Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 462 Antworten
und wurde 22.111 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | ... 19
Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

07.04.2022 14:20
#51 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #50
Ja stimmt, nach dem Ende der Menschheit gibt es keine Flucht mehr...


Ist jetzt OT (hoffe ich mal...), aber selbst im Fall eines nuklearen Schlagabtauschs kommen wir nicht annähernd dahin, vom einem "Ende der Menschheit" zu reden. Ich habe vor vier Wochen im Nachgang des 2. Wippchen-Beitrags Herman Kahn von vor 60 Jahren erwähnt.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag "Wippchen's ukrainischer Krieg": 'isch Over!'

In den 50ern und 1960ern war - nicht nur in der populären Vorstellung, sondern auch offiziell - die Idee eines nuklearen Schlagabtauschs mit der Vorstellung des Endes der Zivilisation verbunden, zumindest weitgehend. Stichwort "On the Beach." Der einzige Experte, der da öffentlich wiedersprochen hat, war Herman Kahn (der vorige Woche seinen 100. Geburtstag gehabt hätte, by the way), in seinem Buch "On Thermonuclear War" von 1960. In dem er ausrechnete, daß ein Atomkrieg unter Einsatz sämtlicher verfügbarer Bomben auf 800 Millionen Tote hinauslaufen würde, mit einer horrenden Wiederaufbauphase - aber nicht der "Vernichtung der Zivilisation" gleichkäme. Das ist ihm natürlich gewaltig angekreidet worden - u.a. vom "Spiegel": es würde damit "das Undenkbare denkbar" machen und die Hemmschwelle für Politiker senken, auf den Knopf zu drücken. Kahn hat sich damit verteidigt, daß er das keineswegs vorhätte, sondern der Aussicht darauf einen realistischeren Rahmen zu geben: unvorstellbar, aber eben NICHT Finis Mundi. Kahn hat dann bekanntlich für "Dr. Strangelove" in Kubricks Film das Vorbild abgegeben.


Der Atomkrieg ist immer, seit er technisch möglich wurde, nicht in taktischen oder politischen Katagorien gesehen worden, sondern in eschatologischen: als Umsetzung des Harmageddon, als radikales Ende aller technologisch entwickelten Zivilisationen, wenn nicht gar des Lebens auf der Erde selbst. In den frühen 80er Jahren hat das durch Carl Sagans Vorstellung des "Nuklearen Winters" noch einmal eine weitere Spiraldrehung erhalten. Dennoch geben das die Zahlen nicht her (Sagans Überschlagsrechnungen über die fatalen Rückkopplungseffekte des in die Stratosphäre eingebrachten Staubs haben keiner Nachrechnung standgehalten). Auch die Flächenbombardierungen Deutschlands und Japans im 2. Weltkrieg haben diese Länder nicht in unbewohnbare "Mad Max"-Wüsteneien verwandelt.

Wie es "im Ernstfall" damit rund um Ground Zero aussieht, dafür hat das Beispiel Prypjat aktuell eine weitere Facette geliefert: in den letzten Jahren sogar zum Ziel für Abenteuertouristen geworden (weil die Natur nicht daran denkt, dahinzuwelken, nur weil ihr die kollektive menschliche Phantasie das nahelegt; es wurden nicht einmal mutierte Riesenameisen gesichtet). Sobald die Nukleotide, die als Alphastrahler in Frage kommen, durch Niederschlag aus der Atmosphäre ins Erdreich eingetragen sind, ist das, bis aufs regelmäßige Monitoring, Geschichte. Es sei denn, man gräbt, in 2 Kilometern Entfernung vom Ground Zero, Schützengräben und atmet die strahlenden Partikel direkt ein - so wie es den russischen Soldaten, bei denen es jetzt zu Zeichen von Strahlungskrankheit gekommen sein soll, der Fall war. Nb. war eins der Phantasmen, die vor 40 Jahren im Zug der "Nachrüstungsdebatte" und des "drohenden nuklearen Schlagabtauschs" angeführt wurden: wenn ein Bataillon Soldaten in eine radioaktive Niederschlagswolke gerät (gemeint waren immer "die Russen"), dann werden sie in der ihnen verblieben Zeit umso fanatischer kämpfen, weil sie ja nichts mehr zu verlieren haben. Stattdessen hören wir von Panik und "daß es fast zur Meuterei gekommen" sein soll.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

07.04.2022 15:29
#52 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #45
Das ist einfach falsch. Der Preis eines Hauses, des geschätze 50-100 Jahre irgendwo rumsteht, wird nicht durch Rohstoffe determiniert, sondern durch Angebot und Nachfrage (und in Deutschland: durch bescheuerte Regulierung).

Das ist eine Binse. Der Punkt ist eher der: Vernünftige Qualität kostet Geld egal wie Sie es drehen und wenden . Und auch in Vietnam stellt niemand anständige Häuser hin, um sie anschließend für einen Schleuderpreis zu vermieten. Der Standard ist schlicht ein anderer. Angebot und Nachfrage determinieren den Preis, aber die Wirtschaftlichkeit entscheidet über die Frage ob überhaupt etwas gebaut wird.

Zitat
Meine Schimmelwohnung in Deutschland ist definitiv nicht besser als die Wohnungen, die ich in Südostasien hatte, sie kostet nur das vierfache, weil unsere Politik-Brainiacs seit 20 Jahren nichts anderes gemacht haben als Wohnraum zu verteuern.


