Zitat Auch Willy Brandt sei sein mutmaßlicher Alkoholismus im privaten von Herzen gegönnt. Denn: er wußte stets, wann er auf den Punkt präsent sein mußte und konnte das m. W. immer sicherstellen (und wenn nicht, gab es halt seine jährliche, ganz kurzfristig auftretende "Grippeerkrankung" mit Verschiebung aller Termine) Völlig OK das alles.
Oder Horst Ehmke kam mit zwei Flaschen Rotwein und dem berühmten Satz "Aufstehen, wir müssen regieren!".
Ich empfinde - auch wenn ich politisch vieles anders sehe - jedenfalls Brandt als den mit Abstand sympathischsten, weil menschlichsten aller unserer bisherigen Kanzler. Man möchte fast sagen: Schade, dass er ein Politiker geworden ist.
Gruß Petz
Habe ich jetzt länger drüber nachgedacht...und bin fast bei Dir...weniger sympathisch aber weit mehr menschlich erscheint mir gleichwohl Adenauer. Wie Brandt ein Kind seiner Lebensgeschichte, viel geprüft, und Adenauer war z. T. wirklich boshaft und chronisch mißtrauisch; was man so weiß. Gleichwohl ähnlich authentisch, charismatisch und realpolitisch-pragmatisch. Die beiden waren sich, glaube ich, ähnlicher als man meinen sollte. Beide zu ihrer Zeit wohl am rechten Platz. Und beide trinkfest
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat von Doeding im Beitrag #220Was man hier zu sehen bekommen hat, kann dann ja nur die Spitze des Eisbergs sein; das, was nicht mehr öffentlich zu kaschieren ist, nämlich daß er nicht mal mehr in der Lage ist, auf einem Natogipfel halbwegs nüchtern zu erscheinen, und das zum wiederholten Male vor laufender Kamera der internationalen Presse. Wie muß man sich dann eigentlich interne Sitzungen; seinen Arbeitstag am Schreibtisch, wie soll man sich Kommissionssitzungen vorstellen?
Ich als Kommissionspräsident (schöne Horrorvorstellung ) würde die diversen Gipfeltreffen weder in nüchternem noch in stockbesoffenem Zustand aushalten. Man trifft sich mit Leuten, die man nicht mag und die einen nicht mögen, und muss doch auf Bussi-Bussi und beste politische Freunde machen.
Am Schreibtisch oder in der trauten Runde der Kommissare ist die Stimmung dann schon viel weniger unangenehm. Und ich glaube ohnehin, dass wenig von dem, was in der EU passiert, auf Junckers Mist wächst, sondern dass es da eher fleißige Mitarbeiter in seinem Stab gibt, deren Arbeit er mit seiner Unterschrift adelt.
Zitat von Doeding im Beitrag #220Was man hier zu sehen bekommen hat, kann dann ja nur die Spitze des Eisbergs sein; das, was nicht mehr öffentlich zu kaschieren ist, nämlich daß er nicht mal mehr in der Lage ist, auf einem Natogipfel halbwegs nüchtern zu erscheinen, und das zum wiederholten Male vor laufender Kamera der internationalen Presse. Wie muß man sich dann eigentlich interne Sitzungen; seinen Arbeitstag am Schreibtisch, wie soll man sich Kommissionssitzungen vorstellen?
Ich als Kommissionspräsident (schöne Horrorvorstellung ) würde die diversen Gipfeltreffen weder in nüchternem noch in stockbesoffenem Zustand aushalten. Man trifft sich mit Leuten, die man nicht mag und die einen nicht mögen, und muss doch auf Bussi-Bussi und beste politische Freunde machen.
Am Schreibtisch oder in der trauten Runde der Kommissare ist die Stimmung dann schon viel weniger unangenehm. Und ich glaube ohnehin, dass wenig von dem, was in der EU passiert, auf Junckers Mist wächst, sondern dass es da eher fleißige Mitarbeiter in seinem Stab gibt, deren Arbeit er mit seiner Unterschrift adelt.
