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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 143 Antworten
und wurde 8.142 mal aufgerufen
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Johanes Offline




Beiträge: 2.803

01.02.2025 08:27
#126 RE: ...und was nun? Antworten

"More than 100 years of data suggest men are growing taller and heavier at twice the rate of women" (physorg von Bob Yirka)

Ein internationales Team von Wissenschaftler, bestehend aus italienischen Genderspezialisten, britischen Verhaltenforschern und amerikanischen Psychologen haben in einem Paper Daten der Weltgesundheitsorganisation (aus der Trump eben ausgetreten ist) untersucht und "found evidence of a growing sexual dimorphism in humans".
Die Geschlechtsunterschiede in Bezug auf das Äußere nehmen laut dieser Studie also sogar noch zu.

Zitat:
"The researchers accessed the WHO database of information on millions of people going back to 1900.[...] They found that males have been growing taller and heavier at twice the rate of females."

Übersetzung:
"Die Forscher hatten Zugang zu WHO-Datenbanken über Millionen von Leuten, die bis ins Jahr 1900 zurückgehen. Sie fanden heraus, dass die Größe und das Gewicht der Männer doppelt so stark gewachsen war wie das der Frauen."

Die Studie ist zu finden unter: David Giofrè et al, The sexy and formidable male body: men's height and weight are conditfion-dependent, sexually selected traits, Biology Letters (2025). DOI: 10.1098/rsbl.2024.0565



Sollte sich das Ergebnis dieser Studie als Stichhaltig erweisen, also mit anderen Stichproben von anderen Forscher reproduziert werden können, dann wäre das zumindest ein starkes Argument in der Genderdebatte. Es würde eine gewisse biologische Realität des Geschlechtes jenseits von rein sozialen Konstrukten nahelegen.
Jedoch umfasst diese biologische Realität nicht zwingend Verhalten.

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

01.02.2025 13:55
#127 RE: ...und was nun? Antworten

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.522

01.02.2025 18:15
#128 RE: ...und was nun? Antworten

Schwer zuzuhören. Die Kernaussage ist: Politiker, die lügen, setzen sich besser durch.

Nein!
Doch!
Ooohhh...

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

02.02.2025 10:35
#129 RE: ...und was nun? Antworten

Ja, es wirkt ein wenig machiavellistisch, was aber auch daher rührt, dass es eine spieltheoretische, also rein strategische, Betrachtung sein soll. In dieser haben irgendwelche normativen oder inhaltlich-politischen Aussagen naturgemäß keinen Platz.

Ich glaube allerdings, dass das ein wichtiger Aspekt der Politik ist.

Alles Gute und startet wohl in das Jahr 2025

Frankenstein Offline




Beiträge: 907

08.02.2025 03:05
#130 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #127
Merz gibt Merkel ihre eigene Medizin - Strategem 16 durchgezogen! | Prof. Dr. Christian Rieck

Meinungen?

Rieck hat recht.

Merz hat de facto die Brandmauer abgeräumt.

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

22.02.2025 14:32
#131 RE: ...und was nun? Antworten

Staatsanwalt lacht darüber: Hausdurchsuchung für Meinungsäußerung * JD Vance - Prof. Dr. Diringer

Ich habe das Video noch nicht zu ende gesehen, aber... Wow!

Ich denke, wir brauchen einen Verfassungszusatz, der Hausdurchsuchungen bei Äußerungsdeliken online schlicht verbietet. Punkt.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.226

22.02.2025 15:39
#132 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #131
Staatsanwalt lacht darüber: Hausdurchsuchung für Meinungsäußerung * JD Vance - Prof. Dr. Diringer

Ich habe das Video noch nicht zu ende gesehen, aber... Wow!


Danke schön. Die relevante Sendung von CBS hier: https://www.cbsnews.com/news/germany-onl...ion-60-minutes/

Kommentar von Eugyppius hier: https://www.eugyppius.com/p/tweedle-dum-...dee-and-tweedle

Laut Eugyppius sitzt einer der drei Interviewten, Frank-Michael Laue, in Niedersachsen. Weiss jemand, wo die beiden anderen hingehören, Matthäus Fink und Svenja Meininghaus? Sind die auch aus Niedersachsen? Oder aus einem anderen Bundesland?