Das mag an ihrer speziellen Schimmelwohnung liegen, aber ein Haus nach deutschem Standard zu bauen, vollkommen ohne Bürokratie, kostet auch in Vietnam eine deutliche sechsstellige Summe. Und das können Sie dann nicht für 200 Dollar vermieten ohne Miese zu machen.

Zitat
Da musste ich wirklich lachen. Wissen Sie, was das perfekte Land für Sie wäre? Deutschland.


Soll mich das jetzt treffen? Natürlich wäre es das. Ich bin ein Kind der 80er Jahre, in Deutschland aufgewachsen und sozialisiert. Das Werteverständnis aus dieser Zeit ist das meine. Ich halte sehr viel von angeblichen Sekundärtugenden wie Korrektheit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit & Fleiß (wobei ich niemandem im Ausland unterstellen will, diese Werte nicht auch zu teilen). Die Dinge, die ich aufgezählt habe waren aber auch in der Bonner Republik der Standard, ohne dass es eine grünversiffte, autoritäre, Ökodiktatur gewesen ist. Mein Problem mit Deutschland sind ja nicht die alten Werte. Mein Problem ist die Entwicklung seit dem Ende der Bonner Republik. Mein Leidensdruck ist die Veränderung seitdem. Mein Leidensdruck ist Berlin, der Marsch durch die Institutionen und die grüne Religion. Das sind aber keine spezifisch deutschen Dinge, das sind eher Dinge, das Deutschland zerstören. Das bedeutet nicht dass ich das Land verachten würde, seine ursprünglichen Werte negieren würde oder hier alles falsch finden würde.

Zitat
Und das stört Sie kein bisschen, dass eine Sache, die in Minuten erledigt sein könnte, Wochen dauert, weil: Irgendwann funktioniert's ja? Damit wären Sie dann auch wieder in Deutschland gut aufgehoben, darf ich eine Behörde empfehlen?


Nein, dürfen Sie nicht. Ich wäre auch in Deutschland gut aufgehoben, wenn Deutschland sich nicht so entwickeln würde, wie es das tut. Was meinen Sie warum ich noch hier bin? Wenn es so unerträglich wäre, wie Sie das scheinbar empfinden, ich wäre schon lange weg. Aber das ist nicht so. Das Deutschland in dem ich mal groß wurde war sehr, sehr lebenswert. Und seitdem geht es immer weiter bergab. DAS ist das Problem.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

07.04.2022 15:43
#53 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #50
Nach dem Aufstieg Chinas habe ich meine Bewerung da stark geändert.

China ist nicht Russland und China kam vor allem zu seiner Position durch massiven Technologietransfer aus dem Westen und gewaltige Kapitalflüsse aus eben diesem. Beides Dinge mit denen Russland kaum rechnen kann.

Zitat
1.) Weder NK, noch Kuba verfügen über die Rohstoffe von "Mütterchen Russland".


Mütterchen Russland war vor dem Fall des eisernen Vorhangs kaum in der Lage das eigene Öl in ausreichender Menge zu fördern ohne gleichzeitig die dicksten Umweltschäden der Welt anzurichten. Und die Dinge, die in Nordkorea und Kuba fehlen sind nicht irgendwelche Mikrochips oder andere Technologie sondern ganz simple Sachen, die in den Ländern selber produziert werden. Das Venezuela oder Kuba verhungern ist nicht der eigenen Ackerflächen geschuldet sondern dem Wirtschaftssystem.

Zitat
2.) Beide Staaten sind nomniell Sozialistisch und haben ein seltsames Hybrid-Modell aus Zentralverwaltungswirtschaft und tolerierten Schwarzmarkt etabliert. Russlands Wirtschaftspolitik ist da anders.


Das Problem ist die massive Korruption, die alle drei Staaten teilen. Kapitalismus funktioniert nicht in einem durch und durch korrupten System. Und umso isolierter das System ist, umso mehr nimmt die Korruption zu. Vor allem dann, wenn der Staatschef ein Teil der ganzen Geschichte ist.

Zitat
3.) NK und Cuba sind mehr oder weniger komplett isoliert. Das ist bei Russland nicht der Fall.


Nordkorea konnte immer mit China handeln, Kuba wurde jahrzehntelang von der UDSSR beliefert. Hat nix genützt. Russland hat dagegen, so wie es sich derzeit entwickelt, nur noch China. Ist also in einer ganz ähnlichen Situation wie Nordkorea.

Zitat
Aber er repräsentiert ein ganzes Land, welches seinen Stolz vielleicht nicht komplett runterschlucken will.


Sollte es aber und hat es früher auch immer getan. Deutsche Diplomatie war noch nie von Stolz sondern immer von Zweckrationalismus geprägt. Und das hat lange Zeit sehr, sehr gut funktioniert.

Zitat
Die Bearbeitung des Themas durch die Tagesschau spricht aber Bände.


Keine Ahnung. Ich habe mir zwar dieses Jahr das erste mal seit mehr als 20 Jahren eine Glotze zugelegt, habe es aber in den letzten Monaten nicht geschafft auch nur einen Sender zu programmieren. Das letzte mal, als ich eine Tagesschau komplett gesehen habe, dürfte mehr als 20 Jahre her sein. Ich halte es mit Erich Kästner, ich muss nicht so tief sinken, den Kakao, durch den ich gezogen werde auch noch zu trinken.