Guter Punkt, lieber Noricus. Ich vermute, mir ginge es nicht anders. Ich werde mich zukünftig dafür stark machen, den Beruf des EU-Kommissionspräsidenten zum offizielen Risikoberuf für Alkoholismus erklären zu lassen, analog zum Beruf des Kochs oder des Winzers
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat von R.A. im Beitrag #214Das ist eine eher moderne Auffassung. Wenn ich Dich nicht kennen würde, würde ich eine "snowflake"-Einstellung vermuten.
Es ist nicht alles was sich in den letzten 30 Jahren in unserer Gesellschaft gewandelt hat, eine Folge der Grünen oder grünes Denken. Das man Alkoholismus überhaupt als Krankheit begreift ist beispielsweise durchaus ziemlicher Konsens, ohne das Grüne mit am Tisch sitzen würden.
Zitat Natürlich gab es immer einige prüde Gesellschaftskreise, die das so gesehen haben (heute repräsentiert von den Grünen).
Das hat mit Prüderie nichts zu tun. Meinetwegen kann Juncker täglich eine schwarze Messe halten und eine Orgie mit dieben sibirischen Ringern veranstalten. Aber Alkoholismus ist eine Krankheit, die die eigene Steuersfähigkeit angreift, bzw. unterminiert. Ein Alkoholer kann keine verantwortungsvolle Position einnehmen, weil er schlicht andere gefährdet.
Zitat Aber die waren nie wirklich relevant, ansonsten war Saufen für einen Politiker und natürlich auch einen Regierungschef ziemlich normal. Die Weltgeschichte wäre ohne Alkoholiker in Spitzenpositionen nicht vorstellbar.
Das ist eine schöne Folklore. Hält aber der Überprüfung nicht wirklich stand. Ich setze mal ein Beispiel dagegen: In unserer Firma haben wir selbstredend eine ganze Reihe Vertriebler. Und von Vertrieblern wird in einigen Ländern schlicht erwartet, dass sie sich zusammen mit dem Kunden besaufen (daher kommt ja immer der schöne Witz des Fortbildungskurses "Sicheres Verhandeln bei 2 Promille"). Und das tun die auch. Und die müssen (und sind) in dem Sinne trinkfest sein. Dennoch wären die ihren Job los, wenn die beim Antritt beim Kunden oder auch nur am Montag morgen bei uns im Haus angetrunken auflaufen würden. Denn das ist ein ganz entscheidender Unterschied zum Alkoholiker. Ein Vertriebler (genauso wie ein geschickter Außenpolitiker wie beispielsweise Helmut Kohl) kann sich mit einem Kunden zusammen betrinken. Aber deswegen hat er keine Notwendigkeit das zu tun. Er ist immer noch Herr seiner selbst und kann nach dem Abend immer noch verantwortungsvoll seine Aufgabe wahrnehmen. Das kann ein Alkoholiker nicht. Saufen ist nicht das Problem. Der Kontrollverlust ist das Problem.
Zitat Da muß man wohl auch damit leben, daß sogar in Zettels Raum grüne Moralvorstellungen gepredigt werden ...
Ich glaube Du verwechselst da etwas. Die grüne Moralvorstellung wäre nicht, dass Säufer keine Verantwortung übernehmen dürfen. Die grüne Vorstellung wäre, dass Bekiffte das gefälligst auch dürfen sollen.
Zitat von Noricus im Beitrag #227Ich als Kommissionspräsident (schöne Horrorvorstellung ) würde die diversen Gipfeltreffen weder in nüchternem noch in stockbesoffenem Zustand aushalten. Man trifft sich mit Leuten, die man nicht mag und die einen nicht mögen, und muss doch auf Bussi-Bussi und beste politische Freunde machen.
In den aktuell umlaufenden Videos sieht man tatsächlich, wie Juncker männliche Regierungs-Chefs abbusselt. (siehe z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=oecvYFq_wi0&t=127s bei 0:10min, 0:40min und 2:20min Ich habe mich da gefragt: Ist so was WIRKLICH üblich? Für mich waren Begrüßungsküsse zwischen Männern neu. Hatte ich bisher weder bei TV-Berichten über Staatsbesuche noch bei privaten Besuchen im Welschland wahrgenommen. Verkehre ich einfach in den falschen Kreisen? Und habe ich bisher Tagesschau-Berichte über Staatsempfänge nicht aufmerksam genug beobachtet? Oder war Junckers Verhalten da nicht vielleicht doch eher unüblich? (Die Initiative scheint in jedem Fall von Juncker auszugehen. Und man sieht im Video auch keine anderen Staatsmänner, die sich küssen würden. Andererseits scheinen die Kuss-Empfänger auch nicht allzu überrascht zu sein.).