Man stelle sich vor, die Leute, die ihren Geifer gegen CDU oder AfD verspritzen ("Ganz Berlin hasst die CDU") würden um 6 Uhr morgens Besuch von der Polizei mit einem Durchsuchungsbefehl bekommen. Das Geschrei wäre gross. Und zu Recht. Ich verstehe wirklich nicht, wie Leute sich da nicht vorstellen können, dass sie auch mal am empfangenden Ende sitzen könnten, und wie sich das anfühlt.

Zitat von Johanes im Beitrag #131
Ich denke, wir brauchen einen Verfassungszusatz, der Hausdurchsuchungen bei Äußerungsdeliken online schlicht verbietet. Punkt.


In einer besseren Welt wäre das durch Art. 13 GG zusammen mit dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit schon geklärt.

--
Non delectent verba nostra, sed prosint. - Seneca, Epistulae morales ad Lucilium, 75, 3

flobotron Online



Beiträge: 367

22.02.2025 16:31
#133 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #131
Staatsanwalt lacht darüber: Hausdurchsuchung für Meinungsäußerung * JD Vance - Prof. Dr. Diringer

Ich habe das Video noch nicht zu ende gesehen, aber... Wow!

Ich denke, wir brauchen einen Verfassungszusatz, der Hausdurchsuchungen bei Äußerungsdeliken online schlicht verbietet. Punkt.


Wir brauchen keine Verfassungszusätze.
Wir brauchen Politiker, die sagen Ich habe wichtigeres zu tun.
Wir brauchen Staatsanwälte, die sagen Ich habe wichtigeres zu tun.
Wir brauchen Richter, die sagen Ich habe wichtigeres zu tun.
Wir brauchen Polizisten, die sagen Ich habe wichtigeres zu tun.

Wir brauchen Menschen mit Anstand, Moral und einem gesunden Gerechtigkeitsgefühl in Positionen von Macht und nicht solche Klassenstreber, die den Lehrer daran erinnern die Hausaufgaben ein zu sammeln.

Florian Offline



Beiträge: 3.198

22.02.2025 20:10
#134 RE: ...und was nun? Antworten

Das Interview mit den 3 Staatsanwälten ist wirklich unfassbar.

Im 60minutes Beitrag ging es um m.E. recht harmlose Sachen ("posten eines rassistischen Cartoons im Internet").
Eigentlich nichts, für was eine Hausdurchsuchung verhältnismäßig sein sollte.

Aber wirklich unsäglich ist, wie die Staatsanwälte dann auch noch ausdrücklich die Hausdurchsuchung und Beschlagnahmung von Handys als "Bestrafung" bezeichnen.
Denn so war das ja eigentlich urspürunglich ja nicht gedacht:
Hausdurchsuchungen dienen der Beweissicherung. Sind aber nicht selbst als Strafe gedacht.
Hier wird wirklich der Rechtsstaat mit Füßen getreten - und das für alle zu sehen im Fernsehen.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.023

22.02.2025 21:54
#135 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #134
Das Interview mit den 3 Staatsanwälten ist wirklich unfassbar.

Ich hielt das bei erstem Sehen für einen KI fake. Nicht weil ich nicht glaube, dass dieses Denken in Behörden existiert, sondern weil ich es für ausgeschlossen hielt, dass jemand das vor laufender Kamera zugibt und die Protogonisten wirklich auch sehr unvorteilhaft wirken in ihrem Auftreten. Wie aus einem Satire B Movie aus den 70ern.

Papa, ich darf niemandem sagen, dass ich die AfD nicht so schlimm finde und sie vielleicht auch ein bisschen Recht hat, sonst redet in meiner Klasse niemand mehr mit mir. Da hasssen alle die AfD. Das sagte meine Tochter kürzlich ansaztlos zu mir. Und Politik ist in unserem Haushalt eigentlich kein Thema. Meine Frau, grün sozialisiert, möchte das nicht.

Ich persönlich habe die Befürchtung, dass viele bürgerliche Menschen sich noch gar nicht vorstellen und auch glauben können, was mittlerweile teils Alltag in unserem Land geworden ist.

Herzlich


n_s_n

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.522

23.02.2025 01:13
#136 RE: ...und was nun? Antworten

Die Verfolgung der AfD hat eindeutig totalitäre Züge, ganz objektiv.