Zitat
Aber wenn hier von Lisabon gesprochen wird, dann kann das darauf hindeuten, dass man seine Kriegspartei schon langsam auf einen durchmarsch nach Westeuropa einstellt. Es kann natürlich nur eine Übertreibung, eine Einzelmeinung usw. sein, aber im Zusammenhang mit den Roman, welchen Herr Elkmann erwähnt, ist das eine wichtige Information.


Ein Grund mehr jetzt möglichst hart dazwischen zu gehen und sich endlich selber zu bewaffnen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

07.04.2022 18:24
#54 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

UN schließen Russland aus dem Menschenrechtsrat aus.

https://edition.cnn.com/2022/04/07/polit...ghts/index.html

Zitat
The United Nations General Assembly voted Thursday to suspend Russia from the Human Rights Council. The voting result was 93 in favor, 24 against and 58 abstentions.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Morn Offline




Beiträge: 119

07.04.2022 19:58
#55 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
Die Vorstellung der "neuen globalen Weltordnung" & wie sie aussehen soll, hat Michail Jurjew, der Autor des "dritten Imperiums" übrigens zum größten Teil von Alexander Dugin übernommen, den Putin oft angeführt hat. Hier bei uns gilt Dugin, soweit er auf dem Radar ist, als "Ultranationalist" und als rechtsextrem - was stimmt, aber hauptsächlich, weil er in seinen Schriften ausdrücklich aus den Büchern von Carl Schmitt, Ernst Jünger und Arthur Moeller van den Bruck zitiert, die er als maßgebliche "europäische Denker" anfürht. Dugin hat übrigen für Jurvews Roman einen dieser Reklamesprüche geliefert, mit denen Verleger ihre Bücher würzen. Auf dem Rückumschlag steht: "Das ist das Russland, für das es sich lohnt, zu töten - und zu sterben."

Da hätte ich einen für einige Mitforisten interessanten Beitrag, der für die scheinbare Getriebenheit Putins in Hinblick auf Dugin eine Erklärung versucht: https://www.youtube.com/watch?v=12YQ6RDJs5c
Vor einigen Jahren habe ich den Kerl in kleinerer Runde kennengelernt und hin und wieder verfolge ich seine Aktivitäten. Ein interessanter Typ, wie ich meine.
Nun bekomme ich gerade diesen Link und finde, das Thema sowieso aber auch die Richtung, in der er das Thema angeht, gefällt mir gut.

Gruß
Morn <><
______________________________________
First we take Manhattan, then we take Berlin
1987, L. Cohen

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

07.04.2022 23:01
#56 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Saki im Beitrag #48
Wenn es so gewesen wäre, dann würde ich das für so ziemlich das Gescheiteste halten, was Merkel in ihrer gesamten Amtszeit getan hätte. Aber ich nehme der Times dieses Narrativ sowieso nicht ab. Es gab auch aus Sicht der USA schon damals genug Gründe, die dagegen sprachen (wobei der Umstand, dass Bush 2008 vor der Ablösung stand, mit hineinspielt).
Merkel selber bestätigt diesen Hergang und verteidigt ihn ohne Begründung gegen Kritik, obwohl sie inzwischen auch sagen könnte, sie habe damals eine Dummheit begangen.

Ob ihre Entscheidung gescheit war, kann man nur begründen, wenn man erklären kann, wie eine Aufnahme der Ukraine in die NATO ein schlimmeres Ergebnis hätte bringen können, als wir es jetzt sehen.

Zitat von Saki im Beitrag #48
Jedenfalls haben die USA in der Zwischenzeit durchaus die Ukraine zu ihrem Clientelstaat gemacht, aber eben auf inoffizieller Ebene, ohne das Risiko einer direkten Konfrontation mit Russland.
Ist es nicht etwas unpraktisch, einen Clientelstaat zu haben, dessen Einwohner alle 5 Jahre irgendeinen neuen Vorsteher wählen? Die Erfahrung ist ja, daß der Hegemon lieber den potentiellen neuen König kreuzigt, als den Vorsteher seines Clientelstaates ausgetauscht zu sehen.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

08.04.2022 00:20
#57 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Morn im Beitrag #55
Da hätte ich einen für einige Mitforisten interessanten Beitrag, der für die scheinbare Getriebenheit Putins in Hinblick auf Dugin eine Erklärung versucht: https://www.youtube.com/watch?v=12YQ6RDJs5c
Vielen Dank für den Hinweis!
Besonders aufschlußreich ist für mich die Deutung der "Verteidigung" Putins, die USA hätten ja auch den Irak oder Jugoslawien angegriffen. Für mich war das immer ein Gedankensprung oder --wohlwollender ausgedrückt-- ein Enthymem. Mir war nie klar, welcher Zusammenhang gemeint ist.
Ist gemeint, daß die USA damit Gewohnheitsrecht gesetzt hätten und Rußland dieses nun gegenüber der Ukraine anwende? Das wäre schlüssig, würde aber eine nachträgliche Legitimierung des Kosovo-Krieges durch Putin bedeuten, wenn es so gemeint ist. In Serbien versteht man es offenbar nicht so, denn ansonsten müßte man Putin als Verräter Serbiens betrachten. Auch funktioniert das Setzen von Gewohnheitsrecht so nicht, weil es ja tatsächlich eine Mißbilligung des Handlens der USA gab (nämlich durch Rußland), Gewohnheitsrecht aber nur durch einhelliges dauerhaftes Einvernehmen entsteht. Also ist es so nicht gemeint.

