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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 258 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

17.01.2013 23:38
#151 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Nein, ist doch nur ein Meinungsaustausch, da hat der "falsche Hals " nichts verloren



Das sehe ich genauso, lieber Tischler. Nichts für ungut.

Zitat
Aber `erschreckt´ haben Sie mich schon, wenn Sie meinen, dass der Begriff
der Eigenverantwortung der Staatsbürger eines Landes, ebenso abstrakt, luftig und rührend einzuordnen ist wie der eines Außenministers gegenüber einem
anderen Staat.



Nun, was ist jetzt genau erschreckend? Dass ein deutscher Außenminister sich gegenüber einem anderen Staat abstrakt, luftig und rührend äußert oder daß dies ggf. auch auf die Bürger und deren Vorstellung von Eigenverantwortung abfärben könnte?
Lieben Gruss,
Andreas Döding

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.01.2013 00:09
#152 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #139

Zitat
Worüber streitet man sich denn zum Beispiel bei der Frage nach der Legalisierung von Drogen? Ob dann mehr oder weniger Menschen süchtig werden und wie gut es den Süchtigen geht. Die Frage der Fremdschädigung durch Drogen mal außen vor gelassen: Man Beurteilt die Legalisierung nicht nach möglichen Fremdschädigungen, sondern macht seine Entscheidung für oder gegen eine staatliche Zwangsmaßnahme davon abhängig, wie viele andere Menschen die "richtige" Entscheidung bezüglich ihres eigenen Lebens treffen.


Sehe ich in nur einem Punkt anders, lieber Techniknörgler. Mich interessiert nicht, wie es einem selbstverschuldet Süchtigem geht (naja, schon, aber für dieses Beispiel tue ich mal so, als interessiere es mich nicht...): Die Leute können von mir aus alles konsumieren und sich ggf. zugrunde richten, wie und wann sie wollen. Aber ich will sichergestellt haben (zur Not auch staatlich), daß ich weder direkt noch indirekt für die Kosten aufzukommen habe, die die individuelle Wahrnehmung der Freiheit durch andere Leute erzeugt. Das ist schon alles. Heißt aber konkret die Beendigung sämtlicher solidarisch organisierter Versicherungssysteme. Der Adipöse mit Diabetes II geht dann halt kaputt, wenn er das Geld für Insulin nicht hat. Und der erblich Pechhabende mit Diabetes I auch. Wäre für mich OK, aber eben nur dann. Ich bin halt nicht sicher, ob ich in einer solchen Gesellschaft/einem solchen Staat leben möchte.



Aber wieso meinen Sie denn, man solle nicht zwischen selbstverschuldeten Schädigungen und nicht verantworteten Schädigungen unterscheiden?

Das es hier praktische Probleme bei der Differenzierung geben mag, geschenkt. Aber wo ist das grundsätzliche, ideelle Problem dabei, zwischen den Aspekten zu unterscheiden?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.576

18.01.2013 01:02
#153 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #152
Das es hier praktische Probleme bei der Differenzierung geben mag, geschenkt. Aber wo ist das grundsätzliche, ideelle Problem dabei, zwischen den Aspekten zu unterscheiden?


Kleiner Anwendungsfall: die englische (oder sagt man heute nur noch britische?) Autorin Anna Kavan (1901-68); heute nur noch durch ihren späten Roman Ice (1967) bekannt. Die späteren Apologeten haben seit ihrem Tod beharrlich abgestritten, daß sie Selbstmord begangen hat; seinerzeit war das unbestritten.
Kavan wurde in den 30er Jahren wegen Schmerzen u.a. mit Opiaten und als letztes Mittel mit Heroin therapiert; fortan war sie den Rest ihres Lebens abhängig. (Einig sind sich die Kritiker immerhin, daß die surrealen Visionen von Erstarrung & Versteinerung in Ice auf die Droge zurückgehen.) Kein junkie, sondern produktiv & diszipliniert; aber vor Methadon eben auf den Stoff angewiesen - was jahrzehntelang durch ärztliche Verschreibung durch ihren Hausarzt abgedeckt wurde. Bis das durch die rigorose Streichung solcher Fälle im englischen Gesundheitswesen unterbunden wurde:

Zitat Hannah Freeman
______
"I was once told that Kavan's love affair with heroin began when she was prescribed it for a sports injury at the time when it was administered as a painkiller in a glass bottle with a pretty label. She soon became wholly dependent on it, and when it was criminalised in the 1950s, was so worried about running out that she stockpiled it. When her body was found in her London home in 1968, it's rumoured that there was enough heroin in her flat to kill the entire street."
______

Und jetzt entscheiden Sie als Gutachter, Stand der medizinischen Erkenntnis & der Gesetzeslage 1968, mal sauber zwischen unverantwortlich & tragisch.

When heroin was legal

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

18.01.2013 06:59
#154 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat
Aber wieso meinen Sie denn, man solle nicht zwischen selbstverschuldeten Schädigungen und nicht verantworteten Schädigungen unterscheiden?



Das meine ich nicht. Was ich meine ist, daß wenn man einen weiten Freiheitsbegriff nimmt, man daraus die Forderung nach einer weitgehenden Drogenlegalisierung ableiten kann. Aber Freiheit xy zu tun für Person A bedeutet eben auch, Freiheit von xy für Person B. Anders gesagt: es wäre aus meiner Sicht eine Frechheit, aus liberalen, grundsätzlichen Gründen der "Eigenverantwortlichkeit" Drogen freizugeben, die wirtschaftlichen Folgen dieser Liberalisierung aber einer wie auch immer gearteten Solidargemeinschaft aufdrücken zu wollen. Das erinnerte mich an die "Sozialisierung der Risiken" in der Finanzmarktkrise 2007 ff, wobei die Gewinne bekanntlich schön privat geblieben sind. Wie gesagt, das gilt für eine prinzipielle Freigabe aus Gründen des Liberalismus und der Eigenverantworung. Andere Gründe (medizinische Gründe, Kosten-Nutzenüberlegungen usw.) können zu einer Freigabe aus speziellen Erwägungen führen, deren Folgen dann auch einem solidarisch finanzierten System aufgedrückt werden könnten, damit hätte ich kein Problem.