Zitat von Doeding im Beitrag #226...weniger sympathisch aber weit mehr menschlich erscheint mir gleichwohl Adenauer. Wie Brandt ein Kind seiner Lebensgeschichte, viel geprüft, und Adenauer war z. T. wirklich boshaft und chronisch mißtrauisch; was man so weiß. Gleichwohl ähnlich authentisch, charismatisch und realpolitisch-pragmatisch. Die beiden waren sich, glaube ich, ähnlicher als man meinen sollte. Beide zu ihrer Zeit wohl am rechten Platz. Und beide trinkfest
Okay, sehe ich auch etwa so . Das Letztere bezüglich Adenauer allerdings MITNICHTEN. is zwar nitt grad wichtig, aber hier halt das Thema und deshalb: Bitte reichlich Wasser in diesen Wein.
Bei Empfängen und ähnlichen Gelegenheiten - sofern der Alte das selbst steuern konnte - pflegte ihm der Kellner durch ein diskretes Zeichen auf dem Tablett ein Glas anzubieten, in welchem sich Spudelwasser oder dgl. befand, berichtet sein Sohn Max. Von der Moskau-Sache ist das allen Mitarbeitern verordnete Olivenöl bekannt; soll angeblich als ne Art Pille davor eine gewisse immunisierende Wirkung haben. Er selbst habe auf Wein bestanden und Schärferes verschmäht.
Ferner durfte in seiner Umgebung (inkl.Sitzungen etc.) nicht geraucht werden. Zu damaliger Zeit arg, arg exotisch und skurril.
Sein Nachfolger, eher ein Genussmensch, dessen äußeres Erscheinungsbild schon auf einen gewissen Hedonismus hinweist, war ihm womöglich schon deswegen zuwider - okay; ich sach mal: suspekt. Immerhin soll er sich aber anlässlich von dessen Rausschmiss eine Flasche aller edelsten Weins ausnahmsweise mal genehmigt haben. Eine gewisse Boshaftigkeit war ihm ja nicht so ganz fremd, wie Sie ganz richtig schreiben.
Er pflegte jedenfalls einen frugal-strengen "gesunden" (das war ihm wichtig) Lebensstil. Claudia Roth und Renate Künast sind also nicht die Erfinderinnen des Spaßbremsentums. Bezüglich "Gesundheitsfragen" könnte man diesbezüglich womöglich gar postum an eine Koalition denken ; okay, die waren ja erst ca. 10, als er starb.
Zitat von Noricus im Beitrag #227Ich als Kommissionspräsident (schöne Horrorvorstellung ) würde die diversen Gipfeltreffen weder in nüchternem noch in stockbesoffenem Zustand aushalten. Man trifft sich mit Leuten, die man nicht mag und die einen nicht mögen, und muss doch auf Bussi-Bussi und beste politische Freunde machen.
In den aktuell umlaufenden Videos sieht man tatsächlich, wie Juncker männliche Regierungs-Chefs abbusselt. (siehe z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=oecvYFq_wi0&t=127s bei 0:10min, 0:40min und 2:20min Ich habe mich da gefragt: Ist so was WIRKLICH üblich? Für mich waren Begrüßungsküsse zwischen Männern neu.
Im Ostblock war das gang und gäbe - genauso wie Alkoholismus in der Nomenklatura.
Die Bezeichnung EUdSSR hat sich nicht umsonst etabliert, die Zahl der Analogien ist Legion ;)
Zitat von Doeding im Beitrag #226...weniger sympathisch aber weit mehr menschlich erscheint mir gleichwohl Adenauer. Wie Brandt ein Kind seiner Lebensgeschichte, viel geprüft, und Adenauer war z. T. wirklich boshaft und chronisch mißtrauisch; was man so weiß. Gleichwohl ähnlich authentisch, charismatisch und realpolitisch-pragmatisch. Die beiden waren sich, glaube ich, ähnlicher als man meinen sollte. Beide zu ihrer Zeit wohl am rechten Platz. Und beide trinkfest
Das Letztere bezüglich Adenauer allerdings MITNICHTEN. is zwar nitt grad wichtig, aber hier halt das Thema und deshalb: Bitte reichlich Wasser in diesen Wein.
