Zitat Lustigerweise wird genau das versucht. Am liebsten Deutschland in Glas eingießen, damit sich nie mehr etwas ändert. Der aktuelle Zustand wird als der ultimativ beste, richtige und erhaltenswerte postuliert. So wie genau jetzt soll es immer sein.
Es ist sogar noch schlimmer. Nach Ansicht der grünen Malthusianer sind wir schon zu weit gegangen. Kernkraft muss weg. Öl muss weg. Gentechnik muss weg. Chemie muss weg. Wachstum muss weg. Und ob dieser Terror aufhört, wenn das alles einst weg sein sollte, muss stark bezweifelt werden. Es läuft am Ende darauf hinaus, dass der Mensch weg muss.
Die Grünen haben ihr ursprünglich bildungsfernes Spießertum längst gegen eine reaktionäre Menschenfeindlichkeit eingetauscht und ziehen deshalb gegen jeglichen Fortschritt ins Feld.
Zitat Tatsächlich ist der Grenzwert für Stickstoffdioxid in den USA mit 100 Mikrogramm pro Kubikmeter weniger streng als in der EU mit 40 Mikrogramm. Die Amerikaner haben allerdings deutlich striktere Regeln bei der Emission, also der Menge von Stickoxiden, die vom Fahrzeug ausgestoßen werden.
Dass der Grenzwert in den USA höher ist hat nichts mit den Emissionswerten zu tun, sondern mit deren Beurteilung des wissenschaftlichen Stands. Die erlaubten Grenzwerte hätten die strengen Emissionsvorschriften tatsächlich eher nicht gefordert, vor allem bei dem geringen Diesel-Anteil. Vergessen wurde auch der Hinweis, dass in den USA weniger 'kleinräumig' gemessen wird.
Dann unterschlägt der Spiegel, dass 2013 die EU die WHO zwar gedrängt hat, die WHO mit der Forderung nach strengeren Empfehlungen nicht gefolgt ist. Dass etwas 'zu Gesundheitseffekten kommen kann' ist die schwächste Form einer Kausalität die kaum Fahrverbote begründen kann. Es kann auch zu 'Gesundheitseffekten' kommen, wenn die Regierung die Menschen in Massenverkehrsmittel zwingt.
Der zitierte Prof. Künzli lebt von Epidemiologischen Studien, der berühmte Frosch im Teich. Und der letzte Absatz ist das immer wiederholte Ausweichen vom Thema NO2 auf allgemeine Luftverschmutzung. Davon abgesehen, dass bisher niemand das tatsächliche 'Belastungsmuster' der Menschen erfasst hat, außen dem bei Rauchern.
Der Artikel wurde von den Protagonisten dieser konstruierten Gefahr geschrieben, das sieht man an den Argumenten und Strohmännern, die hier aufgestellt werden. Ein intellektuell meist dramatisch überforderter Politikwissenschaftler wie der Spiegel-Journalist ist der Sache, obwohl ganz einfach durchschaubar, eh nicht gewachsen. Ich vermute das TPH mit dem zitierten Künzli dahinter, einer der internationalen Strippenzieher hinter der konstruierten Gefahr. Künzli ist auch der eigentliche "Verfasser" der Propaganda-Übersichtsstudie für Greenpeace (Link s.u.). Das Ding ist komplett unseriös und wurde zu einem einzigen Zweck verfasst: damit Greenpeace Propagandastoff hat. Künzli outet sich damit als durch und durch politisch und/oder finanziell korrupt.
Selbstverständlich geht dieser Artikel so wie die meisten anderen in den Mainstreammedien mit keinem Wort auf die sachlichen Argumente der Kritiker ein. Stattdessen zündet er unsinnige Nebelkerzen und verweist in guter postmoderner Manier auf die akzeptierten und selbst definierten Instanzen sowie auf deren offensichtlich falsches Urteil. Anhand der in gleißendes Unfehlbarkeitslicht getauchten Instanzen werden deren Kritiker als Häretiker diffamiert und diskreditiert. Das ist Propaganda pur. Aber was anderes als das kennt man denn schon von Spiegel und Konsorten? Relotius ist deren kleinstes Problem! Die Elefanten im Spiegelzimmer sind der maßlose Gesinnungsjournalismus und die Suggestivpropaganda. Schon immer! Und immer mehr!
Ich erinnere mich an Studien von Künzli vor ca. 15 Jahren. Nach meiner Erinnerung waren diese maßgeblich für die Feinstaubgrenzwerte in der EU. Künzli dürfte einer der Pioniere der epidemiologischen Studien in Europa sein. Er hat sich erst kürzlich in der NZZ zu Wort gemeldet, nachdem die Aussagekraft dieser Studien plötzlich angezweifelt werden. In diesem Kontext sehe ich den Spiegel-Artikel.
Die Branche der Gefahrenproduzenten ist hypernervös. Wenn die NO2-Sause auffliegt, ist das Vertrauen in Wissenschaft und Politik massiv erschüttert. In der Folge fliegt die Partikelsause auf, fliegt die Chemie-/Pestizidsause auf, fliegt die Gentechniksause auf, und am Ende fliegt die Mutter aller Sausen, die Klimasause, auf. NO2 wäre das Einfallstor postmoderner Technokratenpolitik mit künstlichen Gefahren zum Erpressen der Bürger und Zementieren der deshalb notwendigen, vorsorgenden Politik samt Legitimation steigender Steuern und Abgaben. Und bei so manchem Politiker und Aktivisten steckt sogar eine noch dunklere, malthusianische Agenda dahinter.
Deshalb wird jetzt alles aufgefahren, was man an Propagandakanonen hat. Die halbe EU, quasi alle grünen NGOs, und ein guter Teil westlicher Umwelt- und Wirtschaftspolitik basieren auf diesem sandigen Fundament. Dessen Achillesverse ist die Wissenschaft. Verliert die ihren Unantastbarkeitsnimbus, ist es nicht viel später um die Politik geschehen. Da stecken Zig-Tausende von Jobs bei NGOs, Instituten, Universitäten, Thinktanks und v.a. Behörden dahinter. Alleine die EU und die Einzelstaaten pumpen da jährlich mindestens 1 Milliarde in reine Propaganda rein. Dazu kommt in etwa nochmal derselbe Betrag aus globalen Stiftungen (Hewlett, Packard, Oak, Mercator, Soros ...). Nicht zuletzt liegen nicht wenige Karrieren von Politikern unter diesem Damoklesschwert. Dieses Riesenkartell wird ihr Kontrollpult nicht kampflos aufgeben. Deshalb wird auch die laufende Überprüfung des Grenzwertes nichts ergeben außer neuen Schauermärchen. Vorsorglich bereitet Vella seine dem Tod geweihten Schäfchen schon mal auf ihr noch düstereres Schicksal in der Zukunft vor, nämlich statistisch noch früher zu sterben aber real dank der glorreichen EU-Politik noch länger zu leben. Im Übrigen fragt man nicht den Frosch, wenn man einen Sumpf trocken legen will. Was anderes als Zementierung des Ists und Diskursunterdrückung darüber soll die Überprüfung also sein?
Wer der Wissenschaft mal genauer auf die Finger schaut, findet wenig Erkleckliches und Vertrauenswürdiges, auf alle Fälle genug Kritikwürdiges, um bei jedem Statement aus dieser Ecke zwei- und noch besser zehnmal mal hinzuschauen und wenn man ihr, aus welchem Grund auch immer, folgt, am Ende trotzdem immer noch erhebliche Zweifel im Hinterkopf zu behalten. Hirn ausschalten und vorbehaltlos glauben, was da kommt, führt einen 100%ig ins politische Verderben, auch weil die politisierte Wissenschaft eben genau das will. Selbst wenn sie es nicht will, kann sie es wegen der Unsicherheiten schlicht nicht seriös. D.h. in der Interaktion Wissenschaft-Gesellschaft treffen zwei Phänomene aufeinander: Die riesigen, immanenten Schwächen der zudem krisengeschüttelten Wissenschaft (s.u.) und das dazu umgekehrt proportionale, unerschütterliche Vertrauen der Öffentlichkeit in ihre Aussagen. Das ist ein sehr ungesunder Mix, deutlich ungesünder als es NO2, Partikel und Klima je sein könnten. Dieser Mix ist der Postmoderne zu verdanken, wo Vernunft und Empirie gegen eine Konsensmeinung vieler Stimmen eingetauscht wurden. Durch das Eliminieren von Vernunft und Empirie ersetzen zwangsläufig emotionale und politisch motivierte Ergebnisse die rationalen, solange sie nur eine Mehrheit haben. Dazu bedarf es der Instanzen, die den Tross der Fördergeldabhängigen anführen. Zwangsläufig sind das die, die am meisten vom System profitieren und deren politische Einstellung mit der des Förderers am meisten Kongruenz aufweist.
