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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Llarian Offline



Beiträge: 7.120

13.05.2022 18:01
#501 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #498
Zermürbungstaktik kommt dann, wenn man wegen personeller und materieller Probleme nicht anders kann.

Wo steht das? Das ist eine reine Behauptung. Zermürbungstaktik ist genau dann sinnvoll, wenn sie mir mehr Vorteile als Nachteile verschafft (so wie praktisch alle menschliche Handeln). Da ein weltweiter Atomkrieg gemeinhin als nachteilig gilt, ist die Zermürbungstaktik ausgesprochen sinnvoll und effektiv.

Zitat
Man geht rein in den Mann.


Das tut man eben nicht, denn alles was ich damit erreiche ist eine Verzweifelung des Gegners. Wenn der Gegner aber Vernichtungswaffen in den Händen hat, dann will ich das nicht. Ich will ihm schaden, aber nie so sehr, dass ihm kein anderer Ausweg mehr erscheint. Das läuft seit mehr als 60 Jahren so. Aber Sie wissen es besser?

Zitat
Will Putin eine Atombombe auf seine Leute quasi im eigenen Land abwerfen? M.M.n. erhöht Frustration durch Übermüdung die Wahrscheinlichkeit eines Exzesses.


Das ist widersinnig. Frustration durch sofortigen Verlust ist mit SICHERHEIT(!) der wahrscheinlichere Weg zur Eskalation. Während Zermürbungskriege seit Jahrzehnte erfolgreich und ohne Eskalation geführt werden. Oder um bei ihrem Dorfkrug zu bleiben: Wenn der einen den anderen niedersticht, dann sollte er nicht damit rechnen, dass man nachher wieder ein Bier mit ihm trinkt.

Zitat
aber gleichzeitig das Angebot machen sollte, "pass auf, das klappt nicht, höre auf, gehe zurück und wir machen da weiter, wo wir begonnen haben" Analog zur Schlägerei im Dorfkrug, wo man danach ein Bier zusammen trinkt.


Das tun wir aber nicht und die Illusion sollte man sich auch nicht machen. Es gibt kein zurück auf Los, bzw. der Weg ist sehr, sehr weit und er wird nicht mit Putin gegangen werden. Um bei ihrer Analogie zu bleiben: Wenn der eine den anderen niedersticht, dann sollte er nicht damit rechnen, dass man nachher wieder ein Bier mit ihm trinkt.

Zitat
Die die russischen Soldaten in der UA haben. Verwandschaft, Freunde, gemeinsame Geschichte... Mir würde es schwer fallen, gegen Polen zu kämpfen.


Das würde sich sehr schnell ändern, wenn die Polen anfangen würden mit Streumunition auf Krankenhäuser zu feuern und sie den einen oder anderen Säugling beerdigen müssen. Polen & Deutsche haben auch Jahrhunderte nebeneinander gelebt und trotzdem war am Ende des zweiten Weltkriegs mit Sicherheit von brüderlichen Gefühlen für die Deutschen auf polnischer Seite nichts mehr übrig. Und es hat Generationen gebraucht das wieder halbwegs zu kitten. Was Putin angerichtet hat, erschöpft sich nicht in einigen zehntausend Toten und einer dreistelligen Schadenssumme. Was Putin angerichtet hat, ist eine Spaltung und Verfeindung, die zu seinen Lebzeiten, selbst wenn er sehr alt wird, nicht mehr einzufangen sein wird. Die Ukraine war für Russland auch nur als Freund verloren, als Butscha bekannt wurde und Putin die Mörder auch noch auszeichnete. Den Geist kriegt man nicht mehr in die Flasche, der Zug ist gefahren.

Zitat
Da verändert sich nichts Wesentliches, es gab über Nacht keine tektonische Plattenverschiebung.


Und wie es die gab. Noch vor dem ersten Schuss ist Putin (und die halbe Welt mit ihm) davon ausgegangen, dass die keine Woche brauchen würden um den Krieg auf dem Papier zu gewinnen und noch eine weitere Woche um das Land zu besetzen. Und wo sind sie jetzt? Den Krieg werden sie vermutlich nicht mehr gewinnen und wenn sie ganz großes Pech haben, könnten sogar die besetzten Gebiete in Gefahr geraten. Wenn die nicht neu bewerten, dann weiß ich wo deren Problem ist. :)

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

13.05.2022 20:48
#502 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #485
Das China unser Alptraum-Gegner ist/ wird, kann man schin lange sehen.
Ein effizienter(!) expansiver Kommunismus - schlimmer gehts nicht.

Sehe ich anders:

Warum CHINA die USA NICHT BESIEGEN wird!

HR2 Offline



Beiträge: 1.008

13.05.2022 21:41
#503 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #502
Zitat von Frank2000 im Beitrag #485
Das China unser Alptraum-Gegner ist/ wird, kann man schin lange sehen.
Ein effizienter(!) expansiver Kommunismus - schlimmer gehts nicht.

Sehe ich anders:

Warum CHINA die USA NICHT BESIEGEN wird!


So ist es! China hat keine Chance gegen die USA. Der über Generationen anerzogene Kollektivismus gebärt keine Innovationen.
Innovationen gedeihen nur im Individualismus und der bedingt Freiheit.
Und wie sind die Aussichten für erfolgreiche Unternehmen in China? Du wirst einen Kopf kürzer gemacht, siehe Alibaba und Co.
Ne, die Quadratur des Kreises gelingt auch der KP nicht.

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

13.05.2022 23:27
#504 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #502
Zitat von Frank2000 im Beitrag #485
Das China unser Alptraum-Gegner ist/ wird, kann man schin lange sehen.
Ein effizienter(!) expansiver Kommunismus - schlimmer gehts nicht.

Sehe ich anders:

Warum CHINA die USA NICHT BESIEGEN wird!

Man kann das gerne anders sehen, aber wenn DAS Video der Beleg dafür sein soll....
Ich will jetzt nicht sagen "Ich will meine halbe Stunde Lebenszeit zurück", aber das ist schon eine reichlich schwache Aneinanderreihungen von Behauptungen ohne tieferen Beleg. Da wird dann das BIP als Indikator abgelehnt, weil es nicht der Zielvorstellung entspricht, dafür dann etwas verschwurbelt das BIP per capita um die Ecke als Größe verwendet, um die Überlegenheit zu zeigen. Das warum und wieso spart man sich dann auch gleich. Oder es wird "stolz" darauf hingewiesen, dass in Amerika 44% der Berufsanfänger einen Hochschulabschluss vorweisen können (ich nehme an um auf diese Zahlen zu kommen werden College-Abschlüsse gezählt). Vollkommen bar der Aussage das das praktisch nichts aussagt, wenn ein guter Teil dieser Abschlüsse in vergleichenden Gender-Wissenschaften oder ähnlichem Mumpitz besteht. Das die amerikanischen Unis und Colleges ein gewaltiges Qualitätsproblem entwickelt haben ist nicht neu. Aber dem Mann im dem coolen Hemd wohl eher nicht bekannt.