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

23.02.2025 18:05
#137 Bundestagswahl 2025 Antworten

Hallo,

so wie es aussieh, sind die Linken wieder im Bundestag, BSW aber nicht.

Alles Gute und startet wohl in das Jahr 2025

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

06.03.2025 22:28
#138 RE: ...und was nun? Antworten

"Deutschlands Rentner können mit höheren Bezügen rechnen. Zum 1. Juli sollen die Bezüge laut Sozialminister Hubertus Heil bundesweit um 3,74 Prozent steigen."
Quelle: SPON Rente steigt zum 1. Juli um 3,74 Prozent (06.03.2025)

"Die europäischen Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde senken den am Finanzmarkt maßgeblichen Zinssatz zum sechsten Mal seit Sommer 2024. Das soll die schwächelnde EU-Wirtschaft ankurbeln."
Quelle: spon, EZB senkt Leitzins auf 2,5 Prozent 06.03.

Kommentar:
Was passiert, wenn du gleichzeitig bestimmte Geldzahlungen nicht reduzieren kannst, aber Kontrolle über den Geldwert hast?

Das ist mag ein schlechter Witz sein, aber es ist eine Zukunft, auf die sich Europa sehr klar hinbewegt.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.887

09.03.2025 16:36
#139 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #138

Kommentar:
Was passiert, wenn du gleichzeitig bestimmte Geldzahlungen nicht reduzieren kannst, aber Kontrolle über den Geldwert hast?


Nicht automatisch Inflation. Geldmengenausweitung ist notwendig für Inflation, aber nicht hinreichend. Was wir sehen werden, ist, dass die Güter und Dienstleistungen, die arbeitsintensiv und von Rentnern vermehrt nachgefragt werden, im Preis steigen werden. Das ist die realwirtschaftliche Seite des demographischen Wandels. Die Ansätze einer Kapitaldeckung der Altersvorsorge bewirken auf der Angebotsseite, dass Kapital da ist, welches den Arbeitskräftebedarf reduziert. Dann sind mehr Leute zum Rentnerfüttern da. Das wird natürlich kaputtgemacht, wenn über Staatsverschuldung die Altersvorsorge in den bürokratischen Apparat oder Betonverschwendung fließt und nicht in Investitionen, die Arbeitskräfte zum Rentnerfüttern freisetzen.

Die ganzen Feinde der Schuldenbremse übersehen, dass im Haavelmo-Theorem und der Robinson-Keynes-Theorie Y nur eine aggregierte Variable ist, die nichts darüber aussagt, ob man auf der Entstehungsseite Raubbau an natürlichen Ressourcen betreibt oder nicht und ob man auf der Verwendungsseite Verschwendung als Teil des Sozialproduktes hat, während für andere Güter die Preise explodieren (auch das ist steigendes Y).

Da war die Mittag-Honecker-Ökonomie tatsächlich besser. Da hatte man wirklich überlegt, wieviele Wohnungen welcher Art, wieviele Trabis und wieviele Tonnen Getreide man in der Volkswirtschaft hat. Nur mit der Transformation Kapital <-> Arbeit hat's erst recht geharzt, aber man war ja darauf stolz, nicht "Kapitalistisch" zu sein.

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

09.03.2025 19:16
#140 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #139
Nicht automatisch Inflation. Geldmengenausweitung ist notwendig für Inflation, aber nicht hinreichend. Was wir sehen werden, ist, dass die Güter und Dienstleistungen, die arbeitsintensiv und von Rentnern vermehrt nachgefragt werden, im Preis steigen werden.


Es hängt natürlich auch davon ab, wie Inflation definiert ist. Ich meine, der Warenkorb, den die EZB wählt, ist letztlich eine Auswahl. Man könnte sicherlich auch eine andere Treffen.

Zitat
Das ist die realwirtschaftliche Seite des demographischen Wandels. Die Ansätze einer Kapitaldeckung der Altersvorsorge bewirken auf der Angebotsseite, dass Kapital da ist, welches den Arbeitskräftebedarf reduziert. Dann sind mehr Leute zum Rentnerfüttern da.



Sofern das Kapital nicht international investiert ist, greift nicht die Mackenroth-These?

