Zitat von Thomas Pauli ______________________________________ und mit sechs Patronen ohne Kugeln sieht's schon wieder dramatisch anders aus! Das kommt halt raus, wenn man Gleichnisse ohne nachzudenken auf die Spitze des Eisberges treibt! ________________________________________
RexCramer apropos dramatisch und ohne nachzudenken: Wenn die Wahrscheinlichkeit für den Weltuntergang nur am 10. September, wie M.Schneider angemerkt hat, schon bei satten 16 % lag, obwohl da ja nur "LH" - also nichts - stattgefunden hat, wie hoch ist sie wohl erst, wenn "C" dazukommt und tatsächlich was passiert? Wir sollten dringend beim Experten - und nicht Fachleuten - nachfragen. Persönlich habe ich dazu eine ganz krasse Theorie entwickelt: Wir werden alle sterben!
Michel Die Wahrscheinlichkeit hat er sich aus den Fingern gesagt, denn ob sich Schwarze Löcher am LHC bilden hängt davon ab ob es Extra Dimensionen des Raumes gibt oder nicht; eine Wahrscheinlichkeit kann man für diese Frage nicht angeben. Wenn Schwarze Löcher entsteht, werden sie nicht stabil sein, denn dann würden wir wegen der kosmischen Höhenstrahlung (mit Energien bis 10^20 eV, LHC nur 10^12 eV) mit Schwarzen Löchern bombardiert werden. Wäre es stabil wäre es zunächst kleiner als ein Proton, genauer es wäre je nach Masse 10^-27 m pro Kilogramm groß, wie es mit der Größe überhaupt wachsen soll ist, schon mal nicht trivial. Würde es zufällig eine positive Ladung ab bekommen würde es sich sehr ähnlich wie ein Atomkern verhalten, also eine Elektronenhülle bilden, die Materie abschirmt. Es laufen Fahndungen nach schwarzen Löchern in gewöhnlicher Materie, bisher erfolglos.
Kallias
Zitat von Thomas Pauli ________________________________________ Zitat von Kallias ________________________________________ [16% war seinerzeit die Wahrscheinlichkeit, mit der Gott beim Würfeln eine 1 bekam und sich somit der Urknall ereignete. ________________________________________
Ja dann hätte es der gute Mann doch noch genauer angeben können! ________________________________________
Gottes Würfel ist wohl nicht ganz symmetrisch.
Zitat von RexCramer ________________________________________ Falls tatsächlich alle 6 (!) Kammern gefüllt sein sollten, sähe die Wahrscheinlichkeit anders aus als bei nur einer wie beim Russischen Roulette. ________________________________________
Zitat von Llarian ________________________________________ Bei 6 Patronen im Revolver haben die Russen den guten Professor aber gehörig verladen. :) ________________________________________
califax Also wirklich. Wir wissen doch von unserem chaostheoretischen Einstein, daß das Loch zunächst nur winzig ist, und sich die Auswirkungen erst nach etwa 5 Monaten zeigen. Dann geht aber alles sehr schnell.
Zitat von Kallias 16% war seinerzeit die Wahrscheinlichkeit, mit der Gott beim Würfeln eine 1 bekam und sich somit der Urknall ereignete.
Zitat M.Schneider Nicht ganz, sondern: Zu wie viel Prozent befürchten Sie, dass am 10. September etwas Bedrohliches passiert? darauf sagt Rössler: Ich bemühe das Bild des Russischen Roulettes. Da sind sechs Patronen im Revolver. Und so denke ich, die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 16,667 Prozent.
Zitat von Diskus Da kommen mir ne Menge Fragen: Haben Sie was gegen Soziologen oder gegen Taxifahrer oder nur die Kombination aus den beiden? Haben Sie auch was gegen rechte Soziologen mit Taxischein? Hegen Sie auch eine Abneigung gegen jemanden, der zuerst Taxifahrer war und in den Pausen seine Fernuniunterlagen der Sozialwissenschaften aus Interesse durchgearbeitet hat?