Gemeint vielmehr eine Negation des Rechts an sich, eine Relativierung von Werten insgesamt. Da drängt sich natürlich die marxisitische Entsprechung dieses Ideologems auf, die Moral und Regeln zum Überbau des kapitalistischen Systems zählt und daraus für sich die "Rechtfertigung" ableitet, im politischen Kampf (und nicht nur im Krieg) zu wirklich alle Mittel greifen zu dürfen. Oder das Hitler'sche Diktum, Humanität stamme aus der Phantasie des Menschen und sei entbehrlich, wenn es um den Überlebenskampf eines Volkes gehe. Die ausführliche Formulierung dieser Verteidigung ist also, daß moralische oder völkerrechtliche Normen sowieso nur "vom Westen" gesetzt seien, und wie man es sich propagandistisch damals hingebogen hat, sei nicht nur Propaganda oder Selbstbetrug gewesen, sondern die tatsächlichen "westlichen Werte", zu denen die Ausnahmen für sich selber fest hinzugehören würden.

Damit verstehe ich auch, daß man mit der Entgegnung, alle diese Kriege seien schlecht gewesen, Irak und Ukraine, nicht durchdringt. Diese Meinung auch damals gehabt zu haben, wird einem von den Putingläubigen nicht abgenommen, weil einem die Beliebigkeit und der Relativismus unterstellt wird, den man selber hat.

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

08.04.2022 09:14
#58 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Saki im Beitrag #47
Das dumme für uns ist eben, dass Rohstoffe basaler sind, als das was wir verkaufen


Meine Rede seit Jahren.

Deutschland (aber auch z. B. Japan oder England) leben im Wesentlichen davon, dass sie die Rohstoffe besser einsetzen können als die Gebiete, auf denen diese real liegen.

Zitat von Weta im Beitrag #49
So viel erstmal, bei Interesse schreibe ich gerne mehr.


Was ist, werte(r) @Weta , mit China?

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #51
Auch die Flächenbombardierungen Deutschlands und Japans im 2. Weltkrieg haben diese Länder nicht in unbewohnbare "Mad Max"-Wüsteneien verwandelt.


Der Vergleich hinkt.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #54
UN schließen Russland aus dem Menschenrechtsrat aus.


Ist dort nicht Saudi-Arabien Mitglied?


Zitat von Emulgator im Beitrag #57
Die ausführliche Formulierung dieser Verteidigung ist also, daß moralische oder völkerrechtliche Normen sowieso nur "vom Westen" gesetzt seien, und wie man es sich propagandistisch damals hingebogen hat, sei nicht nur Propaganda oder Selbstbetrug gewesen, sondern die tatsächlichen "westlichen Werte", zu denen die Ausnahmen für sich selber fest hinzugehören würden.


Jetzt muss man aber anmerken:
Auch ein moralischer Relativismus meint nicht, dass man es mit den Werten am Ende nicht ernst meint.

Man kann sehr wohl der Ansicht sein, dass die Werte wie Menschenrechte, Demokratie usw. etwas spezifisch westliches sind und zugleich ihre konsequente Einhaltung fordern.
Moral und Werte als reine Propaganda zu begreifen mag eine Form des Relativismus sein, ist aber nicht die einzig mögliche. Mich erinnert das jetzt irgendwie an die antiken Sophisten...

Was man aber nicht vergessen sollte, was die Ausnahmen angeht, ist das folgende Paradox:
Nehmen wir an, wir haben eine ethische Maxime, die das Leben in einer "bürgerlichen" Gesellschaft, die Arbeit, die Landwirtschaft, das Jagen usw. ablehnt. Als Beispiel nehmen wir mal die Manichäer:
Für die eigentlich guten Menschen dieser Sekte soll (soweit ich informiert bin) praktisch alles verboten gewesen sein, was mit der Herstellung von Nahrung zu tun hatte. Auch Arbeit usw.
Das Ergebnis war dann, dass es zwei Gruppen von Mitglieder dieser Sekte gab, die "Unreinen", welche praktisch alle Tätigkeiten ausführte, die de facto zum Überleben der Gruppe notwendig war, und die "Reinen".

Das ist quasi der Preis, wenn die konsequente Einhaltung der eigenen Gebote eine Gruppe praktisch handlungsunfähig macht.

In der realen Gegenwart war es doch so, dass die NATO überwiegend dort eingegriffen hat, wo ohnehin Tyrannen herrschten und Verbrechen begangen wurden.
Das Sachverhalt in der Ukraine liegt anders und die Tatsache, dass die russische Propaganda das anfangs behauptet hat, impliziert, dass man sich dort auch auf diesen "westlichen Präzedenzfall" berufen wollte. Nur, dass man eben direkt gelogen hat, dass da ein mörderischer Diktator herrscht.
Dagegen ist das im Irak oder anderen Orten mit NATO-Beteiligung eigentlich unumstritten.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

08.04.2022 09:26
#59 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #58

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #51
Auch die Flächenbombardierungen Deutschlands und Japans im 2. Weltkrieg haben diese Länder nicht in unbewohnbare "Mad Max"-Wüsteneien verwandelt.


Der Vergleich hinkt.