Ich bin sicher China hat seine Probleme. Und es ist auch gut möglich, dass die beabsichtigte Kernaussage am Ende stimmen wird. Aber wenn Vorhersagen so schlecht begründet werden handelt es sich am Ende um Wahrsagerei. Nicht das ein Wahrsager am Ende nicht auch mal Recht haben kann.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

13.05.2022 23:30
#505 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #467
Bärbock schließt derweil alle Türen: "Nie wieder Gas aus Russland" Es besteht also kein Interesse an einer Zeit nach dem Krieg mit Russland.
So kann man es nicht sagen. Natürlich vermischt hier Baergeiß ihre energieideologischen Anliegen mit den Lageerfordernissen.
Es ist allerdings in der Tat gedankenlos und schädlich, auf diese Weise der russischen Seite zu signalisieren, daß ein Abzug aus der Ukraine nicht durch eine Wiederaufnahme der Gasgeschäfte belohnt werden würde.

Zitat von Yago im Beitrag #467
Was mir nicht klar ist: Mit ein paar Raketen und Drohnen ist lt. Presse die russische Armee fast aufgerieben. Warum erledigt man nicht aus der Ferne elegant und kostensparend den Rest der russ. Panzer etc? Warum sind die Russen noch handlungsfähig?
Da haben Sie durch die Presse einen falschen Eindruck von den quantitativen Verhältnissen. Raketen werden gerne überbewertet, weil sie viel zu teuer und zu sperrig für die Logistik sind. Drohnen haben ihren Hauptnutzen eher in der Zielaufklärung für die Rohrartillerie.

Beispiel: So eine Bayraktar-TB-2-Drohne hat eine Reichweite von etwas mehr als 150km und eine Marschgeschwindigkeit von ca. 130km/h. Nutzlast sind vier sehr kleine Abwurfwaffen mit maximal 20kg Sprengstoff. Es können also in zwei Einsatzstunden maximal vier nahe beieinanderliegende Ziele bekämpft werden. Praktisch ist es aber viel weniger, weil die Drohnen ihre Ziele erst finden müssen, diese Ziele zur Waffenbeladung passen müssen (z.B. kann man mit panzerbrechender Munition nicht eine Schützengruppe effektiv bekämpfen oder mit Splittermunition keine Panzer), sie nicht unbedingt nahe beieinander liegen, die Drohnen noch gewartet werden müssen und dafür regelmäßig die Position der Werkstatt gewechselt werden muß, um sich Gegenangriffen zu entziehen. Außerdem werden immer mal wieder Drohnen abgeschossen, die Drohnen ihrerseits treffen daneben und Einsatztage fallen wegen schlechten Wetters aus (niedrige Wolkendecke).

Die Ukraine hatte bei Invasionsbeginn 9 Drohnen. Nun kann man überschlagen, wie groß das Vernichtungspotential der Drohnen wirklich ist. Vielleicht ein paar Hundert Fahrzeuge seit Invasionsbeginn. Das kann dauern, bis man alle tausend russische Militärfahrzeuge erfolgreich bekämpft hat!

Entscheidend ist dabei: Was machen die vielen Militärfahrzeuge, die nicht sofort bekämpft wurden? Sie können nur im Schach gehalten werden durch Bodentruppen in deren Nähe. Wer sich rührt, wird entweder von Panzern oder Infanterie sofort oder von Artillerie nach ein paar Minuten beschossen. Das hat eine ganz andere Wirkung als die Drohnen, die Stunden brauchen und dann stundenlang nicht mehr da sein können. Die Drohnen sind wirklich nur zur Aufklärung und für besondere, bekannte Ziele von Nutzen. Die "Vernichtungsarbeit" liegt bei der Rohrartillerie.

Yago Offline



Beiträge: 471

14.05.2022 13:43
#506 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #500
Zitat von Yago im Beitrag #498

Wesentlich hat sich nur für Russland geändert, dass die Nato einen Waffengang mit Russland nun als führ- und gewinnbar betrachtet.



Manchmal frage ich mich, ob wir in der selben Welt leben. So lange Russland ABC-Waffen besitzt, wird die NATO niemals russisches Staatsgebiet angreifen.



Besser formuliert: erfolgreich auf dem Boden der UA rücksichtslos gegen den Gegner vorgehen. Und das traut sich die Nato zu Recht zu.

Yago Offline



Beiträge: 471

14.05.2022 14:09
#507 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #501
Zitat von Yago im Beitrag #498
Zermürbungstaktik kommt dann, wenn man wegen personeller und materieller Probleme nicht anders kann.

Wo steht das? Das ist eine reine Behauptung. Zermürbungstaktik ist genau dann sinnvoll, wenn sie mir mehr Vorteile als Nachteile verschafft (so wie praktisch alle menschliche Handeln). Da ein weltweiter Atomkrieg gemeinhin als nachteilig gilt, ist die Zermürbungstaktik ausgesprochen sinnvoll und effektiv.



Man versucht, zu zermürben, wenn einem nichts anderes bleibt oder man (als Zuschauer) die Dinge nicht beenden möchte.

In Vietnam hat der Vietcong auch nicht zermürbt, um statt der Atombombe Green Orange zu bekommen. Die Schlussfolgerung für Diktatoren ist, leg dir ABC-Waffen zu und du wirst nur zermürbt.

Das Zermürben wird mehr Opfer fordern, als eine gezielte Konfrontation mit zügigem Ende

Zitat von Llarian im Beitrag #501
[

Zitat
aber gleichzeitig das Angebot machen sollte, "pass auf, das klappt nicht, höre auf, gehe zurück und wir machen da weiter, wo wir begonnen haben" Analog zur Schlägerei im Dorfkrug, wo man danach ein Bier zusammen trinkt.

Das tun wir aber nicht und die Illusion sollte man sich auch nicht machen. Es gibt kein zurück auf Los, bzw. der Weg ist sehr, sehr weit und er wird nicht mit Putin gegangen werden. Um bei ihrer Analogie zu bleiben: Wenn der eine den anderen niedersticht, dann sollte er nicht damit rechnen, dass man nachher wieder ein Bier mit ihm trinkt.

Zitat
Die die russischen Soldaten in der UA haben. Verwandschaft, Freunde, gemeinsame Geschichte... Mir würde es schwer fallen, gegen Polen zu kämpfen.


Das würde sich sehr schnell ändern, wenn die Polen anfangen würden mit Streumunition auf Krankenhäuser zu feuern und sie den einen oder anderen Säugling beerdigen müssen.


.

Es gibt ein Zurück auf Los. In Ruanda ist das so. Die Hutus und Tutsis sind zurück auf Los. Deutschland nach dem WK II ebenfalls. Es geht nicht anders, schon deshalb nicht, weil die meisten Konflikte auf Kränkungen beruhen (gekränkte Eitelkeiten).

Was die Säuglinge betrifft: Putin verhält sich so, wie er es tat, weil es vom Westen zugelassen wurde. Nicht Putin ist dominant, sondern der Westen hat seine Dominanz aufgegeben. Gibt es keinen Rahmen, werden die Leute wild und machen Quark. Zu einem guten Rahmen gehört die Anerkennung und die Belohnung von "Wohlverhalten". Da ist der Mensch immer noch wie ein Affe. Der Krieg hätte nicht sein müssen.