Ich habe mir, als ich mich mal vor Jahren damit befasst hatte, eine Linkliste zum Thema Wissenschaft angelegt und beizeiten immer wieder aktualisiert. Bezeichnend finde ich den Skandal der Duke University aus 2013-heute, wo eine kleine Laborantin, die Mäuselungenfunktionen vermaß, systematisch die Daten fälschte, um über eindeutige Befunde in den späteren Studien weitere Fördergelder zu bekommen. Ironie der Geschichte: Sie untersuchte den Einfluss von Partikeln und NO2 auf die Lungenfunktion. Da ging es um sage und schreibe insgesamt 200 Millionen Dollar! Da sage mir keiner, dass da kein erhebliches finanzielles Interesse der Institute dahinter steckt, ein positives Ergebnis zu erzielen, von den eigenen Karrieremöglichkeiten einmal ganz abgesehen. Es rollten ein paar Köpfe, die betroffenen Studien wurden klammheimlich zurückgezogen, jetzt steht noch die Strafe für die Uni aus. Man möchte meinen, dass das alleine schon für einen großen Skandal ausreichte. Aber der Fall wurde und wird noch von den Mainstream Medien totgeschwiegen. Genauso wie der Skandal um das CARB und die Zulassung zweifelhafter Partikelstudien zur Legitimation der Partikelgesetzgebung. Hier ein Auszug aus meiner Liste:
Ja, das öffnet einem die Augen. Noch gruseliger ist der sehr gut recherchierte Artikel von John Tierney im City Journal, auf dem der NOVO Beitrag auch teilweise aufbaut. Das ist vollkommen irre, was da abgeht. Muss in D nicht ganz so schlimm sein, aber zumindest ähnliche Tendenzen dürften auch hier zu beobachten sein, was der Novo Autor dann auch bestätigt.
Man sollte aber auch fair bleiben. Sicher gibt es viele Forschungsbereiche, gerade in rein naturwissenschaftlichen oder anderen weniger politisch relevanten Fächern, wo das alles deutlich weniger ausgeprägt ist.
Weiter oben habe ich die Hintergrundbelastungen einiger EU-Metropolen gelistet, Mailand, Rom, Madrid, Paris... allesamt bereits höher als der Grenzwert, weshalb es kein Wunder ist wenn die Verkehrsmessstellen deutlich über Grenzwert liegen. Die ZEIT wollte nun genauer wissen, wie es dort mit Fahrverboten aussieht: https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-02/s...aben-einhaltung
Enttäuschend? Haben alle Europäer Augenmaß, nur Verkehrsminister Hermann nicht? Man denkt über Fahrverbote für Diesel nach, die 12 Jahre alt sind, will aber nicht die Ärmsten der Armen treffen. Ein Gedanke, der im vermeintlich reichen Stuttgart auf einem Ministersessel wohl nicht kommt. Leider haben die ZEITlinge nicht nachgefragt, ob es in diesen Städten auch eine ASU gibt. Falls nicht, könnte man annehmen, dass viele Fahrzeuge deutlich höhere Abgaswerte haben als unsere ASU-kontrollierten, inklusive alter Benziner mit KAT.
Ich habe inzwischen meine Auswertung der 'schlechtesten' Messstation (>=50µg/m3) Europas einschließlich Deutschland vervollständigt (wenn Interesse besteht kann ich alle StreetView-Hyperlinks einstellen, dann kann jeder sich diese anschauen).
Ergebnis: 48% der 'schlechtesten' Stationen stehen in Deutschland, davon 30% in NRW, 20% in BW, nur 4% in Bayern.
Die Auswertung der Abstände zu Gebäuden/Fahrbahnrändern ergibt, dass in BW und NRW die Abstände im Durchschnitt 48%/33% derer von Rest-Europa sind. Dazu kommen noch die oft großen Messcontainer, die gerade bei kleinen Räumen das Volumen stehlen das die Abgase zum Vermischen bräuchten. Noch Fragen?
Der Chef der Deutschen Umwelthilfe e.V. Jochen Resch und allerlei Politiker haben es im Vorfeld der Klagen gegen Kommunen trefflich verstanden, Angst unter der Bevölkerung zu verbreiten, weil der Grenzwert für das Jahresmittel von Stickstoffdioxid von 40µg/m³ auf der Straße überschritten sei.
Dabei wurde wenig erwähnt, dass die EU bis 2010 beliebige Überschreitungen dieses Werts zugelassen hat ohne eine Vertragsverletzung zu monieren. Eine Kommune, die im Jahr 2000 höhere Werte als 60µg/m³ auswies musste lediglich einen Luftreinhalteplan erstellen, bei dem Fahrverbote nicht verhältnismäßig gewesen wären. Die Schwelle wurde bis 2010 auf 40µg/m³ abgeschmolzen, konnte aber 2010 bis 2015 wieder auf 60µg/m³ angehoben werden, falls eine Kommune plausibel machen konnte, dass sie bis dahin die 40µg/m³ endgültig erreichen würde.
Diese Vorgehensweise spricht gegen die These eines unvertretbaren gesundheitlichen Risikos. Die entsprechende EU-Richtlinie behauptet auch nicht, dass ein solches vorliege. Der Grenzwert dient lediglich dem Ziel gesundheitliche Risiken zu reduzieren oder zu beseitigen. Formal ist das ein großer Unterschied. Trotzdem kann man mit Grenzwerten populistische Politik machen, und wie man sieht, auch Gerichtsurteile erzwingen.
Was aber ist die Bedeutung von Grenzwerten?
Grenzwerte dienen zur Standardisierung von Verfahren in der Verwaltung oder auch Medizin. Nicht mehr und nicht weniger. Ein gutes Beispiel ist die klassische Blutdruckmessung mit der Manschette am Arm. Um medizinische Abläufe zu standardisieren und vergleichbar zu machen gibt es Grenz- oder Richtwerte. Damit identifiziert der Arzt erst mal diejenigen, die vielleicht einer weiteren Untersuchung oder gar einer Therapie bedürfen. Wer den Grenzwert überschreitet ist nicht automatisch in Gefahr.
Nun kommt auch hier eine Parallele zu den Messstationen ins Spiel. Der Grenzwert für die Blutdruckmessung kann nur angewandt werden, wenn die Messung am sitzenden, entspannten Patienten erfolgt, mit der Manschette in etwa in Herzhöhe. Liegt er, steht er, hebt er den Arm, dann ändert sich das Messergebnis. Für jede alternative Position müsste der Grenzwert angepasst werden. Der Arzt muss diese Zusammenhänge kennen und berücksichtigen. Anders ist dies wohl bei den Verantwortlichen für die Platzierung von Messstationen. Dass bei schlechter Durchlüftung der Messstelle der Grenzwert angepasst werden müsste wird ignoriert.
Natürlich liegen Grenzwerten oder Richtwerten medizinische Studien zugrunde. Sie bedeuten aber nicht automatisch ein unvertretbares Risiko, wenn sie überschritten werden. So werden Innenraumrichtwerte oft pauschal festgelegt, beispielsweise der Richtwert II bei einem Zehntel der medizinischen Nachweisgrenze, der Richtwert I nochmal bei einem weiteren Zehntel. Für die Verwaltung werden daraus Handlungsmaximen erstellt. Bei Überschreiten des Richtwerts I kann gehandelt werden, bei Überschreiten des Richtwerts II muss gehandelt werden, auch wenn noch keine medizinischen Bedenken bestehen. Der Grenzwert dient hier primär administrativen Zwecken, auch wenn Gesundheit dahinter steht. Gerichte nehmen darauf keine Rücksicht, und wer einen Grenzwert durchgesetzt hat ruft nun ‚Gesetz ist Gesetz‘.