Leider hab ich nichts (was hilft) gegen Soziologen.
Zitat von Pentas --------------------------------------------------------------------------------
In Antwort auf: -------------------------------------------------------------------------------- Wieviele Bücher ich denn im Jahr lese, wollte man wissen (höchste Kategorie: "Mehr als 15"). --------------------------------------------------------------------------------
Könnte es sein dass die Anzahl der gelesen Bücher ein intellektueller Schwanzvergleich ist?
Zitat Califax Natürlich ist es das. Und es ist auch eine kommerziell uninteressante Frage, weil sie nur Stückzahlen aber nicht Umsatz abfragt. Ich könnte gar nicht sagen, wieviele Bücher ich pro Jahr lese. Ich lese ode ich lese nicht. Ich brauche da nichts abzuhaken. Der letzte Roman, die ich durchgelesen habe, war "Doktor Schiwago" von Pasternak. Trotz des Umfangs fand ich den Wälzer spannend bis zuletzt. (Die Filme sind trotzdem furchtbar.) Davor waren Hemingways "Über den Fluß und in die Wälder" und Solschenizyns "August 14" dran. Ich befürchte, das ist sehr schlcht für meine Lesequote. Und noch schlechter für mein modisches Bewusstsein. Ich hoffe, man wird mich demnächst noch in die Buchläden lassen. (Hoffentlich bemerkt auch niemand, daß ich meine Bücher oft gebraucht aus dem Sozialkaufhaus beziehe.) Und um auch noch den letzten Rest der ZEIT-Frage zu demontieren: Meist lese ich eh Fach- und Sachbücher. Aber! Ich habe als Kind einmal wahnsinnig viele Bücher gelesen, mindestens 20 pro Woche. Da hatte ich die Comic-Sammlung meiner Schwester erbeutet. Je länger man über sein Leseverhalten nachdenkt, desto klarer wird, daß die Frage nach der Zahl der gelesenen Bücher völlig unsinnig ist.
Aber dieser Unsinn ist in Mode. Bei Diskussionen über den neuesten Sittenverfall der schlimmsten Jugend aller Zeiten wirft man oft genug Leuten, die fast alles in ihrem Leben schriftlich aus dem Netz erfahren, vor, sie würden nicht genug lesen. Der Unterschied von Quantität und Qualität scheint gerade Gebildete vor unüberwindliche intellektuelle Hürden zu stellen.
Zitat von Thomas Pauli -------------------------------------------------------------------------------- als alter Niedersachse habe ich spontan FEHN (http://de.wikipedia.org/wiki/Fehn) hingeschrieben. Das hieß in unserem Platt auch "Moor". --------------------------------------------------------------------------------
Klingt gut. Ich wundere mich ja immer wieder, wieviele Wörter es gibt, die mir bisher entgangen sind. Als Kind habe ich im "Reader's Digest", das meine Großmutter bezog, immer "Erweitern Sie Ihren Wortschatz" zu lösen versucht; ob es das noch gibt? Jetzt erobere ich auf meine alten Tage sozusagen sprachlich die Waterkant: "Im Fehn geht die Deern durchs Reet, dieweil vor dem Fleet ein Ewer vorbeizieht" - davon hätte ich vor 1990 kein Wort verstanden.
Zitat von Thomas Pauli -------------------------------------------------------------------------------- Vermutlich war's egal, ob da nun Pilze wuchsen oder nicht... --------------------------------------------------------------------------------
Pilze im Moor, lieber Thomas? Ich sehe vor mir, wie der Suchende, sanft versinkend, noch das Körbchen mit den kostbaren Funden hoch über seinen Kopf hält... Herzlich, Zettel
Zitat Thomas Pauli
Und während das Körbchen noch hilflos baumelt zieht Er von unten,
Der Nöck
Es tönt des Nöcken Harfenschall: Da steht sogar still der Wasserfall, Umschwebt mit Schaum und Wogen Den Nöck im Regenbogen. Die Bäume neigen Sich tief und schweigen, Und atmend horcht die Nachtigall.-
"O Nöck, was hilft das Singen dein? Du kannst ja doch nicht selig sein! Wie kann dein Singen taugen?" Der Nöck erhebt die Augen, Sieht an die Kleinen, Beginnt zu weinen... Und senkt sich in die Flut hinein.