Das stimmt. Ein Atombombeneinsatz ist sogar, was solche Folgen angeht, harmloser als ein solches Flächebombardement, das auf der Wirkung eines Feuersturms beruht. Nicht für die, die es im Ground Zero trifft, aber in der weiteren Flächenwirkung, auf denen die gesamten Annahmen des "atomaren Weltuntergangs" fußen. Ironischerweise sind genau diese Wirkungen (huch: da wird Staub in die Strateosphäre eingetragen, da wird CO2 frei!) exakt die Hebel, über die sich die ganze Klimahysterie seit mittlerweile 40 Jahren rechtfertigt.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

08.04.2022 09:28
#60 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #53
China ist nicht Russland und China kam vor allem zu seiner Position durch massiven Technologietransfer aus dem Westen und gewaltige Kapitalflüsse aus eben diesem. Beides Dinge mit denen Russland kaum rechnen kann.


Russland ist aber ebenfalls nicht Kuba oder Nordkorea.

Zitat von Llarian
Das Venezuela oder Kuba verhungern ist nicht der eigenen Ackerflächen geschuldet sondern dem Wirtschaftssystem.



Russlands Wirtschaftssystem ist aber nicht das selbe.
Diese ganzen gescheiterten Sozialismusversuche haben meines bescheidenen Wissens gemeinsam, dass sie de facto nur noch durch eine Mischung von tolerierten Schwarzmarkt und Zentralverwaltungswirtschaft funktionieren.
Was den betreffenden Staat dann vor eine Reihe von Problemen stellt, wie man in Kuba sieht, wenn dort illegale Betriebe mal offiziell geduldet, mal bekämpft werden.

Das alles führt dann den Staat in eine Art Zickzackkurs. Es gibt Leute, die das besser verstehen und erklären können als ich.

Im Falle von Russland liegen diese Dinge aber anders. Wir haben es hier mit einer Marktwirtschaft in einem korrupten Staat zu tun.
Das sind andere Voraussetzungen.

Ein gewisses Maß an Korruption haben wir auch in den "entwickelten" Ländern der 1. Welt und dennoch scheitert dieses System nicht, sondern funktioniert erstaunlich stabil.

Zitat von Llarian
Deutsche Diplomatie war noch nie von Stolz sondern immer von Zweckrationalismus geprägt.



Punkt für Sie.

Zitat von Llarian

Zitat
Die Bearbeitung des Themas durch die Tagesschau spricht aber Bände.


Keine Ahnung. Ich habe mir zwar dieses Jahr das erste mal seit mehr als 20 Jahren eine Glotze zugelegt, habe es aber in den letzten Monaten nicht geschafft auch nur einen Sender zu programmieren. Das letzte mal, als ich eine Tagesschau komplett gesehen habe, dürfte mehr als 20 Jahre her sein. Ich halte es mit Erich Kästner, ich muss nicht so tief sinken, den Kakao, durch den ich gezogen werde auch noch zu trinken.




Das habe ich auch nur indirekt mitbekommen, aber wie es aussieht hat ein Öffentlich-Rechtlicher Sender durch Bildmanipulation versucht, diesen Kniefall quasi unsichtbar zu machen.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

08.04.2022 13:28
#61 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #41

Nach dem 1-stündigen Einkauf bin ich in meine Wohnung geganen, Router angestöpslet, Internet war freigeschaltet, Bankkonto inkl. Mastercard war aktiv. Wie lange dauert sowas in Deutschland? 8-10 Wochen?


Da ich hier zufällig gerade aktuelle Erfahrungswerte habe: Bankkonto per Onlineantrag mit Online-Identitätsprüfung mit Depot und Kontowechsel und funktionierender EC- oder Debit-Karte: 3-5 Tage (Samplegröße: 5 verschiedene Banken, davon 4 Direktbanken und eine Filialbank).

Internet: stark schwankend je nach Situation, Anbieter, Windrichtung. Geht in einer Woche (Kabel-Internet mit Techniker ins Haus), geht in zwei Tagen (Neubau, Kabel-Internet, Selbstinstallation), geht in 10 Wochen (DSL, Selbstinstallation), geht in 1 Tag (DSL, Selbstinstallation, bis der DSL-Anschluss freigeschaltet ist dauert es länger aber man bekommt für die Anfangszeit einen Mobil-Router).

Gruß
hubersn

--
Mein Politik-Blog: http://politikblog.huber-net.de/
Mein Mischmasch-Blog: http://miscblog.huber-net.de/

Saki Offline



Beiträge: 47

13.04.2022 16:55
#62 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Lieber Emulgator,

Zitat von Emulgator im Beitrag #56
Ist es nicht etwas unpraktisch, einen Clientelstaat zu haben, dessen Einwohner alle 5 Jahre irgendeinen neuen Vorsteher wählen? Die Erfahrung ist ja, daß der Hegemon lieber den potentiellen neuen König kreuzigt, als den Vorsteher seines Clientelstaates ausgetauscht zu sehen.


Es ist völlig nebensächlich, wer Vorsteher ist, solange der loyal ist. Gegen illoyale kann man ja Aufstände anzetteln. Spricht irgendetwas gegen die Annahme, dass Hunter Biden in der Rolle eines ukrainischen Pontius Pilatus tätig war?

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

13.04.2022 17:57
#63 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Saki im Beitrag #62
Es ist völlig nebensächlich, wer Vorsteher ist, solange der loyal ist. Gegen illoyale kann man ja Aufstände anzetteln.
Gewaltsame Aufstände gegen regelmäßig gewählte Politiker sind selten erfolgreich. Es braucht ja seine Zeit, die Mehrheit, durch die man ins Amt gekommen ist, wieder zu verspielen. Wenn dann die Wahl kommt, begnügen sich die Leute damit, an der Urne ihren Unmut zu äußern. Das ist gesünder, als sich mit der Krawallpolizei anzulegen.