Yago Offline



Beiträge: 471

14.05.2022 14:19
#508 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #505

Zitat von Yago im Beitrag #467
Was mir nicht klar ist: Mit ein paar Raketen und Drohnen ist lt. Presse die russische Armee fast aufgerieben. Warum erledigt man nicht aus der Ferne elegant und kostensparend den Rest der russ. Panzer etc? Warum sind die Russen noch handlungsfähig?
Da haben Sie durch die Presse einen falschen Eindruck von den quantitativen Verhältnissen. Raketen werden gerne überbewertet, weil sie viel zu teuer und zu sperrig für die Logistik sind. Drohnen haben ihren Hauptnutzen eher in der Zielaufklärung für die Rohrartillerie.



Das war mein Gedanke, denn sonst wäre die russische Armee schon abgefertigt.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass durch die Berichterstattung: "Schon wieder Russenpanzer zerlegt... Putin in die Enge gedrängt..." der Konflikt einmal vereinfacht wird. Er beschränkt sich auf 2 Panzergefechte pro Woche, ist locker und siegreich zu führen, so dass der Laie sich fragt, wozu der Russe überhaupt Panzer mitführt oder Kreuzer hat. Zum anderen wird dargelegt, dass "wir" gewinnen werden. Sonst würden Habeck und Scholz nicht sagen, dass sie kein Problem mit einem Krieg haben.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass darauf eingestimmt wird, dass der Konflikt länger dauern wird, wir alle ärmer werden und Putin an allem schuld ist. Viele Parteien werden sich mit diesem Krieg entlasten.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

14.05.2022 19:55
#509 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #507
Putin verhält sich so, wie er es tat, weil es vom Westen zugelassen wurde. Nicht Putin ist dominant, sondern der Westen hat seine Dominanz aufgegeben. Gibt es keinen Rahmen, werden die Leute wild und machen Quark. Zu einem guten Rahmen gehört die Anerkennung und die Belohnung von "Wohlverhalten". Da ist der Mensch immer noch wie ein Affe. Der Krieg hätte nicht sein müssen.
So ist es. Und es war vorhersehbar.


Zitat von Yago im Beitrag #508
Das war mein Gedanke, denn sonst wäre die russische Armee schon abgefertigt.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass durch die Berichterstattung: "Schon wieder Russenpanzer zerlegt... Putin in die Enge gedrängt..." der Konflikt einmal vereinfacht wird. Er beschränkt sich auf 2 Panzergefechte pro Woche, ist locker und siegreich zu führen, so dass der Laie sich fragt, wozu der Russe überhaupt Panzer mitführt oder Kreuzer hat.
Die Berichterstattung ist anders als in vorherigen Kriegen, da Rußland die "spezielle Operation" aus innenpolitischen Gründen verniedlicht. Deswegen muß sich Rußland bei Erfolgsmeldungen über gewonnene Bodengefechte und Geländegewinne beschränken. Die russische Darstellung der "speziellen Operation" ähnelt sozusagen dem, wie der Afghanistaneinsatz für die NATO ausgesehen hat. Da wurde auch nur selten über Geländegewinne und Gefechte berichtet, was damals allerdings daran lag, daß die Taliban meistens eine assymetrische Kriegführung betrieben hatten, also Hinterhalte und "hit and run" statt Gefechte.

An Bekanntgaben einer Kriegspartei bleiben daher fast nur die ukrainischen Erfolgsmeldungen übrig. Da wird eine verhinderte Flußüberquerung der Russen groß ausgewalzt. Eine ihrer gelungenen Querungen, durch die eine ukrainische Brigade(?) in ihrer Flanke attackiert wurde und durch die es für die Ukrainer zu Geländeverlusten und vermutlich auch zu herben Verlusten an Menschen und Material gekommen ist, wird kaum registriert. In der Summe kommen wir über die Medien daher zu einem falschen Eindruck.

Zitat von Yago im Beitrag #508
Zum anderen wird dargelegt, dass "wir" gewinnen werden.

Es ist nicht so sicher, daß "wir" gewinnen. Die russischen Streitkräfte haben nach wie vor die Initiative. Und selbst wenn sie die Initiative nicht mehr haben für eigene Angriffsoperationen, werden sie immer noch stark genug sein, um die ukrainischen Streitkräfte aus Defensivstellungen aufzuhalten. So lange haben "wir" nicht gewonnen. Eher China.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

14.05.2022 20:43
#510 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #509
Da wird eine verhinderte Flußüberquerung der Russen groß ausgewalzt.


Das täuscht nicht. Es handelte sich um den dreifach (!) gescheiterten Rückzug von zwei russischen BTGs über den Siewierskyj Donetsk bei Bilohoriwka auf russisches Gebiet, der restlos aufgerieben worden ist, mit 73 Panzern & gepanzerten Transportfahrzeugen. Die den vermeintlichen Geländegwinnen handelt es sich um den Rückzug der ukrainischen Truppen auf gesicherte Stellungen. Die Geländegewinne sind minimal und haben keine strategischen Bedeutung. Bitte im Hinterkopf behalten, daß es sich hier noch gar nicht um die große Gegenoffensive handelt (obwohl die ukrainische Heeresleitung vor zwei Tagen offiziell den über gang zur "offensiven Phase" des Krieges erklärt hat). Zurzeit geht es um das "Weichklopfen" der russischen Stellungen und wenn möglich kleine Geländegewinne. Momentanes & erreichtes Ziel ist es, Charkiw außer Reichweite von russischem Beschuß zu bringen und als Drehkreuz für Nachschub zu sichern.

Zitat
Jomini of the West @JominiW
1/ Ukrainian TVD, Day 77-79. The past 72 hrs has seen the Ukrainian military press the advantages made by their limited Kharkiv counteroffensive to push Russian forces into the Belgorod Oblast. Russian offensive action along the Siverskyi Donets Line has achieved little success.
8:21 PM · May 14, 2022·Twitter Web App

2/ Weather. Forecast for the next 10 days will see increased rainstorms & cloud cover, severely degrading air & artillery strikes and ground assaults. Wind speed and direction will favor Ukrainian artillery strikes, however. Rainfall will continue to restrict movement to roads.

3/ Kharkiv OD. Russian forces have been thoroughly defeated north of Kharkiv. Russia has been conducting a fighting withdrawal since the start of the Ukrainian counteroffensive rather than trying to establishing a new defensive line. #UkraineRussianWar #Kharkiv

4/ The redeployment of 1st GTA & VDV units to the Vovchansk & Kupyansk areas indicates an eastward defensive shift tying into the natural barrier of the Siverskyi Donets River to augment the defensive capability & capacity of Russian forces to guard their rail & road GLOCs.

5/ Severodonetsk-Donetsk OD. Russian forces have suffered a series of significant setbacks with a few marginal successes over the past several days. Attrition & redeployment of 1st GTA / VDV units from the Izium Axis has forced Russia to assume the defense in this area. #Donbas

6/ Further east in the Severodoentsk Salient two attempts to ford the Siverskyi Donets NW of Severodoentsk and envelop the Salient from the NW and west resulted in a decisive defeat of at least one guards brigade, possibly two.

