Zitat von Emulgator im Beitrag #350 Wozu braucht die Polizei denn den Enok, noch dazu mit fernbedienbarem MG?
Naja, bei der Polizei (= Landesexekutive) gibt es mal grade drei von den Dingern, zwei in Bayern und eins in Niedersachsen. Das zählt eher in den Bereich "Schwanzvergleich". Die Bundespolizei ist mit 28 Fahrzeugen allerdings extrem üppig ausgestattet...
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg "Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #343Koalitionsvertrag, encore un fois. Wenn drei Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen, was es zum Abendessen gibt, ist das bekanntlich Demokratie.
Zitat Zum Beispiel die Sache mit dem Wolf: „Unser Ziel ist es“, steht im Koalitionsvertrag, „das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, dass möglichst wenige Konflikte auftreten.“ Dazu, so heißt es weiter, setze man auf einen „institutionalisierten Dialog“. Weil Weidetiere und Wölfe damit vermutlich überfordert sind, richtet sich diese Idee an die Organisationen und Verbände, die die jeweiligen tierischen Interessen vertreten. Im Vertrag vorgegeben ist auf jeden Fall, dass es künftig ein Gesprächsforum „Weidetierhaltung und Wolf“ geben soll, das ein „Bestandsmanagement“ ermöglicht. Wolfsrudelvertreter sollten sich angesichts dieser Perspektive hier aktiv einbringen.
Zitat Um seine Ideen zu veranschaulichen führte Marshall Rosenberg ein neues Sprachbild ein, bestehend aus Wolf- und Giraffensprache. Während seinen Seminaren kommen immer wieder Handpuppen zum Einsatz, mit denen er verdeutlicht, wann Wolfssprache und wann Giraffensprache gesprochen wird, indem er das jeweilige Tier hochhält.
Die Wolfssprache oder Herrschaftssprache bezeichnet Rosenberg als Quelle der Gewalt, sie ist ein Symbol für lebensentfremdete Kommunikation. Die sogenannten Wölfe sind immer auf der Suche nach der Schuld. Die Wolfssprache ist meist in unserer Erziehung verankert, da wir lernen einer Obrigkeit zu gehorchen und somit eine Diagnose über andere zu machen. Sie drückt sich durch Kritik, Strafe, Drohung, Bewertung, Forderung, Manipulation, aber auch durch Analyse, Interpretation, Komplimente, Lob und Belohnung aus.
Dabei sind Komplimente und Lob genauso gewalttätig wie Kritik, weil sie von Personen ausgesprochen werden, die behaupten zu wissen, was und wie eine andere Person ist.
Die Giraffensprache ist nach dem Landtier mit dem größten Herzen benannt und heißt deshalb auch Sprache des Herzens, sie ist ein Symbol für lebendige Kommunikation. Sie schafft eine Verbindung zwischen dem eigenen und dem Herzen der Anderen, indem wir strikt trennen zwischen Beobachtung und Bewertung der Beobachtung. In der Giraffensprache gibt es kein Schubladendenken und kein Abschieben der Verantwortung für unsere Handlungen.
Unsereins würde [diesen Herrn] diese Gestalt ja gerne mal in eine Giraffenherde teleportieren, wenn die Bullen dort handfest ihre Reviere aushandeln (das Klatschen, wenn die Hälse mit Dampfhammerwucht gegeneinander geschlagen werden, ist über Kilometer weg zu hören) und daß Kühe mit Kälbern jagenden Löwen mal eben mit einem Tritt den Schädel spalten können, dürfte bekannt sein.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat Um seine Ideen zu veranschaulichen führte Marshall Rosenberg ein neues Sprachbild ein, bestehend aus Wolf- und Giraffensprache. Während seinen Seminaren kommen immer wieder Handpuppen zum Einsatz, mit denen er verdeutlicht, wann Wolfssprache und wann Giraffensprache gesprochen wird, indem er das jeweilige Tier hochhält.
Die Wolfssprache oder Herrschaftssprache bezeichnet Rosenberg als Quelle der Gewalt, sie ist ein Symbol für lebensentfremdete Kommunikation. Die sogenannten Wölfe sind immer auf der Suche nach der Schuld. Die Wolfssprache ist meist in unserer Erziehung verankert, da wir lernen einer Obrigkeit zu gehorchen und somit eine Diagnose über andere zu machen. Sie drückt sich durch Kritik, Strafe, Drohung, Bewertung, Forderung, Manipulation, aber auch durch Analyse, Interpretation, Komplimente, Lob und Belohnung aus.
Dabei sind Komplimente und Lob genauso gewalttätig wie Kritik, weil sie von Personen ausgesprochen werden, die behaupten zu wissen, was und wie eine andere Person ist.
Die Giraffensprache ist nach dem Landtier mit dem größten Herzen benannt und heißt deshalb auch Sprache des Herzens, sie ist ein Symbol für lebendige Kommunikation. Sie schafft eine Verbindung zwischen dem eigenen und dem Herzen der Anderen, indem wir strikt trennen zwischen Beobachtung und Bewertung der Beobachtung. In der Giraffensprache gibt es kein Schubladendenken und kein Abschieben der Verantwortung für unsere Handlungen.
Unsereins würde [diesen Herrn] diese Gestalt ja gerne mal in eine Giraffenherde teleportieren, wenn die Bullen dort handfest ihre Reviere aushandeln (das Klatschen, wenn die Hälse mit Dampfhammerwucht gegeneinander geschlagen werden, ist über Kilometer weg zu hören) und daß Kühe mit Kälbern jagenden Löwen mal eben mit einem Tritt den Schädel spalten können, dürfte bekannt sein.