Der Umgang mit EU-Richtlinien
EU-Richtlinien, die technische Details regeln sollen, sind selten präzise. Das ist etwa so, wie wenn man sein Kind zum Bäcker schickt, um ‚einige‘ Brötchen zu holen. Dann muss sich die fünfköpfige Familie nicht wundern, wenn sie sich nachher am Frühstückstisch gerade mal zwei Brötchen teilen muss, oder wenn es andersherum den Rest des Tages Brötchen gibt.
In Produkterichtlinien werden die technischen Details meist durch Normen geregelt, oft basierend auf internationalen ISO oder IEC Normen, die in einem Harmonisierungsverfahren in sogenannte Europanormen überführt wurden. Diese Normen repräsentieren den Stand der Technik. Meist bleibt aber noch ein Rest unpräziser Details. Weil aber am Ende Konformität zu der Richtlinie nachgewiesen werden muss, muss dieser Rest ebenfalls konkretisiert werden, um EU-weit einheitlich zu sein.
Um diesen Rest kümmern sich oft relativ unkontrollierte und nur ad hoc aktive Arbeitsgruppen im Umfeld der EU Kommission. Deren Ergebnisse werden publiziert und so oft zur quasi-Norm.
Bei den Vorgaben für die Positionierung von Messstationen für die Luftqualität fehlt die Konkretisierung, für die Umweltbehörden bleiben nach wie vor ungenaue Spezifikationen, wie ‚einige Meter‘, ‚nicht zu nah‘, ‚größer 100m‘, ‚repräsentativ‘, usw.. Deren Interpretation kann natürlich große Auswirkung auf das Messergebnis haben. Bei den Beispielen geht es um die Vermeidung von kleinräumigen Verhältnissen bei der Messung der Luftqualität nahe am Verkehr. Mangels solcher Konkretisierung hat die TÜV Rheinland Energy GmbH einen Teil der deutschen Verordnung nach eigenem Gutdünken interpretiert als sie die Messstellen in NRW überprüfen sollte. Das ist ein für Prüfungen unzulässiger Vorgang, da man davon ausgehen kann, dass die Ergebnisse so von der prüfenden Institution abhängig sind. Eine British Standards Institution hätte möglicherweise ganz anders interpretiert.
Der Sündenfall
Die EU-Kommission hatte eine Arbeitsgruppe AQUILA mit der Konkretisierung beauftragt. Deren heute in der 39.BImSchV stehende Empfehlung von 2015 ist leider das genaue Gegenteil einer Konkretisierung. Das erklärt wahrscheinlich die extrem ungünstigen Positionierungen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Wie bei der Blutdruckmessung ist aber auch bei der Messung der Luftqualität ein Grenzwert Makulatur, wenn die Messposition nicht klar geregelt ist.
Vor allem aber dürften keine Gerichtsentscheidungen auf Basis von Messungen getroffen werden ohne dass die Messverfahren ausreichend vom Gesetzgeber spezifiziert sind. Wenn der Gesetzgeber will, dass sich Emissionen ausreichend vermischt haben bevor sie gemessen werden, dann muss die Umweltbehörde dies gegebenenfalls nachweisen. Wenn Messungen EU-weit einheitlich durchgeführt werden sollen, dann muss dieser Nachweis auch für die einzelne Messstelle geführt sein.
Zwischen Kontrollverlust und Korruption
Die Detailarbeit der Umweltbehörden unterliegt keiner unabhängigen Kontrolle. Behörden in Deutschland haben Messstationen nach ihrem eigenen Gusto und gegen die gesetzliche Vorgabe aufgebaut. Als sich das Gesetz änderte haben sie sie einfach stehen lassen. Als im Zuge kommender gerichtlicher Auseinandersetzungen Verfehlungen öffentlich zu werden drohten, wurde das Gesetz so geändert, dass die Fehler sanktioniert wurden. Die Gesetzesänderung wurde von einer Mitarbeiterin der Behörde mit erarbeitet, die für diese Fehler verantwortlich war.
Als öffentliche Kritik laut wurde, hat diese Umweltbehörde ein Prüfinstitut mit der Überprüfung beauftragt, den Auftrag aber so formuliert, dass keine umfassende Überprüfung stattfand. Auch wurde die wirtschaftliche Abhängigkeit dieses Instituts von der Behörde nicht offen gelegt. Als die Kritik auf ganz Deutschland ausgeweitet wurde, hat man dasselbe Prüfinstitut wiederum mit der Überprüfung beauftragt, diesmal unter Aufsicht der Umweltbehörde des Bundes, die ebenso unter Kritik steht. Und die neuerliche Überprüfung EU-weiter Messstellen initiiert durch das Europaparlament wurde wieder einem Umweltamt zugeteilt. Die Umweltbehörden schreiben sich nicht nur ihre Gesetze, sondern kontrollieren sich auch selbst. Immer wieder.
Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen: Ich war ja neugierig, wer im anstehenden Vertragsverletzungsverfahren der Kommission gegen Deutschland die deutschen Interessen vertritt. Laut Aussage eines MdEP ist das das Umweltministerium. Ich nehme in Anbetracht des dortigen Personals an, dass das Umweltministerium nicht unglücklich wäre, wenn der EuGH weit und breit Fahrverbote einforderte.
Damit lässt sich auch in Stuttgart nicht mehr rechtfertigen, dass über ein gesamtes Stadtgebiet ein Fahrverbot verhängt wird. Nach der Drohung Vellas, dass der Grenzwert nur gesenkt werden kann, ging das schnell. Ich hoffe, dass die Nachricht korrekt ist, dass nämlich der Grenzwert angehoben wird, und nicht nur die Schwelle für ein Fahrverbot. Konsequenterweise müsste das Vertragsverletzungsverfahren ausgesetzt werden.
Mal sehen.
Gruß, Martin
Nachtrag 16:10 Uhr: Und da ist eine Korrektur der Augsburger Allgemeinen:
Zitat Anmerkung der Redaktion: Zunächst hatte es geheißen, die Grenzwerte für Stickoxid sollen erhöht werden. Diese Formulierung war missverständlich. Wir bitten um Entschuldigung und haben den Wortlaut angepasst.
Mit der Zustimmung der Kommission kann nun die Fahrverbotsgrenze im der BImSchV auf 50µg/m³angehoben werden. Das entlastet erst mal einige Kommunen (die Autobahn in Essen darf offen bleiben), das ändert aber nichts an der noch immer schwierigen Situation wie in Stuttgart, die durch die extreme Positionierungder Messstellen verursacht wurde.
Es wäre also sinnvoll, in die BImSchV Präzisierungen der Positionen einfließen zu lassen, und zwar so, dass für Verkehrsmessstellen
- Abstände zum Fahrbahnrand >3m sein müssen (1999 galten noch >4m zur Fahrbahnmitte) - Abstände zu Gebäuden höher 5m > 5m - Abstände zur Blättergrenze bei Bäumen >3m sein müssen.
Das wäre immer noch im unteren Bereich im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten.
Natürlich gäbe das Widerstand bei den Straßenschluchtlern. Das Angebot wäre, dass dort mindestens in 8m Höhe gemessen werden muss.
Eine solche Änderung wäre konform mit der Richtlinie und bräuchte keine Zustimmung der Kommission.Es wäre aber das unterste Limit.
Vielleicht setzt sie sich besser mit der für die Messstationen zuständigen Behörde in Verbindung. Beispiel
Messstelle DENW211 Clevischer Ring mit 63µg/m³ 2016. Lt. Bericht des TÜV Rheinland Abstand vom Gebäude 4,3m, Abstand vom Fahrbahnrand 1,5m, Höhe 2,4m, Der Abstand zu den ersten Zweigen des Baums wurde mit 3,5m angegeben, nicht erwähnt wurde, dass die Messstelle unter dem Baum steht.
Die 'schlechteste' Messstelle Kölns liegt also bei den Abständen zu Gebäude/Fahrbahn bei 50%/30% des EU-Durchschnitts, sie liegt im Sommer unter einem durchgehenden Blätterwald. Nach den Kriterien von 1999, nach denen die Station positioniert positioniert worden war ist sogar der Abstand zur Fahrbahnmitte (4m) zu klein. Der Rhein liegt ca. 250m entfernt, im Wesentlichen aber durch Gebäude abgeschirmt.