Da rauscht und braust der Wasserfall, Hoch fliegt hinweg die Nachtigall, Die Bäume heben mächtig Die Häupter grün und prächtig. O weh, es haben Die wilden Knaben Der Nöck betrübt im Wasserfall!
"Komm wieder, Nöck, du singst so schön! Wer singt, kann in den Himmel gehn! Du wirst mit deinem Klingen Zum Paradiese dringen! O komm, es haben Gescherzt die Knaben: Komm wieder, Nöck, und singe schön!"
Da tönt des Nöcken Harfenschall, Und wieder steht still der Wasserfall, Umschwebt mit Schaum und Wogen Den Nöck im Regenbogen. Die Bäume neigen Sich tief und schweigen, Und atmend horcht die Nachtigall. -
Es spielt der Nöck und singt mit Macht Von Meer und Erd und Himmelspracht. Mit Singen kann er lachen Und selig weinen machen! Der Wald erbebet, Die Sonn entschwebet... Er singt bis in die Sternennacht!
(August Kopisch)
Nur noch ein langsam untergehendes Körbchen schwimmt auf dem moorigen Wasser. Harfenklänge.
Dagny 17.09.2008 11:59 Wirtschaftlicher Erfolg geht mit liberalen Freiheiten (und NICHT mit Demokratie) einher. Hat gerade eben eine Studie u.a der Naumann-Stiftung wieder belegt.
Michel 17.09.2008 12:12 Der wirklich interessante Aspekt an der wirtschaftlichen Freiheit, wird leider meist übergangen: Sie korreliert sehr stark mit der Lebenszufriedenheit.
M.E. ist das kein Wunder, schießlich ist man unter freien Bedingungen eher in der Lage Kontrolle über sein Leben zu gewinnen, was nach Meinung der Psychologen wesendlich für die Zufriedenheit ist.
Zettel 17.09.2008 12:40 Die Frage, liebe Dagny, ist allerdings, wie lange liberale Freiheiten ohne Demokratie existieren können.
Ich sehe da zwei Aspekte:
Erstens ist die Freiheit nur dann gesichert, wenn die Herrschenden fürchten müssen, abgewählt zu werden. Und das ist nur in der Demokratie der Fall.
Zweitens interagieren wirtschaftliche, politische, kulturelle und vor allem auch wissenschaftliche Freiheiten. Ohne die anderen ist auch die wirtschaftliche Freiheit nicht viel wert. Und diese anderen Freiheiten sind eben nur in der Demokratie zu haben.
Über eine gewisse Zeitspanne funktioniert das chilenische Modell wirtschaftlicher Freiheit unter einer autoritären Herrschaft, das jetzt Rußland und China imitieren. Langfristig wird es - das halte ich jedenfalls für wahrscheinlich - scheitern.
Entweder kommt zur wirtschaftlichen Freiheit die Demokratie hinzu. Oder auch die wirtschaftliche Freiheit geht verloren.
Pentas 17.09.2008 14:57 Oder mit der kommenden Demokratie geht die wirtschaftliche Freiheit verloren. Stichwort Wahlzuckerl, Umverteilung, Hayeks "the worst get on top", usw.
Michel 17.09.2008 16:26
In Antwort auf:Entweder kommt zur wirtschaftlichen Freiheit die Demokratie hinzu. Oder auch die wirtschaftliche Freiheit geht verloren.
Nach allem was ich so von der Welt gehört habe, bezweifle ich, dass Demokatie der wirtschaftlichen Freiheit sonderlich förderlich ist, auch wenn andersherum der Zusammenhang durchaus besteht. Das einzige was hilft die wirtschaftliche Freiheit zu bewahren, ist die Abwanderungsdrohung, nicht die Drohung an der Wahlurne, die bisher immer die Umverteiler starkt gemacht hat.