Das halte ich für zutreffend. Die meisten Menschen bewegen sich im Schuldmodus. Damit soll der andere gefügig gemacht werden oder man will sich zumindest entlasten.
Da wir keine Giraffenbullen sind, können wir reflektieren. Ich komme zum Ergebnis, dass das Zurückhalten von Bewertungen ersteinmal kein schlechter Plan ist. Wenn Freundlichkeit und Entgegenkommen als Schwäche ausgelegt wird, können wir ja immer noch der Krieger im Garten sein, das ist besser als der Gärtner im Krieg.
Zitat "Du hast den Farbfilm vergessen", mit dem die Punk-Sängerin Nina Hagen 1974 in der DDR einen Hit landete.
Zitat „Farbfilm vergessen“: Nina Hagen von Merkels Zapfenstreich-Wunsch „erstaunt“
Nina Hagen nennt auch den Grund, warum sie der Nachricht zunächst keinen Glauben schenkte. „Das ist ein Song mit Text von Kurt Demmler, und dass jedoch der Kurt Demmler ein DDR-„Staatsdichter“ mit Sonderprivilegien war, und später ein wegen systematischem Kindesmissbrauchs verurteilter Sexualstraftäter, der im Gefängnis Selbstmord beging, wird ihr hoffentlich bekannt sein“, schreibt die Musikerin.
Demmler wurde im Jahr 2000 wegen sexuellen Missbrauchs an Kindern zu einer Geldstrafe verurteilt. 2008 wurde er erneut angeklagt, dieses Mal ging es um zahlreiche Fälle, die zwischen 1995 und 2005 geschehen sein sollten. Allein zwischen 1995 und 1999, hieß es in der Anklage, soll es zu 212 Übergriffen an Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren in seiner Berliner Wohnung und in seiner Villa in Storkow gekommen sein. In der Nacht vom 2. auf den 3. Februar erhängte sich Demmler in seiner Zelle in der Haftanstalt in Berlin-Moabit. Der Suizid erfolgte vor dem zweiten Verhandlungstag, bei dem Betroffene aussagen sollten. Die Fälle wurden nicht abschließend aufgearbeitet.
Hat jemand heute zufällig die Rede vom Scholz vor dem SPD-Parteitag oder was das war gehört?
War für mich ein absoluter Albtraum, die Rede hätte Honecker nicht anders gehalten: Fortschritt kommt durch politischen Willen, nicht von selbst, wie einige denken (böse Zungen würden sagen: die FDP auch). Man fragt sich, ob die Menschheit nach Jahrhunderten der Fehlversuche immer noch nicht kapiert hat, dass der Staat nichts innoviert, sondern nur kaputtmacht. Offensichtlich nicht. Selbst nach Covid-Komplettversagen der Regierung: Schuld sind die Bürger.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #355Hat jemand heute zufällig die Rede vom Scholz vor dem SPD-Parteitag oder was das war gehört?
War für mich ein absoluter Albtraum, die Rede hätte Honecker nicht anders gehalten: Fortschritt kommt durch politischen Willen, nicht von selbst, wie einige denken (böse Zungen würden sagen: die FDP auch). Man fragt sich, ob die Menschheit nach Jahrhunderten der Fehlversuche immer noch nicht kapiert hat, dass der Staat nichts innoviert, sondern nur kaputtmacht. Offensichtlich nicht. Selbst nach Covid-Komplettversagen der Regierung: Schuld sind die Bürger.
Leider nie. Das Problem ist ja, bei der Infrastruktur und anderen öffentlichen Gütern ist der Staat durchaus kompetent. Nur ist es eben zweifelhaft, ob wir mit der Strategie, einfach irgendwo Geld reinzupumpen, besonders gut vorankommen.
Stand: 30.11.2021 Nikolaus soll ein neuer Kanzler gewählt werden to be continued
Zitat von Johanes im Beitrag #356Das Problem ist ja, bei der Infrastruktur und anderen öffentlichen Gütern ist der Staat durchaus kompetent.
Nein, auch da ist der Staat komplett inkompetent. BER sei als Extrembeispiel genannt (SPD lässt grüßen). Aus meiner Sicht (und da habe ich mich irgendwann von meinen libertären Tagträumen verabschiedet) ist der Staat da leider alternativlos. Geht nicht anders, mit allen Nachteilen. Glaubt im Covid-Jahr 2 noch irgendwer, dass es für große Infrastrukturprojekte eine Finanzierungs- und Umsetzungsmöglichkeit ohne staatlichen Zwang gibt, basierend auf privater Kooperation? Völlig unmöglich. Der Deutsche kriegt das nicht gebacken, da ist das Hauptziel, dass es allen anderen genauso schlecht geht.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #357Aus meiner Sicht (und da habe ich mich irgendwann von meinen libertären Tagträumen verabschiedet) ist der Staat da leider alternativlos.
Ich glaube immer noch, daß der Staat überflüssig ist. Man könnte darauf verzichten, und sein Gemeinwesen allein auf Freiwilligkeit fußen lassen. Leider würde aber ein solches Gemeinwesen recht schnell Opfer einer staatlichen Struktur werden, die sich entweder von innen bildet oder von außen kommt (z.B. Putin-Rußland).