Die Station steht dumm und ignorant. Es soll ja eine Station in einem Ballungsraum so stehen, dass sie für einen Bereich höchster Konzentrationen, "denen die Bevölkerung wahrscheinlich direkt oder indirekt über einen Zeitraum ausgesetzt sein wird, der im Vergleich zum Mittelungszeitraum der betreffenden Grenzwerte signifikant ist". Nähme man die dortige Wohnbevölkerung (und das immer wieder erwähnte asthmatische Kleinkind) als sich signifikant lange über das Jahr dort aufhaltend, dann ist die Messhöhe von 2,4m nicht repräsentativ, da sich überall im Erdgeschoss Ladengeschäfte befinden. Es gibt also keine vernünftige Begründung, dort eine Messstelle zu installieren.
Ähnlich ist die Situation bei der Messstelle DENW219 Köln-Weiden (52µg/m³), vor einem hoch aufragenden Kaufhaus und im Abstand von 2,5m von einer Bushaltestelle. Es gibt keine sich dort signifikant lange aufhaltende Bevölkerung, die Auswirkung der Bushaltestelle hat der TÜV nicht untersucht, er sollte auch nicht die Repräsentativität über 100m Straßenabschnitt bewerten.
Warum befragt Frau Reker also nicht mal Frau Dr. Jutta Geiger bei der LANUV, die um 2005 gezielt solche Positionierungen ausgesucht hatte, und die sich diese durch eine Richtlinienänderung 2015 auch noch sanktionieren ließ, anstatt sich am Rest Europas zu orientieren.
Warum hat sie nicht beispielsweise so positioniert wie hier in Mailand, wo die Verwaltung auch nicht die Messung weiter vorne an die Fassaden positioniert hat?
Der NO2-Grenzwert ist das Ergebnis schlampiger Vorarbeit und gruppendynamischer Abläufe von EU-Kommission, Rat und Parlament. Der Bericht zeigt auch den geringen Einfluss des Parlaments in solchen Abstimmungen. Alles passt zusammen mit den Fakten, die ich hier bereits zusammengetragen habe. Die Kommission wusste, dass die Grenzwerte nicht in Zeit eingehalten werden konnten.
Mit dem Auftauchen Prof. Köhlers in der bis dahin recht unbehelligten Szene der die Schadstoffdiskussionen beherrschenden Epidemiologen ist inzwischen auch das ÖR Fernsehen aufgewacht. Befördert wird dies durch Köhlers Fähigkeit, seine Information prägnant rüber zu bringen. Vermutlich ist Köhler selbst über das große Interesse an seiner Person überrascht und muss sich seither sortieren und organisieren. Zwei Fernsehsendungen gab es zum Thema NO2 in der letzten Woche, eine auf Plusminus (ab Minute 8), und vor wenigen Tagen eine bei Lanz mit Prof. Lauterbach als Gegenüber.
In Summe ist mein Eindruck von Lauterbach der eines Schaumschlägers und Scharlatans. Ein Verweis auf tausende Wissenschaftler und zehntausende Studien, die Lauterbach für seine Seite reklamiert sind letztlich keine wissenschaftliche Beweisführung, das ist ein 'meiner ist länger', nachdem Köhler zuvor eine kleine 'Streitmacht' mobilisiert hatte. Lauterbach warf mit Tierversuchen um sich, die beispielsweise frühere Demenz oder Alzheimer durch Feinstaubeinwirkung nachweisen sollten. Gelernt haben wir von Köhler, dass allein der Versuchsstress das Studienergebnis erklären kann. Ein wohl bekannter Faktor, den Lauterbach unterschlagen hat. Lauterbach zitiert Studien aus Mexiko-City wonach Staubpartikel in Gehirnen von totgeborenen Babies nachgewiesen wurden. Sind solche Autopsien nicht auch in Deutschland möglich? Kann es sein, dass es hier keine entsprechenden Ergebnisse gibt?
Vor allem redete Lauterbach immer unscharf von Feinstaub und NO2, um erst am Schluss bei NO2 einen Rückzieher zu machen: Ob dessen Grenzwert reduziert werde sei er sich nicht so sicher. Diese Art der unscharfen Argumentation ist häufig und soll wohl davon ablenken, dass der NO2-Grenzwert nach wie vor keine robuste wissenschaftliche Grundlage hat.
Viel hatte Lauterbach Köhler nicht entgegenzuhalten, sonst wäre er wohl nicht in eine dümmliche Polemik verfallen, ob Köhler es mit seinem Gewissen vereinbaren könne, wenn sich in einigen Jahren herausstellte, dass er Unrecht habe. Auch der Kritik an der fehlenden Reproduzierung von Studien konnte Lauterbach nur entgegenhalten, dass dafür eben Geld (oder auch Meriten?) fehle.
Herauskristallisiert hat sich, dass es eine Gruppe von Epidemiologen gibt, konzentriert um das Münchener Helmholtz-Zentrum, dem auch Lauterbach zuzurechnen ist. Alle zusammen scheinen eine USA-Lastigkeit zu haben, Lauterbach musste Harvard, Yale u.a. mehrfach zur Stütze seiner Wichtigkeit aufrufen, und wie dem Plusminus-Beitrag zu entnehmen ist holt sich auch die Epidemiologin Prof. Peters mathematische Unterstützung aus den USA, sobald ihr ein deutscher Mathematiker Fehler unterstellt. Sie arbeitet mit der Mathematik hat aber keine eigene Substanz. Auch der Schweizer Prof. Künzli hat lange in den USA geforscht. Leider hat niemand Lauterbach gefragt, ob die der EPA zuarbeitenden Wissenschaftler denn unfähig seien, seiner Meinung nach.
Es kristallisiert sich auch heraus, dass die Epidemiologen wild entschlossen sind, ihre in der Vergangenheit verbrochenen Sünden mit weiteren Studien oder gar Verschärfungen zuzukleistern. Prof. Kekule hatte im Plusminus-Beitrag ja dargelegt, auf welch historisch schwachen Beinen letztlich die deutschen Fahrverbote stehen, im weiter oben zitierten FAZ-Beitrag haben das die damals Beteiligten ebenfalls bezeugt.
Martin, das ist der postmoderne Beißreflex, der auf Kritik mit dem - wie du so schön sagst - institutionellen Schwanzlängenvergleich zur Bestimmung der Diskursberechtigung antwortet. Die sachliche Diskussion wird damit unterbunden, der Kritiker als Häretiker ( Leugner) abgestempelt und die „anerkannte“ Institution in goldenes Licht getaucht. Man sieht das durch die Bank in allen Beiträgen, die sich mit dem Thema befasst haben, egal ob Print oder TV. Kein einziger, den ich gesehen habe, ist auf die Kritik eingegangen, alle haben den Lungenärzten das Diskursrecht entzogen. Wie ein Stromschlag ging dann der Rechenfehler Köhlers zum Vergleich mit den Rauchern durch die Medien. Ab da hieß es nur noch: Teert und federt ihn, den Ketzer!
Hier meine Antwort darauf:
1. Köhlers Argumente im Einzelnen
a) Es gibt keine medizinische Diagnose zur NO2- oder Feinstauberkrankung
Das ist das gleiche Argument wie das der EPA, dass ein Krankheitspfad bzw. ein medizinischer Zusammenhang zwischen NO2 Exposition und den Effekten (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung und Streblichkeit) nicht vorhanden ist. Das bleibt von der Zigarettengeschichte unabhängig bestehen.
b) Die durch die Epidemiologen festgestellten Effekte gehen im Rauschen der Kovariablen unter
Auch das ist teilweise durch die EPA gedeckt. Sie wischt so gut wie alle Studien vom Tisch, weil nicht ausreichend genau auf die korreliereden Covariablen (Partikel, CO, etc.) kontrolliert wurde bzw. werden kann.
Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Die Kovariablen der Lebensumstände (Rauchen, Ernährung, Alkohol, Bewegung ) etc. haben im Vergleich zu NO2 so riesige Effekte, dass selbst ein kleiner Fehler bei der Korrektur auf diese Kovariablen den NO2 Effekt zunichte macht bzw. ins Gegenteil verkehrt. Das rel. Risiko bei diesen Kovariablen liegt bei zw. 2 und 20, das des NO2 Effektes bei 1,055. Die Epidemiologie kann, selbst wenn sie noch so gut ist, so kleine Effekte unmöglich nachweisen. Die Eliminierung der Unsicherheiten bzw. das komplette Unterlassen der Kontrolle auf diese Kovariablen ist hier klarer wissenschaftlicher Pfusch bzw. Betrug.
Auch diese Argument Köhlers bleibt bestehen.
c) Der "misslungene" Gegenbeweis Köhlers durch Rauchen mit NO2
Bei NO2 hat die taz zunächst einmal Recht. Die Rechnung Köhlers war hier falsch. Er hat da wild die Konzentrationen von NO2 und PMx durcheinandergewürfelt. Wo die taz nicht Recht hat, ist mit ihrer eigenen Rechnung und der Schlussfolgerung, dass sich das Argument Köhlers ins Gegenteil verkehrt. Das tut es nicht, es wird nur sehr viel schwächer. Zunächst einmal atmet ein Raucher ja nicht nur den Zigarettenrauch ein, sondern auch den der Umgebungsluft. Die Zeitspanne, in der ein Raucher die NO2-Menge eines 80-Jährigen Nichtrauchers bei 40 µg/m³ erreicht, liegt deshalb bei 6-23 Jahren und nicht bei 6-32, wie es der taz-Schreiberling vorrechnet (ohne die verwendeten Basiswerte zu überprüfen). Seine Logik, dass dadurch Köhlers Argument kippt, ist auch falsch. Denn worst case bedeutet das, dass ein Raucher alleine durch das eingeatmete NO2 ein relatives Sterblichkeitsrisiko von knapp 4 (Basis Addition nach Hoek et al. bzw. WHO- Logik: RR = 1,055 pro 10 µg/m³ NO2) hätte, was der unteren Grenze der kompletten Sterblichkeit von Rauchern (RR = 3-20) entspricht. Das heißt, der Raucher würde worst case alleine am NO2 sterben, all die anderen Gifte in der Zigarette, die als eigentliche Ursache der Rauchersterblichkeit angesehen werden, wären komplett unschädlich. Soweit hat's bei der taz dann doch nicht gereicht. Hätte mich auch gewundert. Die Partikelrechnung habe ich nicht überprüft, interessiert mich auch gar nicht in diesem Zusammenhang.
Rechenfehler, so what?
2. Die tatsächlichen Kardinalsfehler der Epidemiologie, auf die Köhler gar nicht eingeht
a) Kausalität vs. Hypothese
Eine Statistik zur Kausalität zu erheben, ist prinzipiell unmöglich, auch wenn es jeder Epidemiologe macht, auch die EPA z.B. Es geht nicht, weil man dafür alle möglichen, anderen Ursachen statistisch exakt ausschließen müsste. Vollkommen unmöglich. Wäre es tatsächlich so, dass NO2 tatsächlich eine Ursache wäre, würde man dieselben Effekte kontinuierlich und konsequent immer sehen. Es kann nicht sein, dass etwas mal Ursache ist und mal nicht. Es kann höchstens sein, dass es nicht alleinige Ursache ist und in Kombination mit anderen Ursachen auftritt. Dann müssten diese jedoch identifiziert und geklärt werden (d.h. korrelieren diese Ursachen nur bzw. reichen die anderen Ursachen aus und man hat das bisher nur fälschlicherweise dem NO2 zugeordnet? Quasi nicht ausreichende Kontrolle). All das tut und kann man in der nötigen Tiefe auch gar nicht. Genau aus diesem Grund hat die Epidemiologie eigentlich nur die Aufgabe, aus den Verdachtsmomenten durch so exakt wie möglich erstellte Statistiken Hypothesen abzuleiten, die dann anderweitig (biologisch, medizinisch, toxikologisch) validiert werden müssen. Die Epidemiologie verlässt hier willkürlich ihren angestammten Zweck und schwingt sich zum Ursachenforscher auf. Lächerlich.
b) Die Logikschwäche
So gut wie keine der Studien misst überhaupt erst die Exposition der Teilnehmer ggü. NO2. D.h. selbst wenn man der Epidemiologie zugesteht, dass sie mit ihren Mitteln Ursachenforschung betreiben könnte (was nicht möglich ist), kann sie logisch betrachtet den Schluss gar nicht ziehen, weil sie die alles entscheidende Größe, also das, was die Probanden tatsächlich eingeatmet haben, gar nicht misst. Es wird bestenfalls(!) ein theoretischer Wert vor der Haustüre errechnet. Dort lebt aber niemand sein Leben lang. Lieschen Meier steht vielleicht vor dem Gasherd, sitzt im Kerzenschein im Wohnzimmer oder im Stau im Auto oder arbeitet tagsüber in der Werkhalle mit Abweichungen von mehreren Tausend Prozent. Errechnete Exposition und tatsächlich reale Exposition korrelieren noch nicht einmal, trotzdem behauptet die Epidemiologie, dass die errechnete der realen Exposition entspricht und zu den Effekten führt. Grotesk! Was man damit max. behaupten kann, ist dass Menschen in einem bestimmten Wohngebiet andere Effekte zeigen als Menschen in einem anderen Wohngebiet. Der Unterschied kann aber ganz andere Ursachen haben als das NO2, das in diesen Wohngebieten gemessen wurde. Das können z.B. sozioökonomische Ursachen oder deren Konsequenzen (Lebensstil) sein.
c) Die Diskrepanz zwischen Ergebnissen und Kommunikation
Kommuniziert werden (nicht unähnlich der Klimasause) immer "erdrückende wissenschaftliche Belege" und Gefahren, dass man meint, die Welt ginge 1.000-prozentig unter. Aber schaut man selbst bei den wissenschaftlichen Protagonisten der Gefahrenrallye nach, ist die tatsächliche Formulierung viel vager. Da bleibt dann plötzlich gar nicht mehr viel vom riesigen Getöse übrig. Und selbst das ist aus den oben genannten Gründen falsch. https://www.ecomed-umweltmedizin.de/lese...-nr-2-2018-.pdf
d) die Effekt- und Größenrelation
die Wissenschaft im Allgemeinen sowie die medizinische Forschung im Speziellen haben seit Jahrzehnten ein tiefgreifendes Qualitätsproblem. Stichwort Replikationskrise, Veröffentlichungsdruck, zuviel Masse bei zu wenigen Themen. John Ioannidis hat vor mehr als 10 Jahren schon errechnet, dass mehr als 50% der medizinischen Forschungsergebnisse schlichtweg falsch sind. Er hat dabei auch 6 Kriterien aufgestellt, anhand deren man falsche Studien leicht erkennen kann. Fünfeinhalb der sechs Kriterien erfüllen die Studien der Epidemiologie. V.a. das atomisch kleine Verhältnis zwischen winzigem Effekt auf der einen Seite und riesiger Methodenflexibilität bei gleichzeitig massivem Bias wegen der Erreichung von weiteren Forschungsgeldern auf der anderen Seite macht wahre Aussagen quasi unmöglich. https://journals.plos.org/plosmedicine/a...al.pmed.0020124
3. Schlussfolgerung
Der Tross der Luftschadstoff- Epidemiologen und der Hexenjäger in den Schreibstuben hat sich mit der Diskreditierung Köhlers wegen des doofen Rechenfehlers lediglich Zeit verschafft. An der Situation ändert das gar nichts.
Am erschreckendsten finde ich die Reaktion der politisch korrekten Malthusianer von Spektrum.de (Zusammenarbeit vom Wissenschaftsmagazin Spektrum und Zeit Online). Dort wird wirklich nur politisch korrekte Wissenschaft kommuniziert. Selbstverständlich darf da auch der Extremist Rahmstorf den Klimakommunikationsdiktator spielen. Das nur nebenbei.