RE: Zettels Meckerecke: Kreuzworträtsel der "Zeit" Califax 24.9.08 09:54 Dieser Mechanismus gilt für alle modeabhängigen Waren, egal ob es sich dabei um Literaur, Musik, Gemälde, Bekleidung oder Möbeltinktur extra vergine handelt. Ich bin in meinem kurzen Leben schon unglaublich vielen Leuten begegnet, die ganz offen gesagt haben, sie würden immer die Musik hören und kaufen, die gerade in den Top-10 sei. Was der Qualle ihr Rückgrat ist vielen Menschen ihr Charakter.
RE: Marginalie: Sind Kriege gegen Aufständische gewinnbar?
Califax 24.09.2008 10:35 Deutsche außenpolitische Konfliktlösungsstrategie:
1.) Wird ein Konflikt erkannt, so ist er solange zu leugnen, bis der Konfliktgegner wahnsinnig wird.
2.) Schlägt 1. fehl, so ist darauf hinzuweisen, daß dieser Konflikt vor allem die eigene Position schwächt, der Gegner ja irgendwie recht hat und man gar nicht gewinnen kann. Mit dieser Position geht man dann in die Verhandlungen und hofft darauf, sich durchzusetzen.
3.) Forderungen der anderen Verhandlungsseite sind umgehend zu akzeptieren, aber möglichst nicht einzuhalten.
4.) Schlagen die Verhandlungen fehl, so ist öffentlich und deutlich zu betonen, daß ein Fehlschlagen der Verhandlungen vor allem der eigenen Seite schadet und für die Gegenseite folgenlos bleibt. Anschließend versucht man mit Punkt 2 in eine neue Verhandlungsrunde zu kommen. Scheitert dies, weiter zu Punkt 5.
5.) Am Scheitern der Verhandlungen sind die Amis schuld. Egal, um was es eigentlich ging.
6.) Besteht Kriegsgefahr, so ist die eigene Position klarzumachen: Man kann einen Krieg gegen diesen Gegner nur verlieren. Man will ihn nicht. Man kann ihn nicht durchhalten. Man hätte niemals eine Chance. Der Gegner wird von diesem Krieg nur profitieren. Man muss sich am besten sofort zurückziehen. Je länger der Krieg dauert, desto besser für den Gegner. Diese Position ist in politische und militärische Maßnahmen umzusetzen und soll den Gegner von Gewalttätigkeiten abhalten, damit man an Punkt 2 wieder in Verhandlungen einsteigen kann.
Zitat von Kallias Die Empfehlung, es den Franzosen und überhaupt allen anderen nachzumachen, und sich einen Nationalstolz zuzulegen, ist schon ein wenig paradox. Würden wir uns auf unsere traditionellen Stärken besinnen und daraus einen Stolz schöpfen, würden wir umgekehrt gerade dadurch die anderen nachahmen; die Negation einer Paradoxie ist schon wieder eine. In Verwirrung schlag nach bei Kant. (...)
Das ist ein wahrhaft deutscher Text zum Nationalfeiertag, wie er so in Aporien, Paradoxien, Paralogismen und Antinomien schillert, daß einem ganz schwindlig wird, und dessen Beschreibungen doch auch ganz einfach damals wie heute nahezu wörtlich zutreffen; von der Sittsamkeit der Kinder mal abgesehen, zu der sie nicht mehr erzogen, sondern die sie sich wohl gerade deswegen selber anzueignen scheinen.
Vor allem nichts Neues unter der deutschen Sonne. Die Nazis sind nur heute die einfachste Begründung für den abwesenden Nationalstolz, wir könnten auch sagen, daß wir schon immer so waren, wenn es nicht so lahm klingen würde.