Zitat von Saki im Beitrag #62
Spricht irgendetwas gegen die Annahme, dass Hunter Biden in der Rolle eines ukrainischen Pontius Pilatus tätig war?
Ihre Behauptungen beweisen Sie mal schön selber!

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

13.04.2022 20:11
#64 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Kein Wort zur Wahl in Frankreich?



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

13.04.2022 20:42
#65 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #64
Kein Wort zur Wahl in Frankreich?


Von meiner Seite vorerst nicht. Das liegt zum einen daran, daß ich keinen Draht zur Politik in Frankreich habe, und nichts Eigenes beizutragen wüßte. Zum anderen ist es einfach noch zu früh, weil die Verhältnisse bis zur Stichwahl in 10 Tagen im Limbus verharren, nachgerade als Schrödingers 😾 2.0, durch die Politik aufgeführt (ich sage ja des öfteren, daß mittlerweile die Politik all diese Ressorts übernommen hat). Solange die Wellenfront noch nicht kollabiert ist, ist das Kaffeesatzleserei. (Für diese Kunst gibt es übrigens einen Terminus technicus: Tasseographie, der tatsächlich vom frz. la tasse abgeleitet ist & dort die Form tasséomancie annimmt, oder thédomancie, wenn sie mit wirklichen Teeblättern betrieben wird.*)

Davon ab, gehe ich von einem Wählervotum für den Amtsinhaber aus, schon weil das erfahrungsgemäß in akuten Krisensituationen eher darauf hinausläuft und sich Macron deutlich positioniert hat. Demgegenüber wird Madame eher ein Ruch der unsicheren Kantonistin beigelegt (und da dürfte es nicht viel Unterschied machen, ob das tatsächlich der Fall ist oder mediale Nebelwerferei).

PS. *

Si l’expérience vous tente, voici quelques-unes unes des interprétations les plus courantes :
Glossaire des formes des Feuilles:
Boeuf = querelles avec des associés
Chapeau = nouvelle situation professionnelle
Chat = trahison
Chaussure = changement de carrière
Chauve-souris = déception
Ciseaux = accès de colère, malentendus familiaux
Citrouille = relation chaleureuse


https://www.franck-durand.fr/thedomancie/

☕️



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

14.04.2022 22:18
#66 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #64
Kein Wort zur Wahl in Frankreich?


Nachtrag. Aus dem FAZ-Ticker heute abend:

Zitat
20:57 Frederic Zauels
Laut „New York Times“ bereitet die Europäische Union ein Ölembargo gegenüber Russland vor. Demnach teilten ranghohe EU-Beamte und Diplomaten im Geheimen mit, dass sich die Union auf ein schrittweises Verbot mit einer Übergangszeit von etwa vier Monaten zubewegt – ähnlich wie es bereits mit der russischen Kohle geschehen sei.

Deutschland würde noch Zeit gelassen, um alternative Lieferanten zu finden. Auch wolle man die zweite Runde der französischen Präsidentschaftswahlen am 24. April 2022 abwarten, da befürchtet wird, dass steigende Energie- und Benzinpreise der rechtspopulistischen Marine Le Pen in die Karten spielen und sie gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron triumphieren könnte.



https://www.faz.net/aktuell/ukraine-konf...n-17804564.html



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

18.04.2022 13:40
#67 Frieren... Antworten

Nur um das mal zu dokumentieren, um zu sehen wie schrecklich es altern wird:
"Unsere neue @DIW_Berlin Studie zeigt: Energieversorgung in Deutschland auch ohne Erdgas aus Russland gesichert. Kein LNG Terminal Bau notwendig
Drei Dinge notwendig: 1. Diversifizierung (EU Verbund, Pipeline-Bewirtschaftung, LNG Import). 2. Gasspeicherbefüllung 3. Einsparungen"
Quelle: 08.04.2022, Claudia Kemfert

Gemein ist diese Studie hier: https://www.diw.de/de/diw_01.c.838843.de..._gesichert.html

Ich werde das inhaltlich nicht weiter kommentieren.Einfach mal bis zum nächsten Winter auf Wiedervorlage. Ich glaube, dann werden sich einige Unklarheiten beseitigt haben.

14.04.2022: Steinmeier ist in Kiew nicht willkommen
16.04.: Twitter darf nicht von Elon Musk übernommen werden (to be continued)

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.04.2022 17:35
#68 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #67
Nur um das mal zu dokumentieren, um zu sehen wie schrecklich es altern wird:
"Unsere neue @DIW_Berlin Studie zeigt: Energieversorgung in Deutschland auch ohne Erdgas aus Russland gesichert. Kein LNG Terminal Bau notwendig
Drei Dinge notwendig: 1. Diversifizierung (EU Verbund, Pipeline-Bewirtschaftung, LNG Import). 2. Gasspeicherbefüllung 3. Einsparungen"
Quelle: 08.04.2022, Claudia Kemfert

Gemein ist diese Studie hier: https://www.diw.de/de/diw_01.c.838843.de..._gesichert.html

Ich werde das inhaltlich nicht weiter kommentieren.Einfach mal bis zum nächsten Winter auf Wiedervorlage. Ich glaube, dann werden sich einige Unklarheiten beseitigt haben.