Zitat
Die ganzen Feinde der Schuldenbremse übersehen, dass im Haavelmo-Theorem



Ich mag es, wie Sie argumentieren, gannz ehrlich.

Das Problem bei dem im Theorem beschriebenen Fall ist jedoch, dass das Geld, das der Staat investiert oder konsumiert, nicht mehr angespart werden kann. Das Vermögen sinkt also. Die Abhängigkeit des Bürgers von weiteren staatlichen Eingriffen wächst.

Zitat
und der Robinson-Keynes-Theorie Y nur eine aggregierte Variable ist, die nichts darüber aussagt, ob man auf der Entstehungsseite Raubbau an natürlichen Ressourcen betreibt oder nicht und ob man auf der Verwendungsseite Verschwendung als Teil des Sozialproduktes hat, während für andere Güter die Preise explodieren (auch das ist steigendes Y).



Ich komme darauf zurück!

Alles Gute und startet wohl in das Jahr 2025

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

07.04.2025 17:29
#141 RE: ...und was nun? Antworten

Ein vorläufiges Wort zu Trumps Zollstreit

Ein abschließendes Urteil über die Zollpolitik von Trump ist zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Ein solches Urteil ist, falls es überhaupt gefällt werden sollte, nur von Historikern zu erarbeiten, die unter Berücksichtigung von uns heute unzugänglichen Zeugnissen und eines größeren Zeitraumes, eine Retrospektive durchführen können. Es steht zu vermuten, dass der gesamte Zollstreit, soweit es die allgemeine Geschichtsschreibung angeht, nichts anderes sein wird als eine Fußnote. Eine lächerliche Episode, um dessen Rekonstruktion sich allenfalls Fachhistoriker kümmern werden.

Mein Wunsch ist es, das Augenmerk auf einen heute schon relevanten Aspekt zu lenken. Dieser Aspekt ist die sich offenbarende mangelnde politische Reife.

Diese mangelnde politische Reife ist zu verstehen in einem doppelten Sinn:

  1. Die mangelnde politische Reife der politischen Medienöffentlichkeit
  2. Als die mangelnde politische Reife der zumeist konservativen Trumpfans im Ausland der USA


Die mangelnde politische Reife der Medienöffentlichkeit zeigt sich darin, auf die Zollerhöhungen Trumps kopflos zu reagieren. Gleichgültig welche Zwecke Trump mit den Zöllen verfolgt oder welche offiziellen Rechtfertigungen er bemüht, es darf davon ausgegangen werden, dass ein kühler Kopf und eine besonnene Reaktion ihn am meisten imponieren würden.
Der wahrscheinlichste Grund, aus dem Trump die Zölle überhaupt auf diese Weise erhöhte, besteht darin, sich in eine günstigere Verhandlungsposition für die spätere Aushandlung internationalen Abkommen zu bringen. Es geht um den augenblicklichen Schock. Daher wäre es auch die strategisch günstigste Entscheidung, den Anschein von Unbeeindrucktheit zu erwecken. Stattdessen gönnt man Trump die Genugtuung irgendwelche Sondersendungen und Polittalkshows zu produzieren und den günstigen Moment zur Erlangung öffentlicher Aufmerksamkeit auszunutzen, indem man das Öl einer eigenen Stellungnahme ins Feuer der öffentlichen Erregung gießt. Damit vermittelt man der Öffentlichkeit einen Eindruck von politischer Bedeutung und Größe des Streits, die andernfalls von dem Ganzen nichts mitbekommen hätte und das vielleicht auch zu recht, da das Spektakel in Wahrheit möglicherweise nur eine Bagatelle ist.
Für die einzelnen Akteure ist das wohl nur zu rational. Der Politiker bekommt durch seine Stellungnahme mediale Sichtbarkeit, der Nachrichtensender kann sein Produkt, Information, so besser verkaufen. Wer angesichts einer Aktion der Handelspolitik nun den Westen für zerbrochen erklärt, dem mangelt es in der Tat an Reife, solche Dinge richtig einzuordnen.