Ich habe häufig die Erfahrung gemacht, dass "der Kapitalismus" als rein kompetitives Spiel dargestellt wird und dies in Opposition gesetzt wird zum Marxismus. Mein Geschichtslehrer behauptete sinngemäß "Der Marxismus appelliert an die Vernunft des Menschen, der Kapitalismus an seine Gier und deshalb hat der Kapitalismus gewonnen.". Ich finde diese Sicht unterschlägt das ungemein wichtige Detail, dass auch unsere Gesellschaft fundamental auf viel gutem Willen und Kooperation beruht. Wenn unsere Richter nicht mehr das Gesetz schützen wollen, dann geht dieser Staat unter. Wenn die Mehrheit der Politiker die Demokratie nicht erhalten will, dann geht dieser Staat unter. Wenn nicht landauf- landab Menschen sich ehrenamtlich in Sportvereinen, NGOs und Parteien engagieren, dann geht dieser Staat unter. Und wenn Korruption in Behörden und bei der Polizei nicht moralisch abgelehnt wird, dann geht dieser Staat unter. Selbst Checks and Balances funktioniert nur, wenn die Mehrheit der beteiligten Parteien dieses Prinzip erhalten will. Kurz und gut: Unser Staat funktioniert nur deshalb, weil die Mehrheit der Menschen immer noch sehr wohl ein "dem Gemeinwesen zuträgliches Verhalten" an den Tag legt.
In Antwort auf: Für die Krise "zuviel Kapitalismus" verantwortlich zu machen ist so dämlich - na gut, sagen wir: absurd -, als würde man für ein schweres Flugzeug- Unglück "zuviel Luftfahrt" verantwortlich machen, oder für den Einsturz der Reichsbrücke in Wien im August 1976 "zuviel Brückenbau".
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Zitat von ZettelWäre das ein wissenschaftliches Experiment, dann würde man die Daten von Versuchspersonen, bei denen man solche Hinweise auf Tricksen hat, aus der Auswertung ausschließen.
In Antwort auf:Alles in allem: Viel Lärm um nichts. Hätte er zum GEZ-Boykott aufgerufen, wäre es vielleicht etwas interessanter geworden, aber was sich gerade abspielt, ist Medienschelte für die Galerie. Wenn ich die Wahl habe zwischen Volksverdummung und Volkserziehung bleibt die Kiste einfach aus.
Zitat von C.Mittlerweile macht sich Schäuble soviele Sorgen, dass es mir Sorgen bereitet und ich dann jedesmal das Bundesverfassungsgericht in mein fiktives Nachtgebet einschließe, damit die Sorgen Schäubles etwas entkernt werden und auf zulässiges Normalmaß zurückgeführt werden.
Zitat von KalliasFreiheit ist der höchste Wert, weil sie den Menschen die Möglichkeit gibt, im Sinne ihrer Werte und aufgrund eigener Einsicht zu leben. Wird mir nämlich vorgeschrieben, was ich zu tun habe, dann folge ich nicht meinen Werten, sondern denen meines Vormundes, und ich orientiere mich nicht an der Sache, sondern an den Vorgaben. Vor die Frage, was richtig und gut ist, schiebt sich die Frage, was ich tun muß, um Strafe zu vermeiden. Die Herrschaft zwingt den Untertanen in diesem Sinne eine egoistische Perspektive auf, die mit dem Schaden kalkuliert. Daß sie Werte zum Maßstab des Handelns nehmen und Konsequenzen beachten kann man nur von freien Menschen erwarten.
Noch in einem anderen Sinn wird der Untertan auf sich selbst zurückgeworfen: um das Gute kümmert sich die Obrigkeit; was dem Untertan zu tun übrig bleibt, ist nach seinen privaten Lastern zu sehen. Und dort wird er alsbald von den Verbietern verfolgt, die ihn zu seinem Glück zwingen wollen, so als ob sie wüssten, worin dieses besteht, und als sei es noch ein Glück, wenn man zu ihm gezwungen wird.