Stimmt, seine Abneigung gegen Tabak ist legendär...allerdings würde zumindest mich auch ein Eßlöffel Olivenöl höchstwahrscheinlich nicht in die Lage versetzt haben, mit Chruschtschow auf Augenhöhe zu saufen, und mir ist ein Interview erinnerlich, in dem dies von einem Mitglied der russischen Delegation anerkennend vermerkt worden ist ("Er konnte trinken wie ein Mann, obwohl er doch so lang und dünn war.") Daß er von dieser mutmaßlichen Trinkfestigkeit wenig Gebrauch gemacht hat, könnte möglicherweise auch an seinem Diabetes gelegen haben, der ihn wohl zu großer Disziplin gezwungen hat. So hat seine Sekretärin einmal berichtet, daß er jahrzehntelang (in der vor-Insulin-Zeit) nach größeren Banketts aufs Klo verschwunden sei, um sich den Finger in den Hals zu stecken...aber wie auch immer; Sie haben schon recht: Adenauer und Brandt sind den Genüssen des Lebens (man denke auch an das Verhältnis zu Frauen) in sehr unterschiedlicher Weise zugetan gewesen.
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Die Unterschrift stimmt nicht. Da heißt es: "Kleinert ist für eine Rede bekannt, die er am 23. November 1994 im alkoholisierten Zustand im Deutschen Bundestag gehalten hat." Richtig ist, daß Kleinert wohl alle seine Bundestagsreden im alkoholisierten Zustand gehalten hat. Diese hier war aber wohl die einzige, bei der man ihm das angemerkt hat.
Zitat "Also ein Säkularisierungsschub. " Das ist für mich inzwischen die unwahrscheinlichste Möglichkeit.
Zugegeben, sehr große Hoffnung mache ich mir da auch nicht. Wenn ich mir die Tendenzen so ansehe, dann erkenne ich in den meisten Ländern eher das Gegenteil, islamisch-konservative Kräfte gewinnen immer mehr an politischer Bedeutung. Selbst in den drei Vorzeige-Ländern, Indonesien, Türkei und Tunesien, scheint die Entwicklung Richtung mehr Religion zu gehen.
Einzige Ausnahmen, die Hoffnung machen, sind die vorsichtigen Reformen in Saudi-Arabien und die Proteste im Iran. Wobei die herrschende Elite in beiden Fällen fest entschlossen ist, keine Macht abzugeben und zu schnelles Vorgehen hart bestraft.
Frank2000 schrieb am 10.07.2018, um 12:06 Uhr:
Zitat Wir haben in Mitteleuropa eine geschichtlich betrachtet absolute Ausnahmesituation erlebt, etwas, was es noch nie gab: eine wohlhabende, friedliche säkulare Gesellschaft. Religion war zurück gedrängt worden und fand nur noch da statt, wo es aus Sicht eines Atheisten hingehört: in die eigenen vier Wände - neben anderen privaten Spinnereien wie der Glaube an Außerirdische unter uns, Horoskope oder Globuli.
Einerseits haben Sie sicherlich recht, wenn Sie auf die Einmaligkeit der Entwicklung im Westen verweisen. Hier haben wohl auch die Erfahrungen der Religionskriege im Anschluss an die Reformation einiges bewirkt und den Boden für Säkularisierung und Aufklärung bereitet. Andererseits ist Mittel- oder besser Westeuropa so einmalig nun auch nicht. In den USA gibt es weite Gegenden, die eine ganz ähnliche Entwicklung durchlaufen haben. Das moderne Japan ist ebenfalls kein Ort, der durch Religion bestimmt wird.