Die andere Gruppe, die ihre eigene Unreife herausgestellt hat, sind die zumeist konservativen und oft auch "patriotischen" Trumpfans außerhalb der USA.
Es war abzusehen und stellt keine Überraschung dar, dass ein US-Präsident, dessen Politik mit der Parole "American First" beworben wird, auch eine Politik strikt im Interesse des eigenen Staates verfolgt. Sollte man sich im Vorfeld vorgestellt haben, Trump würde konservative Bewegungen im Ausland fördern, müsste man im Anschluss die Frage stellen, wie die USA davon, aus Sicht von Trump, zu profitieren glauben. Mit anderen Worten wäre man in der eigenen Vorstellung entweder ein Mittel zum Zweck von US-Interessen oder im Besitz von einem Wissen darum, dass Trump in Wirklichkeit doch nicht nur "America First" folgen will, sondern auch die Förderung des Konservativismus. Um dies anhand eines Beispieles zu veranschlichen stellen wir uns vor, Trump fördert nun EU-kritische Bewegungen in Europa. Wir können daraus zwei denkbare Schlussfolgerungen ziehen: Entweder Trump fördert die Gegner der EU, um den USA den lästigen weltpolitischen Konkurrenten EU vom Leib zu halten, dies wohlgemerkt schon bevor die EU zu so etwas wie einem Föderalstaat werden kann, oder ihn liegt mehr an der weltweiten Durchsetzung seiner politischen Vorstellungen denn an dem realen Nutzen seiner Nation. Letztere Schlussfolgerung wird umso unwahrscheinlicher, als dass man bezweifeln könnte, tiefe Überzeugungen überhaupt in ihn verwurzelt zu finden. Trumps Umgang mit tief ideologischen Fragen in den USA ist erstaunlich pragmatisch.
In den 90er Jahren des letzten Jahrtausends war Trump noch ein bekannter "Business Democrat" und es gibt Gerüchte, sein Eintritt in die republikanische Partei sei mehr durch ein Kalkül der Erfolgsaussichten als durch eine Gewissensentscheidung geprägt gewesen.

Die mangelnde Reife bestand hier darin, das eigene Wunschdenken nicht zu erkennen und zu kompensieren.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.477

07.04.2025 18:00
#142 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #141
Es geht um den augenblicklichen Schock.


Das scheint mir auch die sinnigste Erklärung zu sein. Weil es auch logisch ist: Die Androhung, entsprechend zu reagieren wenn andere Länder Schutzzölle erheben, scheint nicht gut verfangen zu haben, denn da war Trump nicht der erste. Wenn man aber Nägel mit Köpfen macht, weiss die Gegenseite, dass sie handeln muss. Oder aus spieltheorethischer Sicht: Man gibt dem Verhandlungspartner durch den ersten Move mehr Gewissheit darüber, was man gedenkt zu tun, wenn nicht das erwünschte Ergebnis rauskommt.

Dass es Trump vor Allem darum geht, faire Handelsabkommen abzuschließen sehe ich inziwschen als gesichert an, aufgrund zahlreicher Aussagen aus dem weissen Haus und dessen Umgebung (Raketen-Dude), die diese Strategie stützen; ohne zu viel zu verraten, denn der Schock muss sitzen, um Bewegung in die Sache zu bekommen.

Spannend wird sein zu sehen, wie die großen Handelspartner darauf reagieren, denn kleine Tigerwirtschaften wie Kolumbien, Vietnam, Thailand usw. sind auf die Exporte in die USA auf Gedeih und Verderb angewiesen. Falls er aber in China und Europa auf Sturköpfe trifft, die seinem eigenen gewachsen sind, kann das auch übel in die Hose gehen. Da wäre dann Diplomatie gefragt um der Gegenseite die Gesichtswahrung zu erlauben, und das können die Trump-Admins allesamt halt überhaupt nicht.

Was den zweiten Teil angeht: Ich bin mir nicht sicher, dass es sehr viele "konservative" Trump-Fans gibt, ebenso wie viele Alt-Konservative Probleme mit den Neurechten in Europa haben, die bspw. bestehende Militärbündnisse in Frage stellen. Trump ist auf dem Politikfeld im Prinzip ein Anarchist, ähnlich wie Milei, und bekommt dadurch eher den Beifall von Liberalen / Libertären als von Konservativen. Falls es Konservative gab, die Trump gut fanden und falsch eingeschätzt haben: Das waren vermutlich die selben, die CDU gewählt haben in der Hoffnung, dass es mit der unausweichlichen GroKo einen Politikwechsel gibt. Da waren dann einfach die Erwartungen nicht realitätskompatibel.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.977

