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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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dirk Offline



Beiträge: 1.538

13.07.2017 14:24
#76 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #62


Was mich mal wirklich interessieren würde, und diese Frage richtet sich nicht nur an Sie, lieber Dirk, sondern an alle, die der Meinung sind, dass die Bundesrepublik, wie wir sie kannten und schätzten, nicht mehr existiert: Was soll man dagegen tun?



Da gibt es in der Tat nicht viel; und das traegt wesentlich zur - jedenfalls meiner - resignativen Stimmung bei. Die Regierung ist eine Katastrophe (Energiewende, Euro, Fluechtlingskrise). Sie handelt bei der Fluechtlingskrise moeglicherweise sogar ausserhalb des GG; und wenn nicht, wenn also Entscheidungen mit solch massiven Auswirkungen, die bestehende gsetzliche Regelungen auch noch ausser Kraft setzen, keinen Parlamentsbeschluss benoetigen, heisst es, dass man unsere Verfassung auch vergessen kann. Das Parlament kontrolliert sie nicht. Die Staatspropagandamedien ebenfalls nicht, applaudieren ihrer Rolle entsprechend sogar und beissen jeden Kritiker.

Was kann man tun? Ich weiss es nicht. Das Problem faengt schon damit an, dass keine Basis fuer Kommunikation besteht. Wer ernsthaft leugnet, dass man nicht alle Emigranten dieser Welt aufnehmen kann und sich ueber die Vorstellung einer "Obergrenze" lustig macht, dem ist mE nicht mehr zu helfen. Was bleibt? Rechtsstaatliche Institutionen nutzen? Aber beim angesprochenen Verfassungsbruch sind ja Privatpersonen nicht mal klageberechtigt.

Uebrig bleibt AfD waehlen; Gruene Forderungen zu verbreiten und sie auszulachen und vor allem den moralischen Anspruch dieser Kasper abzustreiten. Selbst lebe ich in Grossbritannien. Da laeuft auch einiges schief (der ganze Westen hat ein Problem), aber eine derart suizidale Politik wuerde es da nicht geben. A propros: Ist der Verbot des Verbrennungsmotors ab 2030 schon beschlossen?

Nur bedeutet die Tatsache, dass guter Rat teuer und die Medizin rar ist, nicht, dass die Diagnose falsch ist.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.07.2017 15:02
#77 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #74
Zur Abwechslung mal eine sachliche Antwort von mir. Nur, um euch zu verblüffen, dass ich so etwas auch kann. ;-)

Ich weiß, daß Du das kannst ;-) Und mich freut jeder Beitrag, in dem Du das wieder demonstrierst.

Zitat
Merkel hat überhaupt kein persönliches Interesse an diesem Land, an dieser Kultur bzw. am Status quo.


Wir sind uns (und wohl ziemlich alle im Forum) einig, daß Merkel eine extrem schlechte Kanzlerin ist. Man sollte sie in ihrer Wirkung aber auch nicht überhöhen. Weder sind die guten Wirtschaftsdaten ihr Verdienst noch alle schlechten Entwicklungen ihre Schuld. Kann ja auch gar nicht, weil sie im wesentlichen dazu neigt, die Sachen passiv treiben zu lassen und sich dann der Entwicklung anzuschließen. Die einzig wirklich persönliche Fehlentscheidung war 2015 mit der Grenzöffnung. Schlimm genug, aber doch nur eines unserer Probleme.

Zitat
Meiner Meinung nach können wir sehr gut die Entwicklung der letzten 20 Jahre in die Zukunft projizieren:


Genau hier bin ich skeptisch. Wenn man 1997 die Entwicklung der damaligen letzten 20 Jahre in die Zukunft projiziert hätte, dann wäre alles mögliche herausgekommen, aber kaum die heutige Situation. Nicht einmal annäherungsweise.

Zitat
Aber Deutschland ist von etwa Platz 3 der Wirtschaftsstärke irgendwo auf Platz 12 abgerutscht ...


Ich wüßte nicht, welche Kenngröße das sein sollte. Beim BSP sind wir nach wie vor Platz 4, beim Export haben wir gerade wieder China als Nummer 1 abgelöst.

Vor allem: Es ist selbstverständlich zu erwarten, daß uns in den nächsten Jahren diverse Länder bei der summierten Wirtschaftskraft überholen werden. Weil sie eben deutlich mehr Einwohner haben und bei der Pro-Kopf-Produktivität aufholen werden. Das gibt dann in der Multiplikation unvermeidlich eine größere Gesamtstärke, auch wenn sie pro Kopf noch immer deutlich hinter uns liegen.

Diese Entwicklung ist ebenso unvermeidlich wie unkritisch, wahrscheinlich eher positiv zu werten. Denn unsere Geschäftserfolge erzielen wir fast ausschließlich mit entwickelten reichen Ländern, nicht mit armen. Je mehr Länder sich unsere teuren Qualitätswaren leisten können, desto besser.
Und wenn dann irgendwann Indien oder Brasilien mehr BSP haben - tut uns doch nicht weh.

Das relative Zurückfallen in der Reihenfolge der Wirtschaftsleistung nur aufgrund der normalen Entwicklung von Schwellenländern ist keine Folge deutscher Versäumnisse. Und es wäre ein typisch linker Denkfehler zu glauben, daß es auf Kosten Anderer gehen muß, wenn jemand wirtschaftlich zulegt.

Zitat
ausgebildete Kräfte wandern aus, und dafür kommen arbeitsscheue ungelernte Leute rein.