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #357Glaubt im Covid-Jahr 2 noch irgendwer, dass es für große Infrastrukturprojekte eine Finanzierungs- und Umsetzungsmöglichkeit ohne staatlichen Zwang gibt, basierend auf privater Kooperation?
Ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn am Anfang der COVID-19-Pandemie die Politik gesagt hätte: "Wir haben die Kacke am Dampfen! Wir als Volk können uns nur helfen, wenn strengste Maßnahmen ergriffen werden; so streng, daß wir als Poltiker sie erzwingen können, weil unsere Verfassung darauf nicht vorbereitet ist. Deswegen hoffen wir, daß jeder darauf eigenverantwortlich achtet, sich nicht anzustecken und andere nicht anzustecken."
Analog zu der Erkenntnis, daß die private Bereitstellung von öffentlichen Gütern durch staatlichen Bereitstellung stets verdrängt wird, gehe ich davon aus, daß man mit diesem Ansatz wesentlich mehr erreicht hätte (z.B. keine "Coronaleugner") bei geringeren Kosten und fast ohne kontraproduktive Maßnahmen (z.B. Übertragungen beim Schlangestehen zu einem Pflichttest).
Das ist ein typisches Henne-Ei-Problem.... was war zuerst da, die Etatisten, oder die Leute, die etatistische Politiker wählen? Die Coronapolitik wird ja so auch nicht diktatorisch durchgedrückt, sondern man beruft sich darauf, dass die Mehrheit das will. Und das glaube ich sofort. Der Deutsche an sich (abgesehen von einigen unbeugsamen Gallierdörfern in Sachsen und Bayern) ist einfach ein geborener Untertan, und wählt sich dann seinen eigenen Metzger.
In anderen Staaten / Kulturen mag das sogar funktionieren, aber nicht in Deutschland.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #359Das ist ein typisches Henne-Ei-Problem.... was war zuerst da, die Etatisten, oder die Leute, die etatistische Politiker wählen?
Man kann wohl davon ausgehen, daß am Anfang Familienvorstände waren, unter deren Schutz sich Menschen aus anderen Familien begeben haben Aus diesen Familienvorständen wurde ein Adel.
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #359Die Coronapolitik wird ja so auch nicht diktatorisch durchgedrückt, sondern man beruft sich darauf, dass die Mehrheit das will.
Gemeint wird wohl die 50%-Mehrheit. Es gibt aber auch z.B. die Zweidrittelmehrheit und die Einstimmigkeit. Die hohe Kunst der Politik ist es, Einstimmigkeit zu erreichen.
Im Grunde seid ihr mit der Diskussion wieder am Ausgangspunkt von La Boétie, Hobbes, Spinoza und Co zurückgekehrt. Wenn wir den einen Staat loswerden, wie verhindern wir dann, dass einfach der nächste an die Reihe kommt?
Hier in Europa scheint der Gedanke eines funktionierenden Anarchismus, gleichgültig ob in seiner wirtschaftsliberalen oder sozialistischen Variante, fast völlig ausgeschlossen. Dazu hat sich das Bild vom Staat auch zu sehr gewandelt. Für die heutigen Europäer ist der Staat nicht nur Zuständig, für Gerechtigkeit zu sorgen, indem er Verbrecher verfolgt oder zumindest dem Bürgerkrieg um die Herrschaft vorzubeugen, sondern er stellt auch gewisse Rechte sicher. Dazu gehört eben auch die Rentenversicherung, Arbeitsschutz usw.usf. Vor dem Hintergrund ist schlicht nicht viel Potenzial von Menschen da, die die Herrschaft abschütteln wollen.
Nach meiner Ansicht hat sich die FDP fast vollständig übern Tisch ziehen lassen und nur kümmerliche Rest des gesunden Menschenverstandes verteidigen können. In den Mainstream wird das noch als Sieg der FDP verkauft... Unfassbar.
Stand: 30.11.2021 Nikolaus soll ein neuer Kanzler gewählt werden to be continued
Zitat von Emulgator im Beitrag #358Ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn am Anfang der COVID-19-Pandemie die Politik gesagt hätte: "Wir haben die Kacke am Dampfen! Wir als Volk können uns nur helfen, wenn strengste Maßnahmen ergriffen werden; so streng, daß wir als Poltiker sie erzwingen können, weil unsere Verfassung darauf nicht vorbereitet ist. Deswegen hoffen wir, daß jeder darauf eigenverantwortlich achtet, sich nicht anzustecken und andere nicht anzustecken."
Den Teil mit der Verfassung verstehe ich nicht - wurden Maßnahmen nun mindestens hinterher für verfassungswidrig erklärt? Bisher gab es dahingehend ja nur steile Behauptungen. Und noch eine Zusatzfrage: was müsste in einer Verfassung stehen, damit sie drauf vorbereitet ist?
Aber am Gedankenexperiment beteilige ich mich gerne: wir hätten 2 Wochen Lippenbekenntnisse der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhangs gehört, und dann wären die Krankenhäuser übergelaufen. Diese Pandemie hat uns ja einiges gelehrt. Zum Beispiel, dass es einen signifikanten Anteil von rücksichtslosen Egoisten im Lande gibt. Und einen signifikanten Anteil von Mathematikabstinenzlern. Und einen signifikanten Anteil von Analphabeten. Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Kaum mehr in Worte zu fassen: "Grüne und FDP haben ihre Ministerien längst besetzt – nun hat auch Olaf Scholz gesagt, wer für die SPD ins Kabinett kommt. »Er wird es«, sagte Scholz über den Wunsch vieler, Lauterbach zum Gesundheitsminister zu machen." Quelle: https://www.spiegel.de/politik/deutschla...66-c2388ac59794
Ach, es gibt ja so vieles, über das man sich als FDP-Wähler freuen könnte. Also ich würde mich als Politiker dieser Partei schon mal nach einen neuen Job umsehen, spätestens in der nächsten Legislatur heißt es sonst: Teller waschen.