Edit/Ergänzung. Folge wäre dann aus meiner Sicht die Auflösung sämtlicher solidarisch finanzierter Versicherungssysteme, die dann vollständig zu privatisieren wären (was ja konsequenterweise von vielen hier im Forum gefordert wird). Wenn dem Kiffer sein Joint dann ein 15%er Aufschlag zu seiner PKV wert ist, dann ist meine liberale Welt wieder in Ordnung. Allerdings hätte das dann eben auch Konsequenzen für die oben von mir erwähnten Diabetiker, völlig unabhängig von der Frage der Selbstverschuldung.
Viele Grüße,
Andreas Döding

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.01.2013 07:39
#155 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #147
Zitat:
Dennoch, es gibt nicht nur die (an den Staat) delegierte, sondern auch die schlicht nicht wahrgenommene Verantwortung. Für die betroffenen Kinder ergibt sich ggf. daraus Vernachlässigung oder Mißhandlung, im Extremfall. Im harmlosen Fall nur eine nicht vollendete Ausbildung o. ä. "Gratis" ist dabei nur das Leid der Betroffenen, meine ich. Ich weiss auch nicht, ob hier der Staat der richtige "Joker" ist, aber ein besserer fällt mir momentan nicht ein.

Die Eltern haben die Verantwortung für ihre Kinder, im Extremfall kann sie ihnen entzogen werden - was das Leid der Kinder nicht immer beendet.
In wie fern sie nicht wahrgenommen wird, ist eine sehr schwer zu bestimmende Kategorie. Es gibt Gesetze, sie sind das juristische Mittel gegen Misshandlungen, nicht eine Überwachung der Eltern durch den Staat. Ob Kinder im Elternhaus intellektuell gefordert werden oder nicht, ihre Ausbildung nicht schaffen auf Grund innerfamilliärer Probleme, gehen den Staat nichts an. Das sind m.E. keine Kernaufgaben des Staates auf welche sich dieser zurückziehen sollte.

Solche Ansichten werden häufig als herzlos angesehen, aber wenn die durch die Verfassung gezogenen roten Linien nicht halten, was die Aufgaben des Staates anbelangt, wird das letztlich nicht im Interesse der Bürger sein, und auch nicht im Interesse der Kinder. Der Staat kann nicht die Eltern ersetzen, auch dann nicht, wenn sie nicht die besten sind - was auch keine Frage der materiellen Möglichkeiten ist.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

18.01.2013 08:10
#156 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Ob Kinder im Elternhaus intellektuell gefordert werden oder nicht, ihre Ausbildung nicht schaffen auf Grund innerfamilliärer Probleme, gehen den Staat nichts an. Das sind m.E. keine Kernaufgaben des Staates auf welche sich dieser zurückziehen sollte.



Das kann man so sehen, lieber Erling Plaethe, das ist konsequent liberal und klingt in seiner "abstrakten Allgemeinheit" sehr schön und richtig (keine Ironie!). Bedeutet aber konkret das Ende, z. B. jeglicher Integrationspolitik. Migrantische Kinder aus bildungsfernen Familien, die sich, ich folge hier Sarrazins Beschreibungen von 2010, in parallelgesellschaftlichen Milieus aufhalten und nicht zuletzt deshalb ein erhöhtes Risiko haben, kriminell oder religiös-fundamentalistisch zu werden, also durch und durch illiberal, überläßt man auch zukünftig sich selbst und ihren Sozialisationsbedingungen und wird erst bei den erwartbar folgenden Gesetzesübertretungen aktiv. Der demographische Wandel tut ein Übriges. Ich weiß nicht, was dann am Ende rauskommt, aber eine offene, liberale Gesellschaft ist das dann wohl nicht. Ich habe den Eindruck, daß liberale Prinzipien um so schöner klingen und wirken, je abstrakter man sie formuliert. Je konkreter man aber schaut, desto mehr wird das ganze dann, wie sonst im Leben auch, klebrig-verunreinigt
Lieben Gruß,
Andreas Döding

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.01.2013 08:54
#157 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #156

Das kann man so sehen, lieber Erling Plaethe, das ist konsequent liberal und klingt in seiner "abstrakten Allgemeinheit" sehr schön und richtig (keine Ironie!). Bedeutet aber konkret das Ende, z. B. jeglicher Integrationspolitik. Migrantische Kinder aus bildungsfernen Familien, die sich, ich folge hier Sarrazins Beschreibungen von 2010, in parallelgesellschaftlichen Milieus aufhalten und nicht zuletzt deshalb ein erhöhtes Risiko haben, kriminell oder religiös-fundamentalistisch zu werden, also durch und durch illiberal, überläßt man auch zukünftig sich selbst und ihren Sozialisationsbedingungen und wird erst bei den erwartbar folgenden Gesetzesübertretungen aktiv.

Die Integrationspolitik in Deutschland wird ihrem Anspruch nicht gerecht, sie zu beenden stellte keinen Rückschritt in der Integration von Einwamderern dar. Sie ist in erster Linie eine von den Einwanderern zu bewältigende Aufgabe und bisher ein weiterer Fall von Wegnahme der Eigenverantwortung.
Parallelgesellschaften sind an sich kein Problem, sondern eher ein Charakteristikum offener Gesellschaften; man denke nur an die vielen Chinatowns und Little Italys auf der Welt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.01.2013 18:56
#158 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #153
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #152
Das es hier praktische Probleme bei der Differenzierung geben mag, geschenkt. Aber wo ist das grundsätzliche, ideelle Problem dabei, zwischen den Aspekten zu unterscheiden?


Kleiner Anwendungsfall: die englische (oder sagt man heute nur noch britische?) Autorin Anna Kavan (1901-68); heute nur noch durch ihren späten Roman Ice (1967) bekannt. Die späteren Apologeten haben seit ihrem Tod beharrlich abgestritten, daß sie Selbstmord begangen hat; seinerzeit war das unbestritten.
Kavan wurde in den 30er Jahren wegen Schmerzen u.a. mit Opiaten und als letztes Mittel mit Heroin therapiert; fortan war sie den Rest ihres Lebens abhängig. (Einig sind sich die Kritiker immerhin, daß die surrealen Visionen von Erstarrung & Versteinerung in Ice auf die Droge zurückgehen.) Kein junkie, sondern produktiv & diszipliniert; aber vor Methadon eben auf den Stoff angewiesen - was jahrzehntelang durch ärztliche Verschreibung durch ihren Hausarzt abgedeckt wurde. Bis das durch die rigorose Streichung solcher Fälle im englischen Gesundheitswesen unterbunden wurde:

Zitat Hannah Freeman
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"I was once told that Kavan's love affair with heroin began when she was prescribed it for a sports injury at the time when it was administered as a painkiller in a glass bottle with a pretty label. She soon became wholly dependent on it, and when it was criminalised in the 1950s, was so worried about running out that she stockpiled it. When her body was found in her London home in 1968, it's rumoured that there was enough heroin in her flat to kill the entire street."
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Und jetzt entscheiden Sie als Gutachter, Stand der medizinischen Erkenntnis & der Gesetzeslage 1968, mal sauber zwischen unverantwortlich & tragisch.

