Zitat von Llarian im Beitrag #14Aber das ist eben nicht die deutsche Realität. Die Realität entspricht vielmehr einer drei oder vierköpfigen Familie in einer Drei-Zimmer-Wohnung zu 80qm, ohne Trockner und ohne die Möglichkeit die Wäsche in den Garten zu hängen.
Nur mal so als Reality Check: die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf beträgt in Deutschland fast 50qm. Auch der Durchschnitt bei 3-4-Personen-Haushalten liegt um die 35qm. Was Sie beschreiben ist eine "prekäre Wohnsituation", ohne Balkon, auf extrem engem Raum, ohne Waschmaschine (denn wer Platz für die Waschmaschine hat, hat automatisch auch Platz für den Trockner). Das als Realität für weite Teile der deutschen Bevölkerung zu postulieren ist nun wirklich vollkommen daneben.
Zitat von Martin im Beitrag #12Es ist unwirtschaftlich, Rohöl auf Langstreckenreisen mit Aframax-Frachtern zu transportieren. China wird mehr VLCC-Frachter(Very Large Crude Carriers) brauchen, um Öl aus Primorsk und Ust Luga zu bekommen.
Pozsar führt heute weiter aus https://www.zerohedge.com/markets/zoltan...-more-qe-coming : Der Autor kommt von der Credit Suisse. Die Schweiz (Zug, Genf) beherbergt neben Singapur die größten Rohstoffhändler weltweit, entsprechend sitzt dort die Expertise. Durch den schnellen Anstieg der Rohstoffpreise und durch die unsichere Verfügbarkeit wegen Sanktionsmaßnahmen (weltweit werden Rohstoffströme umorganisiert) geht den am Rohstoffhandel Beteiligten die Liquidität aus. Das ganze Geschäft basiert auf Bankkrediten und Absicherungen durch Derivate. Durch Preissteigerungen u.a. müssen die Händler Liquidität nachschießen (margin calls). Diese haben sie nicht und sie bekommen keine zusätzliche Liquidität von den Banken. Der Rohstoffhandel ruft nach Hilfe, möglichst durch die Zentralbanken. Sie können aber keine Sicherheiten bieten, da Rohstoffe, anders als beispielsweise Staatsanleihen, keine sogenannten High Quality Liquid Assets (HQLA) sind. Nach bestehenden Regeln können die Zentralbanken nicht retten. Möglicherweise kommt es zu einer schwereren Krise, als 2008. Wenn die Regeln durchbrochen werden, werden die Zentralbanken möglicherweise die offenen Forderungen übernehmen und viel Geld 'drucken'. Das würde am Ende die Inflation weiter anheizen. Ein 'bail out' hätte wohl auch eine Verstaatlichung des Handels zur Folge, ein Grund, warum man annehmen darf, dass der Hilferuf nur dann kommt, wenn die Händler wirklich mit dem Rücken an der Wand stehen. Die EZB hat am Freitag Hilfe abgelehnt.
Der gesamte Beitrag ist hinter einer Bezahlschranke, ein paar Originalaussagen:
Zitat Or, in other words, "Black gold meets the black swan."
Pozsar frames this brave black new world as follows: "We need to understand commodity traders' plea for ELA both in the context of a world where commodities flow freely, and the only worry is how to finance more expensive and more price-volatile cargo, but also in a world where commodities do not flow freely, and where ELA is needed by those who were owed margin but did not get paid because the other side called force majeure."
Yes, we did have another JPM-inspired crisis at the LME/nickel market, but as Zoltan notes, "the nickel market is small, but the oil and gas markets are big. The private sector could afford to deal with liquidity issues at the LME but won't be able to deal with liquidity issues at the much larger oil and gas markets. The banks that were owed margin payments during the recent nickel debacle reportedly preferred not to be paid margin by the troubled counterpart to protect the integrity of the LME. But remember: if you owe a bank $1 billion, it's your problem. If $10 billion, it's the bank's problem, and unlike the nickel market, the oil and gas market won't be a $1 billion problem."
Zitat Pozsar's bottom line is simple: the ECB's decision last Friday was a mistake, and "central banks have to backstop the liquidity needs of commodity traders, for if they do not do so, they will soon have to be funding a series of price control measures through more QE." Or, as he notes, central banks - which launched the moral hazard era ironically with yet another Russian crisis, the one of 1998 which led to the collapse and bail out of LTCM - are on the hook either way, "they just don't realize it yet."
Zitat One thing is certain: the wheel of the next bailout - and even more QE - is now in motion, and the next iteration of the bailout era is about to make a grand entrance - it will either be contained emergency liquidity today, or uncontained QE tomorrow.
Sie haben ja durchaus versucht klarzustellen, welche Konsequenzen ein Gasboykott Russlands zur Folge hätte, sind aber leider mit der Schimmelbildung auf einen völligen Nebenkriegsschauplatz abgebogen. Das gehört zu den unwichtigsten Folgen überhaupt.
Die katastrophalste Folge wäre mit Sicherheit der weitgehende Ausfall der Industrie in Deutschland. Und dabei geht es nicht nur um Gas, Düngemittel wird ja gelegentlich auch genannt, aber Russland ist eben auch ein Rohstofflieferant für alles Mögliche. Als Beispiel aus meiner Firma (also meinem Arbeitgeber): Wir benötigen Neon zum Betrieb von bestimmten Lasern, das derzeit nur aus Russland zu haben ist. Nicht viel, aber wenn nichts kommt, kann die Firma die Produktion einstellen. Ohne Strom sowieso. Ganz klar, mit frieren allein ist es nicht getan, Arbeitsplatzverluste in einem Ausmaß, das man sich nicht vorzustellen wagt, kommen dann auch dazu.
Das ganze Kalkül der Sanktionen beruht (wenn Intelligenz dabei ist und nicht nur Emotionen) darauf, dass sie dem Gegner mehr schaden, als einem selbst. Das ist im Falle Russlands offensichtlich nicht der Fall. Kapital lässt sich immer leichter substituieren als materielle Dinge. Das war jenen, die früher gesagt haben, "Russland liefert ja zuverlässig", durchaus klar. Sich selbst von den Lieferungen abzuschneiden ist eben grober Schwachsinn, der gar nicht erwogen wurde. Die Redewendung vom "sich selbst ins Knie schießen" ist dabei noch untertrieben. Angemessener ist folgendes Bild:
Man stelle sich einen Erpresser vor (technisch sind Sanktionen ein Erpressungsversuch), der ins Haus seines "Opfers" spaziert, sich auf's Sofa setzt, eine Pistole zückt, die er sich selbst in den Mund steckt und droht abzudrücken. Sicher wäre es für das Opfer durchaus unangenehm, die Leiche wegschaffen zu müssen und das ganze Blut wegzuwischen, die Wände neu zu streichen usw. Aber wie viel kann der Erpresser wohl herausschlagen?
Habecks Reise nach Katar ist dabei noch die lächerlichste Form der Propaganda. Man sollte ihm einen Globus der Welt schenken, damit er mal sieht wie groß Katar im Vergleich zu Russland ist. Dieser Fliegenschiss soll alle Rohstoffe ersetzen, die Deutschland und Europa aus Russland bezieht?
Zitat von Saki im Beitrag #28 Sie haben ja durchaus versucht klarzustellen, welche Konsequenzen ein Gasboykott Russlands zur Folge hätte, sind aber leider mit der Schimmelbildung auf einen völligen Nebenkriegsschauplatz abgebogen. Das gehört zu den unwichtigsten Folgen überhaupt.
Nun, zum einen haben Diskussionen in Zettels kleinem Zimmer durchaus auch mal die Tendenz sich off-topic zu bewegen, zum anderen mag der Schimmel für Sie keine wichtige Folge sein, lieber Saki. Wenn man aber bedenkt, dass Lungenerkrankungen inzwischen zu den häufigsten Erkrankungen des fortgeschrittenen Alters gehören, Asthma eine zunehmende Krankheit unter Kindern und Jugendlichen ist, würde ich Schimmel bei weitem(!) nicht unterschätzen wollen. Und wenn es um die Frage geht ob Heizen auf 15 Grad direkte Folgen hat, ist Schimmel schlicht die primäre Folge, da Menschen bei 15 Grad noch nicht erfrieren.
Zitat Die katastrophalste Folge wäre mit Sicherheit der weitgehende Ausfall der Industrie in Deutschland. Und dabei geht es nicht nur um Gas, Düngemittel wird ja gelegentlich auch genannt, aber Russland ist eben auch ein Rohstofflieferant für alles Mögliche. Als Beispiel aus meiner Firma (also meinem Arbeitgeber): Wir benötigen Neon zum Betrieb von bestimmten Lasern, das derzeit nur aus Russland zu haben ist. Nicht viel, aber wenn nichts kommt, kann die Firma die Produktion einstellen. Ohne Strom sowieso. Ganz klar, mit frieren allein ist es nicht getan, Arbeitsplatzverluste in einem Ausmaß, das man sich nicht vorzustellen wagt, kommen dann auch dazu.
Ich sprach nicht umsonst von einer Rezession, wie sie Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg nicht gesehen hat. Wenn auch nicht von einem "weitgehenden" Ausfall der Industrie, bzw. man müsste darüber diskutieren was weitgehend bedeutet. Ich kann mir einen Rezession in zweistelligen Prozentgrößen vorstellen, aber nicht 50 oder gar mehr, wie einige Leute das beschwören. Dafür ist mein Vertrauen in die Marktwirtschaft zu groß. Russland ist ja kein Monopol-Anbieter für Waren oder Rohstoffe, Lieferketten können sich, zum Preis eines höheren Preises, anpassen. Das mag im Einzelfall schwierig sein, hat aber durchaus lange Tradition.
Zitat Das ist im Falle Russlands offensichtlich nicht der Fall. Kapital lässt sich immer leichter substituieren als materielle Dinge.
Das sehe ich diametral anders. Kapital ist ein extrem scheues Reh, wie schon manches Land, dass in die Pleite lief, wie eben jüngst Griechenland oder auch Argentinien nach seiner Pleite, bitterböse erfahren mussten. Bis sich Vertrauen von Kapitalbesitzern neu bildet vergehen Jahre, wenn man Pech hat Jahrzehnte. Kapitalflucht ist ein ganz verheerendes Phänomen, extrem nachhaltig und extrem schmerzhaft. Und was nun das Substituieren materieller Dinge angeht, so sind wir wieder beim Kapitalismus. Der tut eigentlich genau das in Perfektion. Bekomme ich Produkt A nicht, dann nehme ich halt B. Das heute übliche Verfahren für Nitratdünger wurde erst wirtschaftlich, nachdem man nicht mehr genug natürlichen Dünger beschaffen konnte. Heutige Siliziumprozessoren sind nur deshalb so entwickelt, weil Gallium zu teuer war (und ist). Und der Wegfall von russischem Gas wird den Bau von Atomkraftwerken massiv befeuern. Ich kenne mich -nahe liegend- nicht mit dem aus, was Sie tun, aber wenn Neon bei Ihnen wichtig ist, dann würde ich die Frage stellen, wo Neon denn sonst herkommt (denn bei der normalen Luftverflüssigung fällt immer Neon mit an, wenn auch in sehr geringen Mengen). Oder ob man nicht auch mit Argon arbeiten kann. Oder ob der Laser nicht ein anderer sein kann. In meiner Erfahrung, das mag eine sehr eingeschränkte sein, denn ich habe bis dato nur in der Großindustrie gearbeitet, lassen sich die meisten Dinge irgendwie substituieren, manchmal ausgesprochen kreativ. Nicht alles, aber sehr, sehr vieles.