Entschuldigt, aber ich kann es nicht mehr weniger sarkastisch formulieren.
Stand: 30.11.2021 Nikolaus soll ein neuer Kanzler gewählt werden to be continued
Zitat von Johanes im Beitrag #363"»Er wird es«, sagte Scholz über den Wunsch vieler, Lauterbach zum Gesundheitsminister zu machen."
Die Gerüchteküche hatte das seit Tagen. Danisch übrigens auch. Und, entre nous, er rundet diese ministerielle Riege ganz treffend ab. Wie gesagt: Symbolpolitik können sie.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Johanes im Beitrag #363 "Grüne und FDP haben ihre Ministerien längst besetzt – nun hat auch Olaf Scholz gesagt, wer für die SPD ins Kabinett kommt. »Er wird es«, sagte Scholz über den Wunsch vieler, Lauterbach zum Gesundheitsminister zu machen."
Macht nur Sinn. Wenn Trampolina Außenministerin wird und Claudia Roth Kulturstaatsministerin ist jetzt der Sprung zu Propellerkarl als Gesundheitsminister nicht allzu fernliegend sondern eher folgerichtig. Da ist sicher noch einiges denkbar: Montgomery als Staatssekretär (weil Minister geht ja gerade nicht), Böhmermann vielleicht als Justizminister (kann sich mit Welke abwechseln), Pöbel-Stegner könnte Botschafter in den USA werden und das Familienministerium wäre doch bei Volker Beck gut aufgehoben. Ernsthaft: Wer jetzt nicht lacht ist selber schuld, das ist nur noch Realsatire.
Zitat Ach, es gibt ja so vieles, über das man sich als FDP-Wähler freuen könnte.
Ja, vor allem die FDP nicht mehr zu wählen. Die FDP war schon 2013 eigentlich Geschichte, jetzt hat Lindner ihr endgültig das Genick gebrochen. Und sie hat es nicht einen Ticken anders verdient.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Den Teil mit der Verfassung verstehe ich nicht - wurden Maßnahmen nun mindestens hinterher für verfassungswidrig erklärt?
Sie meinen vom BVerfG? Sie wissen ja, daß das BVerfG immer nur in Kraft getretene Gesetze für verfassungswidrig erklären kann, und zwar nach einer gewissen Bearbeitungszeit. Das ist manchmal sehr unpraktisch und reißt neue Probleme auf. Insbesondere heißt es, daß durchaus verfassungswidrige Gesetze bestehen können, nämlich so lange, wie keiner mit der entsprechenden Begründung geklagt hat. Heißt, daß Ihr Schluß "ein Gesetz ist nicht vom BVerfG für verfassungswidrig erklärt -> es ist nicht verfassungswidrig" so falsch ist. Deswegen --und das ist mein Punkt-- ist es sinnvoll, wenn die anderen Gewalten nicht die Gewohnheit pflegen, ihre Rechtsakte stets so zu setzen, daß Verfassungsstreitigkeiten entstehen, sondern etwas Repekt vor der Verfassung zeigen. Meinem Gedankenexperiment liegt genau dieser Respekt zugrunde.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Und noch eine Zusatzfrage: was müsste in einer Verfassung stehen, damit sie drauf vorbereitet ist?
Das ist einfach zu beantworten: Analog zum Verteidigungsfall hätte man einen Pandemiefall in der Verfassung haben müssen. Allgemein werden ja solche Ausnahmesituationen gerne benutzt, um Dinge zu etablieren, die normalerweise nicht toleriert würden, z.B. Völkermorde oder Diktaturen. Es ist ja zutreffend, daß in den Ausnahmesituationen die normalen staatlichen Verfahren und die normale Balance von Rechten und Pflichten nicht reichen. Genau deswegen sind es ja Ausnahmesituationen. Momentan leben wir mit ad hoc-Maßnahmen. Das ist einfach nicht schön. Es ist schlecht für die Rechtssicherheit, es weckt Mißtrauen bei Demokraten und ist einfach Ineffizient, wie man an dem Hin und Her bei Masken, Impfen und Öffnungen sehen kann. Wenn man ad hoc-Verbote erläßt, signalisiert man ja, daß alles, was nicht verboten wurde, sicher sei. Man verbietet einen Weihnachtsmarkt unter freiem Himmel, und das Signal ist, daß die Leute sich lieber in geschlossenen Räumen versammeln, obwohl dort die Übertragungswahrscheinlichkeit viel höher ist.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Aber am Gedankenexperiment beteilige ich mich gerne: wir hätten 2 Wochen Lippenbekenntnisse der Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhangs gehört, und dann wären die Krankenhäuser übergelaufen.