When heroin was legal



Das es hier praktische Probleme bei der Differenzierung geben mag, geschenkt. Aber wo ist das grundsätzliche, ideelle Problem dabei, zwischen den Aspekten zu unterscheiden?

Da zum Teitpunkt der Verschreibung die Konsquenzen nicht so im öffentlichen Bewusstsein waren und die Konsumentin vermutlich auch nicht informiert, würde ich eher dafür pledieren, Sie nicht als verantwortlich zu betrachten.

Und sehe immer noch nicht das Problem heutigen Menschen die Wahl zu lassen, vorrausgestzt, Sie wurden vorher über die Konsequenzen informiert. Eine andere Haltung bezüglich der Frage der Selbstschädigung hätte nämlich schon damals nichts geändert, denn erlaubt war es ja nicht wegen eines größeren Respektes vor der individuellen Freiheit, sondern wegen Unwissenheit bezüglich der negativen Auswirkungen.

Anstatt strafrechtliche Verfolgung der Verlust der sozialrechtlichen Ansprüche, wenn sich jemand freiweillig und infrormiert entscheidet. Anstatt einen Starftatbestand formuliert der Gesetzgeber halt Anspruchsverlusttatbestände. Strafbar muss in solchen Fällen natürlich sein, vor dem Verkauf oder auch der nichtkommerziellen Weitergabe nicht auf diese Folge hinzuweisen.

Am besten lässt sich das über die Notwendigkeit einer Erwerbs- und Besitzlizenz regeln, die nach entsprechender Information und ihrer Kenntnisnahme bei den Gesundheitsämtern erworben wird. Die Weitergabe an jemanden ohne Lizenz bleibt strafbar wie bisher (oder sogar strenger und verschärft).

Verstehen Sie, es geht nicht darum in allen Fällen klar unterscheiden zu können. Das geschieht ja mit dem Komplettverbot auch nicht. Wenn etwas nicht Verboten ist, dann übernimmt die Allgemeinheit meistens die Gesundheitskosten. Bei eingie Sachen (immer mehr) bemüttert nun der Staat, eventuell mit der von ihnen vorgebrachten Ausrede, und verbietet es komplett. Muss aber nicht sein, daraus einen Anspruchsverlusttatbestand zu machen wäre die mildere Methode. Wer uninformiert Süchtig wurde, der soll sich natürlich erst Recht nicht strafbar machen, aber auch keine Ansprüche verlieren.

Ich sehe hier also schlicht nicht, wie die Illegalisierung ein Problem löst. Können Sie mir das erklären?

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.01.2013 19:02
#159 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #156
Ich habe den Eindruck, daß liberale Prinzipien um so schöner klingen und wirken, je abstrakter man sie formuliert. Je konkreter man aber schaut, desto mehr wird das ganze dann, wie sonst im Leben auch, klebrig-verunreinigt

Lieber Doeding, natürlich klingt das in einer Diskussion immer anders als es sich in der Praxis darstellt. Das ist mir klar. Aber abstrakt ist es deswegen nicht unbedingt.
Amerika, Australien und Neuseeland sind für den westlichen Kulturkreis schon immer Einwanderungsländer gewesen. Diese Länder haben nicht nur wesentlich mehr Erfahrungen gesammelt, sondern sind mit ihrer Einwanderungs- und Integrationspolitik auch viel erfolgreicher.
Zudem ist es Neuseeland auch sozialpolitisch. Bei einer ähnlichen Ausgangslage wie europäische Staaten mit einem Sozialstaatspostulat, hat es Reformen eigeleitet, die den Sozialstaat finanzierbarer gemacht haben. Da Einwanderungspolitik und Sozialpolitik viele Schnittstellen haben, gibt es also jenseits theoretischer Diskussionen, praktische Erfahrungen mit einer liberalen Politik die Einwanderung und Integration betreffend. Dazu muss man lediglich realisieren, dass es Konzepte gibt, die besser sind als das deutsche.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.01.2013 19:08
#160 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #153
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #152
Das es hier praktische Probleme bei der Differenzierung geben mag, geschenkt. Aber wo ist das grundsätzliche, ideelle Problem dabei, zwischen den Aspekten zu unterscheiden?


Kleiner Anwendungsfall: die englische (oder sagt man heute nur noch britische?) Autorin Anna Kavan (1901-68); heute nur noch durch ihren späten Roman Ice (1967) bekannt. Die späteren Apologeten haben seit ihrem Tod beharrlich abgestritten, daß sie Selbstmord begangen hat; seinerzeit war das unbestritten.
Kavan wurde in den 30er Jahren wegen Schmerzen u.a. mit Opiaten und als letztes Mittel mit Heroin therapiert; fortan war sie den Rest ihres Lebens abhängig. (Einig sind sich die Kritiker immerhin, daß die surrealen Visionen von Erstarrung & Versteinerung in Ice auf die Droge zurückgehen.) Kein junkie, sondern produktiv & diszipliniert; aber vor Methadon eben auf den Stoff angewiesen - was jahrzehntelang durch ärztliche Verschreibung durch ihren Hausarzt abgedeckt wurde. Bis das durch die rigorose Streichung solcher Fälle im englischen Gesundheitswesen unterbunden wurde:

Zitat Hannah Freeman
______
"I was once told that Kavan's love affair with heroin began when she was prescribed it for a sports injury at the time when it was administered as a painkiller in a glass bottle with a pretty label. She soon became wholly dependent on it, and when it was criminalised in the 1950s, was so worried about running out that she stockpiled it. When her body was found in her London home in 1968, it's rumoured that there was enough heroin in her flat to kill the entire street."
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When heroin was legal



Es geht nicht darum in allen Fällen klar unterscheiden zu können. Das geschieht ja mit dem Komplettverbot auch nicht. Wenn etwas nicht Verboten ist, dann übernimmt die Allgemeinheit meistens die Gesundheitskosten. Bei eingie Sachen (immer mehr) bemüttert nun der Staat, eventuell mit der von ihnen vorgebrachten Ausrede, und verbietet es komplett. Muss aber nicht sein, daraus einen Anspruchsverlusttatbestand zu machen wäre die mildere Methode. Wer uninformiert Süchtig wurde, der soll sich natürlich erst Recht nicht strafbar machen und auch keine Ansprüche verlieren.

Mir scheint der Aspekt des in die Verantwortung nehmens der Gesellschaft da eher vorgeschoben zu sein.
Ich sehe hier nämlich schlicht nicht, wie die Illegalisierung ein Problem löst, dass es bei Einführung eines reinen Anspruchsverlusttatbestandes gäbe. (Abgesehen davon, dass man andere Menschen bezüglich ihrer Selbstschädigung nicht mehr so gut erziehen kann, aber darum geht es ihnen ja nicht, sondern darum, die Verantwortung nicht auf die Gesellschaft abzuwälzen.) Können Sie mir das erklären?