7/ Russian forces may be coming close to a culmination point in which they will have no choice but to halt offensive action for a more extensive refit to reconstitute combat losses. Before this occurs, they will likely shift to an all or nothing effort to seize Severodonetsk.

8/ Zaporizhzhia OD. Little has changed in the Zaporizhzhia OD over the past several days. Russian forces continue to rely on air & artillery strikes against Ukrainian defensive positions as units still reconstitute from the Siege of Mariupol.



https://twitter.com/JominiW/status/1525541738147991554



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

14.05.2022 20:48
#511 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #509
An Bekanntgaben einer Kriegspartei bleiben daher fast nur die ukrainischen Erfolgsmeldungen übrig.


Wobei ich mir da nicht sicher bin, ob das nicht hauptsächlich am politischen / medialen Spin liegt. Also, dass Erfolgsmeldungen der Ukraine berichtet werden, russische nicht (weil man denkt es sei eh nur Propaganda, oder weil sie nicht ins Narrativ passen; man weiss ja, wie genau es Journalisten mit der Wahrheit nehmen).

Was mir bei der ganzen Sache z.B. ein Rätsel aufgibt, ist die russische Luftwaffe. Die sollte ihnen eigentlich einen immensen Vorteil ggü. der Ukraine verschaffen. Die neu gelieferte Artillerie bspw. ist der russischen sicher überlegen, nur bringt sie nicht viel, wenn sie nach drei Tagen zusammengebombt wird. Alle Berichte beschränken sich eigentlich nur auf die Truppen mit museumsreifen Panzern. Da ist gesunde Skepsis angebracht, auch wenn die Russen sich nachweislich nicht sonderlich schlau anstellen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

14.05.2022 20:58
#512 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #511

Was mir bei der ganzen Sache z.B. ein Rätsel aufgibt, ist die russische Luftwaffe.


Das ganze Modus operandi der russischen Luftunterstützung ist eines des großen Rätsel für alle (westlichen) Experten in diesem Krieg. Da scheint keinerlei effektive Verzahnung zwischen den verschiedenen Abteilungen zu herrschen, so gaß von effektiver Luftunterstützung für Bodeneinsätze nicht einmal die Rede sein kann. Statt dessen werden nur Einzeleinsätze, oft sogar nur mit einzelnen Maschinen, geflogen, die Ziele beschossen oder bombardiert und im Tiefflug wieder abgezogen.



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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

14.05.2022 21:26
#513 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #512
Das ganze Modus operandi der russischen Luftunterstützung ist eines des großen Rätsel für alle (westlichen) Experten in diesem Krieg. Da scheint keinerlei effektive Verzahnung zwischen den verschiedenen Abteilungen zu herrschen, so gaß von effektiver Luftunterstützung für Bodeneinsätze nicht einmal die Rede sein kann.


Mein Eindruck ist, dass die Russen keine vernünftige Aufklärung haben. Das würde vieles erlären (wobei die Frage bleibt, _warum_ es diese Aufklärung nicht gibt). Nach meinem Kenntnisstand sind Flugzeuge deshalb nur stark eingeschränkt nutzbar, weil die Ukraine noch Luftabwehrsysteme hat. Die müsste man eben zuerst lokalisieren und dann mit Langstreckenwaffen ausschalten. So würde es der Ami machen, wie bspw. schon im Irak. Das passiert aber offenbar nicht, aus welchem Grund auch immer.

HR2 Offline



Beiträge: 1.008

14.05.2022 21:44
#514 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #513
Nach meinem Kenntnisstand sind Flugzeuge deshalb nur stark eingeschränkt nutzbar, weil die Ukraine noch Luftabwehrsysteme hat. Die müsste man eben zuerst lokalisieren und dann mit Langstreckenwaffen ausschalten. So würde es der Ami machen, wie bspw. schon im Irak. Das passiert aber offenbar nicht, aus welchem Grund auch immer.


Vorweg: Ich habe keine Ahnung.
Sind Luftabwehrsysteme denn so leicht zu orten? Können die sich nicht überall verstecken?
Und hat Russland Drohnen im Einsatz? Die Erfolge der Ukraine mit der "türkischen Drohne",
die russische Stellungen markiert und präzise Ziele liefert sind beeindruckend.
Oder ist das Propaganda? Wo sind die russischen Drohnen?

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

14.05.2022 22:36
#515 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von HR2 im Beitrag #514
Wo sind die russischen Drohnen?



Im Einsatz. Nach der täglichen Statistik des ukrainischen Verteidigungsministeriums von heute morgen, MESZ 8:49, vermelden die den Abschuß von jetzt 411 Drohnen ("auf taktisch-strategischem Level", also für mehr als reine Aufklärung), 6 mehr als gestern. Zu Beginn des Kriegs am meisten gefürchtet waren die Zala Aero Kyb-Drohnen; das ist "loitering munition" mit Streubombenwirkung. Als Aufklärungsdrohne verwendet die russische Armee zumeist das Modell Орлан-10; am 2. Mai haben die Ukrainer 10 davon als Abschüsse vermeldet.

https://www.army-technology.com/projects...e-drone-russia/



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

14.05.2022 22:59
#516 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #507
Man versucht, zu zermürben, wenn einem nichts anderes bleibt oder man (als Zuschauer) die Dinge nicht beenden möchte.

Nichts übrig bleiben ist eine sehr weitläufige Formulierung. Die Alternative ist ein Nuklearkrieg. Den wollen die Amis nicht führen und wenn dann der Zermürbungskrieg übrig bleibt, dann ist das eben so.

Zitat
In Vietnam hat der Vietcong auch nicht zermürbt, um statt der Atombombe Green Orange zu bekommen.


Zunächst mal ist es Agent Orange, zum anderen: Es war weniger der Vietcong der diese Entscheidung getroffen hat sondern die Russen, die in einer ganz ähnlichen Situation waren wie heute die Amerikaner. Offener Krieg hätte zu einer nukleare Eskalation geführt. Aber die Waffenlieferungen an den Vietcong haben zu einem jahrelangen Zermürbungskrieg geführt, den die Amis am Ende verloren haben.

Zitat
Die Schlussfolgerung für Diktatoren ist, leg dir ABC-Waffen zu und du wirst nur zermürbt.


Dem ist so. Deswegen streben die ja auch danach. Das ist ja nicht neu.

Zitat
Das Zermürben wird mehr Opfer fordern, als eine gezielte Konfrontation mit zügigem Ende


Sehr viel mehr. Vor allem unter Zivilisten. Aber das kann die grundsätzliche Problematik nicht ändern. Eine offene Konfrontation kann sich der Westen nicht leisten, weil sie zu einem Nuklearkrieg führen würde. Die Ukraine fallen lassen, kann er sich aber auch nicht leisten, weil in wenigen Jahren dann das selbe Problem in Polen ansteht. Der Westen tut eben genau das, was am meisten Sinn macht: Unterstützen bis sich Russland wund gelaufen hat.

Zitat
Es gibt ein Zurück auf Los. In Ruanda ist das so. Die Hutus und Tutsis sind zurück auf Los.