Zitat Man stelle sich einen Erpresser vor (technisch sind Sanktionen ein Erpressungsversuch), der ins Haus seines "Opfers" spaziert, sich auf's Sofa setzt, eine Pistole zückt, die er sich selbst in den Mund steckt und droht abzudrücken. Sicher wäre es für das Opfer durchaus unangenehm, die Leiche wegschaffen zu müssen und das ganze Blut wegzuwischen, die Wände neu zu streichen usw.
Das Bild halte ich für völlig verfehlt. Wenn man schon den Schaden im Westen so massiv sehen würde (was er am Ende im "Westen" nicht sein wird, weil Deutschland mit seiner Extremabhängigkeit mehr Schaden nimmt als der restliche "Westen", der eher mit einem blauen Auge davon kommt), dann wäre das passendere Bild das einer Handgranate mit der Drohung beide in die Luft zu sprengen. Denn eins ist ziemlich sicher: Die Sanktionen bringen Russland um. Und das ausgesprochen effektiv. Die russische Wirtschaft ist praktisch tot und zu fast 100% auf den Export von Rohstoffen angewiesen. Ohne das bricht das Ganze völlig in sich zusammen und da reden wir nicht von den oben genannten "böse zweistelligen" Zahlen sondern von einem echten Teilzusammenbruch mit Hungersnot und allem drum und dran. Und China ist keine Rettung für Russland, die werden das Land schlicht genauso aussaugen, wie sie das in Afrika tun, weil sie schlicht nicht auf einem Niveau sind. Die betrachten Russland nicht auf Augenhöhe.
Ich sehe eher in der ganzen Nummer eine ganz andere Gefahr: Wenn die russische Wirtschaft zusammen bricht und da wirklich die Not ausbricht, dann ist die Gefahr eines weltweiten Nuklearkrieges deutlich gestiegen. Man erinnere sich mal an 44/45, als Deutschland lange und deutlich geschlagen war, und dann mit so Irrsinn kam wie dem "Volkssturm". Zusammen brechende Regime sind zu allem fähig.
Zitat Habecks Reise nach Katar ist dabei noch die lächerlichste Form der Propaganda. Man sollte ihm einen Globus der Welt schenken, damit er mal sieht wie groß Katar im Vergleich zu Russland ist. Dieser Fliegenschiss soll alle Rohstoffe ersetzen, die Deutschland und Europa aus Russland bezieht?
Nein. Aber alles was lindert ist gut. Aus Russland kommt im wesentlichen Gas, Öl und Kohle sind ziemlich irrelevant, weil international verfügbar in großen Mengen. Wenn es Habeck gelingen sollte auch nur 10% des Gases in Katar einzukaufen (und das wäre eine Sensation in sich), dann kann er damit eben genau dieses 10% abmildern. Kernkraftwerke verlängern: Wieder ein paar Prozent. Strom aus Frankreich steigern: Vielleicht wieder ein Prozent, vielleicht zwei. Gas aus Nordsee und Fracking? Vielleicht wieder fünf Prozent. Braunkohlekraftwerke aufdrehen: Vielleich wieder fünf Prozent. Und so weiter und so weiter. Mühseelig ernährt sich das Eichhörnchen. Aber genau das muss man dann tun, um mit zwei blauen Augen da raus zu kommen. Und so viel Kritik ich an Habeck habe: Der Besuch in Katar war erst einmal richtig. Aber eigentlich sollte jede Woche so etwas passieren.
Vielleicht ganz generell, bevor das alles falsch rüberkommt: Ich sehe (und verstehe) das Sie persönlich betroffen sind. Und ich will nicht arrogant daherreden: "Dann ist das eben so". Wir hatten letztes Jahr jemanden hier im Forum der auch erklärt hat, dass er die ganzen Geschäftsverluste und Arbeitslosen in Folge der hirnlosen Corona-Maßnahmen auch nicht sehen könne. War auch ziemlich doof. Ich sehe das die ganze Geschichte Folgen hat (das habe ich im Artikel auch geschrieben). Und zwar massive. Hier gehen genauso wie in der Corona Nummer Existenzen zu hunderttausenden über die Wupper. Wenn das reicht. Und es werden Menschen erfrieren, wenn man das kommt. Und nicht wenige. Der volkswirtschaftliche Schaden ist gewaltig.
Und es wäre völlig übertrieben solche Folgen hinzunehmen, wenn wir von Dingen reden würden, die Russland in der Vergangenheit so getrieben hat. Da wurden im Ausland Leute ermordet. Was ziemlich übel ist. Aber für den Mord an einem Menschen, so tragisch der für den Einzelnen ist, stürzt man nicht die wirtschaftliche Existenz eines ganzen Landes in den Abgrund. Aber, und das ist ein sehr großes aber: Was Russland zur Zeit tut, hat einen ganz anderen Level. Hier wird ein neuer imperialer Krieg geführt. Und einer, der nicht an der ukrainischen Grenze aufhört, wie mancher sich gerne erträumt. Das ist ein bischen größer und irgendwann muss man die Grenze ziehen. Sonst hängt man wirklich wie der berühmte Kapitalist, an dem selben Strick, den man vorher dem anderen verkauft hat.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Und es werden Menschen erfrieren, wenn man das kommt.
Um in einer sonst intakten, aber unbeheizten Wohnung zu erfrieren, braucht es einen Winter wie den vorletzten und Mangelernährung. Nach den letzten beiden Weltkriegen war die Wohnungsbeheizung ebenfalls nur selten gewährleistet, die Winter waren zufällig eher streng und die Ernährungslage war schlecht. Erfrierungen fanden auch damals eher auf der Flucht als in intakten Wohnungen statt. Wir in Deutschland werden voraussichtlich nicht hungern müssen, wenngleich kleinere Ernährungsumstellungen natürlich vorkommen werden. Also werden hier auch nicht Menschen erfrieren.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Das sehe ich diametral anders. Kapital ist ein extrem scheues Reh, wie schon manches Land, dass in die Pleite lief, wie eben jüngst Griechenland oder auch Argentinien nach seiner Pleite, bitterböse erfahren mussten. Bis sich Vertrauen von Kapitalbesitzern neu bildet vergehen Jahre, wenn man Pech hat Jahrzehnte. Kapitalflucht ist ein ganz verheerendes Phänomen, extrem nachhaltig und extrem schmerzhaft.
Kapitalflucht aus Rußland ist nicht möglich. Einerseits wegen der Sanktionen, andererseits weil der Staat im Zweifel selber zugreift. Griechenland und Argentinien hatten andere Bedigungen. Im Grunde bestanden deren Krisen ja gerade darin, daß sie in Märkte noch eingebunden waren. Das ist für Rußland durch die Sanktionen zunehmend nicht mehr der Fall.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Denn eins ist ziemlich sicher: Die Sanktionen bringen Russland um. Und das ausgesprochen effektiv. Die russische Wirtschaft ist praktisch tot und zu fast 100% auf den Export von Rohstoffen angewiesen. Ohne das bricht das Ganze völlig in sich zusammen und da reden wir nicht von den oben genannten "böse zweistelligen" Zahlen sondern von einem echten Teilzusammenbruch mit Hungersnot und allem drum und dran.
Auch in Rußland wird man nicht hungern, denn die russische wie die EU-Landwirtschaft produzieren reichlich Überschüsse. Da hat Rußland viel bessere Ausgangsbedingungen als Nordkorea, was ebenfalls schon seit Jahrzehnten mit allen Mitteln erfolglos sanktioniert wird. Und die russische Wirtschaft ist nicht auf den Export von Rohstoffen angewiesen, sondern "nur" dessen Außenhandel. Da fast alle Rohstoffe im Lande vorhanden sind, wird vielmehr eine inländische Verarbeitung der Rohstoffe einen Aufschwung erleben, der sich vorher nicht gelohnt hat, weil ja Öldollars genug vorhanden waren (niederländische Krankheit). Insofern liegt Putin nicht ganz falsch, daß die Sanktionen Rußland auch stärker machen können.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Wenn die russische Wirtschaft zusammen bricht und da wirklich die Not ausbricht, dann ist die Gefahr eines weltweiten Nuklearkrieges deutlich gestiegen.
Das sehe ich nicht, insbesondere weil die Wartung von modernen Nuklearwaffen höllisch teuer ist. Wer weiß, ob die Dinger überhaupt noch einsatzfähig sind! Konventionelle Waffen schrecken ja nur glaubhaft ab, wenn man gelegentlich scharfe Schüsse tätigt. Kernwaffen schrecken nur noch durch die Erinnerung an sie ab, seit es das Kernwaffentestverbot gibt. Die Erinnerung kann man auch aufrechterhalten, indem man regelmäßig Attrappen über den Roten Platz fahren läßt. Das ist billiger. Und militärisch sind vereinzelte Kernwaffeneinsätze sowieso wenig relevant.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Man erinnere sich mal an 44/45, als Deutschland lange und deutlich geschlagen war, und dann mit so Irrsinn kam wie dem "Volkssturm".
Der Volkssturm hatte einen militärischen Sinn für die Kriegführung. Er setzte das Signal an die Westalliierten, daß fast die gesamte männliche Bevölkerung militärische Reserve war, und ein rasches Ende des Krieges nicht absehbar sei. Gemeint waren vor allem die USA. Entsprechend war auch die Ardennenoffensive gedacht. Man hat an der amerikanischen Taktik erkannt, daß die USA eigene Verluste höllisch gescheut haben. Die Ahnung eines langen, verlustreichen Krieges wäre geeignet gewesen, die USA wieder aus der Koalition zu drängen. In Vietnam, Afghanistan und Irak haben die USA ja auch tatsächlich ihr Projekt abgebrochen, weil es ihnen zwischendurch zu tödlich wurde. Der Unterschied, warum es in Ardennen und Hürtgenwald nicht geklappt hat, war, daß Vietnam, Afghanistan und Irak nicht mit jemanden verbündet waren, der Marineflieger gegen die USA geschickt hat, und es voraussichtlich wiederholen würde. Deswegen konnten die USA nicht glauben, wieder ihre Ruhe zu haben, wenn sie die Europäer einfach sich selbst überlassen.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Und so viel Kritik ich an Habeck habe: Der Besuch in Katar war erst einmal richtig. Aber eigentlich sollte jede Woche so etwas passieren.