Wenn wir einen Megastromausfall auf Grund falscher Entscheidungen wegen diese Studie bekommen, wir ein anderer als Sündenbock herhalten müssen. Der Kapitalismus und der profitorientierte Energiemarkt oder Zweifler an der Energiewende, die durch ihr Zweifeln die Enetgiewende sabotiert haben, so dass sie nicht fortgeschritten genug ist um mit "Freiheitsenergien" unabhängig zu sein.

Immer dran denken: Aktivisten, die einer realitätsentkoppelten Ideologie folgen, haben in diesme Fall alles zu verlieren, aber Erfahrung in eifernder Meinungsmache.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.04.2022 17:37
#69 RE: Frieren für den Frieden. Antworten

Confronting A Geopolitical Strategist On Putin's Big Plan | Ep. 640

mit Peter Zeihan


https://www.youtube.com/watch?v=pdP01go8wdQ

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

19.04.2022 00:16
#70 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #67
Nur um das mal zu dokumentieren, um zu sehen wie schrecklich es altern wird:
"Unsere neue @DIW_Berlin Studie zeigt: Energieversorgung in Deutschland auch ohne Erdgas aus Russland gesichert. Kein LNG Terminal Bau notwendig
Drei Dinge notwendig: 1. Diversifizierung (EU Verbund, Pipeline-Bewirtschaftung, LNG Import). 2. Gasspeicherbefüllung 3. Einsparungen"
Quelle: 08.04.2022, Claudia Kemfert

Frau Kemfert irrt sich des öfteren. Und ist dann mit die erste, die erklärt, warum das alles, was sie vorhergesagt hat, nicht eingetreten ist. Sie ist eine Extremopportunistin, die nie dafür gerade steht, was sie vorher verkündet hat. Sie passt ganz hervorragend zum DIW.

Zitat
Ich werde das inhaltlich nicht weiter kommentieren.Einfach mal bis zum nächsten Winter auf Wiedervorlage. Ich glaube, dann werden sich einige Unklarheiten beseitigt haben.


Nö, Sie wird erklären, dass die Regierung nur alles falsch gemacht hat, und das alles gut gewesen wäre, wenn man nur auf sie gehört hätte. Business as usual. Das schlimme ist eigentlich nur, dass man solchen Leuten zuhört.

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

19.04.2022 11:54
#71 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #68
Wenn wir einen Megastromausfall auf Grund falscher Entscheidungen wegen diese Studie bekommen, wir ein anderer als Sündenbock herhalten müssen.


Ich widerspreche Ihnen zumindest nicht.

Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass ein Sündenbock gefunden wird, um das eigene politische Versagen als das Werk fremder Mächte darzustellen.
Ich muss aber zugeben, dass die russische Politik in diesem Fall unzweifelhaft zumindest kausal mit dazu führte. Und da sich Russland darüber hinaus einiger anderer Vergehen schuldig gemacht hat.

@Llarian

Zitat
Sie passt ganz hervorragend zum DIW.



Ich hatte das ja eine Zeit lang extra festgehalten in der Signatur, dass die DIW einen Nachfragerückgang beim Stromverbrauch voraussetzt.

Bei aller berechtigten Schuldzuweisung an Russland, hier scheitert meines Erachtens auch eine illusorische Politik, die uns im Vorfeld überhaupt in die einseitige Abhängigkeit geführt hat.

Die Lektion aus dem Desaster könnte lauten: Handel mit nicht-demokratischen Regimes ist ein Spiel mit dem Feuer.
Macht das Schule, dann ist, falls das auch nur halbwegs ernst genommen wird, die heutige Form der Globalisierung bald Geschichte. Ich denke aber nicht, dass es soweit kommt. Sogar die USA haben bei Venezuela angefragt. Wir gehen zu Katar.

Ich habe so das Gefühl, dass diese Links in einigen Monaten politisch hochbrisant sein werden und wir zugleich dringlichere Probleme haben werden.

Die ganze Debatte um die "wertebasierte Außenpolitik" ist im Grunde nie öffentlich geführt worden.

14.04.2022: Steinmeier ist in Kiew nicht willkommen
16.04.: Twitter darf nicht von Elon Musk übernommen werden (to be continued)

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.008

19.04.2022 12:06
#72 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #71
Die Lektion aus dem Desaster könnte lauten: Handel mit nicht-demokratischen Regimes ist ein Spiel mit dem Feuer.


Die Lektion hier wäre eher, dass man seine Energieversorgung nicht an andere Staaten outsourcen sollte, egal wer dort regiert, weil man sich damit in eine Situation begibt, die man nicht mehr unter Kontrolle hat. Das selbe gilt natürlich auch für französischen und tschechischen Atomstrom, den wir brauchen damit wir eine schöne CO2-Bilanz hinbekommen ohne die KKW selbst betreiben zu müssen. Wenn das Schmarotzertum den Nachbarstaaten irgendwann nicht mehr ins Konzept passt, steht man doof da und kann nur noch hoffen, dass man die Lieferanten umstimmen kann indem man sie mit Geld bombardiert.

Und dann besitzen die Verfechter dieser Politik auch noch die Dreistigkeit, sowas als "nachhaltig" zu bezeichnen; wenn unsere Nachbarländer den selben Unsinn treiben würden wie wir, wäre das Licht schnell aus.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

19.04.2022 18:34
#73 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #71
Die Lektion aus dem Desaster könnte lauten: Handel mit nicht-demokratischen Regimes ist ein Spiel mit dem Feuer.