In meinem Umfeld war die Solidarität echt. Immunkompetente Leute haben ihren geschwächten Nachbarn angeboten, für sie gratis die Einkäufe zu erledigen, damit sie sich nicht exponieren müssen. Bürger, die einen Anspruch auf Gehör in Präsenz hatten (weil Ausnahmen oder Onlinemöglichkeiten noch nicht bestanden), haben eingewilligt, diesen Anspruch später geltend zu machen. Und in der ersten Welle, als noch nichts war mit medizinischen Masken und Impfungen, waren bei uns die Krankenhäuser auch gar nicht so wie jetzt vollgelaufen, wo der Staat mit seinen ad hoc Gesetzen um sich wirft.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Diese Pandemie hat uns ja einiges gelehrt.
Mit dem Satz zeigen Sie, daß Sie eben nicht auf mein Gedankenexperiment eingegangen sind. Der dirigistische Umgang mit der Pandemie hat im Gegenteil gezeigt, daß er dem Egoismus gegenüber hilflos ist. Und ich wage zu behaupten, daß ein großer Teil des Egoismus gerade durch den dirigistischen Umgang provoziert wurde. Die Menschen sind lieber kooperationsbereit, wenn sie den Eindruck haben, freiwillig zu handeln, als wenn sie den Zwang spüren. Da ist Machiavelli verständiger als Hobbes.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Mit Maßnahmen aber auch, wie wir sehen. Für mich ein Zeichen, daß die Vorbereitung fehlte, d.h. das IfSG von 2000 war unzureichend. Und das sollte ja unstrittig sein, da man seine Möglichkeiten am Anfang nicht ausgeschöpft hat (z.B. Einreisen nur bei Quarantäne, stattdessen hat der Staat sogar viel Geld ausgegeben, damit die Leute, die sich eine Auslandsreise leisten konnten, sofort und ohne Test wieder einreisen können.) und später ad hoc-Änderungen vorgenommen hat.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag Pandemie der UngeimpftenHeh. Angesichts eines gewissen notorischen Coronators mit der Lizenz zum Tröten fällt mir seit diversen Vierteljahren hartnäckig ein kleines Gedicht aus Paul Scheerbarts "Katerpoesie" von 1909 ein. Scheerbart (1863-1915) ist in toto, ungeachtet seines Rufs als deutscher SF- und Phantastikpionier, bei mir nur unter "untalentierte Nervensäge" einsortiert (Arno Schmidt sah das ähnlich, seine Besprechung der ersten Auswahlausgabe nach dem Krieg ist 1962 im Spiegel hatte den Titel "Seifenblasen und nordisches Gemähre"), und seine Bierzeitungspoesie macht da keine Ausnahme. Aber hier paßt das ausnahmsweise mal.
Donnerkarl der Schreckliche
Ein Heldengedicht
Reich mir meine Platzpatronen, denn mich packt die Raserei! Keinen Menschen will ich schonen, alles schlag ich jetzt entzwei.
Hunderttausend Köpfe reiß ich heute noch von ihrem Rumpf! Hei! das wilde Morden preis′ ich, denn das ist der letzte Trumpf! Welt, verschrumpf!
Und just twittert ArgoNerd heute abend dieses nette Florilegium:
Zitat Argo Nerd @argonerd
Okt. 2020: Wellenbrecher-Shutdown ist unsere letzte Patrone
Feb. 2021: Schnelltests sind unsere letzte Patrone
Okt. 2021: Viele Patronen haben wir nicht mehr
Nov. 2021: 2G und Maskenpflicht an Schulen sind unsere letzten Patronen
Das Verfassungsgericht hat doch klar gesagt, dass man in einer Notsituation handeln darf. Grundrechte sind immer in Abwägung zueinander, da sie stets mit anderen Grundrechten in Konflikt stehen. Damit ist diese Absolutheit, die hier in ZR da i.a. vertreten wird, nicht angebracht. Ausgangssperren und ähnliches gibt es auch von Polizei bei akuten Attentaten wegen Ermittlungen oder Gefahr im Verzug. Und es wäre Quatsch zu verlangen, dass Handelnde nur die im Nachhinein minimal möglichen und optimal wirkenden Maßnahmen treffen dürfen, weil vorher weiß man nicht nicht das hinterher.
Dass viele hier vielleicht zurecht das Verfassungsgericht als parteiisch kritisieren, ist nachvollziehbar, ändert aber nichts daran, dass die bei den Fragen erstmal das Sagen haben und ob der europäische Gerichtshof da besser ist, ist stark zu bezweifeln. Verfassungsgerichte sind nie das Wunder, für das sie hier oft gehalten werden. Früher mag die Richterehre stärker gewirkt haben als man das heute annehmen kann, aber ganz weg ist sie sicher auch nicht, so dass es schon etwas neutraler ist als ein Miniparlament ausgewählt von den letzten paar Regierungen. Auch in den USA, wo das Parteiische offener ausgesprochen wird, ist es in dem Punkt neutraler als sein Ruf.
Nochmal das Wesentliche: der Staat kann nicht Grundrechte einfach aufheben, aber Grundrechte verschiedener Personen wiedersprechen sich und bedürfen immer eine Abwägung und Balancierung. Daher ist es nicht überraschend, wenn in einer Notsituation anders balanciert wird und Notmaßnahmen möglich sind. Lockdown und die Maßnahmen im Verteidigungsfall sind im übrigen schon ein wenig unterschiedlich, v.a. ist Krieg keine Abwägung der Grundrechte der Bewohner wie im Pandemiefall. Details sind wichtig.