Nein. Sind sie nicht. Die Tutsi werden den Hutus jahrzehntelang nicht trauen und was vorher an Segregation da war ist nur extremer geworden. Und für Deutschland galt lange, lange Zeit genau das selbe. Das Deutschland der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre war nie gleichberechtigt am Tisch der anderen Nationen. Die Verbrechen des dritten Reiches saßen grundsätzlich mit am Tisch. Es dauerte mithin mehr als 50 Jahre, zwei Generationen, bis Deutschland seine Souveränität wiedererlangte. Und viele trauen den Deutschen immer noch nicht (zurecht nebenbei). Es gibt kein "Zurück auf Los" wenn ich jemanden umgebracht habe. Alles was es gibt ist eine lange, sehr lange Strecke zur Vergebung. Das tun wir mithin im Großen wie im Kleinen. Einem Mörder vergeben wir auch nicht. Wir bewahren ihn mehrere Jahrzehnte hinter Gittern auf und selbst wenn er wieder "resozialisiert" wird bleibt er ein Mörder. Es wird auch für Russland kein "Zurück auf Los" geben.

Zitat
Was die Säuglinge betrifft: Putin verhält sich so, wie er es tat, weil es vom Westen zugelassen wurde. Nicht Putin ist dominant, sondern der Westen hat seine Dominanz aufgegeben.


Endlich mal eine Übereinstimmung. Genau so ist es. Putins Handeln ist durch den Westen massiv befördert worden, sowohl durch die Nulpe im weißen Haus, aber peinlicherweise auch durch jede Menge deutsche Politiker. Das ist eine ganz eigene Problematik. ABER: Das entschuldigt nicht Putin. Hitler ist ja auch nicht entschuldigt, weil die Briten die Pfeife Chamberlain gewählt haben. Putin hat diesen Krieg begonnen.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

14.05.2022 23:32
#517 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von HR2 im Beitrag #514
Vorweg: Ich habe keine Ahnung.

Ich auch nicht, ich lese nur alles mögliche und versuche mir daraus einen Reim zu machen...

Zitat von HR2 im Beitrag #514
Sind Luftabwehrsysteme denn so leicht zu orten? Können die sich nicht überall verstecken?

Das ist eine gute Frage. Mobil sind sie definitiv, aber es sind SAM-Systeme aus Sowjetproduktion, d.h. die Russen sollen schon wissen, wie mobil die Dinger sind (auch in Abhängigkeit des Luftraums, den sie abdecken müssen) und wie man sie verstecken kann. Wie schon beschrieben, die Amis haben das ganze Zeug im Irak innerhalb 1-2 Wochen ausgeschaltet (wobei das US-Militär natürlich sowohl technisch als auch finanziell in Dimensionen unterwegs ist, die kein anderes Land der Erde annähernd erreicht; die haben halt cruise missiles aus dem Persischen Golf verschossen, die so viel gekostet haben wie 10 russische Bruttoinlandsprodukte )

Zitat von HR2 im Beitrag #514
Und hat Russland Drohnen im Einsatz? Die Erfolge der Ukraine mit der "türkischen Drohne",
die russische Stellungen markiert und präzise Ziele liefert sind beeindruckend.


Wie man so hört, ja. Die Drohnen haben natürlich nur eine sehr begrenzte Reichweite, die kann man bspw. nutzen, um feindliche Stellungen in 50km Entfernung zu orten und dann die Haubitzen darauf ausrichten. Das machen die Russen m.W. auch, genauso wie die Ukrainer (wobei wir wieder bei meinem ersten Beitrag wären: Man hört in der Presse nur davon, wenn das bei den Ukrainern klappt, nicht wenn es bei den Russen klappt).

Aber sorry, bei einem Land wie Russland wäre ich davon ausgegangen, dass sie global flächendeckende Satellitenaufklärung haben, oder sowas in der Art. Und wenn die zu langsam liefert (und der Feind sie kennt und deshalb regelmäßig seine Stellungen umsiedelt), evtl. auch Aufklärungsflugzeuge, die hoch genug fliegen können um nicht abgeschossen zu werden. Keine Ahnung. Sieht jedenfalls nicht nach technischer Überlegenheit aus.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

15.05.2022 00:33
#518 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #509
Die Berichterstattung ist anders als in vorherigen Kriegen, da Rußland die "spezielle Operation" aus innenpolitischen Gründen verniedlicht. Deswegen muß sich Rußland bei Erfolgsmeldungen über gewonnene Bodengefechte und Geländegewinne beschränken.


Ich verfolge fast täglich das Morgen- und Abendbriefing des russischen Verteidigungsministeriums. Da mangelt es wirklich nicht an großartigen Erfolgsmeldungen. Ich kann da wenig Zurückhaltung erkennen, "Spezialoperation" hin oder her. Russland siegt seit etwa 80 Tagen an allen Fronten. Das erklärt, warum seriöse Medien diese Meldungen nicht unbedingt ungeprüft an ihre Konsumenten weiterleiten - im Prinzip wird jeden Tag eine "Moskwa-Geschichte" erzählt, da ist eben Vorsicht angesagt.

Russlands Versagen an der Propagandafront ist m.E. drastischer als an der "echten" Front.

Gruß
hubersn

--
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Llarian Offline



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15.05.2022 00:55
#519 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #517
Das ist eine gute Frage. Mobil sind sie definitiv, aber es sind SAM-Systeme aus Sowjetproduktion, d.h. die Russen sollen schon wissen, wie mobil die Dinger sind (auch in Abhängigkeit des Luftraums, den sie abdecken müssen) und wie man sie verstecken kann.

Das sind wohl die S300 Systeme. Nur sollte man nicht vergessen, dass so ein Stinger System von der Schulter geschossen werden kann und auch ganz gut trifft. Ich bin ebenso wenig Experte wie die anderen hier, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Grund für die Zurückhaltung darin besteht, dass man nicht weiß, was für Systeme in der Ukraine verteilt zu finden sind. Und die Kosten einer Stinger Rakete sind ziemlich lächerlich gegen die Kosten eines Jets. Da kann man hunderte von kaufen für den Preis eines Jets.

Zitat
Aber sorry, bei einem Land wie Russland wäre ich davon ausgegangen, dass sie global flächendeckende Satellitenaufklärung haben, oder sowas in der Art. Und wenn die zu langsam liefert (und der Feind sie kennt und deshalb regelmäßig seine Stellungen umsiedelt), evtl. auch Aufklärungsflugzeuge, die hoch genug fliegen können um nicht abgeschossen zu werden. Keine Ahnung. Sieht jedenfalls nicht nach technischer Überlegenheit aus.


Ich glaube wir machen generell den Fehler die russischen Möglichkeiten mit denen der einzig verbleibenden Supermacht zu assoziieren, weil zum Zeitpunkt des kalten Krieges mal eine solche Gleichheit existierte. Aber das ist Russland, nicht die UDSSR. Das Land ist bei Licht betrachtet recht arm, hat ein Bruttosozialprodukt von der Hälfte(!) der BRD, und gibt für seine Armee ganz ähnliche Summen aus wie die Deutschen. Das ist nicht nur mit den Amis nicht vergleichbar (da liegt ja mehr als eine halbe Zehnerpotenz zwischen), das muss auch irgendwo Abstriche geben. Auch und gerade wenn man unpraktische Atomwaffen pflegen muss und gleichzeitig "Superwaffen" entwickelt. Die haben schlicht nicht all das, was die Amis haben. Und möglicherweise mangelt es wirklich an funktionsfähigen Jets, weil das Geld woanders gebraucht wurde. Vielleicht haben sie nicht die dolle Drohnen, weil sie schlicht die Technik nicht haben. Wissen wir alles nicht. Aber am Ende kochen die auch nur mit Wasser. Es ist wie ich es gerade schrieb: Das ist NICHT die UDSSR. Das ist Obervolta mit Atomwaffen.

F.Alfonzo Offline



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15.05.2022 01:42
#520 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #519
Das sind wohl die S300 Systeme.


Nicht mal die, ich meinte noch was altmodischeres, mit Raketen, die so aussehen wie die Dinger die Wernher von Braun für Adolf entworfen hat.
Davon gibt's sehr viele in der Ukraine und in Russland, und altmodisch bedeutet natürlich nicht automatisch ineffektiv, das sollte auch klar sein.


Zitat von Llarian im Beitrag #519
Das sind wohl die S300 Systeme. Nur sollte man nicht vergessen, dass so ein Stinger System von der Schulter geschossen werden kann und auch ganz gut trifft. Ich bin ebenso wenig Experte wie die anderen hier, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Grund für die Zurückhaltung darin besteht, dass man nicht weiß, was für Systeme in der Ukraine verteilt zu finden sind. Und die Kosten einer Stinger Rakete sind ziemlich lächerlich gegen die Kosten eines Jets. Da kann man hunderte von kaufen für den Preis eines Jets.



Ich verstehe allerdings ihr Stinger-Argument nicht: Die SAMs sind für Flugabwehr in großen Höhen (auch bei altmodischen Systemen bis zu 20km, da kommt man nicht aus, ausser man hat ein Flugzeug das noch höher fliegen kann). Daher haben, wie ich gelesen habe, die russischen Kampfjets meist Tiefflugmissionen durchgeführt, weil sie da von dem SAM-System nicht geortet werden können. Die tragbaren Flugabwehrsysteme (Stinger usw.) funktionieren nicht bei einem Jet, der mit 500km/h im Tiefflug vorbeibraust (die funktionieren besonders gut bei langsamen Flugzeugen wie Truppentransportern, und Helikoptern; weshalb die Russen da auch keine Kampfhubschrauber einsetzen, die Lektion haben sie in Afghanistan schon gelernt). Allerdings haben die Piloten dadurch auch Einschränkungen bzgl. der Bombenlast die sie abwerfen können; gut zielen geht halt nur ab einer bestimmten Höhe.

Emulgator Offline



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15.05.2022 03:22
#521 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #510
Die den vermeintlichen Geländegwinnen handelt es sich um den Rückzug der ukrainischen Truppen auf gesicherte Stellungen.


Zitat von hubersn im Beitrag #518
Ich verfolge fast täglich das Morgen- und Abendbriefing des russischen Verteidigungsministeriums. Da mangelt es wirklich nicht an großartigen Erfolgsmeldungen. Ich kann da wenig Zurückhaltung erkennen, "Spezialoperation" hin oder her. Russland siegt seit etwa 80 Tagen an allen Fronten.


Ich gehe mal auf den Fall Isjums ein, um meine These zu untermauern. Isjum liegt an einer engen Flußschlinge des Donez nach Norden, von wo die Russen kamen. Östlich und westlich der Flußschlinge ist Wald, den man mit Panzern unter Gefechtsbedingungen ungern befährt. Im diesem Wald liegen die nächsten Brücken über den Fluß, etwa 15-20km flußauf- und -abwärts. Der Donez ist also an der Stelle eine wirksame Barriere.

Für die Ukraine war es eine strategisch wichtige Niederlage, daß Rußland einen Brückenkopf südlich des Flusses bilden konnte. Wie der Verlauf der Schlacht um Isjum geschildert wird, müssen irgendwann im Dorf Kamjanka südlich von Isjum die Russen aus Westen eingebrochen sein. Da durch dieses Dorf der letzte Fluchtweg aus Isjum verläuft, wenn es von Westen angegriffen wird, müssen die ukrainischen Truppen abgeschnitten worden sein, die einen Übergang der Russen in der Stadt Isjum unterbanden.

Dieser russische Teilsieg muß also mit der Gefangennahme nennenswerter ukrainischer Kontingente einhergegangen sein. Davon lesen wir nichts in den russischen Darstellungen. Wir lesen bei den Russen überhaupt nichts davon, das einen Rückschluß auf den Hergang der Schlacht liefert, obwohl sie für Rußland ja erfolgreich ausgegangen ist. Der Hergang der Schlacht würde einen Hinweis darauf liefern, daß die russischen Truppen tatsächlich Risiken eingehen mußten. Dies geschieht nicht. Stattdessen begnügt sich das russische Briefing mit Meldungen darüber, was man alles kaputtgeschossen habe und in welche Ortschaften man eingerückt sei. Daß dies mit infanteristischem Kampf geschehen ist, wird verschwiegen. Für mich liest es sich tatsächlich wie aus den Afghanistan-Einsätzen, wo ja auch kein Gelände erkämpft werden mußte.

Das meine ich mit der Verzerrung unseres Bildes vom Kriegsverlauf. Es ist nicht so einfach, daß jede Seite ihre (z.T. übertriebenen) Erfolge behauptet und die Gegenseite sie dementiert. Rußland meldet Erfolge, die es hat, nicht oder nicht so, daß man den Hergang erschließen kann. Dies liegt daran, daß Rußland der "speziellen Operation" nicht alle Merkmale eines Krieges zusprechen kann. Eine ähliche Situation hatten wir in Afghanistan, wo laut Bundesregierung bis 2010 ebenfalls kein Krieg war.



Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #512
Das ganze Modus operandi der russischen Luftunterstützung ist eines des großen Rätsel für alle (westlichen) Experten in diesem Krieg. Da scheint keinerlei effektive Verzahnung zwischen den verschiedenen Abteilungen zu herrschen, so gaß von effektiver Luftunterstützung für Bodeneinsätze nicht einmal die Rede sein kann. Statt dessen werden nur Einzeleinsätze, oft sogar nur mit einzelnen Maschinen, geflogen, die Ziele beschossen oder bombardiert und im Tiefflug wieder abgezogen.
Für mich hat es eine gewisse Plausibilität. Bekanntlich hat die Bundeswehr 1990 die MiG-29 der NVA übernommen, weil diese Flugzeuge mit Helmvisier und R-77-Raketen Fähigkeiten im Luftkampf hatte, die die F-4 Phantom nicht hatte. Mit dem Zulauf des Eurofighters ab 2003 wurden die MiG-29 aber sofort an Polen übergeben -- noch bevor die erste F-4 von Eurofightern ersetzt wurden. Warum? Die MiG-29 war im Betrieb höllisch teuer und wartungsaufwendig, schlimmer als die F-4 und viel schlimmer als der Eurofighter, der eingebaute Fehlerdiagnosesysteme hat.