Auf jeden Fall analysierte man bei Spektrum zunächst die Kritik Köhlers und seiner Ärztehundertschaft fachmännisch, also rein identitär und per wissenschaftlichem Schw...längenvergleich. In postmoderner Tradition maß man natürlich auch den Proporz. Selbstverständlich konnten die Kritiker keines der Spektrum-Kriterien für ernstzunehmende Kritiker erfüllen und wurden bereits vor dem Rechenfehler wegen nicht ausreichender Schw....länge disqualifiziert. Mit keinem Wort, und das aus gutem Grunde, ging man fachlich auf die Kritik ein. Wäre ja noch schöner, wenn sich ein Wissenschaftsportal plötzlich wissenschaftlich betätigen müsste. Dann lieber doch bei den politischen Leisten bleiben.
Nachdem der Rechenfehler entdeckt wurde, schoss Spektrum (ein Chemiker als Autor) aus allen Rohren zurück. Aber auch dieses Mal kein Wort zur Sache. Es geht ausschließlich um die ahnungslose und wissenschaftlich komplett unbeleckte Partei von Köhler und Co. auf der einen und die richtige, güldene, unantastbare und etablierte Epidemiologie auf der anderen Seite. Kein Versuch, die Rechnung und die Logik der taz zu überprüfen, geschweige denn auch nur auf eins der Sachargumente einzugehen. Auf der goldenen Seite steht natürlich auch ein Künzli vom TPH, der für Greenpeace den wissenschaftlcihen Stand immer gerne so zusammenfasst, dass die damit hausieren gehen können und er gerade eben so nicht sofort ins Gefängnis wandern muss.
Das ist ein Stil, wie es der DDR gut zu Gesicht gestanden hätte, wenn sie vom Westen eines Fehlers bezichtigt worden wäre. Für ein Wissenschaftsmazin ist das ein Offenbarungseid. Entweder man hat sich politisch so extrem verrannt, oder man ist Teil der Korruption, oder man ist einfach nur stinkblöd. Anders kann man diese Propagandamaschinerie nicht erklären, die hier am Werkeln ist. Dass der intellektuelle Rohrkrepierer von Artikel die EPA zitiert, deutet darauf hin, dass man deren Urteil kennt. Dass dieses Urteil, das eher Köhler stützt und die deutschen Epidemiologen ein wenig wie Schulbuben aussehen lässt, unerwähnt bleibt, überführt den Autor der dummdreisten Propaganda.
Paul, bei NO2 hat Köhler vor Kurzem schon kommentiert, dass er dort keine Akkumulationseffekte betrachtet - im Gegensatz zum Kondensat in Zigaretten. Er geht davon aus, dass NO2-Konzentrationen unterhalb bestimmter Größenordnungen vom Körper vollständig und unschädlich absorbiert werden. In irgendeiner Diskussion hat er den Fehler gemacht die Konzentration beim Rauchen einer Zigarette bei einer Schachtel zu verzwanzigfachen. Das gilt aber nur, wenn die zwanzig gleichzeitig inhaliert werden. Bei Lanz war aber Lauterbach vorwiegend auf dem Feinstaub-Trip.
Köhler hat angekündigt, eine umfassendere Stellungnahme zu erarbeiten. Man darf gespannt sein. Wenn ich Köhlers Interviews von Anfang an verfolgt habe hatte ich durchaus den Eindruck, dass er da etwas in die Medienaufmerksamkeit reingestolpert ist und erst im Zuge dieser Entwicklung sich etwas sortieren und organisieren konnte (ich habe vor Kurzem eine ähnliche Episode durchgemacht ). Damit erkläre ich die Fehler zum Teil.
Lauterbach hat gar nicht so sehr auf die Epidemiologie abgehoben, sondern auf Wirkmechanismen, die an Mäusen getestet werden. Solche Wirkmechanismen werden ja dann über die Bevölkerungsdichte und 'Schadstoff'-Konzentration gewichtet und für die schrecklichen Todes- (oder nun Demenz-) Raten herangezogen.Köhler hat diese Studien vom Tisch gewischt. Wir wissen nun eher, welch starke Wirkung Stress hat. Diese Erkenntnis sollten die Epidemiologen eher heranziehen, um die Folgen für die armen Rentner um Stuttgart zu errechnen, wenn ihnen ihre Mobilität entzogen wird.
Ja, der Spektrum-Artikel ist viel Schmiererei, was dieser und jener sagt ist weniger von Belang, und dass Epidemiologie Sinn macht streitet sicher nicht mal Köhler ab, es geht hier um Größenordnungen.
Exakt, es geht um Größenordnungen. Epidemiologie macht als Hypothesenwissenschaft durchaus Sinn, um neue Ursachen zu entdecken. Zur Validierung von Kleinsteffekten ist sie unmöglich tauglich. Alles mit einem RR (rel. Risiko) < 1,5 ist Vodoo- Wissenschaft.
Es gibt eine sehr gute HEI Studie, finanziert zu gleichen Teilen von der EPA und den Truckherstellern in den USA. Da wurden Ratten über ein Jahr lang direkt dem Abgasstrom eines großen LKW Motors ausgesetzt. NO2 Belastungen der Tiere > 6.000 Mikrogramm/cbm. Keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dem gegenüber gibt es Studien aus den 90ern, wo die Tierchen reihenwesie krepierten. Da muss man genau hinschauen, wann die gemacht wurden und mit welchem Studiendesign. In den 90ern war z.B. der Diesel in den USA noch nicht entschwefelt und Ruß- oder Partikelfilter gab es auch keine. Wenn sich Lauterbach auf Studien mit solchen Gefahren beruft, muss man sich diese also ganz genau anschauen. Darüber hinaus gibt es so nette Kollegen, die einfach Studienergebnisse fälschen, wie die nette Dame an der Duke University, um das Selbstbedienungskarussell mit Umweltgefahren am Laufen zu halten.
Ich glaube zudem nicht, dass man von Ergebnissen aus Tierstudien seriös auf Todeszahlen bei Menschen hochrechnen kann. Aber mit ein bisschen Voodoo ist sicher auch das möglich.
Ich komme ja aus dem medizintechnischen Bereich, und da ist die statistische Auswertung bei der Zulassung neuer Verfahren schon etwas länger praktiziert als im Umweltbereich. Vorreiter war die U.S. FDA, weil sie im Gegensatz zu Europa nicht nur einen Sicherheitsnachweis wollte, sondern auch einen Nachweis der (besseren) Wirksamkeit im Vergleich zu bekannten Verfahren. Die Regel war immer, dass je kleiner der behauptete Effekt war, desto teurer und umfangreicher wurde eine Studie. Damit hat die ökonomische Komponente verhindert, dass noch im statistischen Rauschen versucht wurde, Wirkungen nachzuweisen.
Der Umweltbereich hat sich dagegen völlig abgekoppelt von der Ökonomie und auch sonstigen selbstregulierenden Faktoren (s. Verbandsklagerecht). Wenn im statistischen Rauschen nichts gefunden wurde wird einfach noch mehr Geld reingebuttert. Man hat ein Fass ohne Boden geschaffen, und diejenigen, die daran verdienen werden es sicher nicht zumachen. Auch wird in diesem Bereich auf Kontrolle und Qualitätsmanagement völlig verzichtet, ein Muss in der Medizinindustrie.
Gestern kam ja die Meldung, dass BMW eine Buße über mehrere Millionen akzeptiert hat, weil der Qualitätskontrolle ca. 8.000 Fahrzeuge mit falsch geladener Software entgangen sind, eine Buße nach § 130, Gesetz über Ordnungswidrigkeiten.
Zitat (1) Wer als Inhaber eines Betriebes oder Unternehmens vorsätzlich oder fahrlässig die Aufsichtsmaßnahmen unterläßt, die erforderlich sind, um in dem Betrieb oder Unternehmen Zuwiderhandlungen gegen Pflichten zu verhindern, die den Inhaber treffen und deren Verletzung mit Strafe oder Geldbuße bedroht ist, handelt ordnungswidrig, wenn eine solche Zuwiderhandlung begangen wird, die durch gehörige Aufsicht verhindert oder wesentlich erschwert worden wäre. Zu den erforderlichen Aufsichtsmaßnahmen gehören auch die Bestellung, sorgfältige Auswahl und Überwachung von Aufsichtspersonen. (2) Betrieb oder Unternehmen im Sinne des Absatzes 1 ist auch das öffentliche Unternehmen.