Ein Fakt, der mir bisher auch entgangen ist, muss ich vielleicht noch ansprechen: Bisher bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es die Atheisten und Gläubigen (Konvertiten und Leute, die ihre "eingeborene Religion" aktiv betreiben) gibt, die sich aktiv mit ihrer Religion befasst und dann gibt es die große Mehrheit der Bevölkerung, die dazu eher ein passives Verhältnis hat. Die große Bevölkerungsmehrheit, die weder regelmäßig in die Kirche geht, noch sich mit "metaphysischen" Fragen oder der Kirchengeschichte, noch mit den moralisch-sozialen Auswirkungen von Religion befasst, habe ich mehr oder weniger als desintressiert an dieser Frage wahrgenommen. Heute bin ich eines besseren Belehrt worden, denn ich erkenne, dass es auch so etwas wie ein "Kulturchristentum" gibt. Also Personen, die mit der Kirchenleitung und den "metaphysischen Überbau" - also Schöpfungslehre, Vergebung von Sünden, Endgericht, der Existenz und das Wesen von Gott usw. - nicht viel anfangen können und sie vermutlich auch ablehnen würden, die sich aber aus kulturellen Gründen dem Christentum verbunden fühlen. Etwa als historische Wurzel von Wertvorstellungen ("Heiligkeit des Lebens", Vergebung usw.) und Traditionen (Sonntagsruhe, Weihnachtsfeier) und/oder als wesentlicher Teil unseres kulturellen Erbes. Man sehe sich mal an, wie viele große Geister der Vergangenheit Theologen, oft sogar Kleriker waren. Bach selbst hat zum großen Teil Kirchenmusik geschrieben und viele Kunstwerke, Architektur usw. dienen religiösen Zwecken. Egal ob Goethes Faust oder Miltons "Paradise Lost", beides sind Werke, die vor allem vor einen christlichen Hintergrund zu verstehen sind.
Dass man sich mit all dem positiv verbunden fühlt, auch ohne die tiefe Überzeugung zu haben die man "Glauben" nennt, ist für mich inzwischen nachvollziehbar geworden. Man kann dies wohl damit vergleichen, dass jemand ein Kunstwerk bewundert, obwohl er der transportierten Botschaft nicht zustimmen kann.
Ich vermute, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung, die mehr oder weniger religiös sind, eher zu dem "Kulturchristentum" als zum "Glaubenschristentum" neigen. Ihr persönlicher Glaube entspricht dann eher deistischen oder pantheistischen Vorstellungen, skeptischen Theismen und dergleichen.
Werwohlf schrieb am 13.07.2018, um 00:52 Uhr:
Zitat Eine Religion wird künftig den Alltag bestimmen, und das wird diverse Konsequenzen haben, die von der Mehrheit heute noch als unerwünscht, je nach Ausprägung der Religion auch als "entsetzlich", empfunden werden.
Das scheint leider eine sehr plausibele Prognose zu sein.
Werwohlf schrieb am 13.07.2018, um 00:52 Uhr:
Zitat Für ein Revival anderer Religionen sehe ich keine Ansätze, und da brauchen wir dann auch gar nicht darüber zu diskutieren, wie "entsetzlich" die Konsequenzen dann sein würden.
Ich halte so ein Revival auch für sehr unwahrscheinlich, weshalb sich weitere Diskussionen erübrigen. Dennoch wage ich anzumerken, dass es gewisse Personen gibt, die auf so ein Revival hinarbeiten. Einige, indem das Thema "Religion" seit den 11.September wiederholt auf die Tagesordnung gesetzt wird, andere indem sie von der besagten Religion quasi "mitgezogen" zu werden wünschen und wieder andere, weil sie im Christentum das Gegengewicht zu einer bestimmten anderen Religion gefunden zu haben glauben. Ich glaube nicht, dass diese Strategien in Europa zünden werden.
In den USA dagegen gibt es eine gewisse Zunahme des Christentums. Und das ist kein "Kulturchristentum", sondern ein "Glaubenschristentum", wenn auch nicht das unserer großen Kirchen, das sogar die Naturwissenschaften offen angreift.
Werwohlf schrieb am 13.07.2018, um 00:52 Uhr:
Zitat Es wäre im übrigen auch ein analytischer Fehler, die üblen Konsequenzen einer bestimmten Religion allen anderen anzulasten.
Das ist korrekt.