07.04.2025 23:10
#143 RE: ...und was nun? Antworten

Zitat
EU bietet USA Deal für Freihandel an

Im Zollstreit mit den USA ist Brüssel um Deeskalation bemüht: Man biete Washington eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter an, sagte EU-Kommissionschefin von der Leyen.Die Europäische Union hat den USA eine Vereinbarung zur gegenseitigen Aufhebung aller Zölle auf Industriegüter angeboten. Trotz der Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump sei die EU bereit zu verhandeln, sagte EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen. Europa sei immer bereit für ein gutes Abkommen.


https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wel...lsdeal-100.html



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.803

10.04.2025 11:57
#144 Über den moralischen Imperialismus Antworten

Im Zeitraum zwischen dem Jahr 2000 bis etwa 2015 war die politische Diskussion geprägt von der Kontroverse über die Interventionspolitik der Amerikaner.
Die Amerikaner haben unter der Herrschaft der Bush-Administration und teils auch später unter Obama eine Außenpolitik betrieben, in der sie die Macht des Amerikanischen Staates einsetzen um Werte wie Freiheit, Menschenrechte und Demokratie weltweit durchzusetzen.
Es soll jetzt hier nicht um den offensichtlichen Zynismus in der Durchsetzung dieser Ziele gehen, sondern um die Idee als solche.

Der Interventionismus wurde getragen von den sogenannten "NeoCons", Neo-Konservativen. Das waren zumeist ehemalige politsche Linke, quasi linke Renegaten, die ins konservative Lager gewechselt haben. Dabei gaben sie zumeist einige Kernüberzeugungen nicht auf. Etwa sahen sie es nach wie vor als erstrebenswert, wenn Menschen von gesellschaftlichen Zwängen emanzipiert wurden um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Auch unterstützten sie staatliche Sozialpolitik.
Aus der Sicht der NeoCons hatten internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen dabei versagt, die Menschenrechte weltweit sicherzustellen und daher war es legitim, wenn die USA ihren Status als letzte Supermacht ausnutzten, die zu tun.
Die Legitimität dieser Überlegung zu bestreiten war für viele dieser Anhänger gleichbedeutend damit, das Recht jedes Menschen auf ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit und Demokratie zu bestreiten.

Auf der anderen Seite standen damals unter anderem die Linken, die behaupteten, es sei absurd anderen Völkern durch Gewalt Demokratie aufzuzwingen. Sie sprachen von einem moralischen Imperialismus, im Namen der Menschenrechte oder unter deren Vorwand.
Eine andere Gruppe, die konsequent anti-interventionistisch argumentierte waren die Anhänger einer Ideologie, die als "Libertarismus" bezeichnet wird.
Diese Gruppe betont sehr offensiv die angebliche Existenz einer absoluten Moral, die unabhängig von historischen Prozessen oder politischer Gesetzgebung bestehe. Nur beinhalter diese Moral eben ein Verbot, Gewalt zu initialisieren. Eine Verbreitung der Demokratie und Freiheit mittel Gewalt verbietet sich vor diesem Hintergrund.
Non-Interventionismus wird damit zur außenpolitischen Doktrin.
In wie weit dieses Prinzip vereinbar ist mit der Vorstellung, ein Minimalstaat oder eine ihn ersetzende Organisation solle Übergriffigkeiten gegenüber Eigentum und Leben innerhalb des Staates verfolgen, erschließt sich meiner Person noch nicht.

Heute sind erste Zweifel daran aufgekommen, ob die USA überhaupt noch die Möglichkeit haben, ein bestimmtes Wertesystem weltweit durchzusetzen.
Die politische Linke scheint sich verrant zu haben. Die hitzigen Gemüter müssen sich erst abkühlen, um wieder zur Besinnung zu kommen.

Die Frage ist, was das nichtlinke, freiheitliche Lager in dieser Situation vertreten sollte. Sollte man die ehemaligen NeoCon-Positionen beibehalten, die libertäre Doktrin übernehmen?
Oder soll man darauf vertrauen, dass eine Form der Realpolitik auch dann auf Wähler und Leser attraktiv wirkt, wenn gar keine Aussicht mehr besteht, diese Ideen in die Tat umzusetzen?

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