Beim Lesen des Gesetzestextes ist mir nicht nur Relotius oder auch ARD und ZDF durch den Kopf gegangen. Ich habe mich gefragt, ob nicht ein Münchener Helmholtz-Zentrum als Unternehmen zu betrachten ist.
Du sprichst das zentrale Problem der Wissenschaft an. Sie hat keinerlei Verantwortung. Es gibt kein Gesetz, das sie in die Pflicht nimmt. Das ist die schönste aller Welten. Man hat einen wissenschaftlichen Rang und kann fortan alles behaupten, was einem in den Sinn kommt. Es zählt alleine der Erfolg und der wird nach dem Eintreiben der Drittmittel bemessen. Das sichert dann auch die Gefolgschaft des restlichen Trosses. Merkt man, dass mit einem bestimmten Ergebnis Gelder zu bekommen sind, wird die Sau durchs Dorf getrieben, bis sie pfeift. Ob das Ergebnis richtig oder falsch ist, interessiert keinen mehr. Hauptsache es passt dem Auftraggeber oder es deckt sich mit der politischen Einstellung des Verfassers.
Gerade im Umweltbereich sind die Auftraggeber so gut wie ausnahmslos staatliche Stellen oder NGOs. Da ist das Ergebnis quasi vorprogrammiert. Am besten finde ich, dass die Autoren ihre Förderer und konkurrierende Interessen angeben müssen, sofern sie aus der Wirtschaft kommen. Beauftragt der Staat, hat er anscheinend kein konkurrierendes Interesse. Vor kurzem hatte ich die Historie zu der Behauptung, dass Dieselabgase krebserregend sein sollen, gelesen. Die Studien dahinter sind so hanebüchen, dass es schwer zu glauben ist. Wieder kam das Ganze vom IARC, die schon beim Glyphosat betrogen hatten. Wieder waren die Studien mehr als zweifelhaft. Die berechtigten Kritiken daran kamen ausnahmlos von Studien aus der Wirtschaft, wurden aber allesamt abgelehnt, weil die ja ein Eigeninteresse haben. Das heißt, der Staat darf der Industrie alles vorwerfen, Verteidigung ist zwecklos, weil man per se unglaubwürdig ist.
Wer zieht die Wissenschaftler zur Rechenschaft, die DDT als krebserregend eingestuft haben? Seitdem DDT deshalb nicht mehr als Malaria Prophylaxe empfohlen wurde, sind Millionen von Menschen gestorben. Danach stellte sich heraus, dass das alles wissenschaftlicher Unfug war. Seit 2005 empfiehlt die UN DDT wieder und die Todeszahlen sinken wieder. Die Politik hat die Wissenschaft längst als zuverlässigen Legitimationsapparat erkannt. Das Geschäft mit der fiktiven Gefahr läuft schon seit Jahrzehnten.
Vor ein paar Tagen fiel mir auf, dass in der ganzen aktivistischen Epidemiologie die Fäden immer wieder in Richtung USA zeigen, nicht nur weil Lauterbach bei Lanz die wissenschaftliche Kompetenz von Harvard und Yale ins Feld zu führen versucht hat. Lauterbach hat sich in der Runde zuversichtlich gezeigt, dass der Grenzwert für Feinstaub gesenkt werden würde. Und prompt sticht heute ein 'US-Wissenschaftler' Peter Mock via RedaktionsNetzwerk Deutschland, dessen SPD-Nähe gerade für Furore gesorgt hat, ein "Es schockiert mich" durch alle Medien durch, kritiklos von den Redaktionen durchgeschleust. Nein, kein NO2, sondern wieder die alte Klamotte 'Feinstaub und Ozon'. Mock ist der der sich damit rühmt den VW-Skandal ausgelöst zu haben, ist mit dem Aktivisten Axel Friedrich Teil des über das UBA verknoteten Netzwerks bis zur DUH. Wir sterben also mal wieder 2-3 Tage früher an Feinstaub und Ozon, das Letztere war nun schon einige Jahre aus dem Blickwinkel geraten. Ein Feuerwerk von hanebüchen Aussagen, das am Ende ein Mäuschen gebiert.
Vielleicht haben die Leute doch recht, die in den USA die Quelle der ganzen Umweltkampagnen sehen, SPD und Grüne die Marionetten.
Auch da hast du recht. Harvard six cities war der epidemiologische Präzedenzfall. Der Betrug bei CARB in Sachen Partikel hat dann die Schleusen der Korruption geöffnet.
Der ganze grüne Malthusianismus kommt ebenfalls aus den USA. Nur weil wir die Grünen haben, sind wir längst noch keine Vorreiter. Die privaten Geldgeber sowie die Steuerzentrale dafür (Climateworks) sind ebenso amerikanisch. Die Amerikaner sind uns gesellschaftlich fast immer voraus, im Guten wie im Schlechten.
Zum Thema Arbeitsplatzgrenwerte hat sich etwas getan. Der Richtwert für Wohn- und Büroräume wurde erhöht, skurrile Geschichte.
Die maximalen Arbeitsplatzkonzentrationen werden in der TRGS 900 geregelt. Der Grenzwert für Stickstoffdioxid ist dabei auf 950 µg/m³ limitiert. Es stimmt nicht, dass diese Konzentration nur für Gesunde und nicht für Schwangere oder Asthmatiker gilt. Die TRGS 900 nimmt z.B. explizit Bezug auf Asthmatiker und Schwangere und kennzeichnet ihre Stoffe entsprechend, wenn Anzeichen vorliegen, dass der Stoff für diese Gruppen bedenklich sein kann. Das ist für Stickstoffdioxid nicht der Fall! Angesichts der toxikologischen Ergebnisse ist das verwunderlich, da hier bei Asthmatikern bereits ab 200 µg/m³ leichte Reaktionen feststellbar sind. Aber so ist es nun mal. Praktisch ist das auch notwendig, sonst könnten viele Berufe wie z.B. Koch oder Schweißer nicht mehr ausgeübt werden.
Das UBA und viele, sogenannte Faktenfinder behaupten, dass der MAK-Wert von 950 µg/m³ nicht für Krankenhäuser, Wohn- oder Büroräume etc. gelte. Dort würde stattdessen ein Wert von 60 µg/m³ gelten. Das ist irreführend und entspricht nicht der ganzen Wahrheit. Zumindest aus dem Wirrwarr an Richtlinien und Zuständigkeiten ist nicht klar erkennbar, welcher Wert wo ab wann gilt. Die aktuelle TRGS 900 schließt z.B. Büros nicht explizit vom Gültigkeitsbereich aus, aber es ist naheliegend, dass dort nicht mit Gefahrstoffen hantiert wird. Sie gilt aber teilweise explizit für Krankenhäuser, wie es die TRGS 402 regelt, obwohl der AIR (Ausschuss für Innenraumrichtwerte) Krankenhäuser zu den Wohn- und Büroräumen zählt. Wahrscheinlich gelten also für Krankenhäuser beide, einmal die TRGS in Räumen, wo mit Gefahrenstoffen umgegangen wird und einmal die Innenraumrichtlinie in den sonstigen Räumen. Dort werden aber keine zu prüfenden und rechtlich belangbaren Grenzwerte sondern Richtwerte definiert. Auch ein Unterschied, den man berücksichtigen sollte.
Die mittlerweile veraltete Luftqualitätsrichtlinie aus den 1990er Jahren, die den NO2-Richtwert für Innenräume mit 60 µg/m³ beziffert, soll laut Umweltbundesamt nur bis 2015 gegolten haben. Sie stützt sich im Prinzip auf dieselben zweifelhaften WHO-Ergebnisse, wie es der heutige Grenzwert für Außenluft von 40 µg/m³ auch tut, nur schließt man hier eben auf 60 µg/m³. Anderer Richter, anderes Urteil, möchte man meinen. Aber so ist es gar nicht, denn der Richtwert von 60 µg/m³ ist nur ein Langzeitrichtwert der Kategorie II, also auf Wochenbasis. Kurzzeitig (Stundenwert) galten im Büro bisher 350 µg/m³ und damit fast das Doppelte wie auf der Straße. Für die Langzeitexposition (Richtwertkategorie I) wurde gar kein Wert definiert. Was zwischen 2015 und heute galt, ist unklar.