Und in der Bonner Republik mit ihrem teils 2-Jährigem Zwangsdienst usw. hätte man da wahrscheinlicher in der Situation härter reagiert, aber im Unterschied zu heute die Bevölkerung auf dem Weg mitgenommen. Nur gab es damals weder eine vergleichbare Situation noch die Technik noch die medizinischen Möglichkeiten (wird ja jetzt gleich wieder eine Anekdote zur Grippe aus den 1960igern kommen, wo wir medizisch hinter vielen heutigen Entwicklungsländern lagen und Frontland für einen potentiell kommenden Krieg waren).
Zitat von Emulgator im Beitrag #358Ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn am Anfang der COVID-19-Pandemie die Politik gesagt hätte: "Wir haben die Kacke am Dampfen! Wir als Volk können uns nur helfen, wenn strengste Maßnahmen ergriffen werden; so streng, daß wir als Poltiker sie erzwingen können, weil unsere Verfassung darauf nicht vorbereitet ist. Deswegen hoffen wir, daß jeder darauf eigenverantwortlich achtet, sich nicht anzustecken und andere nicht anzustecken."
Analog zu der Erkenntnis, daß die private Bereitstellung von öffentlichen Gütern durch staatlichen Bereitstellung stets verdrängt wird, gehe ich davon aus, daß man mit diesem Ansatz wesentlich mehr erreicht hätte (z.B. keine "Coronaleugner") bei geringeren Kosten und fast ohne kontraproduktive Maßnahmen (z.B. Übertragungen beim Schlangestehen zu einem Pflichttest).
Da sieht man nicht nur die Kapriolen der Mathematiker, sondern auch ein Festklammern an den südkoreanischen Maßnahmen. Ich weiß nicht, woher die Südkoreaner die behauptete Testkapazität hatten, wir hatten sie definitiv nicht. Möglicherweise war man mit Südkorea auch auf dem falschen Dampfer. Andere asiatische Länder ohne die Maßnahmen blieben ebenfalls bei niedrigen Infektions- und Sterberaten. Die gingen (Vietnam, Singapur, u.a.) erst mit einer hohen Durchimpfung hoch.
Die Menatlität der Politik spiegelt sich natürlich am Besten in Punkt 4. Schlussfolgerungen wider.
Zitat 4 a. Worst case verdeutlichen! Wir müssen wegkommen von einer Kommunikation, die auf die Fallsterblichkeitsrate zentriert ist. Bei einer prozentual unerheblich klingenden Fallsterblichkeitsrate, die vor allem die Älteren betrifft, denken sich viele dann unbewusst und uneingestanden: «Naja, so werden wir die Alten los, die unsere Wirtschaft nach unten ziehen, wir sind sowieso schon zu viele auf der Erde, und mit ein bisschen Glück erbe ich so schon ein bisschen früher». Diese Mechanismen haben in der Vergangenheit sicher zur Verharmlosung der Epidemie beigetragen.
Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst...
Der Appell an die Bevölkerung, den Sie sich vorstellen, hat Grenzen. Ist die Regierung der Ansicht, dass Schulen geschlossen bleiben sollen, dann genügt kein Appell. Dann muss das organsiert werden. Menschen, die im Familienverbund leben, leben dort eben, da nützt der Appel nach Isolation nur bedingt. Wenn aber die Regierung mit einer Schocktherapie arbeitet, dann sind auch Lehrer, Eltern, Bahnpersonal, Pflegepersonal, usw. geschockt. Die melden sich notfalls krank, und dann bricht alles zusammen, wie beim Abzug aus Kabul. Genau das hat Schweden vermieden.
Die Regierung hat nicht nur bei Einreisekontrollen versagt. Die Regierung hat beim Monitoring des Infektionsgeschehens, beim Schutz alter Menschen und bei der Suche nach therapeutischen oder prophylaktischen Maßnahmen versagt. Auf Basis von Monitoring hätte es dann auch Appelle geben dürfen, die wären dann glaubwürdiger gewesen, anders als der Zwang zum Maskentragen im Freien.
"Diese Mechanismen haben in der Vergangenheit sicher zur Verharmlosung der Epidemie beigetragen.
Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, ..."
Das steht da wirklich so. Eine Bankrotterklärung für die Idee des "mündigen Bürgers" und der Vollzug der Erziehungsdiktatur. Ob ich eine Schockwirkung haben will oder nicht, geht diese totalitären Politiker einen Schei.... an!
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg "Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad
Zitat von hubersn im Beitrag #362 Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Sie meinen die bürgerkriegsähnlichen Zustände, wie sie sich in Schweden abgespielt haben?
Zitat von hubersn im Beitrag #362 Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Sie meinen die bürgerkriegsähnlichen Zustände, wie sie sich in Schweden abgespielt haben?
Schweden hatte nur unwesentlich mildere Maßnahmen als Deutschland, und hat einen hohen Preis gezahlt. Seine Nachbarn Finnland und Norwegen haben das deutlich besser gemanaged. Deshalb hat die schwedische Regierung und die Verantwortlichen auch kräftig Gegenwind bekommen, denn die schwedische Bevölkerung ist ja nicht so dumm und vergleicht das schwedische Konzept mit im Grundsatz nicht vergleichbaren südeuropäischen Ländern, sondern logischerweise mit den direkten Nachbarn. Für einen Bürgerkrieg hat es aber dennoch nicht gereicht, von den nicht-pandemiebedingten Scharmützeln in vereinzelten Stockholmer Ecken abgesehen.