Das betrifft natürlich auch MiGs und Suchoi-Flugzeuge von Rußland und der Ukraine. Rußland soll schon seit langem seinen Flugzeugbesatzungen eher wenig Flugstunden spendieren. Flugstunden sind aber ein wichtiger Indikator dafür, wie geübt die Flugzeugbesatzungen sind. Ich vermute daher, daß Rußland und Ukraine eher wenige einsatzbereite Flugzeuge haben und auch nur wenige wirklich geübte Besatzungen.

Hinzu kommt, daß die russischen Flugzeuge sowieso nicht so gut für taktische Bodenangriffe ausgelegt sind wie NATO-Flugzeuge, siehe weiter unten, warum.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #511
Die neu gelieferte Artillerie bspw. ist der russischen sicher überlegen, nur bringt sie nicht viel, wenn sie nach drei Tagen zusammengebombt wird.
Wenn das passiert, hat man die Ari falsch eingesetzt. Die Zeit, bis ein angeforderter Luftangriff auf Artillerie da ist, die sich durch eigenes Feuer verraten hat, ist so lang, da sind die Haubitzen längst aus der Feuerstellung verschwunden, selbst wenn sie mehrere Salven verschossen haben.
Erinnern Sie sich an die Bombardierung der Tanklaster bei Kundus? Da sind Stunden von der Anforderung bis zum Bombeneinschlag vergangen, und der Bomber war praktischerweise gerade nur 60km entfernt in der Luft. Die Russen werden aber nicht ihre durstigen Suchoi in Frontnähe kreisen lassen, falls mal eine ukrainische Artilleriebatterie schießt.
Anders gesagt: Luftwaffe und Luftnahunterstützung kann im Grunde nur offensiv genutzt werden, weil man dann weiß, wann man ungefähr Wirkungsbereit im Zielgebiet sein muß. Eine Haubitze hingegen kann tagelang wirkungsbereit lauern, um im entscheidenden Augenblick einen Angreifer binnen weniger Minuten mit Störfeuer zu belegen.


Zitat von HR2 im Beitrag #514
Sind Luftabwehrsysteme denn so leicht zu orten?
Ja, sie verraten sich durch ihr Suchradar. Oder das Radar ist aus. Dann kann es aber nicht abwehren.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #513
Mein Eindruck ist, dass die Russen keine vernünftige Aufklärung haben. Das würde vieles erlären (wobei die Frage bleibt, _warum_ es diese Aufklärung nicht gibt). Nach meinem Kenntnisstand sind Flugzeuge deshalb nur stark eingeschränkt nutzbar, weil die Ukraine noch Luftabwehrsysteme hat. Die müsste man eben zuerst lokalisieren und dann mit Langstreckenwaffen ausschalten. So würde es der Ami machen, wie bspw. schon im Irak. Das passiert aber offenbar nicht, aus welchem Grund auch immer.


Wie oben gesagt, bringen Momentaufnahmen der Aufklärung über den Aufenthalt hochmobiler Systeme nichts, um Luftschläge auf sie zu organisieren, weil die mobilen Systeme bis dahin weggefahren sind.

Jetzt zu den Luftabwehrsystemen und wie der Ami damit umgehen würde. Man muß hierbei bedenken, daß die russisch/sowjetische Einsatzdoktrin komplementär zur NATO-Einsatzdoktrin ist: Die NATO bereitet Angriffe am Boden durch massive Luftschläge vor, um die kostbaren Bodentruppen zu schonen. Also wehrt sich Sowjetrußland dagegen, indem es mit eigener Luftabwehr und eigenen Jagdflugzeugen die NATO stört. Dafür wiederum hat die NATO EloKa-Flugzeuge (F-18E Growler oder Tornado ECR mit Anti-Radar-Bewaffnung) und Luftüberlegenheitsjäger, um diese Störung auszuschalten.

Will Sowjetrußland angreifen, dann wirft es einfach seine Wegwerfpanzer in schierer Masse zusammen mit Artillerie in die Schlacht. Luftunterstützung spielt eine geringere Rolle als bei der NATO. Zum einen ist die sowjetrussische Luftwaffe ja schon zur Abwehr der NATO-Schwärme gebunden, zum anderen kann man mit einer Taktik, die keine intensive Luftangriffe erfordert, auch in Schlechtwetterphasen angreifen.

Daraus folgt, daß Sowjetrußland für einen NATO-ähnlichen Gegener EloKa-Flugzeuge mit Anti-Radar-Bewaffnung nicht in dem Maße braucht. Wichtiger ist, die eigenen Flugabwehrradare auf NATO-EloKa vorzubereiten.

In der Ukraine haben wir jetzt die Situation, daß zwei Gegner mit gleichartiger Ausrüstung kämpfen, die aber auf einen Gegner mit sehr anderer Ausrüstung und Einsatzdoktrin ausgelegt ist. Bestimmte Konstanten bleiben bestehen, z.B. wie Artillerie Angriff und Abwehr unterstützt. Was die Luftwaffe angeht, erwischen sich aber Ukraine und Rußland gegenseitig auf dem falschen Fuß.


Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #520
Ich verstehe allerdings ihr Stinger-Argument nicht: Die SAMs sind für Flugabwehr in großen Höhen (auch bei altmodischen Systemen bis zu 20km, da kommt man nicht aus, ausser man hat ein Flugzeug das noch höher fliegen kann). Daher haben, wie ich gelesen habe, die russischen Kampfjets meist Tiefflugmissionen durchgeführt, weil sie da von dem SAM-System nicht geortet werden können. Die tragbaren Flugabwehrsysteme (Stinger usw.) funktionieren nicht bei einem Jet, der mit 500km/h im Tiefflug vorbeibraust (die funktionieren besonders gut bei langsamen Flugzeugen wie Truppentransportern, und Helikoptern; weshalb die Russen da auch keine Kampfhubschrauber einsetzen, die Lektion haben sie in Afghanistan schon gelernt).
Nein, wenn man weiß, was kommt (Warnung durch NATO-AWACS oder britisches Überhorizontradar auf Zypern), können auch Fliegerfäuste schnelle Tiefflieger abschießen. Das haben die Russen auch schon oft genug über der Ukraine erlebt. Außerdem hat die russische Luftwaffe nicht so viele Flugzeuge, die mit einem Geländefolgeradar ausgestattet sind, um à la Panavia Tornado im Tiefstflug unterwegs zu sein. Das können nur die alte Su-24M, die längst ausgemustert werden sollte, die viel zu großen Tu-160 und Tu-22M, und Exemplare der Su-34, sofern sie entsprechend modernisiert wurden. Die Su-34 hat aber keine Schwenkflügel.
Hinzu kommt, daß Tiefstflüge um Mach 1 äußerst viel Treibstoff verbrauchen. Russische Flugzeuge sind nochmal extra durstiger als ihre NATO-Gegenstücke und in den Luftbetankungskapazitäten ist Rußland schwach aufgestellt.

flobotron Offline



Beiträge: 331

15.05.2022 10:56
#522 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #520



Ich verstehe allerdings ihr Stinger-Argument nicht: Die SAMs sind für Flugabwehr in großen Höhen (auch bei altmodischen Systemen bis zu 20km, da kommt man nicht aus, ausser man hat ein Flugzeug das noch höher fliegen kann). Daher haben, wie ich gelesen habe, die russischen Kampfjets meist Tiefflugmissionen durchgeführt, weil sie da von dem SAM-System nicht geortet werden können. Die tragbaren Flugabwehrsysteme (Stinger usw.) funktionieren nicht bei einem Jet, der mit 500km/h im Tiefflug vorbeibraust (die funktionieren besonders gut bei langsamen Flugzeugen wie Truppentransportern, und Helikoptern; weshalb die Russen da auch keine Kampfhubschrauber einsetzen, die Lektion haben sie in Afghanistan schon gelernt). Allerdings haben die Piloten dadurch auch Einschränkungen bzgl. der Bombenlast die sie abwerfen können; gut zielen geht halt nur ab einer bestimmten Höhe.