Wer frei ist, ist durchaus fähig, rücksichtslos und unmoralisch zu handeln. Das ist auch den Liberalen bekannt: "Anarchie ist schön, aber unpraktisch" meinte Dahrendorf dazu. Jeder Liberalismus spricht von Gesetzen, deren Einhaltung von einer politischen Macht zu gewährleisten sei. Kennen Sie einen anderen?
Daß das Wirken dieser Macht Gefahren für die Freiheit mit sich bringt, ist dann der Ausgangspunkt für weitergehende Überlegungen. Um den Höchstwert der Freiheit nicht aufzugeben, aber doch die kruden Realitäten des menschlichen Lebens angemessen zu berücksichtigen, wird die Freiheit des einen nur im Interesse der Freiheit anderer eingeschränkt, nicht aber im Sinne von deren Wertvorstellungen.
Die Liberalen glauben an die Freiheit, doch geht ihr Vertrauen in die Freiheit nicht soweit, daß sie "einfach alles zulassen", doch auch ihr Vertrauen in die Verbieter und den Nutzen der Verbote ist begrenzt, so daß sie ihnen Zügel anzulegen versuchen.
Beachten Sie die subtile Ausgewogenheit der liberalen Ideologie.
Eine der besten Verteidigungen des Liberalismus in wenigen Zeilen, die ich jemals gelesen habe.
Zitat von KalliasMeine tschechische Nachbarin sagt immer "Tschechei". Wenn man es, wie sie, auf der ersten Silbe betont, ist daran wohl nichts auszusetzen.
ßó xén hábms natierlich recht, líbr Kalias, ábr ich sich frágn, ob ßie wolln ßágn, daß unsr str1977 ist sich íre Nachbarin!?
Das ist hier Internet, liebe jana, hier weiß niemand, wer wer ist; sogar ich könnte meine Nachbarin sein.
[EDIT:]
Da meine Nachbarin eine Tochter hat, die Jana heißt, könnte ich, falls ich wirklich meine Nachbarin bin, Ihre Mutter sein. Für diese Vermutung spricht die Tatsache, daß Sie hier mit tschechischem Akzent herumposten.
Zitat von C.Ob jetzt Schäfer-Gümbel für die bolivarische Revolution schwärmt oder zehn Euro für den irakischen Widerstand spendet, wird den meisten Wählern ziemlich egal sein, viel schlimmer ist sein Outing als Fan von Bayern München.
Ja, "er Privatgelehrte und sein Riesenwerk", ein schönes Thema, sicher nicht für ein weiteres Riesenwerk, aber wohl für einen melancholisch-skurrilen Essay! In Antiquariaten, Abt. Philosophie stöbernd, kann man schon ein wenig trübsinnig werden bei all diesen großen Abhandlungen ("Sprachphilosophie im Anschluß an Plotin" u.dgl.), die von hochbegabten gebildeten Menschen erdacht und geschrieben wurden, dann gedruckt, verkauft und ungelesen in der Buchkloake enden, dem Wühltisch oder der zweiten Reihe im antiquarischen Regal.
Manche schaffen es in einer Nische zum Standardwerk, wie zum Beispiel "der Cheron" über das Endspiel im Schach in vier Bänden. Ich erinnere mich auch, eine gigantische "Theorie der Landkarte" gesehen zu haben, veröffentlicht 1918 in der "Hoffnung, neben den Leistungen unseres Heeres nicht ganz unwürdig dazustehen" oder so ähnlich. Das tat sie bestimmt nicht, ebensowenig wie das große Werk über die Schrottbewirtschaftung in Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkrieges. Solche Werke werden normalerweise niemals mehr übertroffen.