Mir schmeckt an diesen Wirtschaftsministerreisen nicht, daß es hier offensichtlich um Staatsgeschäfte geht. Über Staatsbesuche wurden ja auch die Gazprom-Geschäfte eingeleitet; in krassem Widerspruch zur Behauptung, es seien rein privatwirtschaftliche Geschäfte.
Zitat von Llarian im Beitrag #29Was Russland zur Zeit tut, hat einen ganz anderen Level. Hier wird ein neuer imperialer Krieg geführt. Und einer, der nicht an der ukrainischen Grenze aufhört, wie mancher sich gerne erträumt. Das ist ein bischen größer und irgendwann muss man die Grenze ziehen. Sonst hängt man wirklich wie der berühmte Kapitalist, an dem selben Strick, den man vorher dem anderen verkauft hat.
Ich sehe es ja genau wie Sie, daß momentan "die Hütte brennt". Aber in dem Fall sollte man sich wirklich auf etwas erwiesen Wirkungsvolles konzentrieren und nicht einfach irgendwas machen, weil man denkt, man müsse doch etwas tun.
Zitat von Saki im Beitrag #28(technisch sind Sanktionen ein Erpressungsversuch)
Technisch sind Sanktionen eine Maßnahme, die direkt gegen die eigenen Staatsbürger wirkt, die Geschäfte mit Rußland machen. Indirekt werden alle betroffen, die von diesen Geschäften abhängig sind, also Russen und Inländer.
Zitat von Llarian im Beitrag #29(was er am Ende im "Westen" nicht sein wird, weil Deutschland mit seiner Extremabhängigkeit mehr Schaden nimmt als der restliche "Westen", der eher mit einem blauen Auge davon kommt)
Ein paar Threads vorher war Deutschland noch der wirtschaftliche Motor der europäischen Union.
Nein, im Ernst. Wir haben es hier mit einer Konstellation zu tun, in der eine größere Rezession Deutschlands zumindest wahrscheinlich ist. Das wird die EU von ihnen nach Außen krempeln. Besonders wenn das verhaßte Deutschland plötzlich dringend Geld braucht.
Zitat zu fast 100% auf den Export von Rohstoffen angewiesen.
Was hindert Russland denn effektiv daran, selbst verarbeitende Industrien aufzubauen? Ernsthaft.
Es wäre das Szenario denkbar, in dem Russland seine Position als Industrienation steigert. Zugang zur Technologie, Brainpower usw. wäre prinzipiell da.
Zitat Und so viel Kritik ich an Habeck habe: Der Besuch in Katar war erst einmal richtig. Aber eigentlich sollte jede Woche so etwas passieren.
Das Niederknien?
Zitat Hier wird ein neuer imperialer Krieg geführt. Und einer, der nicht an der ukrainischen Grenze aufhört, wie mancher sich gerne erträumt.
Zitat: "Denn ausschließlich auf diese Weise bestehe die Chance, endlich „ein weltoffenes Eurasien“ – von Lissabon bis Wladiwostok – aufzubauen, so Medwedew." (Berliner Zeitung) "Aber der Zusammenbruch könne den Weg für „ein offenes Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok“ öffnen." (der Westen)
Es ist für mich ein Indiz, dass zumindest unter den herrschenden Kreisen in Russland solche Vorstellungen real kursieren. Das erinnert mich unwillkürlich auch an irgendwelche "Denkschriften" aus den Zeiten des 1. Weltkrieges, die dann ausführlich in der historischen Rückschau ausführlich besprochen werden.
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12) "Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)
Es ist für mich ein Indiz, dass zumindest unter den herrschenden Kreisen in Russland solche Vorstellungen real kursieren. Das erinnert mich unwillkürlich auch an irgendwelche "Denkschriften" aus den Zeiten des 1. Weltkrieges, die dann ausführlich in der historischen Rückschau ausführlich besprochen werden.
Die Vorstellung der "neuen globalen Weltordnung" & wie sie aussehen soll, hat Michail Jurjew, der Autor des "dritten Imperiums" übrigens zum größten Teil von Alexander Dugin übernommen, den Putin oft angeführt hat. Hier bei uns gilt Dugin, soweit er auf dem Radar ist, als "Ultranationalist" und als rechtsextrem - was stimmt, aber hauptsächlich, weil er in seinen Schriften ausdrücklich aus den Büchern von Carl Schmitt, Ernst Jünger und Arthur Moeller van den Bruck zitiert, die er als maßgebliche "europäische Denker" anfürht. Dugin hat übrigen für Jurvews Roman einen dieser Reklamesprüche geliefert, mit denen Verleger ihre Bücher würzen. Auf dem Rückumschlag steht: "Das ist das Russland, für das es sich lohnt, zu töten - und zu sterben."
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Emulgator im Beitrag #30 Um in einer sonst intakten, aber unbeheizten Wohnung zu erfrieren, braucht es einen Winter wie den vorletzten und Mangelernährung. Nach den letzten beiden Weltkriegen war die Wohnungsbeheizung ebenfalls nur selten gewährleistet, die Winter waren zufällig eher streng und die Ernährungslage war schlecht. Erfrierungen fanden auch damals eher auf der Flucht als in intakten Wohnungen statt.
Alles was es braucht sind ein paar richtig kalte Tage.
Zitat Wir in Deutschland werden voraussichtlich nicht hungern müssen, wenngleich kleinere Ernährungsumstellungen natürlich vorkommen werden. Also werden hier auch nicht Menschen erfrieren.
Ihre Logik ist fehlerhaft. Es erfrieren nahezu jedes Jahr Menschen in Deutschland, nur eben auf der Straße. Mangelernährung kann sicher auch helfen, aber wissen Sie was noch besser hilft? Hohes Alter.
Zitat von Llarian im Beitrag #29 Kapitalflucht aus Rußland ist nicht möglich.
Deswegen sehen wir es auch an allen Ecken und Enden. Firmen die ihre Filialen schließen, Produktionsstandorte, die aufgegeben werden, Firmen, die nicht mehr beliefert werden. Die Moskauer Börse zeigt ziemlich deutlich das das Kapital nicht nur flieht sondern panikartig ausreißt. Wenn Sie meinen das ausgerechnet der korrupte russische Staat da selber zugreifen und die Dinge retten wird, will ich Ihnen diesen Glauben nicht nehmen.
Zitat Auch in Rußland wird man nicht hungern, denn die russische wie die EU-Landwirtschaft produzieren reichlich Überschüsse.
Noch. Aber wie das Ganze dann aussieht, wenn die Traktoren nicht mehr laufen und die Maschinen streiken wird man dann sehen. Ob Russland das alles intern wird auffangen können, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Zitat Insofern liegt Putin nicht ganz falsch, daß die Sanktionen Rußland auch stärker machen können.
Die Wette gilt. Nordkorea und Kuba können ja vor Kraft auch kaum laufen.
Zitat Das sehe ich nicht, insbesondere weil die Wartung von modernen Nuklearwaffen höllisch teuer ist. Wer weiß, ob die Dinger überhaupt noch einsatzfähig sind!
Ihr Wort in Gottes Gehörgang. Ich will ja hier gar nicht Recht behalten, aber soweit ich mich entsinne sind Nuklearwaffen jetzt nicht so kompliziert, sondern eher die Beschaffung der Materialien. Und da das Uran und Plutonium in Russlands Waffen kaum vergammelt sein wird, sehe ich das nicht ganz so positiv.
Zitat Ich sehe es ja genau wie Sie, daß momentan "die Hütte brennt". Aber in dem Fall sollte man sich wirklich auf etwas erwiesen Wirkungsvolles konzentrieren und nicht einfach irgendwas machen, weil man denkt, man müsse doch etwas tun.
Das sehe ich durchaus ebenso, aber ich wüsste kaum, was effektiver wäre und nicht gleichzeitig den dritten Weltkrieg startet. Natürlich kann man parallel auch Waffen an die Ukraine liefern, aber aktiv eingreifen kann die Nato nicht. Und da ist dann außer Sanktionen nicht mehr viel.
Zitat von Johanes im Beitrag #31 Ein paar Threads vorher war Deutschland noch der wirtschaftliche Motor der europäischen Union. Nein, im Ernst. Wir haben es hier mit einer Konstellation zu tun, in der eine größere Rezession Deutschlands zumindest wahrscheinlich ist. Das wird die EU von ihnen nach Außen krempeln. Besonders wenn das verhaßte Deutschland plötzlich dringend Geld braucht.
Korrekt. Aber das passiert so oder so. Die EU ist in der Form ohnehin zum Scheitern verurteilt. Das gilt aber ziemlich unabhängig davon ob man jetzt Russland boykottiert. Mag sein dass die Welle nun höher wird, aber die Welle EU war schon vorher unterwegs.
Zitat Was hindert Russland denn effektiv daran, selbst verarbeitende Industrien aufzubauen? Ernsthaft.
Vieles. Korruption. Know How. Technologie. Der Grund warum sich der Planet durch die letzten Jahre so rasant entwickelt hat, obschon er scheusslich schlecht regiert wird, liegt einfach in der Entwicklung der internationalen Wirtschaft. Davon abgeschnitten zu werden ist eine extreme Bremse. Warum hat denn der Ostblock den kalten Krieg verloren? Und warum herrscht in Nordkorea immer noch der Hunger?
Zitat Es wäre das Szenario denkbar, in dem Russland seine Position als Industrienation steigert. Zugang zur Technologie, Brainpower usw. wäre prinzipiell da.
Nein, ist er eben nicht. Und das haben wir in der Geschichte auch gelernt. Wie man grundsätzlich Mikroprozessoren herstellt, war auch in den 80 Jahren keine Geheimwissenschaft. Und trotzdem konnte der Ostblock nicht mithalten. Warum? Weil es eben auch ein Unterschied ist, ob ich Leute bekomme, die das schon einmal gemacht haben, ob ich Zugang habe zu Fachwissen von führenden Firmen, ob ich die Absolventen bekomme, die all das schon kennen. Es reicht eben nicht kluge Absolventen zu haben (die es in Russland mit Sicherheit reichlich gibt), sondern ich brauche Absolventen, die ebenso Zugang zu all dem Wissen gehabt haben. Es gibt ja nun diverse Beispiele für Länder, die sich von der Weltwirtschaft mehr oder minder freiwillig abgekoppelt haben. Und es ging immer schief.
Zitat
Zitat Und so viel Kritik ich an Habeck habe: Der Besuch in Katar war erst einmal richtig. Aber eigentlich sollte jede Woche so etwas passieren.
Das Niederknien?
Das sind Kinkerlitzchen. Ein Wirtschaftsminister soll Ergebnisse produzieren, da kann er seinen Stolz auch mal schlucken (hat er ja auch). Nein, was jede Woche passieren sollte, ist ein weiterer Stein in dem Mosaik, dass ich beschrieben habe. Eine Maßnahme hier, eine da.