Ich bin ebenfalls kein Militärexperte, ich fasse hier normal zusammen, was ich mir über YouTube, 4chan/k und dem defence and freedom blog ( https://defense-and-freedom.blogspot.com zu empfehlen!)angelesen habe.
Warum ist die Russische Luftwaffe so ineffektiv?

1. Korruption
Wie es sich in auch schon im russischen Heer zeigt, scheint die Russische Luftwaffe vermutlich ebenfalls zu tiefst von Korruption zerfressen, so dass viel Geld garnicht dort ankommt, wo es benötigt wird.
Dies zeigen auch die Wracks abgeschossener russischer Flugzeuge, in denen westliche oder chinesische GPS Systeme festgetapted werden, oder gar Zielkoordinaten auf einem Blatt Papier notiert waren.
Die von den Ukrainern abgeschossenen russischen Aufklärungsdronen waren äußerst primitiv zusammengebaut. Deren Kamerasysteme sind teilweise Jahrzehnte alte japanische Digitalkameras für Hobbyfotografen.

2. zu wenig Training
Die russischen Piloten haben nur ein Bruchteil der Flugerfahrung zu vergleichbaren westlichen Piloten und sind daher nicht in der Lage komplexere Missionen zu fliegen. (z.B. SEAD Supression of Enemy Air Defence um gegnerische Luftabwehr auszuschalten.
Das erste Flugzeug dient als Köder für die gegnerische Flugabwehr, zieht deren Feuer auf sich, währen die zweite Machine die enttarnte Luftverteidigung bekämpft.)

3. zu wenig Präzisionsmunition
Russland scheint über Relativ wenig Lenkflugkörper zu verfügen. Zum einen vermutlich aufgrund des hohen Preises, der Korruption und des Missmanagements, aber auch wurden sehr viele davon bereits im Syrieneinsatz verwendet, so dass für die Ukraine kaum noch welche vorhanden waren.

4. Amerikanische Aufklärung und Ausrüstung.
Die Amis informieren die ukrainische Armee über jegliche Luftbewegung. So konnte der erste angriff der Russen auf die ukrainischen Luftabwehrstellungen zum Großteil vereitelt werden, indem diese einfach vorher in Sicherheit gebracht wurden.

So behielt die Ukraine den Großteil ihrer Luftabwehr. Die schlecht ausgebildeten Piloten konnten keine SEAD Missionen fliegen und mussten somit tief einfliegen um die S300 SAM zu umgehen. Ohne genug Lenkflugkörper werden hauptsächlich Bomben abgeworfen, für die tief und langsam geflogen werden muss. Das ermöglicht den ukrainischen Soldaten nun die Bekämpfung mit einfachen MANPAD Systemen.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

15.05.2022 13:16
#523 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Zitat von flobotron im Beitrag #522
1. Korruption


Dazu wollte ich eigentlich schon was in dem Ukraine-Fred schreiben, weil's dort von Johannes auch angeschnitten wurde:
Ich halte Korruption in diesem speziellen Krieg für vernachlässigbar; nicht, weil es sie nicht gäbe, sondern weil ich davon ausgehe, dass sie auf ukrainischer Seite genauso ausgeprägt ist wie auf russischer. Das sollte zumindest keiner der beiden Seiten einen entscheidenden Nachteil bringen.
Korruption ist wenn überhaupt deshalb von Bedeutung, weil sich durch den Angriffskrieg möglicherweise die Motivationen der Beteiligten geändert haben; wenn die Russen keine Lust auf den Krieg haben, geht dort die Korruption munter weiter, während die Ukrainer jetzt natürlich um ihr Land kämpfen und finanzielle Interessen dann vielleicht nicht mehr ganz so wichtig sind.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

15.05.2022 13:59
#524 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

@Emulgator :

Fantastisch präzise Antwort, danke dafür. Sind/waren Sie beim Militär, oder ist das nur ein Hobby von Ihnen?

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

15.05.2022 17:29
#525 RE: Russischer Schriftsteller hält taktischen Nuklearwaffeneinsatz zum 9. Mai für möglich Antworten

Ach je. In einem Twitter-Thread von Kamil Galejew über die russische Verwendung des Lateinbuchstabens "Z" als Symbol des laufenden Kriegs (auf den er sich auch keinen Reim zu machen weiß), finde ich das hier:

Zitat
Kamil Galeev @kamilkazani

Let's revise what we know of Z-symbol:

1) it's foreign
2) it's ununderstandable
3) it has no references in the Russian culture and tradition *

* The only exception I'm aware of is Brodsky's poem "A letter to General Z, criticising the Soviet invasion of Czechoslovakia in 1968

4:59 PM · May 15, 2022·Typefully



https://twitter.com/kamilkazani/status/1525853394107215873

https://brodskiy.su/pismo-generalu-z/?lang=en

General! Jumble turned into a mess.
The roads will not take reserves
and linen change: sheet - emery;
this, you know, It gets on my nerves.
Never until now, I suppose, So
It was not dirtied the altar of Minerva.

General! We have been sitting in the dirt,
that the King of Hearts in advance cheers,
and the cuckoo is silent. forbid,
however, we hear, she cuckoo.
I believe, I must say merci,
that the enemy does not attack.

Our guns buried their trunks down,
core softened. Odni gornisty,
drawing from his pipe
covers, As an avid masturbators,
drayut them for days because, that suddenly
are tricked out sound.


http://www.world-art.ru/lyric/lyric.php?id=7589

Письмо генералу Z. (1968)

Генерал! Ералаш перерос в бардак.
Бездорожье не даст подвести резервы
и сменить белье: простыня -- наждак;
это, знаете, действует мне на нервы.
Никогда до сих пор, полагаю, так
не был загажен алтарь Минервы.

Генерал! Мы так долго сидим в грязи,
что король червей загодя ликует,
и кукушка безмолвствует. Упаси,
впрочем, нас услыхать, как она кукует.
Я считаю, надо сказать мерси,
что противник не атакует.

Наши пушки уткнулись стволами вниз,
ядра размякли. Одни горнисты,
трубы свои извлекая из
чехлов, как заядлые онанисты,
драют их сутками так, что вдруг
те исторгают звук.




"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

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