Ich habe es schon öfter geschrieben, hier nochmal die Kurzzusammenfassung, warum der Vergleich "Schweden vs. Deutschland" nicht so richtig passt: die Schweden sind eine deutlich homogenere Gesellschaft, die zudem deutlich rücksichtsvoller miteinander umgeht - eben typisch "skandinavisch". Wie man den Zahlen entnehmen kann, reicht das dann zur Pandemieeinhegung knapp für das Konzept "Freiwilligkeit", unter der Voraussetzung "niedrige Bevölkerungsdichte" und "Nachbarländer die wirksame Grenzkontrollen übernehmen und sehr niedrige Inzidenzen haben" und "niedrigeres Durchschnittsalter". Gut, ein paar tausend Tote zusätzlich - da darf man nicht so empfindlich sein, ein bisserl Schwund ist ja immer - das war sicher ein gerechtfertigter Preis für ein paar zusätzliche Wochen offene Straßencafés.
Es gibt eine interessante Studie, die "schwedische Verhältnisse" auf UK anwendet, also ungefähr auf Deutschland übertragbar wäre. Mit einigermaßen erschreckenden Auswirkungen: https://www.nature.com/articles/s41598-021-95699-9
Alles Vergangenheit. Schweden hat inzwischen ja auch umgesteuert, mit dem Impfpass als Zugangsinstrument und gravierenden Einschränkungen für Ungeimpfte, einer recht hohen Impfquote (v.a. in der Risikogruppe), und diversen anderen Maßnahmen. Scheint so, dass man dort Optimierungsbedarf gegenüber 2020 gesehen hat.
Logischerweise sind Ländervergleiche immer schwierig, weil je nach Konstellation es auch einfach durch den Faktor "Glück" zu ganz unterschiedlichen Verläufen kommen kann. Bei der ersten Welle kann man das schön sehen, wenn man z.B. Schweden mit Tschechien vergleicht. Und dann sieht, was den Tschechen ab Ende 2020 widerfahren ist. Tschechien ist auch ein schönes Beispiel dafür, dass das Konzept "Herdenimmunität durch Durchseuchung" nicht mal bei einem deutlich niedrigeren Durchschnittsalter der Bevölkerung eine empfehlenswerte Strategie ist. Wenn man den tschechischen Zahlen glauben darf, hält der Immunschutz von Genesenen ungefähr so lange vor wie der von Geimpften.
Zitat von zwerg im Beitrag #368Das Verfassungsgericht hat doch klar gesagt, dass man in einer Notsituation handeln darf. Grundrechte sind immer in Abwägung zueinander, da sie stets mit anderen Grundrechten in Konflikt stehen. Damit ist diese Absolutheit, die hier in ZR da i.a. vertreten wird, nicht angebracht. Ausgangssperren und ähnliches gibt es auch von Polizei bei akuten Attentaten wegen Ermittlungen oder Gefahr im Verzug. Und es wäre Quatsch zu verlangen, dass Handelnde nur die im Nachhinein minimal möglichen und optimal wirkenden Maßnahmen treffen dürfen, weil vorher weiß man nicht nicht das hinterher.
Zunächst mal die Trivialweisheit: Grundrechte sind Abwehrrechte gegen den Staat, nicht gegen andere Bürger. Ein Grundrecht einzuschränken oder aufzuheben, weil jemand anders nicht gefährdet ist sondern gefährdet sein könnte, ist in der BRD ein Novum. Wenn die Polizei eine Ausgangssperre bei einem akuten Attentat ausspricht (beispielsweise auch bei viel harmloseren Vorgängen wie Bombenentschärfungen), dann hat das einen konkreten, exakt umrissenen Anlaß und eine exakte Begrenzung. Diffuses Einsperren in der Hoffnung damit einen Virus aufzuhalten gehören nicht dazu. Die Verfassung der BRD ist nicht mit einem Kriegsrecht kompatibel. Zum zweiten: Zum Zeitpunkt des Beschlusses der Bundesnotbremse war man bereits im Nachhinein. Im März wäre das eine andere Situation gewesen, Ende Juni war der Zug schon lange abgefahren.
Zitat Dass viele hier vielleicht zurecht das Verfassungsgericht als parteiisch kritisieren, ist nachvollziehbar, ändert aber nichts daran, dass die bei den Fragen erstmal das Sagen haben und ob der europäische Gerichtshof da besser ist, ist stark zu bezweifeln.