Zitat Zitat: "Denn ausschließlich auf diese Weise bestehe die Chance, endlich „ein weltoffenes Eurasien“ – von Lissabon bis Wladiwostok – aufzubauen, so Medwedew."
Was man in Russland unter Weltoffenheit versteht, wissen wir wohl inzwischen.
Holla. Die Londoner "Times" nimmt sich heute die weiland "mächtigste Frau in Europa" vor: "‘Merkel’s toxic legacy’: Germany nears a reckoning over ties to Russia"
Zitat The chancellor was determined to maintain relations with the Kremlin, no matter what the cost. The invasion of Ukraine has finally forced Berlin to question the policy, writes Oliver Moody. While other politicians have expressed their regret over the country’s stance on Russia, Angela Merkel is yet to offer any such acknowledgement.
It was not quite four months ago that Angela Merkel packed up the giant wooden chess queen that stood in a corner of her office and removed the silver-framed portrait of the Russian empress Catherine the Great from her desk as she left the German chancellery for the last time. Her reputation seemed fairly secure: over 16 years of almost relentless crisis-fighting she had more or less kept the European show on the road and preserved her own country’s prosperity and stability. Asked to assess her time in office as a whole, 80 per cent of Germans said it had been good. Weeks later, President Putin’s invasion of Ukraine laid bare the cost of that prosperity and the hollowness of that stability. The German press now runs daily articles dissecting what one prominent commentator has called “Merkel’s toxic legacy”. ... Merkel, 67, who is working on a memoir, has largely kept to herself since the start of the war, surfacing only with two terse written statements in which she condemned the onslaught on Ukraine but said she stood by her decision to obstruct the country’s path to Nato membership in 2008. ... Yet the fixation on her individual decisions often seems like a form of displacement activity that distracts from the central point: the mess in which her country finds itself today is down to three decades of collective mistakes on the part of virtually the entire German establishment.
The guiding motto of Schröder’s Russia policy was Annäherung durch Verflechtung (rapprochement through entanglement), the idea that Moscow could be brought in from the cold and turned into a responsible partner in the post-Cold War European order through the bonds of trade and personal acquaintance. Merkel came to power in 2005 promising a kind of break with these traditions. Her party’s election manifesto explicitly denounced the damage done to Germany’s international standing by Schröder’s “systematic hollowing-out of Nato, and Russia and China policies bereft of principles”. ... Merkel repeatedly accommodated the Kremlin’s strategy. At a 2008 Nato-Russia summit in Bucharest she was instrumental in talking President Bush out of offering membership of the alliance to Ukraine and Georgia after Putin complained that his concerns were not being taken seriously. Five years later, as the European Union tried to persuade Kyiv to sign an association agreement that would cost it an estimated €3 billion a year of trade with Russia, Merkel and the bloc’s other leaders offered a sweetener of only €610 million to cushion the blow. When Ukraine turned to the EU for help, one of its senior diplomats said at the time, “they spat on us”, while Putin held out a favourable gas deal and a €14 billion loan.
Yet those illusions were not entirely shattered. A week after the Russian annexation of Crimea the chief executive of Siemens, Joe Kaeser, a large German industrial conglomerate, visited Moscow and touted for closer business links, describing the violence in Ukraine as “short-term turbulence”. Months later Steinmeier, Merkel’s foreign minister, travelled to the Russian city of Yekaterinburg and set out his hopes of an “economic-political” partnership between Moscow and the EU.
Six months after that Berlin allowed Gazprom, the Russian state-owned gas company, to sign a “purely commercial” deal with five European energy firms to build Nord Stream 2, a second direct pipeline from Russia to Germany that bypassed Ukraine. Bound ever more tightly to Russian gas by her decision to phase out Germany’s coal and nuclear power sectors, Merkel continued to defend Nord Stream 2 and these other projects over the following years, insisting that they were private business arrangements with no geopolitical component. Steinmeier, who was elected to the presidency in 2017, was more explicit. Last year, speaking shortly before the 80th anniversary of Nazi Germany’s invasion of the Soviet Union, he infuriated Ukraine by arguing that Berlin’s historical burden of guilt towards Moscow meant the gas imports were needed as “one of the last bridges between Russia and Europe”.
Yet the old German instincts for détente and dialogue died hard. On her final visit to Moscow last August, as Navalny languished in a Russian prison, Merkel repeatedly stressed the importance of “talking to one another” and “keeping these channels of communication open”.
This was not a personal foible of Merkel’s; it was the expression of a deeply ingrained national mindset. Ultimately not even the imminent threat of invasion killed off the lingering German hope that just one more civilised conversation might be enough to make the Kremlin see the light. Two days before the war, Scholz made a last-ditch attempt to talk Putin round over a glass of champagne in Moscow, saying: “For us Germans and for all Europeans it is clear that sustainable security cannot be achieved against Russia, but only with Russia.” Today it is no longer possible to deny that Berlin blundered heedlessly into a giant geopolitical trap, with disastrous results.
Merkel has yet to issue any such mea culpa. There is no reason why she should be spared her share of the responsibility in this raging bonfire of German foreign, defence and energy policy. Yet the mistakes were not hers alone.
Zitat von Llarian im Beitrag #24Das ist, bei all dem üblichen Geschimpfe über das Land, schlicht falsch. Die Perspektive in Deutschland ist sch...., da müssen wir nicht drüber streiten. Aber das Bruttosozialprodukt ist nach wie vor hoch, die Kriminalität niedrig, das Schulsystem unteres Mittelmaß und klimatisch wie landschaftlich wunderschön.
Zitat von Llarian im Beitrag #24Das ist, bei all dem üblichen Geschimpfe über das Land, schlicht falsch. Die Perspektive in Deutschland ist sch...., da müssen wir nicht drüber streiten. Aber das Bruttosozialprodukt ist nach wie vor hoch, die Kriminalität niedrig, das Schulsystem unteres Mittelmaß und klimatisch wie landschaftlich wunderschön.
Ich würde davor warnen, das BSP/BIP als Indikator für den individuellen Wohlstand zu verwenden. Man kann durchaus nominell weniger verdienen und trotzdem mehr haben. Über die Schulsysteme kann man wohl auch streiten, davon hab ich aber keine Ahnung. Das Kriminalitätsargument würde ich aber entkräften; kommt immer darauf an, wo man in Deutschland wohnt. Freiburg ist nicht Berlin. Und wenn ich rein auf Kriminalität schaue und die Wahl habe, in Berlin, oder bspw. Bankgkok oder Manila zu leben, würde ich Bangkok und Manila nehmen. Da muss man zumindest nicht damit rechnen, ohne ersichtlichen Grund gemessert zu werden.
Anekdotische fun-Story hier am Rande: Ein guter Freund von mir damals in Bangkok, Ami, der da schon sehr lange gelebt hat, hat mir erzählt dass seine Mutter immer in Sorge war, ob es dort nicht zu gefährlich ist; gab in der Zeit auch diverse politische Umstürze mit lokalisiertem Bürgerkrieg (Red-Shirt-Proteste usw.). Jedenfalls ist der Mann dort nie von irgendwem kriminell belästigt worden. Nicht mal von Taschendieben. Dann hat er über Weihnachten mal seine Eltern in seinem Heimatkaff in Minnesota besucht und wurde dort abends von einem Schwarzen mit Knarre vor dem Gesicht ausgeraubt: "Wallet, watch, shoes, now." [Glücklicherweise waren die Rolex-Armbanduhr und die Nike-Sneaker beides Fakes aus Thailand, damit hat er also nur geschätzt 30 Dollar verloren ).
Mein Gedanke damals war übrigens auch: "Das auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Bangkok? Ich würde eher vor Reisen nach Berlin warnen..."
Zitat von Llarian im Beitrag #24Und als Mann. Ich tippe mal schwer auf: Keine Familie.
Richtig geraten, aber das macht natürlich einen großen Unterschied bei der Wohnortwahl. Wenn man in Deutschland nach dem traditionellen Familienprinzip lebt (Mann verdient viel, Frau wenig oder garnix, plus zwei Kinder) ist natürlich auch die Steuer- und Abgabenlast nicht mehr wirklich ein Problem; das Problem haben eben Leute wie ich, in der goldenen Steuerklasse I, die das alles finanzieren sollen. Für mich ist es in den meisten anderen Ländern finanziell besser, für einen Familienvater bei gleicher, beruflicher Qualifikation eventuell aber nicht mehr.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Es erfrieren nahezu jedes Jahr Menschen in Deutschland, nur eben auf der Straße.
Genau das meinte ich. Es erfriert keiner, der noch eine Wohnung hat, selbst wenn er sie nicht mehr beheizen kann. Wir brauchen Obdach, aber nicht Heizung. Das ist noch unser Erbe aus früheren Zeiten der Menschheitsevolution.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Firmen die ihre Filialen schließen, Produktionsstandorte, die aufgegeben werden, Firmen, die nicht mehr beliefert werden. Die Moskauer Börse zeigt ziemlich deutlich das das Kapital nicht nur flieht sondern panikartig ausreißt. Wenn Sie meinen das ausgerechnet der korrupte russische Staat da selber zugreifen und die Dinge retten wird, will ich Ihnen diesen Glauben nicht nehmen.
Das Anlagekapital bleibt ja im Land, selbst wenn ausländische Eigentümer es jetzt zum Spottpreis verscherbeln. Was man an den Börsen sieht, ist eine Entwertung dieses Kapitals, nicht dessen realwirtschaftliches Verschwinden. Produktionsstandorte, die weiterbetrieben werden können, werden jetzt vom russischen Staat enteignet, als "Strafe" für den Rückzug.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Noch. Aber wie das Ganze dann aussieht, wenn die Traktoren nicht mehr laufen und die Maschinen streiken wird man dann sehen. Ob Russland das alles intern wird auffangen können, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.
Öl ist im Überfluß da, Raffinieriekapazität ist da, Traktorenwerke aus Sowjetzeiten sind auch noch in Betrieb. Man hat dort nebenbei unglaublich lange noch die sowjetischen Modelle weitergebaut. Und in den östlichen Bundesländern Deutschlands tuckern auch noch genug Modelle mit Erstzulassung zur DDR-Zeit 'rum. Wie es aktuell mit Saatgut und Agrarchemie für Rußland ist, müßte ich mal fragen, aber Saatgut für dieses Jahr hat sowieso jeder Betrieb schon vorrätig. Die Ernte 2022 wird in Rußland voraussichtlich nicht nennenswert beeinträchtigt sein. Hunger durch Lebensmittelknappheit halte ich in Rußland für ausgeschlossen. Höchstens Hunger durch hartnäckige Arbeitslosigkeit; es gibt dort kein Arbeitslosengeld in unserem Sinne und normalerweise auch keine betriebsbedingten Kündigungen. Die Arbeitgeber bezahlen einfach weniger. Regierungstreue Russen werden nicht hungern müssen.
In der Ukraine ist es natürlich anders. Sowohl die Landwirtschaft ist beeinträchtigt wie auch Export und Distribution der Agrarprodukte. Wir sehen es ja schon im Supermarktregal und an den Weltmarktpreisen.
Deren Entwicklung ist übrigens auch Zündstoff für neue Hungersnöte und Kriege in Afrika und Asien. Wenn man das Thema "Fluchtursachen bekämpfen" ernst meint, dann hat die Bundeswehr jetzt Gelegenheit in der Ukraine. Uns wird das noch auf die Füße fallen. In Ägypten, das äußerst abhängig von Weizenimporten ist, wird die Regierung schon höchst nervös.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Die Wette gilt. Nordkorea und Kuba können ja vor Kraft auch kaum laufen.
Diese Länder sind auf Importe angewiesen, die Rohstoffe enthalten oder Rohstoffe sind, welche in diesen Ländern nicht verfügbar sind. Welche notwendigen Rohstoffe hat Rußland denn nicht im Lande?
Zitat von Llarian im Beitrag #33Ich will ja hier gar nicht Recht behalten, aber soweit ich mich entsinne sind Nuklearwaffen jetzt nicht so kompliziert, sondern eher die Beschaffung der Materialien.
Die chemischen Spreng- und Treibstoffe in den Waffen und Raketen halten nicht unbegrenzt (Uran und Plutonium natürlich auch nicht, allerdings wohl deutlich länger). Und ökonomisch vernünftig ist es wie gesagt nicht, solche Waffen wirklich einsatzbereit zu halten, wenn zu den "Spielregeln" gehört, damit höchstens zu drohen und sie nicht einzusetzen.
Zitat von Llarian im Beitrag #33ich wüsste kaum, was effektiver wäre und nicht gleichzeitig den dritten Weltkrieg startet.
Diese Befürchtung halte ich nicht für maßgeblich, und zwar aus folgender Fallunterscheidung:
Fall 1: Putin ist nach eigener Einschätzung nicht fähig, einen Krieg mit der NATO zu führen. In dem Fall ist klar, daß man der Ukraine wirklich mit jedem erlaubten Mittel helfen kann. Putin wird dann schimpfen, vielleicht den Gashahn zudrehen, mehr aber nicht machen können. Wenn die NATO Rußland nach dem Schema Desert Storm bekämpft, wozu sie nebenbei völkerrechtlich legitimiert wäre, würden die russischen Truppen in der Ukraine zerschlagen oder ein paar km hinter die russische Grenze getrieben. Putin würde dann ein Untentschieden anbieten, die Ukraine hätte erstmal Ruhe und Putin bliebe im Amt wie damals Saddam. Wenn er nicht den Gashahn zudreht, besteht sogar die Chance für ihn, aus dem Sanktionsregime irgendwann herauszukommen. Würde Putin in der Situation massiver Militärhilfe für die Ukraine trotzdem eskalieren (etwa den Krieg außerhalb der Ukraine führen oder Massenvernichtungswaffen einsetzen), müßte er eine totale Niederlage antizipieren, weil dann die NATO sich eine entsprechende Ausweitung des Krieges erlauben würde. Deswegen kann dieses Szenario als Lösung für Fall 1 ausgeschlossen werden. Damit ist gezeigt: Wenn Putin sich der NATO nicht gewachsen fühlt, kann man die Ukraine mit allen erlaubten Mitteln unterstützen, ohne mehr zu riskieren, als das Leben der ggf. involvierten NATO-Soldaten.
Fall 2: Putin ist gewillt, den "dritten Weltkrieg" (also eigentlich nur einen Krieg zwischen NATO und Rußland) zu führen. Dies ist übrigens nach ökonomischer Denkweise äquivalent dazu, nach eigener Einschätzung sich im Krieg mit der NATO durchsetzen zu können. Da stellt sich die Frage, warum er diesen Zug nicht eigeninitiativ machen soll, wenn er mit der Ukraine fertig ist, wo sich doch "der Westen" als Wirtschaftspartner wegen der Sanktionen sowieso für die nächste Zeit unbrauchbar macht? Der Gewinn wäre, ganz Europa beherrschen zu können und damit auf Augenhöhe mit China und den USA zu kommen. Nach dem Nichtsättigungsprinzip (Wirtschaftssubjekte verzichten auf keine profitable Option) würde ein Krieg gegen die NATO bei dieser Einschätzung Putins sicher eintreffen. In diesem Szenario bleibt uns nichts anderes übrig, als uns entweder dem Krieg früher oder später zu stellen oder zu kapitulieren. Machiavelli lehrt, daß es dumm ist, eine Kriegsgefahr aussitzen zu wollen. In diesem Szenario ist es also besser, sich dem Krieg mit Rußland dann zu stellen, solange Rußland noch in der Ukraine gebunden ist, und nicht, wenn es sich nach einem längeren Waffenstillstand mit der Ukraine militärisch konsolidiert hat.
Ich glaube ja, daß wir bis vorletzte Woche durchaus in Fall 2 gelebt hätten, wenn es Putin gelungen wäre, die Ukraine handstreichartig zu nehmen, insbesondere die Militäreinrichtungen im Westen intakt erobert hätte. Genau deswegen wurde ihre Zerstörung aufgespart. Ich habe es im Forum ja schon begründet.
Aus diesen Überlegungen heraus mißbillige ich das Verhalten von Scholz, Lambrecht, Biden, Habeck und all den Nasen, die einen Kriegseintritt der NATO auf der Seite der Ukraine ausschließen. Dies ist sogar noch schlimmer, als wenn man einfach den Mund hielte, weil man so Putin signalisiert, er könne wirklich jedes Mittel wagen, um die Ukrainer zu besiegen.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #36 Ich würde davor warnen, das BSP/BIP als Indikator für den individuellen Wohlstand zu verwenden. Man kann durchaus nominell weniger verdienen und trotzdem mehr haben.
Das ist am Ende eine Frage der Größenordnung. Nehmen Sie Polen und nehmen Sie an, Sie würden nur noch 80% von dem verdienen, was Sie hier verdienen. Dann machen Sie ein Geschäft, denn die Lebenserhaltungskosten, insbesondere auch für Wohnen und Energie sind mehr als 20% günstiger. Wenn Sie dagegen aber beispielsweise nach Vietnam ziehen, dann haben Sie ein Problem, denn Sie werden kaum eine vietnamesische Firma finden, die sich auch nur 50% ihres deutschen Gehaltes leisten kann. Und da nützt es Ihnen auch nicht soviel, wenn die Wohnung oder das Essen extrem billig ist, wenn Sie mal ein vernünftiges Auto fahren wollen oder eventuell auch mal ein paar andere Medikamente als Aspirin benötigen. Das BSP ist keine 1:1 Korrelation ihres Lebensstandards, aber korrelieren tun die Größen doch schon deutlich. Und vergessen Sie eins nicht: Wenn Sie in einem Land leben, in dem Sie maximal doppelt soviel haben, wie ihr Nachbar, dann haben Sie immer noch Kriminalität, aber es hält sich in Grenzen. Wenn Sie 10 mal so viel haben, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie sehr viel in ihre Sicherheit investieren dürfen.
Zitat Über die Schulsysteme kann man wohl auch streiten, davon hab ich aber keine Ahnung. Das Kriminalitätsargument würde ich aber entkräften; kommt immer darauf an, wo man in Deutschland wohnt. Freiburg ist nicht Berlin. Und wenn ich rein auf Kriminalität schaue und die Wahl habe, in Berlin, oder bspw. Bankgkok oder Manila zu leben, würde ich Bangkok und Manila nehmen. Da muss man zumindest nicht damit rechnen, ohne ersichtlichen Grund gemessert zu werden.
Ich kenne weder Bangkok noch Manila, aber ich würde dazu neigen, dass in den richtigen Vierteln in Bangkok man kaum sicherer sein wird als in Neukölln. Und umgekehrt werden Sie in Schöneberg auch nicht mal eben so gemessert. Ich will auch nicht in Berlin leben (Himmel hilf!), aber im gesamtdeutschen ist die Kriminalität nicht allzu groß, vergleicht man sie beispielsweise mit den USA, mit Südamerika, Italien oder auch Frankreich.
Zitat Wenn man in Deutschland nach dem traditionellen Familienprinzip lebt (Mann verdient viel, Frau wenig oder garnix, plus zwei Kinder) ist natürlich auch die Steuer- und Abgabenlast nicht mehr wirklich ein Problem;
Das glauben aber auch nur Sie. Ich sitze im selben Boot, Steuerklasse I mit allem drum und dran. Von dem was ich bisher an direkten Steuern bezahlt habe, könnte ich mir ein Haus kaufen. Naja, so wie die regieren, vielleicht auch nicht mehr.
Zitat Für mich ist es in den meisten anderen Ländern finanziell besser, für einen Familienvater bei gleicher, beruflicher Qualifikation eventuell aber nicht mehr.
Jein. Ich würde mich genauso fast überall finanziell verbessern: USA, Schweiz, Neuseeland, Australien. Und ebenso erst recht in den von Ihnen genannten "grünen" Staaten. Aber es gibt eben mehr als Geld. In den USA sind die öffentlichen Schulen extrem schlecht und die Kriminalität ist deutlich höher (liegt trotzdem bei mir eher oben auf der Liste). In der Schweiz verdient man mehr, aber die Kosten für Grundstücke sind derart absurd, dass man selbst bei gutem Einkommen ohne Doppelverdiener oder Erbe kaum je zu einem Haus kommen wird. Davon mal ab das die Schweiz immer mehr in den Sumpf EU gezogen wird. Neuseeland und Australien probieren derzeit aus, wie man 1984 am Beispiel umsetzen kann. Das sind für mich viel greifbarere Probleme als das Geld. Wenn ich morgen ein Angebot aus Dubai bekommen würde für den dreifachen Satz zu arbeiten (ich kenne tatsächlich Kollegen, die solche Angebote mal hatten, wenn auch nicht ganz so extrem) würde ich trotzdem nein sagen. Weil ich meiner Familie im Leben nicht zumuten würde in einem grünen Land zu leben. Wenn man alleine ist, dann hat man viele von diesen Problemen nicht (was juckt Sie die Schule, bzw. was juckt es Sie, wie fremde Frauen behandelt werden?). Ich dagegen habe diese Sorgen eben. Vom Geld her müsste ich schon lange, lange weg sein.
Außerdem bin ich, jetzt wirds endgültig off-topic, innerlich selber zerrissen. Ich denke seit mehr als 20 Jahren ans Auswandern. Mal mehr, mal weniger. Aber ebenso denke ich mir auch: Es können doch nicht alle gehen. Wenn niemand versucht was zu ändern, wie soll es dann besser werden? Ich habe da selber keine gute Antwort, ich spüre nur das mein Leidensdruck jedes Jahr ein bischen mehr wächst.
Zitat von Llarian im Beitrag #29aber wenn Neon bei Ihnen wichtig ist, dann würde ich die Frage stellen, wo Neon denn sonst herkommt (denn bei der normalen Luftverflüssigung fällt immer Neon mit an, wenn auch in sehr geringen Mengen). Oder ob man nicht auch mit Argon arbeiten kann. Oder ob der Laser nicht ein anderer sein kann.
Neon ist das Laserelement in He-Ne-Lasern, die für die Chipproduktion unabdingbar sind, um Leiterbahnen in die Siliziumplatten zu fräsen. Und das bestimmt als angeregtes Element die Wellenlänge des erzeugten Laserstrahls. Und bislang war es so, daß bis zu 90% des kommerziell eingesetzten Neons aus der russischen Stahlproduktion stammte und von Spezialfirmen, die zumeist in der Ukraine liegen, dafür aufbereitet wird. Die drei größten sind Ingas (in Mariupol), Cryoin und Iceblick (beide mit Sitz in Odessa). Jahresbedarf für die Halbleiterproduktion ist gut 540 Tonnen; davon kamen zuletzt 2/5 aus der Ukraine. Nach 2014 haben die Chipproduzenten zwar aufgestockt, aber die Vorräte reichen je nach befragter Firma zwischen 3 und 12 Monate.
AR+-Laser emittieren im Bereich zwischen 351 bis 528,7 nm, wobei die Frequenzen 458 nm, 488 nm and 514,5 nm genutzt werden. Für Helium-Neon-Laser sind die entsprechenden Wellenlängen 3392,2, 1523,1, 1198,8, 1177,0, 1161,7, 1160,5, 1152,3, 1141,2, 1084,7, 1080,1, 1062,3, 1029,8, 886,5, 730,5, 640,1, 635,2, 632,816, 629,4, 611,802, 604,613, 593,932 sowie 543,365 nm.
That said: Russland ist überhaupt außerstande, auch nur einen Chip zu produzieren & importiert seinen gesamten Bedarf von TSMC aus Taiwan. Ich nehme an, daß die alte Ingenieursriege da noch mit dem Rechenschieber arbeiten kann.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Llarian im Beitrag #38Wenn Sie dagegen aber beispielsweise nach Vietnam ziehen, dann haben Sie ein Problem, denn Sie werden kaum eine vietnamesische Firma finden, die sich auch nur 50% ihres deutschen Gehaltes leisten kann.
Müssen Sie auch nicht. Was verdienen Sie hier, 100.000 im Jahr? Was bleibt davon netto übrig, also RICHCTIG netto, nachdem man die Energiesteuern, die Umsatzsteuer und alles gezahlt hat? Vermutlich das Doppelte dessen, was ein Hartz4-Empfänger bekommt.
Zitat von Llarian im Beitrag #38Wenn Sie in einem Land leben, in dem Sie maximal doppelt soviel haben, wie ihr Nachbar, dann haben Sie immer noch Kriminalität, aber es hält sich in Grenzen. Wenn Sie 10 mal so viel haben, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn Sie sehr viel in ihre Sicherheit investieren dürfen.
Das ist definitiv falsch und kann ich selbst bestätigen, zumindest in Thailand und den Philippinen. Es gibt da auch keine Unterscheidung zwischen Nobel- und Armenvierteln, da baut einer seine Villa neben den KfZ-Betrieb und ein paar Hütten, kein Problem. Auch wenn Sie das vielleicht nicht glauben. Das ist eigentlich eine Gesellschaft, die dem Linken Ideal hierzulande wesentlich näher kommt als das was die marxistischen Hirnfürze hervorgebracht haben. Die Thais haben kein Problem damit, in sozial "gemischten" Verhältnissen ihr Haus zu bauen, und werden dann von den Armen auch nicht ausgeplündert.
Zitat von Llarian im Beitrag #38Wenn Sie dagegen aber beispielsweise nach Vietnam ziehen, dann haben Sie ein Problem, denn Sie werden kaum eine vietnamesische Firma finden, die sich auch nur 50% ihres deutschen Gehaltes leisten kann. Und da nützt es Ihnen auch nicht soviel, wenn die Wohnung oder das Essen extrem billig ist, wenn Sie mal ein vernünftiges Auto fahren wollen oder eventuell auch mal ein paar andere Medikamente als Aspirin benötigen.
Legen Sie mal den Penis auf den Tisch : Wie viel verdienen Sie im Jahr? 100.000? Das werden dann in Vietnam in vergleichbarer Position etwa 30.000. Dafür können Sie sich ein grosses Haus für 200$ im Monat mieten, statt 4.000 Euro / Monat. Die Kinder gehen dann auf eine Privatschule, die nochmal ein paar hundert Dollar pro Nase kostet. Private Krankenversicherung ist nötig, aber auch nicht teuer, weil das Preisnieveau so niedrig ist, also vielleicht 100 Dollar pro Monat für die Alten, 10 für die Kinder.
@ Llarian, ein Punkt der bisher noch nie zur Sprache kam, aber sehr wichtig ist, ist die Frage, wie komplizirt die Dinge das alltäglichen Lebens sind. Da ist Deuschland definitiv am Ende der Skala, vermutlich noch hinter Sealand.
Stellen Sie sich vor: Ich bin damals in meine (schon vorher angemitete) Wohnung in Bangkok eingezogen; gut: Möbel waren drin, aber sonst nix. Dann bin ich zum Carrefour-Supermarkt in 200m Entfernung gegangen, da findet man alles. Da hab ich dann erst mal an einem Stand einer Telekom-Firma einen DSL-Vertrag abgeschlossen; die Dame hat mir den Router gleich mitgegeben und sich schon im Voraus dafür entschuldigt, dass die Freischaltung 2-4 Stunden dauern kann. Dann bin ich in eine Filiale der Bangkok Bank gegangen um ein Konto zu eröffnen: Die Karte gab's sofort, man konnte sich die PIN selbst auswählen (und auch an Automaten ändern), danke schön.
Nach dem 1-stündigen Einkauf bin ich in meine Wohnung geganen, Router angestöpslet, Internet war freigeschaltet, Bankkonto inkl. Mastercard war aktiv. Wie lange dauert sowas in Deutschland? 8-10 Wochen?
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #40 Müssen Sie auch nicht. Was verdienen Sie hier, 100.000 im Jahr? Was bleibt davon netto übrig, also RICHCTIG netto, nachdem man die Energiesteuern, die Umsatzsteuer und alles gezahlt hat? Vermutlich das Doppelte dessen, was ein Hartz4-Empfänger bekommt.
Ich möchte mich hier nicht wirklich nackig machen, dafür lesen zuviele andere Leute mit, die ich nicht leiden kann. :) Aber nehmen wir an es wären 100.000 (weit von der Wahrheit ist es nicht). Dann bleiben davon netto etwas mehr als die Hälfte übrig, so ungefähr 60.000. Das ist ein bischen mehr als das Doppelte eines Hartz-4 Empfängers. Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Steuern sind zweifelsohne viel zu hoch, die Sozialabgaben für Angestellte noch weit schlimmer, aber 60.000 Euro sind mehr als 20.000 in Vietnam.
Denn wenn Sie in Vietnam ein Haus für 200$ mieten, dann hat das auch den Stand eines Hauses für 200$. Weil Stahl in Vietnam nicht ein Viertel von dem kostet, was es in Deutschland kostet sondern eher mehr. Auch ein Auto kostet in Vietnam nicht ein Viertel und Elektronik auch nicht. Ich war noch nie in Vietnam. Aber des öfteren in Griechenland, das sicher weit reicher ist als Vietnam, aber sicher ärmer als Deutschland. Dort kostet Arbeitskraft entsprechend wenig, was man wunderbar daran sehen konnte, was für geniales und frisch gekochtes Essen man dort für wenig Geld bekommt. Überhaupt sind Dienstleistungen extrem günstig. Aber Autos kosten das selbe, deswegen fahren die Leute teilweise die letzten Rostlauben. Und die Häuser sind billiger, haben aber eben auch einen ganz anderen Stand als Deutschland. Und wenn Geld für teure Medikamente, wie beispielsweise Humaninsulin, nicht da ist, dann ist es eben nicht da. Es wird nicht billiger, weil ich einen Arbeiter für wenige Euro die Stunde bekomme.
Zitat Die Kinder gehen dann auf eine Privatschule, die nochmal ein paar hundert Dollar pro Nase kostet. Private Krankenversicherung ist nötig, aber auch nicht teuer, weil das Preisnieveau so niedrig ist, also vielleicht 100 Dollar pro Monat für die Alten, 10 für die Kinder.
Für 100 Dollar im Monat bekomme ich kaum die Medikamente, die ich regelmäßig einnehme, da ist noch keine Untersuchung, kein MRT und keine OP enthalten. Da wird mich kein privater Krankenversicherer für 100 Dollar versichern. Und eine Schule für ein paar hundert Dollar mag schon eher angehen, aber wenn man nur 2500 Dollar im Monat verdient (ihre Zahlen), dann ist man bei zwei Kindern schon ein ganzes Stückchen ärmer.
Ich will deswegen Vietnam nicht schlecht reden, es ist sicher, und das meine ich absolut nicht zynisch, ein echter Mehrwert, wenn ich jemanden für wenige 100 Dollar einstellen kann, der mir den ganzen Haushalt schmeisst, vom Kochen übers Putzen bis zur Kinderbetreuung. Super, ernsthaft. Und ich gehe auch gerne für 5 Dollar gut essen. Auch super. Aber ich möchte auch eine Wand, die den Schall wirklich draußen hält, ich möchte ausschlafen, wenn ich das kann. Ich will, dass der Krankenwagen im Zweifelsfall in weniger als 10 Minuten bei mir ist, ich will, falls ich es brauche in Tagesfrist ein MRT haben und wenn ich eine neue Herzklappe brauche, die auch sofort bekomme. Ich will, wenn ich aus der Leitung trinken möchte, mir keine Gedanken um Legionellen machen muss. Ich will, wenn ich ins Schwimmbad gehe, sicher davon ausgehen, dass das Wasser korrekt gechlort ist und der Rettungsschwimmer auch wirklich eine entsprechende Ausbildung gemacht hat. Ich will dass der Defibrillator, der an der Wand hängt auch sicher funktioniert und ich will mich drauf verlassen können, dass jede verdammte Elektroleitung, die auch nur in der Nähe des Wassers verläuft über Fehlstromschalter gesichert ist. Und es entspricht meiner Lebenserfahrung dass diese Dinge international extrem oft nicht der Fall sind. Wir leben in Deutschland auf sehr hohem Niveau. Ich wiederhole mich: Wir haben eine besch.... Perspektive, aber das Niveau ist hoch.
Zitat Stellen Sie sich vor: Ich bin damals in meine (schon vorher angemitete) Wohnung in Bangkok eingezogen; gut: Möbel waren drin, aber sonst nix. Dann bin ich zum Carrefour-Supermarkt in 200m Entfernung gegangen, da findet man alles. Da hab ich dann erst mal an einem Stand einer Telekom-Firma einen DSL-Vertrag abgeschlossen; die Dame hat mir den Router gleich mitgegeben und sich schon im Voraus dafür entschuldigt, dass die Freischaltung 2-4 Stunden dauern kann. Dann bin ich in eine Filiale der Bangkok Bank gegangen um ein Konto zu eröffnen: Die Karte gab's sofort, man konnte sich die PIN selbst auswählen (und auch an Automaten ändern), danke schön. Nach dem 1-stündigen Einkauf bin ich in meine Wohnung geganen, Router angestöpslet, Internet war freigeschaltet, Bankkonto inkl. Mastercard war aktiv. Wie lange dauert sowas in Deutschland? 8-10 Wochen?
Lange nicht gemacht. Ich denke ungefähr zwei Wochen sind realistisch. Das hängt aber vor allem mit den Telekomikern und ihrem Monopol zusammen, aber das Argument ist natürlich richtig. Bürokratie ist sicher ein ordentliches Problem. Aber nicht alles davon ist ohne Mehrwert. Ja, eine Bankkarte dauert. Sie ist aber auch entsprechend sicher und Sicherheit gibts nicht geschenkt. Einer muss am Ende dafür bezahlen. Schönes Beispiel ist Paypal. Super bequem, nahezu keine Sicherheit, sehr schnell und nutzerfreundlich. Den Preis bezahlen Sie aber über ziemlich horrende Gebühren. Am Ende hat die Bank in Bangkok auch nix zu verschenken. Wenn die Ihnen die Karte sofort aushändigen und sich nicht besonders um die Sicherheit scheren, dann geht das auf zwei Arten: Entweder hat die Bank entsprechende Gebühren um das aufzufangen oder, wenn es zu einem Problem kommt, haften Sie und nicht die Bank. Beides ist in Deutschland nur schwer zu vermitteln.
Ich wundere mich aber ein bischen über ihre Beispiele: Denn auch wenn die Telekomiker sich Zeit lassen, ich bekomme meinen Anschluss ja. Und wenn ich bis dahin Daten brauche kann ich eine Aldi-Talk Karte in knapp 30 Minuten aktivieren. Und eine so lange Geschichte wie eine Bankbeziehung belastet mich auch nicht, wenn das eine Woche dauert. Ich hätte eher darauf abgehoben, dass es in Berlin derzeit praktisch unmöglich ist ohne Schmiergeld ein Auto in halbwegs akzeptabler Zeit umzumelden. Oder das sich Bauämter hinsetzen und ein halbes Jahr einen Bauantrag bebrüten, um ihn dann ganz unzeremoniell abzulehnen. Das man auf seinen Reisepass wochenlang warten muss, während das Visum eines fremden Landes gerade mal drei Tage braucht. Das sind Dinge, die mir mehr auf den Zeiger gehen. Alleine das deutsche Baurecht kann einem das Auswandern sehr schmackhaft machen.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #39That said: Russland ist überhaupt außerstande, auch nur einen Chip zu produzieren & importiert seinen gesamten Bedarf von TSMC aus Taiwan. Ich nehme an, daß die alte Ingenieursriege da noch mit dem Rechenschieber arbeiten kann.
Russland ist weit von den Möglichkeiten von TSMC entfernt, aber Russland sollte seine Militärtechnik besser selbst in der Hand haben, wenn es nicht etwas Unbekanntes untergejubelt haben will. Interessant auch die Ausstattung der Behörden: Wenn die mit Microsoft arbeiten sind die offen wie ein Buch. Bei der Hardware dürften sie die gleiche Unsicherheit haben, wie wir, wenn wir 'made in China' einsetzen.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #40Das ist definitiv falsch und kann ich selbst bestätigen, zumindest in Thailand und den Philippinen. Es gibt da auch keine Unterscheidung zwischen Nobel- und Armenvierteln, da baut einer seine Villa neben den KfZ-Betrieb und ein paar Hütten, kein Problem. Auch wenn Sie das vielleicht nicht glauben. Das ist eigentlich eine Gesellschaft, die dem Linken Ideal hierzulande wesentlich näher kommt als das was die marxistischen Hirnfürze hervorgebracht haben. Die Thais haben kein Problem damit, in sozial "gemischten" Verhältnissen ihr Haus zu bauen, und werden dann von den Armen auch nicht ausgeplündert.
Ganz so einfach sehe ich das nicht. Das hängt ein bisschen vom Erfahrungshorizont ab. Die Situation in den verschiedenen Ländern ändert sich mit der Zeit, und manchmal auch sehr abrupt. Weil mich in den 80er Jahren ein Tuktuk-Fahrer zum falschen Busbahnhof gebracht hatte (ich wusste nicht, dass es einen für Touribusse und einen für Einheimische gab), bin ich mit dem Bus für Einheimische von Phuket bis Bangkok gefahren. Auf der ganzen Strecke ist Militär im Wechsel zugestiegen. Wie man mir erklärt, waren Überfälle auf der Strecke üblich. Der damalige Rucksackreiseführer hatte auch für Bangkok einige warnende Empfehlungen parat. Auch noch 2012 wurden wir auf Ko Lanta gewarnt, in die ärmeren Bereiche um das Hotel zu gehen. Bangkok war tatsächlich entspannt. Allerdings habe ich auch Natal und Rio de Janeiro 'überlebt', obwohl ab und zu Schüsse gefallen sind oder mal eine Leiche auf der Straße lag. Tatsächlich wurde ich in meinem Leben nur einmal bestohlen: Auf der Medica in Düsseldorf.
Ich denke, wer in Länder der dritten Welt geht, muss eher mit plötzlichen Änderungen rechnen als hierzulande - bisher.
Zitat von Llarian im Beitrag #42Denn wenn Sie in Vietnam ein Haus für 200$ mieten, dann hat das auch den Stand eines Hauses für 200$. Weil Stahl in Vietnam nicht ein Viertel von dem kostet, was es in Deutschland kostet sondern eher mehr.
Das ist einfach falsch. Der Preis eines Hauses, des geschätze 50-100 Jahre irgendwo rumsteht, wird nicht durch Rohstoffe determiniert, sondern durch Angebot und Nachfrage (und in Deutschland: durch bescheuerte Regulierung). Meine Schimmelwohnung in Deutschland ist definitiv nicht besser als die Wohnungen, die ich in Südostasien hatte, sie kostet nur das vierfache, weil unsere Politik-Brainiacs seit 20 Jahren nichts anderes gemacht haben als Wohnraum zu verteuern.
Zitat von Llarian im Beitrag #42Ich will, wenn ich aus der Leitung trinken möchte, mir keine Gedanken um Legionellen machen muss. Ich will, wenn ich ins Schwimmbad gehe, sicher davon ausgehen, dass das Wasser korrekt gechlort ist und der Rettungsschwimmer auch wirklich eine entsprechende Ausbildung gemacht hat. Ich will dass der Defibrillator, der an der Wand hängt auch sicher funktioniert und ich will mich drauf verlassen können, dass jede verdammte Elektroleitung, die auch nur in der Nähe des Wassers verläuft über Fehlstromschalter gesichert ist.
Da musste ich wirklich lachen. Wissen Sie, was das perfekte Land für Sie wäre? Deutschland.
Zitat von Llarian im Beitrag #42Ich wundere mich aber ein bischen über ihre Beispiele: Denn auch wenn die Telekomiker sich Zeit lassen, ich bekomme meinen Anschluss ja. Und wenn ich bis dahin Daten brauche kann ich eine Aldi-Talk Karte in knapp 30 Minuten aktivieren.
Und das stört Sie kein bisschen, dass eine Sache, die in Minuten erledigt sein könnte, Wochen dauert, weil: Irgendwann funktioniert's ja? Damit wären Sie dann auch wieder in Deutschland gut aufgehoben, darf ich eine Behörde empfehlen?
Das ist jetzt verfrühte Leserei im Kaffeesatz; aber es könnte sein, daß die Versorgung mit dergleichen und mit Öl & Gas aus russischer Förderung aus mittlere Sicht genau kein (oder kein nennenswertes) Problem darstellt. Russland wird einfach keine andere Wahl bleiben, als den Forderungen des Westens nach Reparationen für die Kriegsschäden durch Rohstoffimporte nachzukommen. Etwas anderes haben sie schlicht nicht im Portfolio. Es wird die einzige Möglichkeit ein, aus der totalen Blockade, über Jahrzehnte hinweg, durch den Westen herauszukommen. (Daß das in russischer Binnensicht auf ein Versailles-Problem in XXL herauslaufen wird, ist mir klar; aber auf dem Stand sind wir seit spätestens Ende Februar.)
Militärisch ist der Krieg für Putin gelaufen. Die Neuauflage "Patt am Jalu" (1950ff.: "38. Breitengrad"; 2022:"39. Längengrad") wird nicht durch schweres Militärgerät entschieden werden, sondern durch Drohnen & den Einsatz panzerbrechender Waffen. Für das Ergebnis ist es nicht wichtig, ob das in ein paar Wochen entschieden wird oder in einen solchen Abnützungskrieg mündet, solange der Nachschub der Ukraine aus dem Westen gesichert ist.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Llarian im Beitrag #29Das sehe ich diametral anders. Kapital ist ein extrem scheues Reh, wie schon manches Land, dass in die Pleite lief, wie eben jüngst Griechenland oder auch Argentinien nach seiner Pleite, bitterböse erfahren mussten.
Ach was. Nichts mitbekommen von der Sub-prime Krise der USA 2008 und wie die bewältigt wurde? Von der EU Staatsschuldenkrise 2010ff ausgelöst durch Griechenland und wie dann Barroso zur Geld-Bazooka griff? (War das Barroso? Ich vergesse unwichtige Namen gerne) Auf Ebene einer Volkswirtschaft ist Kapitalmangel immer leicht lösbar. Wie Emulgator schon angemerkt hat, wäre lediglich der Außenhandel betroffen. Als Volkswirtschaft benötigt Russland Devisen, um Produkte zu importieren.
Das dumme für uns ist eben, dass Rohstoffe basaler sind, als das was wir verkaufen. Bei uns geht es in der Tat um's erfrieren und perspektivisch um's verhungern, bei Russland darum, ob man Chips (für Computer, nicht zum essen) bekommt. Offensichtlich wird das, auch von Ihnen, völlig falsch eingeschätzt, jedenfalls aus meiner Sicht.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #35At a 2008 Nato-Russia summit in Bucharest she was instrumental in talking President Bush out of offering membership of the alliance to Ukraine and Georgia after Putin complained that his concerns were not being taken seriously.
Wenn es so gewesen wäre, dann würde ich das für so ziemlich das Gescheiteste halten, was Merkel in ihrer gesamten Amtszeit getan hätte. Aber ich nehme der Times dieses Narrativ sowieso nicht ab. Es gab auch aus Sicht der USA schon damals genug Gründe, die dagegen sprachen (wobei der Umstand, dass Bush 2008 vor der Ablösung stand, mit hineinspielt). Jedenfalls haben die USA in der Zwischenzeit durchaus die Ukraine zu ihrem Clientelstaat gemacht, aber eben auf inoffizieller Ebene, ohne das Risiko einer direkten Konfrontation mit Russland.