Vorsicht. Die Einwanderer haben im Schnitt ein Qualifikationsproblem. Aber "arbeitsscheu" ist nur eine kleine Minderheit.

Zitat
Was mir heute alles verboten ist...


Ja, es gibt mehr Verbote. Aber nach meinem Gefühl (das läßt sich wohl nicht wirklich messen) gibt es trotzdem noch mehr persönliche Entfaltungsmöglichkeiten.
Globalisierung und technischer Fortschritt haben die Palette unserer Möglichkeiten dramatisch erweitert. Und den hinterherhinkenden Bevormundungspolitikern gelingt es immer nur einen kleinen Teil davon abzuwürgen, meist auch nur symbolisch.

Zitat
Das besondere am deutschen Modell war, dass ein weltweit einzigartiger Ausgleich zwischen persönlichem Erfolg und sozialen Mindeststandards erreicht wurde. Dieses Gleichgewicht ist völlig aus den Fugen geraten ...


Weiß nicht. Wir haben natürlich demographische Veränderungen - aber ansonsten hat sich die Staatsquote schon lange nicht mehr wesentlich geändert. So viel anders als vor 20 Jahren ist das Gleichgewicht nicht.

Zitat
2. Betrachtet man aber die Entwicklung kann der Schluss nur sein: es wird schlechter und wir verschleudern Möglichkeiten.


Ich verstehe die Befürchtung, daß es schlechter werden könnte. Und selbstverständlich verschleudern wir Möglichkeiten für Verbesserungen.
Aber bisher gibt es keine Anzeichen, daß die Entwicklung sich ins negative gedreht hätte. Bisher geht es uns jedes Jahr besser, nicht schlechter.

Zitat
Meine Meinung dazu ist, dass wir sehr wohl das Recht haben, uns einen eigenen Wohlstand zu erarbeiten und es keineswegs eine ethische Pflicht gibt, a) den Abstand künstlich zu verrringern und b) den Wohlstand bedingungslos zu verschenken.


Völlige Zustimmung.

Zitat
Deutschland im letzten Jahrtausend: das war eine geschichtliche Ausnahme.


Nicht wirklich. Daß es uns deutlich besser geht als den meisten anderen Ländern, das ist seit Jahrhunderten normal. Die Ausnahmen gab es bisher nur, wenn wir uns das durch Kriege kaputt machen.

Zitat
DIESES Deutschland wird vergehen.


JEDES Deutschland wird vergehen. Seit tausend Jahren vergeht das Deutschland, daß die letzte Generation gewohnt war, und wird durch ein leicht verändertes Deutschland ersetzt. In der Regel war diese Generation dann davon überzeugt, daß die Änderungen zu fürchterlichen Konsequenzen führen würden. Meistens (nicht immer) hatten sie unrecht.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.07.2017 15:12
#78 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #75
Zitat von R.A. im Beitrag #70

Zitat
Die Dicke singt halt am Ende doch wieder nicht.

Eben.
Zwei hypothetische Diskutanten in einem Berliner Cafe anno 1910 mögen möglicherweise zu dem gleichen Schluß gekommen sein.


Halt!
Der Vergleich gilt nicht. Alle Aussagen in "Die Dicke singt nicht" galten nur für den Fall ohne Krieg.
Ein Krieg ist immer der krasse Bruch, das Abbrechen von Entwicklungslinien, und die Ersetzung der normalen politischen Probleme durch viel schlimmere, existentielle Probleme.

Auch 1910 gab es genug Leute, die die Verhältnisse und die Entwicklung in Deutschland für so katastrophal hielten, daß sie den Untergang des Abendlandes für sicher hielten (Spenglers Buch dazu ist zwar erst 1918 erschienen, wurde aber wesentlich von der Vorkriegszeit geprägt). Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war geradezu extrem in ihrem Kulturpessimismus und ihren Katastrophenfantasien. Es gab genug gerade in der intellektuellen Elite, die waren bei Kriegsausbruch glücklich, weil sie einen Krieg für das geringere Übel hielten verglichen mit dem erwarteten Untergehen Deutschlands an echten oder eingebildeten Problemen.

So ein bißchen erinnert die aktuelle Diskussion an den damaligen Pessimismus. Und auch wenn heute keiner mehr einen Krieg als Lösung empfehlen würde - die Neigung zu radikalen Lösungen und das Mißtrauen gegenüber normalen politischen Reformen steigen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.07.2017 15:17
#79 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #76
Selbst lebe ich in Grossbritannien. Da laeuft auch einiges schief (der ganze Westen hat ein Problem), aber eine derart suizidale Politik wuerde es da nicht geben.

Na ja. Ich will jetzt hier nicht die Diskussion wiederholen, ob der Brexit grundsätzlich eine gute Idee sein könnte.

Aber die konkrete Durchführung seit dem Referendum kann man eigentlich nur deshalb nicht mit "suizidal" beschreiben, weil selbst zum Suizid ein gewisses Maß an zielgerichteter Planung gehört.
Der Dilettantismus, mit der die Regierung May selbst zentrale Entscheidungen verpennt oder ohne Bedenken von Folgen mal eben tagesaktuell auswürfelt, das schlägt selbst Merkels Fehlentscheidungen um Längen.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




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13.07.2017 15:21
#80 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #75
Der späte Zettel, so erinnere ich, gab damals unter dem Eindruck der "innenpolitischen Fukushima Katastrophe", den Rat zu Letztgenanntem, ohne dass ich weiß, wie ernst er das meinte.
Um das noch einmal im Zitat zu belegen, weil mir vor allem auch der damalige Schlußsazt Zettels aus heutiger Sicht, gerade auch vor dem Hintergrund zum Beispiel der Hamburger Krawalle, der von Schwesig gestrichenen Extremismusklausel, einer Ernennung von Frau Kahane zur Hüterin der Meinungsfreiheit oder auch der "Tonart", welche mitunter aus der AfD zu hören ist, ungeheuer hellsichtig erscheint:

Zitat von Zettel
Wer unter 40 Jahren ist, der sollte aus diesem Land, das sich seit 1870, seit 1914, seit 1936 im Kern nicht geändert hat, auswandern. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Sie kriecht, die deutsche Volksseele. Mal ist sie mehr braun gefärbt, mal mehr grün. Die Dummheit ist dieselbe; das Bauchgefühl, das heute triumphiert hat. Die Dummen haben gewonnen,

Mir war um dieses Land nie bange gewesen. Jetzt glaube ich, daß Deutschland wieder der Unvernunft, daß es ein weiteres Mal Ideologen zum Opfer fallen kann.

Fett Formatierung duch mich.

Vielleicht ist das der Punkt an dem sich alles entscheidet: Wird sich die deutsche, bürgerliche Gesellschaft von seinen derzeit wirkmächtigen Ideologen im parlamentarischen Betrieb, welche mitunter deutliche Abgrenzungsprobleme zu politischem Extremismus aufweisen, emanzipieren können und wollen?

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




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13.07.2017 15:27
#81 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #78
Der Vergleich gilt nicht. Alle Aussagen in "Die Dicke singt nicht" galten nur für den Fall ohne Krieg.
Naja. Ich habe die Dicke nicht in diese Diskussion eingeführt. Aber was heiß das, was du hier scheribst?

Das frühe 20 Jahrhundert kann man in Mittteleuropa ja durchaus als kultiviert, aufgeklärt, kosmopolitisch und weltoffen bezeichnen. Es kam trotzdem zum Krieg und in der Folge zu zwei möderischen Ideologien, enstanden im Herzen Europas, welche die Welt lange in Atem hielten.

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nachdenken_schmerzt_nicht Offline




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13.07.2017 15:33
#82 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #79
Der Dilettantismus, mit der die Regierung May selbst zentrale Entscheidungen verpennt oder ohne Bedenken von Folgen mal eben tagesaktuell auswürfelt, das schlägt selbst Merkels Fehlentscheidungen um Längen.
Ohne nähere Einblicke darüber was May da so treibt zu haben, halte ich diese Feststellung für extrem unwahrscheinlich.

Atomausstieg, Energiewende und Grenzöffnung sind meines Ermessens nur schwer "um Längen zu schlagen". Was da für Steuergelder und Zukunftsweichen aus Bauchgefühl heraus bewegt wurden und werden, ist schon nicht ganz ohne.

Euphemismen halte ich bei eingen merkelschen Entscheidungen für äußerst unangebracht.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

13.07.2017 15:38
#83 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #81
Ich habe die Dicke nicht in diese Diskussion eingeführt.

Richtig, ich wollte nur Mißverständnisse verhindern.

Zitat
Aber was heiß das, was du hier scheribst?


Das heißt, daß die entspannte (nicht automatisch optimistische) Perspektive im Sinne von "die Dicke singt nicht" nur als Reaktion auf den "normalen" Pessimismus der "Deutschland geht unter"-Fraktion gedacht ist.
Die Analogie mit 1910 spielt ja auf Krieg an, und der ist völlig außen vor zu lassen, wenn man über die weitere Entwicklung unserer aktuellen Probleme redet.

Zitat
Das frühe 20 Jahrhundert kann man in Mittteleuropa ja durchaus als kultiviert, aufgeklärt, kosmopolitisch und weltoffen bezeichnen.


Richtig. Genau wie heute.
Relevant für diese Diskussion ist nicht, daß dann ein Krieg kam (der ist derzeit nicht zu erwarten - und falls er doch käme, dann nicht von den hier diskutierten Problemen verursacht).
Relevant ist, daß OBWOHL Mitteleuropa vor 100 Jahren so gut dastand, der Pessimismus und die Zukunftsangst ähnlich verbreitet waren wie heute.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

13.07.2017 15:43
#84 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #72
Zitat von Martin im Beitrag #71
Was war der Auslöser für Juden im 3.Reich, rechtzeitig die Koffer zu packen?

Liebe Güte, was ein abstruser Vergleich.
Unsere Luxus-Problemchen heute mit denen der Juden unter den Nazis zu vergleichen, das ist schon ziemlich abseits der Realität.



Alle Änderungen, die wir heute erleben (und ich persönlich zum Negativen hin erlebe), sind ja schleichender Natur. Ich würde durchaus sagen, dass wir heute im weitesten Sinne eine Situation ähnlich der Juden von 1930 haben - man kann einfach noch nicht sagen, ob es historisch äquivalent zu 1933/1938/1939/1941 sich in die ganz dramatische Richtung entwickelt, oder ob die zukünftige Entwicklung gänzlich anders verläuft. Die Gefahr ist da, über Wahrscheinlichkeiten lässt sich streiten.

Die Glaskugel ist halt nicht poliert. Sicher ist nur, dass die Zukunft auch nicht mehr das ist, was sie mal war. Und Voraussagen sind immer schwer, besonders wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Womit die Binsenweisheiten auch abgehandelt wären

Gruß
hubersn

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Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

13.07.2017 16:07
#85 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #77

Man sollte sie (Merkel) in ihrer Wirkung aber auch nicht überhöhen.



Ja, beim zweiten Durchlesen ist mir auch aufgefallen, dass ich zu sehr Merkel in den Vordergrund stelle. Ich stimme selbstverständlich deinem Urteil zu, dass Merkel PERSÖNLICH nur wenig allein verantwortet - in vielen anderen Fällen ist sie lediglich ein Symptom, aber nicht die Ursache.

Zitat

Ich wüßte nicht, welche Kenngröße das sein sollte. Beim BSP sind wir nach wie vor Platz 4, beim Export haben wir gerade wieder China als Nummer 1 abgelöst.



Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit sind das ein paar Artikel, die mir aufgefallen sind:

Dieses Jahr
31.05.2017
https://www.welt.de/wirtschaft/article16...eutschland.html
Im Ranking der 63 leistungsstärksten Staaten landet die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf dem 13. Platz.

12.07.2017
https://www.welt.de/finanzen/article1665...ls-gedacht.html
Um Deutschland steht es schlechter als gedacht

https://www.youtube.com/watch?v=Q1sqtYkYJYc
Ranking: Deutschland rutscht bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter ab


Letztes Jahr
31.05.2016
https://www.finanzen100.de/finanznachric...5946360_281090/
Deutschland rutscht aus den Top10 der wirtschaftsstärksten Länder der Welt

31.05.2016
https://www.bayernkurier.de/wirtschaft/1...and-rutscht-ab/
Deutschland rutscht ab

Beim Thema öffentliche Sicherheit zum Beispiel diese Artikel:
26.04.2017
https://www.welt.de/wirtschaft/article16...50-rutscht.html
Warum Deutschland im Sicherheitsranking aus den Top 50 rutscht

18.04.2017
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/sich...-a-1143691.html
Welche Reiseländer am sichersten sind


Zitat

Zitat
Deutschland im letzten Jahrtausend: das war eine geschichtliche Ausnahme.


Nicht wirklich. Daß es uns deutlich besser geht als den meisten anderen Ländern, das ist seit Jahrhunderten normal. Die Ausnahmen gab es bisher nur, wenn wir uns das durch Kriege kaputt machen.




OK, also das kann ich nicht mehr in ein paar Sätzen abhandeln. Halten wir zum jetzigen Zeitpunkt einfach fest, dass wir bei diesem Thema auseinanderliegen. :-)

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Florian Offline



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13.07.2017 17:28
#86 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #81

Das frühe 20 Jahrhundert kann man in Mittteleuropa ja durchaus als kultiviert, aufgeklärt, kosmopolitisch und weltoffen bezeichnen. Es kam trotzdem zum Krieg und in der Folge zu zwei möderischen Ideologien, enstanden im Herzen Europas, welche die Welt lange in Atem hielten.



Kleine Detail-Anmerkung:
es waren nicht nur zwei mörderische Ideologien, die Europa heimgesucht haben, sondern drei:
neben Kommunismus und Nationalsozialismus ist dies das "Selbstbestimmungsrecht der Völker".
Diese wird gerne übersehen (oder gar nicht als solche erkannt).

Alle drei haben gemeinsam, dass es eben Ideologien sind. Also von durchaus klugen Menschen vertreten werden, die auch davon überzeugt sind, dass ihre Ideologie für die Menschheit segensreich ist und dies auch eloquent begründen können.
Deren Durchsetzung dann aber viel Leid über die betroffenen Menschen bringt.

"Selbstbestimmungsrecht der Völker" klingt ja erst mal gut.
Und wurde auch in besten Absichten vom damaligen US-Präsidenten Wilson propagiert.
Ohne aber die Konsequenzen zum Ende durchzudenken.
Die Folge waren gerade in Mittel- und Südosteuropa eine Vielzahl kleiner Staaten. Jeweils mit eigenem Staatsvolk, dem man seinen eigenen Staat geben wollte. Aber nie konnten die Staaten klein genug geschnitten werden, um nicht doch wieder nationale Minderheiten zu beinhalten, die dann ihrerseits wieder mit großer Verbissenheit und Gewaltanwendung auf Selbstbestimmung pochten.

Florian Offline



Beiträge: 3.179

13.07.2017 17:42
#87 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #85

Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit sind das ein paar Artikel, die mir aufgefallen sind:

Dieses Jahr
31.05.2017
https://www.welt.de/wirtschaft/article16...eutschland.html
Im Ranking der 63 leistungsstärksten Staaten landet die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf dem 13. Platz.

(...)




Ich habe zugegeben jetzt nicht die ganze Liste durchgearbeitet.
Aber eine kleine methodische Anmerkung zum ersten Beispiel auf Ihrer Liste:

Solche Rankings sind immer problematisch, weil sie subjektive Wertungen und Gewichtungen enthalten, die oft nicht so recht transparent sind.
Was genau bedeutet z.B. in diesem Ranking "Effizienz der Unternehmen"? Und warum steht Deutschland bei diesem Kriterium auf Rang 16, während die Ver. Arabischen Emirate auf Platz 2 stehen? Und mit welchem Gewicht geht diese ominöse "Effizienz der Unternehmen" in das Ranking ein?
Wie wird "Effizienz der Regierung" ermittelt?
Oder was bedeutet "volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit"? (Es kann z.B. nicht BIP/Einwohner bedeuten. Denn die Schweiz steht in diesem Kriterium hinter USA, obwohl sie ein höheres BIP/Einwohner hat. Es kann aber auch nicht das absolute BIP sein. Denn dann müsste Deutschland weit vor Singapur stehen. Im Ranking ist es aber dahinter).