Schöner hätte man die Machtergreifung oder die reale DDR Justiz auch nicht beschreiben können. Natürlich haben die das Sagen. Das gilt in jeder Diktatur ebenso. Und wer sich mit einem totalitären Staat anlegt, der wird auch die Folgen spüren. Das ist alles trivial. Ich glaube nur, dass man sich es mit diesem Standpunkt bei weitem zu einfach macht. Auch hier muss ich auf einen weiteren Beitrag verweisen, den ich noch versuche besser zu schreiben, aber ganz roh möchte ich meine Gedankenwelt einmal abbilden: Ich bin, und dieses Urteil hat daran maßgeblichen Anteil, fertig mit diesem Land. Aus meiner Sicht ist der Gesellschaftsvertrag aufgekündigt, der Rechtsstaat ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Das muss Sie nicht jucken. "Was bläst der die Backen auf? Was will er denn machen?" Nicht viel. Zum Beispiel kein Blut mehr spenden. So klein das auch ist. Nichts mehr ehrenamtlich arbeiten. So lächerlich das ist. Die Gesellschaft nicht mehr unterstützen. So schwach wie das ausfällt. Das merken Sie alles nicht. Genauso wenig wie Sie es merken wenn der eine oder andere den Koffer packt (alleine in meiner direkten Bekanntschaft zwei Leute). Merken tut man das erst wenn es hunderttausende tun. Und vielleicht selbst dann nicht sofort. Das Gift der letzten Jahre, das aus diesem Urteil heraus trieft, ist ein ganz langsames, aber umso tödlicheres. Die deutsche Gesellschaft hat deshalb jahrzehntelang besser funktioniert als andere, weil man viele Dinge "eben so macht". Der Deutsche geht Blut spenden. Der Deutsche arbeitet ehrenamtlich. Der Deutsche spendet. Der Deutsche ordnet sich unter und arbeitet auch für die Gemeinschaft. Das ist am Ende eine Erziehungs- und Mentalitätsfrage. Dieser Konsens sieht vor, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, aber nie einen bestimmten Korridor verlässt und dieser Korridor war mit dem Grundgesetz vereinbart, respektive vorgegeben und Karlsruhe hat jahrzehntelang sehr gut darüber gewacht (entgegen solchen Bestrebungen wie heute, die es auch damals schon gab, nur damals eben erfolgreich). Und dieser Konsens ist für mehrere Millionen Menschen aufgekündigt worden, vollkommen egal in welche Legitimation Sie das verpacken wollen. Deswegen werfen die morgen noch keine Steine. Aber am Ende haben Sie eine Republik mit der Konsistenz einer DDR, wo keiner mehr hinter dem Staat steht und die Gesellschaft innerlich längst nekrotisch geworden ist. Aber Sie haben recht: Die haben erst einmal das Sagen.
Und vielleicht ein kleiner Gedanke noch hinterher: Die Gesellschaft "braucht" keine "Impfgegner" (ich finde den Begriff immer lustig, angesichts der Tatsache, dass ich locker doppelt so viel geimpft bin wie der durchschnittliche Deutsche). Paar Millionen, so what? Bischen Schwund ist immer. Das ZDF hat das ja gerade unnachahmlich schön dargestellt. Wer braucht die schon? Sie braucht aber auch keine Liberalen (bezogen auf die, die noch übrig sind). Oder Leistungsträger. Oder Leute, die gerne gegen den Staat protestieren. Sie braucht das das alles nicht. Und wenn man zu Ihnen kommt, lieber zwerg, dann werden vielleicht auch Sie feststellen, dass man Sie nicht braucht. Und vielleicht kommt dann jemand und erklärt Ihnen, dass das nichts daran ändert, dass Sie nicht das Sagen haben. Ja, dem ist wohl so.
Zitat von hubersn im Beitrag #362Ohne Maßnahmen, mit alleinigem Vertrauen auf Rücksichtnahme und Einsicht, wäre es in kürzester Zeit zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen.
Mit Maßnahmen aber auch, wie wir sehen.
Wo kann ich die sehen, diese bürgerkriegsähnlichen Zustände? Oder leben wir in unterschiedlichen Ländern oder auf unterschiedlichen Planeten?
Gut, in den Krankenhäusern ist man vielleicht nah dran an Zuständen, wie man sie sonst nur im (Bürger-)Krieg erwarten würde, aber das liegt eher am Fehlen von Maßnahmen und von Rücksichtnahme und Einsicht, stärkt also eher meine These.
Zitat von hubersn im Beitrag #372 Ich habe es schon öfter geschrieben, hier nochmal die Kurzzusammenfassung, warum der Vergleich "Schweden vs. Deutschland" nicht so richtig passt: die Schweden sind eine deutlich homogenere Gesellschaft, die zudem deutlich rücksichtsvoller miteinander umgeht - eben typisch "skandinavisch". Wie man den Zahlen entnehmen kann, reicht das dann zur Pandemieeinhegung knapp für das Konzept "Freiwilligkeit", unter der Voraussetzung "niedrige Bevölkerungsdichte" und "Nachbarländer die wirksame Grenzkontrollen übernehmen und sehr niedrige Inzidenzen haben" und "niedrigeres Durchschnittsalter".
Sie werden das sehr wahrscheinlich als unfaire Interpretation empfinden. Aber bedeutet ihr Argument, dass wir die gehorsamen Biodeutschen einsperren, weil wir die unkontrollierbaren Neudeutschen nicht in den Griff kriegen? Und wir sperren den staatstreuen deutschen Bürger ein, weil unsere Weltrettungskrieger auch unter Pandemiebefingungen die Grenzen nicht schließen wollten ("Wehret den Anfängen... Wenn man einmal gezeigt hat, dass die Grenzen kontrollierbar sind, kriegt man den Geist nicht zurück in die Flasche....")
Zitat von hubersn im Beitrag #372 Gut, ein paar tausend Tote zusätzlich - da darf man nicht so empfindlich sein, ein bisserl Schwund ist ja immer - das war sicher ein gerechtfertigter Preis für ein paar zusätzliche Wochen offene Straßencafés.
Sie schreiben das, um moralischen Druck aufzubauen. Funktioniert bei mir aber nicht. Meine Freuheit ist mir tatsächlich ein paar zusätzliche Tote wert. Sonst könnte man noch ganz andere totalitäre Maßnahmen rechtfertigen und wäre am Ende wie China.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg "Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad
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