Das heute in Europa und weiten Teil der westlichen Welt praktizierte Christentum ist in dieser Hinsicht vollkommen harmlos. Die Form von Religion, die heute in den Mainstream-Kirchen und den meisten Freikirchen praktiziert wird, ist weitgehend ungefährlich. Auch gegen solche Formen von Religion, wie sie Roger Williams oder William Penn in den US-Kolonien praktiziert haben sollen, habe ich wenig einzuwenden.
Dennoch darf man vor solchen Bewegungen wie den Kreationismus oder ähnlichen nicht die Augen verschließen. Hier geht es wirklich um etwas. Hier muss ich mich immer ziemlich eindeutig zugunsten der Evolutionsbiologie aussprechen. Die Evolutionstheorie durch eine religiöse Lehre austauschen zu wollen scheint mir der Weg in die völlig falsche Richtung zu sein!
Die verschiedenen Religionen unterscheiden sich in ihren Lehren, auch wenn bisweiligen das Gegenteil behauptet wird, und diese Unterschiede bedingen eben, dass die Befolgung der Lehren andere Konsequenzen hat. Es wäre allerdings ein Irrtum zu glauben, nur eine Religion können schädliche Auswirkungen haben.
Im Juli (während der Koalitionskrise zu Seehofers Punkteplan) hat Kauder ja eine sehr unschöne Rolle gespielt. Er hat die CDU getrennt von der CSU tagen lassen. Und hätte das am liebsten noch ein zweites Mal gemacht und ist dabei selbst vor dem Belügen des CDU-Vorstands über die Haltung der CSU nicht zurück geschreckt. (Untenstehend meine dazu passenden damaligen Beiträge).
Um ein Haar hätte er damals seine eigene Fraktion gesprengt. (Er war natürlich nicht der Verursacher der Krise. Aber er hat in der bestehenden Krise weiter eskaliert, statt - was seine Aufgabe als Fraktions-Chef gewesen wäre, das Verbindende zu betonen. Immerhin ist die von ihm geführte Fraktion ja das einzige, was die eigenständigen Parteien CDU und CSU formal verbindet.)
Ich habe mich damals gewundert, dass Kauders Verhalten nicht stärker thematisiert wurde. Irgendwie hatten die Medien das skandalöse Verhalten Kauders in dieser Frage nicht recht erkannt. Aber die eigenen Fraktionsmitglieder haben das natürlich sehr wohl erkannt. Dass sie den intriganten Kauder jetzt versenkt haben, ist daher m.E. vielleicht nicht ganz so überraschend.
Zitat von Florian im Beitrag #33Soweit ich das sehe, hat hier also Kauder eskaliert und die Lunte an die gemeinsame Unions-Fraktion gelegt.
Faktisch vielleicht schon, aber gewollt war das m. E. nicht.
Wenn irgendwann einmal Historiker das Auseinanderbrechen der Union aufarbeiten, wird hoffentlich auch das seltsame Wirken Kauders ausreichend beleuchtet. Kauder hat ja (wie oben dargestellt) schon vor 2 Wochen die Lunte an die gemeinsame Unions-Fraktion gelegt. Und heute hat er das Spiel wohl nochmal wiederholen wollen. Zitat aus der Welt:
"Den ganzen Tag über war der Druck für eine Einigung gewachsen, die Unionsparteien hatten sich zwischenzeitlich ein Fernduell geliefert. Dabei ging es auch darum, ob die gemeinsame Bundestagsfraktion noch einmal zusammenkommt. Die reguläre Sitzung am Dienstagnachmittag war zunächst abgesagt worden, Kauder hatte in dem seit dem frühen Morgen tagenden CDU-Vorstand den Eindruck erweckt, dies sei auch der Wunsch der CSU. Tatsächlich war dies auch von Medien gemeldet worden. Doch es stimmte nicht: Dobrindt bestand im Gegenteil darauf, die Sitzung abzuhalten. Er drohte damit, Kauder öffentlich zu widersprechen und setzte sich durch."
EIGENTLICH wäre es in der jetzigen Situation Kauders Aufgabe als Vorsitzender der gemeinsamen Fraktion, die Wogen zu glätten und die Gemeinsamkeiten zu betonen. Er macht aber genau das Gegenteil: Will nun schon wieder getrennte Sitzungen. Und BELÜGT dazu sogar den CDU-Vorstand um eine Eskalation der CSU zu behaupten, die es so gar nicht gegeben hat.
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