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-Thomas Jefferson
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Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

18.01.2013 19:18
#161 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #154

Zitat
Aber wieso meinen Sie denn, man solle nicht zwischen selbstverschuldeten Schädigungen und nicht verantworteten Schädigungen unterscheiden?


Das meine ich nicht. Was ich meine ist, daß wenn man einen weiten Freiheitsbegriff nimmt, man daraus die Forderung nach einer weitgehenden Drogenlegalisierung ableiten kann. Aber Freiheit xy zu tun für Person A bedeutet eben auch, Freiheit von xy für Person B. Anders gesagt: es wäre aus meiner Sicht eine Frechheit, aus liberalen, grundsätzlichen Gründen der "Eigenverantwortlichkeit" Drogen freizugeben, die wirtschaftlichen Folgen dieser Liberalisierung aber einer wie auch immer gearteten Solidargemeinschaft aufdrücken zu wollen. Das erinnerte mich an die "Sozialisierung der Risiken" in der Finanzmarktkrise 2007 ff, wobei die Gewinne bekanntlich schön privat geblieben sind. Wie gesagt, das gilt für eine prinzipielle Freigabe aus Gründen des Liberalismus und der Eigenverantworung. Andere Gründe (medizinische Gründe, Kosten-Nutzenüberlegungen usw.) können zu einer Freigabe aus speziellen Erwägungen führen, deren Folgen dann auch einem solidarisch finanzierten System aufgedrückt werden könnten, damit hätte ich kein Problem.

Edit/Ergänzung. Folge wäre dann aus meiner Sicht die Auflösung sämtlicher solidarisch finanzierter Versicherungssysteme, die dann vollständig zu privatisieren wären (was ja konsequenterweise von vielen hier im Forum gefordert wird). Wenn dem Kiffer sein Joint dann ein 15%er Aufschlag zu seiner PKV wert ist, dann ist meine liberale Welt wieder in Ordnung. Allerdings hätte das dann eben auch Konsequenzen für die oben von mir erwähnten Diabetiker, völlig unabhängig von der Frage der Selbstverschuldung.



Nein, hätte es nicht zwangsläufig, denn man kann ja zwischen selbstverantworteter Schädigung, vor der die Gesellschaft ausdrücklich gewarnt und abgeraten hat, und nicht selbst verantworteten Gesundheitsproblemen (Diabetiker) unterscheiden.

Dies Absichtlich nicht zu tun und dann auf eine arme Diabetikern zu verweisen, der man nicht mehr staatlicherseits aus zwangsweise erhobenen Geldern helfen dürfte, wenn man einen selbstverschuldet Drogensüchtigen, der über die Konsequenzen seines Handeln informiert war, auf seine Selbstverantwortung verweist, halte ich für unlauter.

Was ist mit Drogensüchtigen, die nicht über die Konsequenzen infromiert waren oder nicht einwilligen konnten? An diese sollte die Weitergabe ja auch weiterhin illegal und strafbar bleiben. Im Gegenzug verlieren die Betroffenen natürlich auch keine Ansprüche. Aber eine nicht einwilligungsfähige Person oder eine uninformierte Person für ihren Drogenbesitz zu bestrafen, ist dann natürlich auch nicht gerechtfertigt. Denn wenn man mit der Uninformiertheit/Unzurechungsfähigkeit begründet, warum sozialrechtliche Ansprüche bestünden, wie kann der Betroffene dann strafrechtlich verantwortlich gemacht werden?

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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

18.01.2013 19:32
#162 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Amerika, Australien und Neuseeland sind für den westlichen Kulturkreis schon immer Einwanderungsländer gewesen. Diese Länder haben nicht nur wesentlich mehr Erfahrungen gesammelt, sondern sind mit ihrer Einwanderungs- und Integrationspolitik auch viel erfolgreicher.



Lieber Erling Plaethe, da stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu. Wobei ich eher dazu neigen würde, die gegenwärtige Einwanderungspolitik dieser Länder weniger als liberal, denn vielmehr als restriktiv zu bezeichnen (strikt am volkswirtschaftlichen Nutzen orientiert, "Punktesystem", Nachweispflicht über Job, keinerlei Zugang zu sozialen Sicherungssystemen). Auch daß Integration eine "Bringschuld" sei (was ich unbedingt genau so sehe!), ist m. W. in diesen Ländern gut umgesetzt. Sie hatten oben geschrieben, daß man die ganze Integrationspolitik auch gleich lassen könne. Da hatte sich zuerst Widerstand in mir geregt. Aber Sie haben wohl recht. Es braucht keine Integrationspolitik, sondern eine vernünftige Einwanderungspolitik, dann erübrigt sich im Idealfall ersteres von alleine.
Allerdings scheint mir "Gleichheit der Möglichkeiten/Chancen" ein wichtiges Prinzip des Liberalismus zu sein, wenn ich es richtig verstehe. Und dieses Prinzip wird, so scheint mir, in Ihrem Argument oben gegen staatliches Eingreifen zur "Erzwingung" von Bildungschancen für Kinder bildungsferner Eltern etwas kurz zu kommen. Mir scheinen hier zwei wichtige liberale Prinzipien tendenziell zu konfligieren, nämlich Raushalten des Staates und Chancengleichheit. Aber auch hier lasse ich mich gerne korrigieren
Herzlichen Gruß,
Andreas Döding

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

18.01.2013 20:21
#163 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat
Dies Absichtlich nicht zu tun und dann auf eine arme Diabetikern zu verweisen, der man nicht mehr staatlicherseits aus zwangsweise erhobenen Geldern helfen dürfte, wenn man einen selbstverschuldet Drogensüchtigen, der über die Konsequenzen seines Handeln informiert war, auf seine Selbstverantwortung verweist, halte ich für unlauter.