Ich denke genau das selbe wie Alfonzo: Das Problem ist nicht der Handel, das Problem ist die Abhängigkeit. Wenn wir unsere gesamte Stromversorgung nach Frankreich exportieren sind wir von Frankreich statt von Russland abhängig. Das mag besser sein, aber der Strick an dem man hängt ist damit nur etwas weicher. Frankreich würde beim nächsten ESM und bei der nächsten Umverteilung von Geldern mit dem selben eiskalten(!) Gesicht diese Abhängigkeit für sich ausnutzen. Das hat nichts mit Demokratien zu tun sondern mit der Natur einer Abhängigkeit. Als Deutschland den Griechen im Zuge der Griechenlandkrise befahl(!) was sie zu tun hatten, war das genau der selbe Effekt. Die Griechen wollten diese Reformen nicht. Aber Deutschland hat sie dazu gezwungen, weil Griechenland von Deutschland abhängig ist.

Zitat
Macht das Schule, dann ist, falls das auch nur halbwegs ernst genommen wird, die heutige Form der Globalisierung bald Geschichte. Ich denke aber nicht, dass es soweit kommt.


Schwer zu sagen. Ich hoffe schon. Globalisierung ist völlig in Ordnung, aber sie sollte nie zu massiven Abhängigkeiten von einzelnen Partnern führen. Vielleicht mal was ganz blödes aus meiner Erfahrung: Es gibt weltweit (mit Ausnahme von Japan, das ist ein Spezialfall) drei große Anbieter für Stahlwerkstechnik, zumindest wenn sie mehr als ein einzelnes Aggregat kaufen wollen. Das bedeutet auch, dass in nahezu allen Ausschreibungen sich fast immer alle drei beteiligen. Jetzt sollte man meinen in einer globalisierten Welt wäre irgendwann einer draußen. Das passiert aber nicht, alle drei spielen weiter. Warum? Nicht zuletzt deswegen, weil die Betreiber (das sind dann die eigentlichen Stahlwerke) mal bei dem einen, mal bei dem anderen einkaufen. Die wollen das gar nicht anders. Weil die um Himmels willen nicht wollen, dass es nur noch zwei oder gar einen Anbieter mehr gibt. Weil der dann nämlich alles diktieren kann. Deswegen verteilen sie die Aufträge. Und obwohl das ein Spiel mit aberdutzenden Betreibern ist, funktioniert das Ganze seit Jahrzehnten.

Und genau so stelle ich mir Globalisierung vor. Einkaufen auf der ganzen Welt, aber nie in einer Form, die einen die Unabhängkeit kostet. Es muss immer(!) die Möglichkeit geben zu sagen: Okay, wenn Du mir so doof kommst, dann geht ich halt zum anderen. Wenn ich das nicht mehr tun kann, ist was schief gelaufen. Und das ist vollkommen unabhängig von gemeinsamen Werten oder sonstiger Moral.

Und noch als Nachgedanke, der das Ganze auf mikroökonomisch betrachtet: Ich liebe Amazon (aus Kundensicht, nicht als politischer Sicht). Ernsthaft. Amazon ist eine geniale Plattform: Suchbegriff eingeben, kurz vergleichen, klicken, bestellen, Rechnung und Zahlung geht automatisch, nach einem Tag per Post da, und wenn Ärger ist, wirds ohne Diskussion(!) zurück genommen. Aus Kundensicht: Einfach nur super. Ich wüsste nur sehr wenig, was man noch verbessern könnte. Aber: Das politischer Sicht habe ich gewaltige Bauchschmerzen, dass eine einzelne Plattform mehr als Hälfte des online-Handels kontrolliert. Das ist superübel. Denn wer von Amazon ausgeschlossen wird, der hat es plötzlich extrem schwer sein Zeug noch los zu werden. Und umso mächtiger die Plattform wird, umso heftiger der Effekt. Jetzt verhungern wir nicht, wenn Amazon einen morgen nicht mehr beliefert. Aber als Anbieter fängt man ganz schnell an Blut zu spucken, wenn einem plötzlich der halbe Umsatz wegbricht.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

19.04.2022 19:33
#74 RE: Frieren... Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #72
Die Lektion hier wäre eher, dass man seine Energieversorgung nicht an andere Staaten outsourcen sollte, egal wer dort regiert, weil man sich damit in eine Situation begibt, die man nicht mehr unter Kontrolle hat. Das selbe gilt natürlich auch für französischen und tschechischen Atomstrom,[...]
Bei Strom ist es egal, weil man im Verbundnetz ja nicht einzelne Staaten abklemmen kann.

Tatsächlich unschön ist nichtsdestotrotz, daß Kraftwerksbetreiber meistens irgendwie der öffentlichen Hand gehören. Am "privatesten" ist noch ČEZ aus Tschechien mit "nur" 68% Staatsbesitz und dem Rest börsengehandelten Anteilen.

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

20.04.2022 03:48
#75 RE: Frieren... Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #74
Bei Strom ist es egal, weil man im Verbundnetz ja nicht einzelne Staaten abklemmen kann.

Das muss der Grund sein warum Polen und Tschechien für zig Millionen Phasenschieber an den Connects installieren, bzw. installiert haben. Nette Zungen würden sagen, die machen das um ihre Netze zu schonen. Böse Zungen würden sagen: Die können das deutsche Netz jederzeit abwerfen.

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | ... 19
 Sprung  



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz