (dem man er es vielleicht noch verzeiht), sondern von seriösen Tageszeitungen.
Übrigens ganz zu schweigen von Beteiligungen der Volksparteien an Verlagshäusern und Konzernen.
Was muß vor ca. zwei Jahrzehnten Politik und Staatsführung einfach gewesen sein, so ohne Internet und globale Infos.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
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