Zwillings- und Adoptionsstudien liefern starke Hinweise, daß Suchtkrankheiten in erheblichem Maße erblich mitverursacht werden (u. a. geringere Anzahl GABA-Rezeptoren, Belege liefere ich auf Wunsch), genau wie Diebetes Typ I erblich bedingt ist. Wo ist also das Problem? Zum "Freien Willen" hat übrigens Wolf Singer reichlich publiziert:

http://www.information-philosophie.de/?a...84&n=2&y=1&c=50

Aus der Ablehnung immer weiterer Verbote folgt für mich nicht automatisch Zustimmung zu jeder Form der Liberalisierung auf Kosten solidarisch organisierter Versicherungsgemeinschaften.
Viele Grüsse
Andreas Döding

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

18.01.2013 20:47
#164 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #162

Allerdings scheint mir "Gleichheit der Möglichkeiten/Chancen" ein wichtiges Prinzip des Liberalismus zu sein, wenn ich es richtig verstehe. Und dieses Prinzip wird, so scheint mir, in Ihrem Argument oben gegen staatliches Eingreifen zur "Erzwingung" von Bildungschancen für Kinder bildungsferner Eltern etwas kurz zu kommen. Mir scheinen hier zwei wichtige liberale Prinzipien tendenziell zu konfligieren, nämlich Raushalten des Staates und Chancengleichheit. Aber auch hier lasse ich mich gerne korrigieren

Gern, obwohl andere das mit Sicherheit besser können. Chancengleichheit ist auch so ein Begriff bei dem es antiliberalen Agitatoren gelungen ist, ihn in seinem Sinn zu entstellen. Ich bediene mich mal eines Beispiels aus einem sozialpolitischen "Paradies" - auch in Abgrenzung zu besagten Anhängern des Neusprech:
Die DDR war bekanntlich ein Arbeiter- und Bauernstaat. Wer also zum Abitur zugelassen wurde, hing, unabhängig von der schulischen Leistung, davon ab, welcher Klasse er angehörte. Arbeiter- und Bauernklasse oder Intelligenz. Das wurde für jeden Lehrer im Klassenbuch neben dem Namen des Schulkindes vermerkt. Also bestand in der DDR für Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss keine Chancengleichheit.

Chancengleichheit bedeutet vor allem, die Abwesenheit von Diskriminierung, dass die Herkunft des Kindes kein Kriterium für die Zulassung zu höherer Bildung oder überhaupt zu Bildung darstellt.
Natürlich hat ein Kind aus einem Hartz IV-Elternhaus, oberflächlich betrachtet, weniger Chancen schulische Spitzenleistungen zu erzielen als ein Kind aus dem sogenannten Bildungsbürgertum. Ist dies der Fall, was meiner Erfahrung nach keineswegs zwingend ist, hat erstgenanntes Kind - Pech gehabt.
So ist das Leben und das ist nicht ungerecht. Das wird es erst, wenn ein Kind trotz ungenügender Leistung ein Kind mit besten Voraussetzungen, verdrängt. Chancengleichheit folgt also dem Leistungsprinzip, wie Wettbewerb und freie Marktwirtschaft.
Eine Chance zu haben, heißt noch lange nicht, sie auch nutzen zu können. Darüber sollte allein die Leistung entscheiden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Llarian Offline



Beiträge: 6.928

19.01.2013 09:48
#165 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #162
Allerdings scheint mir "Gleichheit der Möglichkeiten/Chancen" ein wichtiges Prinzip des Liberalismus zu sein, wenn ich es richtig verstehe. Und dieses Prinzip wird, so scheint mir, in Ihrem Argument oben gegen staatliches Eingreifen zur "Erzwingung" von Bildungschancen für Kinder bildungsferner Eltern etwas kurz zu kommen. Mir scheinen hier zwei wichtige liberale Prinzipien tendenziell zu konfligieren, nämlich Raushalten des Staates und Chancengleichheit.

Chancengleichheit scheint mir nicht unbedingt ein zentrales Anliegen des Liberalismus zu sein. Liberalismus bedeutet Freiheit als höchsten Wert zu betrachten, von Chancen steht da erst einmal nichts. Es ist auch meines Erachtens nach eine reichlich weltfremde Forderung: Natürlich sind die Chancen nicht gleich. Sie sind schon genetisch nicht gleich, sie sind ebenso durch das Elternhaus nicht gleich und sie sind vor allem durch den Zufall nicht gleich. Der eine wird schön geboren, der andere hässlich, wie absurd wäre es anzunehmen beide hätten die selben Chancen auf eine erfolgreiches Sozialleben ? Der eine wird klug geboren, der andere dumm, wie absurd wäre es zu glauben beide hätten die selbe Chance auf eine höhere Bildung ? Der eine wird in einem Elternhaus mit sehr viel Liebe und Aufmerksamkeit geboren, der andere in einem eher lieblosen mit Eltern, die vor allem mit sich selbst beschäftigt sind. Wie absurd wäre es anzunehmen beide hätten die selben Chancen auf ein zufriedenes Leben ?

Chancengleichheit ist eine Schimäre wenn sie als Absolutum verstanden wird. Man kann sich bemühen künstliche Unfairnisse zu beseitigen, so wie eine Universität, die nur Kinder von Akademikern zulässt (und selbst das ist im Rahmen der Privatautonomie schwierig). Aber Chancengleichheit bestand da nie und kann da auch nicht bestehen. Menschen unterscheiden sich nun einmal. Chancengleichheit impliziert das sie das nicht tun. Und das ist schlicht falsch. Natürlich gibt es klügere Menschen, natürlich gibt es schönere Menschen und natürlich gibt es geschicktere Menschen. Das zu negieren ist nicht liberal, sondern eher sozialistisch gedacht.

Der Liberale mag Chancengleichheit als Begriff der Ergebnisgleichheit vorziehen. Aber in beiden Begriffen steckt schon die Gleichheit, die ja schon als reiner Wortstamm mit dem Individuum im Konflikt steht. Menschen sind nicht gleich. Vor dem Gesetz ja. Aber nicht vor dem Leben.

vivendi Offline



Beiträge: 663

19.01.2013 10:00
#166 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #165
Menschen sind nicht gleich. Vor dem Gesetz ja. Aber nicht vor dem Leben.

Eine schöne Aussage, logisch und schlüssig begründet. Wer wäre denn verantwortlich dafür, Gleichheit herzustellen?
Meine Tochter ist jung, sportlich und gut verdienend, ich bin alt, war einmal sportlich und lebe von einer Rente. Da gibt es keine Gleichheit und es wäre absurd, sie einzufordern.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.01.2013 11:09
#167 RE: Hinweis Antworten

Zitat von vivendi im Beitrag #166
Zitat von Llarian im Beitrag #165
Menschen sind nicht gleich. Vor dem Gesetz ja. Aber nicht vor dem Leben.

Eine schöne Aussage, logisch und schlüssig begründet. Wer wäre denn verantwortlich dafür, Gleichheit herzustellen?
Meine Tochter ist jung, sportlich und gut verdienend, ich bin alt, war einmal sportlich und lebe von einer Rente. Da gibt es keine Gleichheit und es wäre absurd, sie einzufordern.

Ja, schöne Aussage. Nur ging es darum nicht. Chancengleichheit geht auf die Philosophie der Aufklärung zurück und ist natürlich ein zentrales Thema des Liberalismus. Schließlich ging es darum, dass nicht der gesellschaftliche Stand oder die finanziellen Möglichkeiten allein die Lebensentwürfe der Bürger bestimmen. Auch an dieser Stelle sollte die Übermacht des Adels gebrochen werden.
Daneben fand diese Forderung Eingang in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und in die Grundrechtskataloge der Verfassungen westlicher Demokratien.
Chancengleichheit wird allzu oft mit Ergebnisgleichheit vertauscht welche durch eine manipulierende Chancengerechtigkeit erzielt werden soll.
Bei Begriffen wie Gerechtigkeit und Gleichheit, und da stimme ich Ihnen und Llarian zu, gibt es unterschiedliche Definitionen wovon einige geeignet sind den kompletten Begriff zu verwerfen. Es ist halt besser auszudrücken was man sagen möchte, als mit Begriffen zu arbeiten, zu denen es mehr Definitionen als Diskussionsteilnehmer gibt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

19.01.2013 11:48
#168 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Natürlich sind die Chancen nicht gleich. Sie sind schon genetisch nicht gleich, sie sind ebenso durch das Elternhaus nicht gleich und sie sind vor allem durch den Zufall nicht gleich. Der eine wird schön geboren, der andere hässlich, wie absurd wäre es anzunehmen beide hätten die selben Chancen auf eine erfolgreiches Sozialleben



Lieber Llarian, Chancengleichheit bedeutet natürlich nicht die Egalisierung individueller Vorraussetzungen, diese Chancen auch nutzen zu können. Sondern gleicher Zugang zu diesen Chancen. Jemand mit einer Intelligenz von 80 wird kein Arzt. Und jemand, der so aussieht wie ich, kein Fotomodell. Ich weiß natürlich nichts über Sie, lieber Llarian. Aber ich vermute, daß Sie nicht aus Neukölln stammen und auch keinen türk-arab. Migrationshintergrund haben. Jemand, der die Anlagen zur Entwicklung Ihrer Intelligenz und Bildung hat und in Neukölln aufwächst, hat, wenn ich Sie richtig verstanden habe, "eben pech gehabt". Das ist leicht zu sagen, wenn man selber das Glück einer relativ privilegierten Existenz hat. Damit mag ich mich eben nicht abfinden.

Edit/Ergänzung: Alle mir persönlich bekannte ausgeprägt liberal denkende und empfindende Menschen (mir fallen momentan 9 ein) lassen sich einer von zwei Gruppen zuordnen. Entweder sie stammen aus ausgesprochen privilegerten Verhältnissen oder sie haben einen Teil ihres Lebens in einer Diktatur verbracht. Ich gebe zu, daß mein Respekt vor dem Liberalismus letzterer ungleich größer ist als der gegenüber ersteren. Persönliche Erfahrung erhöht das Denk- und Empathievermögen, vermute ich. Nachdem eine ZEIT-Redakteurin von jugendlichen Intensivtätern halb totgeschlagen worden war, schrieb Giovanni di Lorenzo einen flammenden Appell gegen ein allzu liberales Jugendstrafrecht, sehr ZEIT-untypisch, aber verständlich (Edit Ende).

Ich bin der Meinung, daß sich dieses Staats- und Gemeinwesen seit 1949 alles in allem mehr als bewährt hat. Auch der Sozialstaat. International gibt es wenige Länder, in denen der soziale Frieden über so viele Jahrzehnte erhalten geblieben ist. In denen die berühmte Schere zw. arm und reich so klein (sic!) ausfällt. Und in dem die Schichtendurchlässigkeit/ Aufstiegschancen so gut ausfallen wie in der Bundesrepublik. Und dennoch wähne ich mich umgeben, um nicht zu sagen umzingelt, von Menschen, die diesen Staat fundamentalen Änderungen unterziehen wollen. Das sind Linke, Grüne und Liberale/Libertäre. Dabei scheinen mir Art und Umfang der Beschwerden über dieses Land in keinerlei Verhältnis zu den realen Lebensbedingungen der Beschwerdeführer zu stehen. Und kaum jemand verteidigt noch diesen Staat! Damit (mit allem, was ich oben geschrieben habe) meine ich jetzt nicht Sie persönlich, lieber Llarian bzw. nur insoweit Sie sich angesprochen fühlen mögen.

Vermutlich sind wir uns ja wieder einig in dem Befund, daß die größte Gefahr von Ideologen unterschiedlicher Provenienz (links, grün, EU) ausgeht, die diesen Staat zum krakenartigen Moloch der Unfreiheit ausbauen wollen. Ich bin aber der Meinung, daß man dieses Staatswesen dagegen verteidigen sollte und nicht in die gegenteilige Richtung weitgehend rückzubauen. Ich bin für Verschlankung des Sozialstaates, nicht für dessen Abschaffung, und sehe den Erfolg der BRD hier als meinen Fürsprecher ;-) Wie Sie weiter oben sagten: historisch wurde ein ideologisch liberal geführtes Staatswesen noch nie umgesetzt. Und dafür haben wir auch zuviel zu verlieren, meine ich.
Herzlichen Gruß
Andreas Döding

Llarian Offline



Beiträge: 6.928

19.01.2013 18:52
#169 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #168
Lieber Llarian, Chancengleichheit bedeutet natürlich nicht die Egalisierung individueller Vorraussetzungen, diese Chancen auch nutzen zu können. Sondern gleicher Zugang zu diesen Chancen. Jemand mit einer Intelligenz von 80 wird kein Arzt.

Lieber Doeding, der "gleiche Zugang" oder das Recht "eine Chance nutzen zu können" ist nichts weiter als eine Illusion, damit man sich nicht damit auseinandersetzen muss, dass das Leben eben nicht allzu fair ist. Sie schreiben, und dem stimme ich zu, jemand mit einem IQ von 80 werde kein Arzt. Eben. Und es ist eine Illusion zu meinen jemand mit einem IQ von 80 könne die Chance nutzen oder habe einen Zugang zur Bildung eines Arztes. Hat er nicht. Hat er auch nie gehabt. Ich denke man lügt sich selbst was in die Tasche, wenn man meint einem jeden neugeborenen Menschen stünden alle Chancen offen. Das ist nicht der Fall.

Zitat
Jemand, der die Anlagen zur Entwicklung Ihrer Intelligenz und Bildung hat und in Neukölln aufwächst, hat, wenn ich Sie richtig verstanden habe, "eben pech gehabt".


Aber er hat sie ja gar nicht. Und das ist der Punkt. Meine Intelligenz und meine Bildung sind die Folge meiner Erbanlagen und meines Elternhauses. Ich habe da "keine Chance genutzt". Das ist mir so gegeben worden. Ich habe es vielleicht nicht versaut, okay, aber jemand aus Neukölln könnte eine solche Chance nie nutzen, weil sie überhaupt nicht da ist und nie da war. Nehmen wir einfach ein groteskes Beispiel: Ich bin so geboren worden, dass ich nie und nimmer eine Chance hätte einen Hundertmeterlauf zu gewinnen. Habe ich auch nie. Meinen Sie, es würde für mich irgendeinen Unterschied machen, ob mir Olympia dafür offen stehen würde, an einem solchen teilzunehmen ? Nein, es macht keinen Unterschied. Ich hatte die Chance nie, und es ist für mich belanglos ob ich formal teilnehmen könnte. Ich hab davon nix. Hab ich deswegen "Pech gehabt" ? Ich denke nicht. Denn ich denke jeder Mensch kann seinen Platz finden. Ich gebe mich nur nicht der Illusion hin, jemals alle Chancen gehabt zu haben.

Zitat
Damit mag ich mich eben nicht abfinden.


Das ehrt Sie auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hilft es nix. Man mag sich auch nicht mit dem Hunger auf der Welt abfinden, man mag sich nicht damit abfinden, dass Menschen sterben müssen, man mag sich nicht damit abfinden, dass unseren Möglichkeiten durch die Natur Grenzen gesetzt sind. Mit all dem mag man sich nicht abfinden, aber es ist Flucht vor der Realität. Das Leben ist nicht fair. Und es wird auch nicht fair dadurch, dass man sich mit der Unfairniss nicht abfinden mag.

Zitat
Ich gebe zu, daß mein Respekt vor dem Liberalismus letzterer ungleich größer ist als der gegenüber ersteren.


Warum ? Ist es eine Leistung davon überzeugt zu sein, dass nur man selbst am besten weiss, was für einen gut ist ?

Zitat
Ich bin der Meinung, daß sich dieses Staats- und Gemeinwesen seit 1949 alles in allem mehr als bewährt hat. Auch der Sozialstaat. International gibt es wenige Länder, in denen der soziale Frieden über so viele Jahrzehnte erhalten geblieben ist. In denen die berühmte Schere zw. arm und reich so klein (sic!) ausfällt. Und in dem die Schichtendurchlässigkeit/ Aufstiegschancen so gut ausfallen wie in der Bundesrepublik. Und dennoch wähne ich mich umgeben, um nicht zu sagen umzingelt, von Menschen, die diesen Staat fundamentalen Änderungen unterziehen wollen. Das sind Linke, Grüne und Liberale/Libertäre. Dabei scheinen mir Art und Umfang der Beschwerden über dieses Land in keinerlei Verhältnis zu den realen Lebensbedingungen der Beschwerdeführer zu stehen. Und kaum jemand verteidigt noch diesen Staat!


Nur weil der Staat besser ist als andere, die es noch mieser machen, muss er nicht gut sein. Das alte Rom war im Vergleich zum Rest der Welt eine extrem bewährte und fortschrittliche Gesellschaft. In der wir heute kaum leben wollten.

Zitat
Vermutlich sind wir uns ja wieder einig in dem Befund, daß die größte Gefahr von Ideologen unterschiedlicher Provenienz (links, grün, EU) ausgeht, die diesen Staat zum krakenartigen Moloch der Unfreiheit ausbauen wollen.


Jein. Kurzfristig ja, aber langfristig eher nicht, weil die grün linken Utopien so oder so irgendwann vor die Wand knallen. Und Deutschland ist nicht unbedingt das Land, dass sich ala Kambodscha gegenseitig umbringt. Die größte Gefahr ist der Verlust unserer Kultur, im Wesentlichen durch Austausch gegen eine andere. Das ist aber ein anderes Thema.

Zitat
Ich bin für Verschlankung des Sozialstaates, nicht für dessen Abschaffung, und sehe den Erfolg der BRD hier als meinen Fürsprecher ;-)


Riesenerfolg. Wäre der Sozialstaat BRD eine Firma, dann wäre sie insolvent. Ich wäre da sehr zurückhaltend. Die BRD hat bisher sehr gut davon gelebt, dass sie eine ausserordentlich (!) gute Wirtschaft hatte. Das hat wenig mit dem Sozialstaat zu tun. Und im Schatten dieser Wirtschaft liess sich dann auch viel Sozialstaat machen. Es ist Sand im Getriebe, aber das Getriebe war eben sehr, sehr stark. Läuft das Getriebe mal nicht mehr, dann krachts im Gebälk. Und nicht zu knapp.

Zitat
Wie Sie weiter oben sagten: historisch wurde ein ideologisch liberal geführtes Staatswesen noch nie umgesetzt. Und dafür haben wir auch zuviel zu verlieren, meine ich.


Mit dieser Einstellung würden wir heute noch unter einem Monarchen leben, lieber Doeding.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

19.01.2013 19:20
#170 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Lieber Doeding, der "gleiche Zugang" oder das Recht "eine Chance nutzen zu können" ist nichts weiter als eine Illusion, damit man sich nicht damit auseinandersetzen muss, dass das Leben eben nicht allzu fair ist. Sie schreiben, und dem stimme ich zu, jemand mit einem IQ von 80 werde kein Arzt. Eben. Und es ist eine Illusion zu meinen jemand mit einem IQ von 80 könne die Chance nutzen oder habe einen Zugang zur Bildung eines Arztes. Hat er nicht. Hat er auch nie gehabt. Ich denke man lügt sich selbst was in die Tasche, wenn man meint einem jeden neugeborenen Menschen stünden alle Chancen offen. Das ist nicht der Fall.



Ich glaube, wir mißverstehen uns hier immer noch. Es geht mir um den begabten Neuköllner, um den, der ein vernünftiges Leben führen und einen anständigen Beruf lernen, vielleicht sogar Arzt werden könnte. Und der eben keine Chance hat, dieses Potenzial zu verwirklichen, da er nie an Bildung herangeführt wurde. Oder wollen Sie sagen, in Neukölln leben ausschließlich, ihren Anlagen nach, Minderbemittelte? Der begabte Neuköllner hat kaum Chancen, und das ist mein Problem. Das können wir uns, meiner Meinung nach, schon volkswirtschaftlich und demographisch nicht leisten.

Zitat

Mit dieser Einstellung würden wir heute noch unter einem Monarchen leben, lieber Doeding.



Das ist der Punkt. Ich finde Ihr obiges Argument ausgesprochen feudalistisch, lieber Llarian
Herzlichen Gruß,
Andreas Döding

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.01.2013 19:44
#171 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #170
Es geht mir um den begabten Neuköllner, um den, der ein vernünftiges Leben führen und einen anständigen Beruf lernen, vielleicht sogar Arzt werden könnte. Und der eben keine Chance hat, dieses Potenzial zu verwirklichen, da er nie an Bildung herangeführt wurde.

Wieso wird der nicht an Bildung herangeführt? Er kann seinen Realschulabschluss machen, er kann sein Abitur ablegen, er hat auch mehrere Möglichkeiten, falls Lehrer und Eltern sein Potential nicht erkennen, nach dem Realschulabschluss die Hochschulreife zu erlangen. Jeder der eine Schule besucht, wird in Deutschland an Bildung herangeführt.
So schlecht ist unser Bildungssystem nun auch wieder nicht. Die Quoten der Studienberechtigten und -anfänger steigen seit Gründung der Bundesrepublik.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Hausmann Offline



Beiträge: 710

19.01.2013 19:47
#172 RE: Hinweis Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #170
Zitat:Es geht mir um den begabten Neuköllner, um den, der ein vernünftiges Leben führen und einen anständigen Beruf lernen, vielleicht sogar Arzt werden könnte. Und der eben keine Chance hat

Dieser g'fühligen Ansicht möchte ich gern widersprechen; aus längerer persönlicher Erfahrung und auch vor dem Hintergrund der deutschen Wissenschaftsgeschichte. Können Sie Ihre Aussage vielleicht etwas "unterfüttern", exemplarisch vielleicht?

mfG

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

19.01.2013 20:09
#173 RE: Hinweis Antworten

Zitat
Wieso wird der nicht an Bildung herangeführt? Er kann seinen Realschulabschluss machen, er kann sein Abitur ablegen, er hat auch mehrere Möglichkeiten, falls Lehrer und Eltern sein Potential nicht erkennen, nach dem Realschulabschluss die Hochschulreife zu erlangen. Jeder der eine Schule besucht wird in Deutschland an Bildung herangeführt.



Lieber Erling Plaethe, lieber Hausmann, ich erlaube mir an dieser Stelle mal den Luxus, mich an folgenden Artikel, insbesondere der Haltung Buschkowskis, weitgehend anzuhängen:
http://www.welt.de/politik/deutschland/a...ntenkinder.html

Ich bin nicht sicher, lieber Hausmann, ob Sie das als "Unterfütterung" akzeptieren. Zumindest dürfte Buschkowski das mindestens so gut aus Erfahrung beurteilen können wie Sie. Ansonsten empfehle ich das "Bildungskapitel" in Sarrazins "Deutschland schafft sich ab", das ich für das mit Abstand beste Kapitel des Buches halte (S. 187ff, 1. Aufl.). Mit "gefühlig" hat das allerdings wenig zu tun, sondern eher mit Inkompetenz und ideologischer Verbohrtheit sowie systematischer Leistungsfeindlichkeit. Und v. a. mit der Verschwendung dringend benötigter Humanressourcen.
Viele Grüsse,
Andreas Döding

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

19.01.2013 21:01
#174 RE: Geht es hier den wirklich um das Menschenbild? Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #163



Aus der Ablehnung immer weiterer Verbote folgt für mich nicht automatisch Zustimmung zu jeder Form der Liberalisierung auf Kosten solidarisch organisierter Versicherungsgemeinschaften.



Moment mal: Wenn man mit der Unschverschuldetheit sozialrechtliche Ansprüche begründet, dann kann man nicht im selben Moment für die selbe Handlung eine strafrechtliche Verantwortlichkeit des Drogenkonsumenten begründen. Das passt einfach nicht zusammen und ist ein Widerspruch.


Aber allgemein bezüglich der "genetischen Disposition": Mag ja sein, das vieles auch genetisch mitbedingt ist, aber wenn man daraus nun doch eine Befreiung von der Verantwortlichkeit bezüglich des eigenen Handelns begründet, dann hat man sich der Logik verschrieben, die man kritisiert, wenn man weitere Verbote ablehnt.

Es liese sich nämlich in der Tat nicht wirklich begründen, warum nun eigentlich genau der Status Quo ein Optimum wäre. Warum ausgerechnet alles so lassen, wie es jetzt ist? Tabak und noch stärker Alkohol liesen sich tatsächlich mit der gleichen Begründung verbieten wie Kanabis - und damit das mildere Mittel der "sanften Umerziehung" durch Rauchverbote erst recht.


Bezülich des Argumentes der Sozialversicherungsgemeinschaft, der man die Kosten nicht aufbürden dürfte: Ist das nicht mit eine Rechtfertigung für Sondersteuern auf Rauschmittel?

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

19.01.2013 21:49
#175 RE: Hinweis Antworten

Lieber Doeding, ich teile in diesem Punkt keinesfalls die Ansichten von Heinz Buschkowski, bei allem Respekt vor seiner Kompetenz. Ich kenne den Bezirk Neukölln und den benachbarten Kreuzberg in welchem ich über 20 Jahre wohnte.

Zitat von Die Welt
"Wir müssen die Kinder aus den Milieus holen und verhindern, dass sie dort Klone ihrer Eltern werden", begründete Buschkowsky seine Forderung.


Zitat von Die Welt
Auch der Bildungsforscher Klaus Klemm mahnte, der Schulerfolg hänge entscheidend vom Kita-Besuch ab. "Das gilt für Migranten und Nicht-Migranten gleichermaßen", sagte er. Für Zuwandererkinder verschärfe sich aber der "Startnachteil", wegen der Sprachbarrieren, wenn sie nicht in Kitas gefördert würden.


Der Staat geht Probleme an, welche er selbst geschaffen hat und nun soll er die Lösung bringen, in dem er versucht, die Kinder von ihren Eltern zu entfremden, mit Gewalt?
Gibt es in den alten westlichen Demokratien auch eine Pflicht zur Übergabe seiner Kinder an den Staat?
Das weckt in mir ganz schlechte Erinnerungen, auch wenn ich den Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie kenne. Makarenko lässt grüßen. Nein, lieber Doeding, da bleibt mir nur ein agree to disagree.
Nachdem ich durch ihren Verweis auf "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin das Bildungskapitel gelesen habe, weiß ich nun, dass auch dieser die Lösung in einer Kindergartenpflicht sieht.
Ich verstehe nur nicht, warum in den Kindergärten, welche dann vermutlich einen ähnlich hohen Anteil von Kindern mit mangelhaften Deutschkenntnissen haben werden wie die Schulen, plötzlich deutsch gesprochen werden soll. Was soll türkisch sprechende Kinder dazu bringen mit anderen türkisch sprechenden Kindern deutsch zu sprechen?
Und wie will man diese Pflicht bei dreijährigen Kindern durchsetzen? Da kann man sich auf medienreife Dramen gefasst machen, oder unter Mitwirkung einschlägiger Verbände wie der SCHURA, DITIB und VIKZ auf viele kleine Madrassas.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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