Zitat von Llarian im Beitrag #38[...] Neuseeland und Australien probieren derzeit aus, wie man 1984 am Beispiel umsetzen kann. Das sind für mich viel greifbarere Probleme als das Geld.
Wertes Forum,
da jetzt des öfteren Neuseeland in diversen Zusammenhängen erwähnt wurde in diesem Strang, will ich mich differenzierend äußern, da ich seit geraumer Zeit dort lebe und die Zeit vor Corona auch noch kenne.
Prinzipiell erstmal: Zustimmung zu ihren Ausführungen, werter Llarian, was die Covid-Tyrannei in NZ angeht. Es ist schlimm, was aus diesem Land und seinen Bürgern geworden ist in den letzten 2 Jahren. Ich habe jetzt mehrere Lockdowns erlebt, Auckland als grösste Stadt wurde für 4 Monate mit einem Ausreiseverbot wie in der DDR belegt, es wurde Einrichtungsbezogene Impf"mandate" beschlossen und Menschen haben ihre Arbeit darüber verloren, es wird kaum noch Politik gemacht dafür umso mehr Propaganda, es werden falsche Zahlen veröffentlicht und Kritiker mundtot gemacht, es wurden Impfpässe eingeführt, Maskenpflicht herrscht allerorten etc. pp. ad nauseam. Das ist alles schlimm, verwerflich, illegitim und bestürzend, keine Frage, und insbesondere ich habe keinerlei Bedürfnis, IRGENDEINE dieser schwachsinnigen und drakonischen Maßnahmen zu rechtfertigen.
Nur lebt man aber nicht im isolierten Raum und NZ muss man international Vergleichen, hinsichtlich der Covid-Response. Und siehe da, auf fast allen Indizes landet ganz oben als Land mit den striktesten Massnahmen: Deutschland. NZ immer weiter unten. Das heisst also, dass es nach meinem Wissen in NZ nichts gibt, was es in D nicht auch schon längst geben würde, und daher meine ernstgemeinte Frage an Sie (und das Forum): Warum glauben sie, dass die Tyrannei in NZ schlimmer wäre als anderswo? Ich behaupte, es ist schlimm, aber eben "nur" so schlimm wie in den meisten anderen Ländern des Westens auch. Leider, ich wünschte NZ wäre mutiger gewesen. Ich denke einer der wenigen gewichtigen Unterschiede waren wohl die strikte Einreisebegrenzung, das ist natürlich der isolierten Insellage geschuldet - wäre in D ein Einreisestopp oder starke Regulierung praktikabel gewesen, hätte man es dort auch versucht.
Nun ist mein Leben in NZ aber immer noch gut. Die Covidiotie ist mehr als nur ein Ärgernis und beeinträchtigt meine Grundzufriedenheit doch sehr und zunehmend, dennoch ist NZ ein sehr lebenswertes Land, und wird es hoffentlich auch bleiben, auch wenn ich da gewisse Sorgen habe, aber dazu unten mehr.
Lebenswert ist NZ deshalb nach wie vor aus folgenden Gründen (und hier greife ich andere Aspekte mit auf, die F. Alfonzo genannt hat):
1. Gute, freie medizinische Versorgung, man kann sich relativ günstig privat zusatzversichern, um Lücken und Wartezeiten zu schließen. 2. Relativ hoher Lebensstandard, vergleichbar mit den meisten Ländern des Westens und insbesondere Deutschlands. Man bekommt fast alles an Produkten und Lebensmitteln, was man auch aus Europa kennt, wenn auch manchmal etwas umständlicher oder teurer. Die heimische Wirtschaft ist solide, es fehlt zwar an High-Tech und Hochfinanz und dergleichen, aber man kann relativ gute Jobs finden. Man muss aber Abstriche machen, wenn Karriereoptionen für einen wichtig sind. 3. Die Bürokratie ist vorhanden, aber verglichen mit D ein Witz. Musste in 7 Jahren nicht ein einziges Mal persönlich bei einer Behörde vorstellig werden, fast alles lässt sich telefonisch oder online erledigen. Werde nächstes Jahr zum ersten mal persönlich bei einer Behörde antanzen müssen, nun rate man bei welcher....? Genau, der deutschen Botschaft zwecks Reisepass. Ansonsten ist hier alles einfacher: Die Steuererklärung, Wahlen, ein Auto an- oder ummelden, Bankkonto eröffnen, eine Haus kaufen, ein Haus bauen etc. (Es wird von Einheimischen aber trotzdem gerne über die überbordende Bürokratie gejammert, was mir dann immer ein Schmunzeln abringt....) 4. Man hat hier in NZ extrem niedrigschwelligen Zugang zu der wohl schönsten Natur der Erde (among other, obviously), obendrauf meist Menschenleer - selbst unter prä-Covid Bedingungen mit vielen Touristen im Land. Wenn hier ein Strand "busy" ist, dann reden wir von ein paar Hundert Leuten auf einer Länge von mehreren Kilometern schönstem Strand. 5. Häuser und Grund werden zwar immer teurer, sind aber abseits der grossen Städte immer noch leistbar - und man bekommt meist ein recht ordentliches Grundstück. Vor knapp 1.5 Jahren bsp haben wir $620k NZD für ein 200qm Haus auf 1500qm Grund in einer populären Kleinstadt berappt - das muss man in D auch erstmal finden. 6. Der wohl subjektivste Punkt: Der Umgang in NZ ist wesentlich freundlicher als in D. Kassierer sind freundlich (nicht höflich!), Menschen sind sich wohlgesonnen und geben zumindest Interesse vor. Alles natürlich nur oberflächlich, wendet der Deutsche Griesgram ein, aber: who cares? Es macht das Leben deutlich angenehmer, wenn im Alltag gewisse Freundlichkeit herrscht, und es deutet auch auf eine insgesamt grössere Lebenszufriedenheit oder zumindest niedrigere Frustration der Bevölkerung hin. 7. Und wichtigster Punkt für mich momentan mit drei kleinen Kindern: NZ ist sehr familienfreundlich. Kinder sind willkommen, die Leute haben mehr Kinder im Schnitt, der Familie wird ein grosser Wert beigemessen. Kenne ich so nur beding aus D.
Ich belasse es mal bei diesen Punkten, die nicht vollständig sind und nur illustrieren sollen, dass NZ ein bedenkenswertes AUswanderungsziel sein kann - ich jedenfalls bin überzeugt, dass ich in D momentan nicht besser gestellt wäre.
Die Sorge um die Zukunft NZ's, die ich habe, möchte ich kurz skizzieren: Es regieren dieselben Karrierepolitiker wie man sie auch bei SPD und den Grünen findet. Da ja die Regierung hier in NZ auch Labour und Greens ist, seit 5 Jahren. Und deren Agenda ist klar: Opferkult, De-industrialisierung, die Landwirtschaft dämonisieren, Autofreiheit, Geschichtsrevision und diese ganzen woken Krebsgeschwüre, wie man sie leider auch aus anderen Kulturen kennt. Klar, sonst können Linke ja auch nix, ausser umverteilen bis nix mehr da ist und ansonsten Handlung simulieren. Wenn diese Mischpoke wiedergewählt wird, könnte es haarig werden, weil die in diesen Krisenzeiten nur zusätzlichen Schaden anrichten werden. Die Sorge ist also da, berechtigt, und nicht gerade klein. Die Zeichen stehen aber gut, dass die Neuseeländer insgesamt wieder vernünftiger werden und dauerhaft konservativer Wählen werden.
So viel erstmal, bei Interesse schreibe ich gerne mehr.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Wenn Sie meinen das ausgerechnet der korrupte russische Staat da selber zugreifen und die Dinge retten wird, will ich Ihnen diesen Glauben nicht nehmen.
Nach dem Aufstieg Chinas habe ich meine Bewerung da stark geändert.
Zitat von Llarian im Beitrag #33Die Wette gilt. Nordkorea und Kuba können ja vor Kraft auch kaum laufen.
Vergleich hinkt: 1.) Weder NK, noch Kuba verfügen über die Rohstoffe von "Mütterchen Russland". 2.) Beide Staaten sind nomniell Sozialistisch und haben ein seltsames Hybrid-Modell aus Zentralverwaltungswirtschaft und tolerierten Schwarzmarkt etabliert. Russlands Wirtschaftspolitik ist da anders. 3.) NK und Cuba sind mehr oder weniger komplett isoliert. Das ist bei Russland nicht der Fall.
Zitat von Llarian im Beitrag #34Warum hat denn der Ostblock den kalten Krieg verloren? Und warum herrscht in Nordkorea immer noch der Hunger?
Siehe oben
Zitat von LlarianDas sind Kinkerlitzchen. Ein Wirtschaftsminister soll Ergebnisse produzieren, da kann er seinen Stolz auch mal schlucken (hat er ja auch).
Aber er repräsentiert ein ganzes Land, welches seinen Stolz vielleicht nicht komplett runterschlucken will. Außerdem haben wir es hier mit einer Weltgegend zu tun, in der solche Dinge wie Ehre, Stolz und Würde eine andere Rolle spielen als im westlichen, zweckrationalistischen Nutzenkalkül.
Es kann schon sein, dass ein Staatsoberhaupt eine Demutsgeste von einem Minister erwarten kann.
Die Bearbeitung des Themas durch die Tagesschau spricht aber Bände.
Zitat von LlarianWas man in Russland unter Weltoffenheit versteht, wissen wir wohl inzwischen.
Es geht nicht darum, ob man diese Propaganda glaubt.
Aber wenn hier von Lisabon gesprochen wird, dann kann das darauf hindeuten, dass man seine Kriegspartei schon langsam auf einen durchmarsch nach Westeuropa einstellt. Es kann natürlich nur eine Übertreibung, eine Einzelmeinung usw. sein, aber im Zusammenhang mit den Roman, welchen Herr Elkmann erwähnt, ist das eine wichtige Information.
Zitat von Emulgator im Beitrag #37Wenn man das Thema "Fluchtursachen bekämpfen" ernst meint, dann hat die Bundeswehr jetzt Gelegenheit in der Ukraine.
Ja stimmt, nach dem Ende der Menschheit gibt es keine Flucht mehr...
Zitat von Emulgator im Beitrag #37Ich glaube ja, daß wir bis vorletzte Woche durchaus in Fall 2 gelebt hätten, wenn es Putin gelungen wäre, die Ukraine handstreichartig zu nehmen, insbesondere die Militäreinrichtungen im Westen intakt erobert hätte. Genau deswegen wurde ihre Zerstörung aufgespart. Ich habe es im Forum ja schon begründet.
Bei allem Respekt, ich vertraue dieser Fallunterscheidung nicht.
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12) "Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.