Um dieses Ranking wirklich beurteilen zu können, müsste man sich daher die Methodik im Detail anschauen.
Das Ranking wurde erstellt vom IMD (eine durchaus respektable Adresse). Auf deren Homepage ist der Bericht allerdings nicht frei zugänglich sondern kostet 1400 Schweizer Franken. Das war mir jetzt doch etwas zu viel. Und es ist deshalb uns schlicht nicht möglich zu beurteilen, welche Methodik wirklich hinter dem Ranking steckt.

Daher ist es m.E. besser, gleich auf die echten Grund-Daten zu gehen.
Wie z.B. BIP/Einwohner, BIP absolut o.ä.
Und wie R.A. ausgeführt hat, hat sich nach diesen Kriterien Deutschland in den letzten Jahrzehnten recht gut geschlagen.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

13.07.2017 18:17
#88 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #87

Daher ist es m.E. besser, gleich auf die echten Grund-Daten zu gehen.
Wie z.B. BIP/Einwohner, BIP absolut o.ä.
Und wie R.A. ausgeführt hat, hat sich nach diesen Kriterien Deutschland in den letzten Jahrzehnten recht gut geschlagen.



BIP ist allerdings anfällig gegen Artefakte wie unproduktive Dienstleistungen.

Aus Sicht des "einfachen Bürgers" ist doch entscheidend: Kaufkraft nach Steuern, Gesamtverschuldung pro Kopf (weil die Verschuldung von heute die Steuer von morgen ist), Kapitalstock pro Kopf. Gefühlsmäßig würde ich sagen: da steht Deutschland eher schlecht da im Vergleich der Industrienationen. Wer dafür geeignete Quellen hat, die seriös sind, immer her damit - ich kann als Gegenleistung aber maximal seriöse Quellen zur Energieversorgung liefern...

Gruß
hubersn

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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

13.07.2017 23:55
#89 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #62
Was soll man dagegen tun?


Als fremde Zunge der Abschluß der Silvestereintrags, mit dem Michael Klonovsky das Jahr 2015 beschlossen hat, nachdem er so nüchtern wie illusionslos begründet hat, warum dieses Land und dieser Kontinent keine Zukunft hat - jedenfalls keine deutsche, keine europäische und keine zivilisierte.

Zitat von Die Liebe in Zeiten der Lückenpresse. Reaktionäres vom Tage: Acta diurna 2015, S. 380-81
Was ist zu tun? Zunächst einmal hege und pflege man, was an Heimat noch übrig ist. Wer sich fürs Nomadentum entschieden hat, führe sie mit. Die Kultur wird nur in den Einzelnen überleben oder gar nicht, nichts ist von Dauer, nicht einmal von Belang. Der öffentliche Kampf gilt der Erhaltung der Zivilisation, nicht der deutschen Kultur, das wäre Illusionismus. Wer immer die Zivilisation als solche, den Rechtsstaat, die Umgangsformen, das Eigentum, die Freiheit der Rede und des Wirtschaftens verteidigen will, ist ein Verbündeter, egal welche Sprache er spricht und welche Hautfarbe er hat. Die Barbaren stehen überall bereit zum Angriff, in den Vorstädten wie in manchen Vorstandsetagen, in den Redaktionen, in den Banken, sogar in Gebetshäusern.

Ansonsten: Die Weinkeller leeren und füllen. Sich mit Genüssen umgeben, nicht mit Marken und Tinnef. Lesen und lauschen. Flanieren (wenn es noch geht). Sich bewaffnen. Sich von der allgemeinen Verwahrlosung nicht anstecken lassen. Manierlich sein, gesittet sein. Die Dinge beim Namen nennen. Die Spalter Spalter heissen und die Hasser zurückhassen. Freundlich sein zu seinen Nächsten und willkommen heißen, wer selber willkommen sein will. Man halte es mit Chesterton: Wenn ich will, dass die Welt blauer wird, mus ich mit Farbe und Pinsel vor meiner Haustür anfangen.

Wenn nichts mehr geht, die Zelte abbrechen und fliehen. Wenn die Fluten einem folgen, auf dem letzen Hügel Halt machen. Untergehen, aber nicht sich anpassen; Anpassung erniedrigt. Wer freilich dazu imstande ist, der passe sich ruhig an. Es ist ja eh wurscht.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Llarian Offline



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14.07.2017 02:50
#90 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #77

Zitat
Meiner Meinung nach können wir sehr gut die Entwicklung der letzten 20 Jahre in die Zukunft projizieren:

Genau hier bin ich skeptisch. Wenn man 1997 die Entwicklung der damaligen letzten 20 Jahre in die Zukunft projiziert hätte, dann wäre alles mögliche herausgekommen, aber kaum die heutige Situation. Nicht einmal annäherungsweise.


Ah, doch. Da ist eine ganze Menge von eingetreten, vom weiteren Aufstieg Chinas, dem Abstieg Russlands, den Problemen der EU, ja selbst dem schrumpfenden Wirtschaftswachstum in Deutschland. Die Flüchtlingskrise ist neu, das stimmt, aber selbst vor drei Jahren hat sich ja keiner vorstellen können, dass ein deutscher Regierungschef irre genug sein könnte eine Million Fast-Analphabeten in Deutschland anzusiedeln. Aber ansonsten haben wir eine durchaus nicht geringe Stabilität in den letzten 20 Jahren.

Zitat
Ich wüßte nicht, welche Kenngröße das sein sollte. Beim BSP sind wir nach wie vor Platz 4, beim Export haben wir gerade wieder China als Nummer 1 abgelöst.


Sind wir es auch bei Bildung? Bei Nachwuchs? Bei neuen Technologien? Die deutsche Arroganz hebt sich immer am Export ab, nur ist das eigentlich Kapitalexport und eigentlich gar nicht so dolle, vor allem dann, wenn man die dabei gemachten Gewinne an die Südländer direkt weiterverschenkt. Man sollte sich schon klar machen, dass die große deutsche Freude der Vollbeschäftigung vor allem daher rührt, dass die Jahrgänge seit Dekaden kleiner werden.

Zitat
Diese Entwicklung ist ebenso unvermeidlich wie unkritisch, wahrscheinlich eher positiv zu werten. Denn unsere Geschäftserfolge erzielen wir fast ausschließlich mit entwickelten reichen Ländern, nicht mit armen.


Das dumme ist nur, dass es vorraussetzt, dass die reichen Länder ihre Waren auch hier kaufen. Und das geht nur, so lange diese wettbewerbsfähig sind. Das kann sich ganz schnell ändern. Deutschland hat wenig eigene Rohstoffe um darauf zurückzugreifen, wenn der Export nicht mehr funktioniert, haben wir ein gewaltiges Problem. Oder simpel gesagt: Das ganze funktioniert nur so lange man vorne ist.

Zitat
Vorsicht. Die Einwanderer haben im Schnitt ein Qualifikationsproblem. Aber "arbeitsscheu" ist nur eine kleine Minderheit.


Der Satz war der eigentliche Grund, warum ich mir erlaubt habe das mal zu kommentieren, denn das ist so entgegen dem allgemeinen Bild, dass ich mir schon den Kopf kratzen muss. Hast Du mal gelesen, was die Handwerker so berichten, wenn sie Lehrlinge aus "Geflüchteten" rekrutieren? Oder was große Firmen für Erfahrungen mit ihren politisch korrekt aufgelegten Praktikas machen? Da ist Katastrophe noch gestrunzt. Und das liegt eben nicht nur an der Sprache. Und für Praktikum und Lehrstelle braucht man je nachdem auch nicht die Riesenqualifikation. Aber viele, und so wie es aussieht eine Mehrheit, haben eine völlig falsche Vorstellung davon wie ein Arbeitsprozess in einem modernen Industrieland aussieht.

Zitat
Ja, es gibt mehr Verbote. Aber nach meinem Gefühl (das läßt sich wohl nicht wirklich messen) gibt es trotzdem noch mehr persönliche Entfaltungsmöglichkeiten.


Die Diskussion hatten wir ja gerade erst beim Hausbau.

Zitat
Wir haben natürlich demographische Veränderungen - aber ansonsten hat sich die Staatsquote schon lange nicht mehr wesentlich geändert. So viel anders als vor 20 Jahren ist das Gleichgewicht nicht.


Doch, das hat es. Die Quote steckt nur eben wo anders. Sie steckt auch in irren Stromkosten, in Verbrauchsteuern, Gebühren, Einzelsteuern, Sozialabgaben, Geldentwertung, Zinspolitik. Alles gestiegen. Teilweise sehr, sehr deutlich. Wenn man es an der reinen Einkommenssteuer festmacht, sieht es nicht so dramatisch aus. Insgesamt betrachtet ist es gewaltig gestiegen.

Zitat
Aber bisher gibt es keine Anzeichen, daß die Entwicklung sich ins negative gedreht hätte. Bisher geht es uns jedes Jahr besser, nicht schlechter.


Das ist DEINE persönliche Wahrnehmung. Aber sie ist nicht verbindlich. Heute können sich Familien nur noch ein Haus leisten, wenn beide arbeiten gehen. Früher eher die Ausnahme. Noch vor 3 Jahren war es überhaupt kein Thema seine Kinder alleine ins Freibad zu schicken. Heute wird das ein Thema. Und vor 20 Jahren konnte man ein Haus noch problemlos mit Strom beheizen. Heute prohibitiv teuer. Es ist schon vieles schlechter geworden, nur nimmst Du das in deiner Lebenssituation nicht wahr. Andere haben so viel Glück nicht. Wer in Marxloh oder Neukölln wohnt erlebt das hautnah. Und dem geht es nicht nächstes Jahr besser.

Und vielleicht eine Anmerkung am Rande: Noch 1961 konnten sich viele (eine Mehrheit gar?) nicht vorstellen, dass man demnächst 13 Millionen Deutsche in ein Freiluftgefängnis stecken würde. Und 1932 glaubten auch viele Juden, dass "es so schlimm schon nicht werden wird". Es wurde. Es braucht keinen Krieg um auch in kurzer Zeit massive Verschlechterungen zu erleben. Ich sage nicht, dass das unbedingt ansteht, aber negieren sollte man das besser nicht. Ganz konkret, auch wenn es nicht mehr so wahrscheinlich ist, wie vor einem halben Jahr: Wenn in Deutschland die Volksfront sich anschicken würde zu regieren, dann würde ich sofort zusehen, dass ich meine Ersparnisse (bis auf ein bischen Handgeld) auf einer ausländischen Bank wiederfinden würde und ich würde immer dafür sorgen, dass mein Auto immer Sprit für mindestens 300 Kilometer in sich hätte. Man muss nicht damit rechnen, aber ich weiss aus familiärer Erfahrung wie schnell der Mauerbau damals dann doch gekommen ist. Und ich bin heilfroh, dass meine Mutter damals die Kurve rechtzeitig bekommen hat und nicht davon ausging, dass "das alles nicht so schlimm würde und niemand vorhabe eine Mauer zu bauen". Wir konnten und auch den Merkelschen Irrsinn 2015 nicht vorstellen. Es braucht keinen Krieg um ein Land in kurzer Zeit sehr, sehr nachhaltig zu schädigen.

nocheiner ( gelöscht )
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14.07.2017 10:04
#91 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Llarian: Es braucht keinen Krieg um ein Land in kurzer Zeit sehr, sehr nachhaltig zu schädigen.

Nehmen wir einmal an, dass sich in den nächsten Jahren die Versorgungslage im Lande - aus welchen Gründen auch immer - verschlechtert, keine Katastrophe, aber deutliche Einbußen. Weniger Lebensmittel, weniger Energie (Benzin, Gas). Das würde einmal zu einem Erstarken von Parteien am rechten und linken Rand führen. Außerdem hätten wir dann große Bevölkerungsgruppen im Lande, die auf Grund ihrer persönlichen Biographie gewöhnt sind, sich notfalls paralegal (um es einmal so auszudrücken)durchzusetzen. Es müssen - wie gesagt - keine Katastrophen sein, es langt schon ein deutlicher und fühlbarar Rückgang des Lebensstandards. Ich frage mich, inwieweit unsere Schönwettertoleranz auf Dauer einer derartigen Situation gewachsen wäre. Lasst es uns hoffen.

Mit besten Grüßen

nocheiner

R.A. Offline



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14.07.2017 10:18
#92 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #85
Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit sind das ein paar Artikel, die mir aufgefallen sind:

Ich glaube nicht, daß uns solche Rankings in dieser Diskussion weiterbringen.
Ganz abgesehen davon, daß die oft methodisch etwas merkwürdig sind: Letztlich sagen die nur, daß sich Deutschland irgendwo in der Spitzengruppe von 2 Dutzend gut entwickelten Staaten liegt und dabei verschiedene Stärken und Schwächen hat.
Gut gemachte Studien dieser Art können durchaus nützlich sein, um gezielt an einigen Themen zu arbeiten (z. B. Aktienkultur oder Digitalisierung). Aber da reden wir über wenige Prozent Optimierungsmöglichkeit.

Für die Frage, ob Deutschland insgesamt dem Untergang geweiht ist, können solche Studien eigentlich nichts beitragen. Weder sind die meisten dieser Kriterien gut in die Zukunft extrapolierbar noch gibt es in ihnen einen einheitlichen Trend.

R.A. Offline



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14.07.2017 10:21
#93 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #86
es waren nicht nur zwei mörderische Ideologien, die Europa heimgesucht haben, sondern drei:
neben Kommunismus und Nationalsozialismus ist dies das "Selbstbestimmungsrecht der Völker".

Völlig richtig!
Wobei das letztlich nur eine Neuformulierung der Nationalstaatsidee aus der französischen Revolution ist.

R.A. Offline



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14.07.2017 10:25
#94 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von hubersn im Beitrag #88
BIP ist allerdings anfällig gegen Artefakte wie unproduktive Dienstleistungen.

Solange jemand diese Dienstleistungen haben will, ist "unproduktiv" kein interessantes Kriterium. Auch "unproduktive" Konsumgüter sind ja kein "Artefakt", sondern gewünschter Teil des BIP.

Zitat
Aus Sicht des "einfachen Bürgers" ist doch entscheidend: Kaufkraft nach Steuern, Gesamtverschuldung pro Kopf (weil die Verschuldung von heute die Steuer von morgen ist), Kapitalstock pro Kopf.


Das sind auch wichtige Kennzahlen, aber nur begrenzt interessant.
Insbesondere sagt die Kaufkraft nach Steuern nicht wirklich etwas über den Lebensstandard aus. Wenn der Staat viele Leistungen an sich zieht, dann bietet er das zwar fast immer ineffizienter an als Private, aber als Bürger kommt man dann natürlich mit seiner Netto-Kaufkraft viel weiter.

R.A. Offline



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14.07.2017 10:26
#95 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #1
Der Mehltau schwindet wieder ein bisschen ...

Das sieht auch der (deutlich konservative) Cicero so.

Martin Offline



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14.07.2017 12:22
#96 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #94
Zitat von hubersn im Beitrag #88
BIP ist allerdings anfällig gegen Artefakte wie unproduktive Dienstleistungen.

Solange jemand diese Dienstleistungen haben will, ist "unproduktiv" kein interessantes Kriterium. Auch "unproduktive" Konsumgüter sind ja kein "Artefakt", sondern gewünschter Teil des BIP.


Wie die Arbeit von Politikern, Drogenhandel und Prostitution. Daher sagt das BIP wenig über die Qualität einer Volkswirtschaft aus. Es ensteht auch, wenn lediglich Substanz verbraucht wird. Das BIP kann hoch sein, weil der Handwerker zu hohen Preisen mit aus Steuergeldern finanzierten Wohnungen für Migranten beschäftigt ist, der Durchschnittsbürger sich diesen aber nicht mehr leisten kann, Steuergelder für die Schulen fehlen.

BIP sagt also nicht viel, höchstens für den Staat, der bei jeder Transaktion die Hand aufhält.

Gruß, Martin

dirk Offline



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14.07.2017 13:50
#97 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #79

Na ja. Ich will jetzt hier nicht die Diskussion wiederholen, ob der Brexit grundsätzlich eine gute Idee sein könnte.

Aber die konkrete Durchführung seit dem Referendum kann man eigentlich nur deshalb nicht mit "suizidal" beschreiben, weil selbst zum Suizid ein gewisses Maß an zielgerichteter Planung gehört.
Der Dilettantismus, mit der die Regierung May selbst zentrale Entscheidungen verpennt oder ohne Bedenken von Folgen mal eben tagesaktuell auswürfelt, das schlägt selbst Merkels Fehlentscheidungen um Längen.



Der Schaden des Brexit sit selbst im pessimistischsten Fall auf ein paar hundert Milliarden begrenzt und kann zur Not rueckgaengig gemacht werden. Die Abschaffung demokratischer und rechtsstaatlicher Institutionen durch die Merkel-Junta wiegt da schon schwerer. Und die Veraenderung der Bevoelkerung ist irreversible.

Florian Offline



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14.07.2017 13:58
#98 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #90
Zitat von R.A. im Beitrag #77
Wir haben natürlich demographische Veränderungen - aber ansonsten hat sich die Staatsquote schon lange nicht mehr wesentlich geändert. So viel anders als vor 20 Jahren ist das Gleichgewicht nicht.

Doch, das hat es. Die Quote steckt nur eben wo anders. Sie steckt auch in irren Stromkosten, in Verbrauchsteuern, Gebühren, Einzelsteuern, Sozialabgaben, Geldentwertung, Zinspolitik. Alles gestiegen. Teilweise sehr, sehr deutlich. Wenn man es an der reinen Einkommenssteuer festmacht, sieht es nicht so dramatisch aus. Insgesamt betrachtet ist es gewaltig gestiegen.


Hier wird jetzt einiges vermischt.

Um das mal aufzuschlüsseln:
Verbrauchssteuern, Gebühren, Einzelsteuern, Sozialabgaben sind allesamt Teil der Staatsquote und kommen NICHT on top.
Die hohen Sromkosten (und vermutlich auch die EEG-Umlage) sind tatsächlich NICHT Teil der Staatsquote und stellen eine zusätzliche Belastung on top dar.
Und speziell die Geldentwertung war noch nie so gering wie aktuell.
(Richtig ist, dass auch die Zinsen sehr niedrig sind. Allerdings sollte man hier auch bedenken, dass die reale Rendite auf Bundesanleihen nach (!) Steuern heutzutage nicht viel schlechter ist als früher. Die war nämlich immer schon nahe Null.)

Und jetzt noch ein paar Fakten:

"Staatsquote" ist das Verhältnis der Staatsausgaben (incl. Sozialversicherungen) in % des BIP.
Und R.A. hat Recht, dass dieser Wert in Deutschland seit Jahrzehnten (verblüffend) stabil ist.
Hier einmal eine Langfristbetrachtung:
1960: 33%
1970: 39%
1980: 47%
1990: 44%
2000: 45%
2010: 47%
2015: 44%

Mit anderen Worten: Es gab einen sehr massiven Ausbau von 1960 bis 1980.
Seit 1980 bis heute ist der Wert allerdings stabil bei 44% bis 47%. (Wobei er zur Zeit sogar eher am unteren Ende dieser Bandbreite ist).

[Exkurs: Genau an der Trend-Bruchkante dieser beiden epochalen Trends war das sog. "Lambsdorff-Papier", das für eine Begrenzung der Staatsquote eintrat. Womöglich war dieses Papier das wirkungsmächtigste einzelne Dokument der Nachkriegspolitik.]

Auch im internationalen Vergleich der entwickelten Volkswirtschaften ist der Wert nicht besonders auffallend.
Die relativ liberalen Großbritannien und Niederlande liegen z.B. auch bei 44% und 46%, die USA bei 40%.
Österreich liegt bei 53%, Frankreich bei 58%.
Ein extremer Ausreißer nach unten ist die Schweiz mit 33%.

(Quellen:
http://www.bundesfinanzministerium.de/Co...taatsquote.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote)

R.A. Offline



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14.07.2017 14:19
#99 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von dirk im Beitrag #97
Der Schaden des Brexit sit selbst im pessimistischsten Fall auf ein paar hundert Milliarden begrenzt und kann zur Not rueckgaengig gemacht werden.

Wenn man wirklich den pessimistischsten Fall (London verliert seine Stellung als Finanz- und Service-Zentrum Europas) annimmt (was ich nicht tue), dann wäre der Schaden deutlich höher.
Und kann auch nicht rückgängig gemacht werden.

Zitat
Die Abschaffung demokratischer und rechtsstaatlicher Institutionen durch die Merkel-Junta wiegt da schon schwerer.


Eine solche Abschaffung hat nicht stattgefunden und "Junta" für eine demokratisch gewählte Regierung ist schon ein Verstoß gegen die Forumsregeln. Bitte auf diesem Niveau nicht weitermachen.

DrNick Offline




Beiträge: 809

14.07.2017 14:39
#100 RE: Moments bloguicaux: Der Mehltau schwindet - Hamburg als ein Köln der anderen Art Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #98
Allerdings sollte man hier auch bedenken, dass die reale Rendite auf Bundesanleihen nach (!) Steuern heutzutage nicht viel schlechter ist als früher. Die war nämlich immer schon nahe Null.


Die reale Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe vor Steuern lag bis vor rund 10 Jahren immer zwischen 2% und ca. 6%. Selbst wenn man auf den Ertrag den Spitzenstuersatz zahlen müßte, bliebe in einem solchen Normalfall immmer noch etwas übrig.

Und heute: Selbst nach dem Anstieg seit dem Herbst 2016 liegt die Rendite einer Bundesanleihe immer noch rund 1% unter der Inflationsrate (und trotzdem muß ich noch Steuern zahlen).

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