Heute (März 2019) verlinkt das UBA auf eine Tabelle für Innenraumrichtwerte, die für Stickstoffdioxid zwei Richtwerte definiert, einen Richtwert II von 250 µg/m³ und einen Richtwert I von 80 µg/m³. Man ist verwirrt. Hat man für den bisher undefinierten Langzeitrichtwert plötzlich 80 µg/m³ festgesetzt und damit mehr als für den bisherigen Wochenwert? Der Richtwert wäre damit auch doppelt so hoch wie an der stärksten befahrenen Straße zulässig. Und selbst der Kurzzeitgrenzwert von 250 µg/m³ ist noch 20% höher als der vergleichbare Straßengrenzwert.
Haben UBA und diverse Faktenfinder falsche Fakten berichtet? Was stimmt jetzt? 60 oder 80 µg/m³? Oder ist das bereits die Interpretation bzw. Novellierung, von der die ARD hier und hier bereits seit 2017 frohlockt? Im Dezember 2018 behauptet die ARD, dass der AIR den Langzeitgrenzwert von 40 µg/m³ und gleichzeitig zwei Kurzzeitgrenzwerte von 250 µg/m³ und 80 µg/m³ beschlossen hätte. Die 40 µg/m³ seien durch einen Verweis auf die WHO geregelt und die anderen beiden einfach beschlossen. Auf der UBA-Seite ist davon aber nichts direkt zu lesen. Dort steht nur:
Zitat Richtwert II (RW II) ist ein wirkungsbezogener Wert, der sich auf die gegenwärtigen toxikologischen und epidemiologischen Kenntnisse zur Wirkungsschwelle eines Stoffes unter Einführung von Unsicherheitsfaktoren stützt. Er stellt die Konzentration eines Stoffes dar, bei deren Erreichen beziehungsweise Überschreiten unverzüglich zu handeln ist.
Zum Richtwert I schreibt das UBA weiter:
Zitat Richtwert I (RW I - Vorsorgerichtwert) beschreibt die Konzentration eines Stoffes in der Innenraumluft, bei der bei einer Einzelstoffbetrachtung nach gegenwärtigem Erkenntnisstand auch dann keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist, wenn ein Mensch diesem Stoff lebenslang ausgesetzt ist.
Ein Fingerzeig offenbart sich bei genauerem Hinsehen auf den Eintrag in der aktuellen UBA-Tabelle zu Stickstoffdioxid. Hinter beiden Richtwerten, also auch hinter dem angeblichen Langzeitrichtwert I, der laut UBA bei lebenslanger Exposition ungefährlich sein soll, steht „(60 Min-Wert)“. Heißt das, dass der Langzeitrichtwert tatsächlich ein Kurzzeitgrenzwert sein soll? Man weiß es nicht und vermutet, dass es bei der Festlegung dieses hochpolitischen Themas große Diskussionen gab. Denn alle anderen Stoffe haben diesen Zusatz nicht.
Tatsächlich deutet das ebenso vom UBA veröffentlichte Sitzungsprotokoll des AIR genau darauf hin. Beim Kurzzeitgrenzwert waren da im Mai 2018 noch 500 µg/m³ im Gespräch und einen Langzeitgrenzwert wollte der AIR gar nicht festlegen! Grund:
Zitat Für eine Ableitung von Langzeitrichtwerten für NO2 in der Innenraumluft liegen aus Sicht des AIR zurzeit keine hinreichend belastbaren epidemiologischen Ergebnisse für NO2 als Einzelsubstanz vor. Im Unterschied zu den Kurzzeitstudien ließ sich aus den Langzeitstudien angesichts der erheblichen Unsicherheiten bzgl. der Expositionsabschätzung und bzgl. der Einflüsse diverser Confounder keine LO(A)EC ermitteln. Aufgrund der Datenlücken kam der AIR überein, von der Festsetzung von Langzeitrichtwerten für Stickstoffdioxid in der Innenraumluft abzusehen.
Deshalb setzte der AIR am Ende nur zwei Richtwerte fest, einen Kurzzeitrichtwert RW II (Gefahrenwert) von 250 µg/m³, der sich an Asthmatikern orientiert, und einen RW I (60 Min) von 80 µg/m³, dem man aber aus o.g. Gründen das Langzeitkriterium nicht zugestehen will. Von einem Verweis auf die WHO oder deren 40 µg/m³ ist aber nichts zu lesen. Hätte man die 80 µg/m³ aber als Wochenwert der Richtwertkategorie II definiert, wäre es offensichtlich eine Erhöhung des alten 60er Richtwerts gewesen. Das galt es wohl politisch zu vermeiden. Also ist der heutige Kompromiss eigentlich das genaue Gegenteil dessen, was die ARD berichtet hat. Der Grenzwert wurde nicht auf den Straßenwert gesenkt, sondern effektiv erhöht. Getauft hat man die Chose dann vermutlich aus politischen Gründen anders. Interessant ist auch die Begründung der Wissenschaftler, dass die Lage der epidemiologischen Studien keinen Aufschluss über Langzeitwirkungen zulasse. Es ist dasselbe Urteil, das schon 2017 für den deutschen Bundestag verkündet wurde und das beim Studium der wissenschaftlichen Literatur selbst interessierten Laien ins Auge springt.
Wie man bei dieser Ausgangslage den Grenzwert von 40 µg/m³ direkt neben der am stärksten befahrenen Straße Deutschlands rechtfertigen will, bleibt weiterhin ein Rätsel. Noch rätselhafter wäre damit eine weitere Absenkung des Straßenwertes, von der EU Kommissar Vella oder der Münchener Voodoo-Epidemiologen-Hohepriester Schulz schwadronieren. Wie würde man mit 40 µg/m³ für Wohnräume auch Gasthermen oder gar Gasherde betreiben wollen? Sollen Hunderttausende von Wohnungen plötzlich neue Heizungen bekommen, weil jemand behauptet, wegen irgendwelcher statistischer Tricks wäre plötzlich Gefahr für Leib und Seele in Verzug? Vor allem, was sollen die Millionen von Schwangeren, Kleinkindern und Asthmatiker machen, die problemlos in einer Wohnung mit Gastherme leben und ihr Leben lang mehr als 40 µg/m³ ausgesetzt sind? Und wo ist überhaupt der Nachweis, dass Asthmatiker, Schwangere und Kinder über 40 µg/m³ gesundheitlichen Schaden nehmen? Es gibt ihn, nach strengen wissenschaftlichen Maßstäben gemessen, nicht! Und wenn es schon für Wohnräume keine wissenschaftliche Erkenntnis gibt, die einen Langzeitgrenzwert rechtfertigt, dürfte die Bewertung für die Straßenhotspots noch viel schwieriger sein. Trotzdem ist sie erfolgt.
Eine Konsequenz der Kurzzeitrichtwerte II (alt und neu) müsste eigentlich sein, dass man Gasherde und offene Kamine, vielleicht sogar Schwedenöfen verbietet. Denn mit beiden werden diese Werte sicher überschritten. Man darf gespannt sein, was sich der Gesetzgeber noch alles einfallen lässt. Es scheint so, als ob des Feuers letzte Stunde geschlagen hätte. Ob ihm jetzt das CO2 oder das NO2 den Garaus machen, sei dahingestellt. Die Zukunft wird wohl klinisch rein sein. Mit Ausnahme der Pelletheizungen, die werden nämlich durch den Staat gefördert. Partikel oder Stickstoffdioxid zählen da natürlich nicht, man rettet schließlich nachhaltig den Planeten. Interessant auch zu beobachten, wie sich aufgeklärte Menschen in geifernde Kreuzzügler verwandeln, wenn es um die vermeintlichen Todesgefahren aus den Schwedenöfen geht. Man suche nur einmal nach den Beiträgen von Jörg Kachelmann auf Twitter. Auch das kann unseriöse Wissenschaft anrichten. Entgegen der proklamierten Toleranzgesellschaft entwickeln wir uns zunehmend in eine intolerante Gemeinschaft von vermeintlichen Partikulärrechten, die abergläubisch eigene Claims absteckt und diese gegen den Nachbarn als moralische Geschütze auffährt. Das nur nebenbei, weil es um Feuer und Rauch ging.
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