Manche haben auch das Glück, in einem populären Werk erwähnt zu werden. Claudio Magris' Buch "Donau", Pflichtlektüre für alle, die wie ich ein paar hundert Meter von dem Fluß entfernt aufgewachsen sind, und ein großartiges Buch für alle Literaturinteressierten, jedenfalls solange bis die Donau in Buchmitte aus dem deutschen Sprachraum herausfließt und der Germanist Magris ins Schwimmen gerät, bis er in Rumämien mit Canetti und Istrati wieder festeren Boden unter den Füßen hat, also dieses schöne Buch schildert das Hauptwerk eines Ingenieurs, der die Geschichte der Schifffahrt auf der oberen Donau in 2750 (oder so) Seiten in sämtlichen ermittelbaren technischen Einzelheiten beschrieben hat. Ein strenges Lebenswerk, verewigt in einer komischen Passage von einem unterhaltsamen Dampfplauderer! Das ist doch ein weit besseres Schicksal als der übliche Gang des Hauptwerks zum Orkus.
Wieviele solcher Werke heute noch geschrieben werden? Das ist die Frage nach dem inspirierenden Original. Spengler, Muckle, Friedell: vermutlich sind das Abkömmlinge von Diltheys Idee der Geistesgeschichte. Die zahllosen philosophischen "Systeme", zu deren Erdenkung sich Generationen von Philosophen verpflichtet fühlten, waren Folgen wohl der spektakulären Systeme des Idealismus; die ihrerseits vom Originalsystematiker Spinoza abstammen. Einige Jahrzehnte lang musste ja auch jeder Komponist seine neun Symphonien schreiben; als der erste wagen konnte, eine zehnte vorzulegen, ging es wohl schon abwärts mit den Symphonien.
Welchem lebensfüllenden Werk könnte man sich heute widmen? Vielleicht würde Dr. Friedrich Muckle eine Goethepedia ins Netz stellen, mit zehntausenden von Wiki-Stummelseiten, die nach und nach mit Inhalt ausgefüllt werden; der technische Fortschritt gestattet es ja, den Zettelkasten direkt in die Publikationsform zu überführen. Spengler mit seinem Gestaltdenken hätte es da schwerer, er würde sich vielleicht mit einem "Zoom User Interface" behelfen, um die analogen Phasen der auf- und abblühenden Zivilisationen in einem zweidimensionalen Schema einander zuzuordnen.
Nur wäre das alles noch in der Tradition der gelehrten Abhandlung, einem arg veraltetem Genre, wenn Sie meine Ansicht darüber wissen wollen. Heute könnte man vielleicht Programmiersprachen entwickeln. Davon gibt es schon einen Haufen, und es sind auch bereits zahlreiche Einzelkämpfer tätig, die in jahrzehntelanger Arbeit Entwicklungssysteme basteln, die großartig sind, wenn sie auch von niemandem zum Programmeschreiben verwendet werden. Auf breiter Front hat sich das aber noch nicht durchgesetzt, man muss noch nirgends befürchten, beim Smalltalk gefragt zu werden, welches System man denn entwickele und für welche Architektur ("Cross-platform?" - "Nein, für MIPS." - "Interessant.").
Systematisch gesprochen, gibt es Hühner-, Eichhörnchen- und Biberhobbies. Die meisten pflegen Hühnerhobbies, d.h. gackern, legen ein Ei, gackern wieder und legen ein weiteres Ei. (Ok, das war jetzt bei Nietzsche geklaut.) So tun es jedenfalls die Hobbymaler, -fotografen usw. Die Eichhörnchen sammeln, sie kümmern sich um Einzelstücke, sehen aber auch auf das Ganze ihrer Sammlung. Damit stehen sie grundsätzlich über den Hühnern; diese können dem Rang der Eichhörnchen allerdings ein wenig näherkommen, indem sie ihr Tun in Phasen organisieren, nach dem Vorbild des Picasso. Die Krone der Hobbies jedoch sind die Biberhobbies: der in Jahrzehnten aufgeführte organisch gewachsene Bau. Manche bauen ihr Leben lang ein Haus, oder ein Perpetuum Mobile, ein überlegenes Roulettesystem, eine Winkeldreiteilung mit Zirkel & Lineal, oder ein gelehrtes Hauptwerk.
Entscheidend dabei ist es, zu klotzen. Eine 600seitige Kurzfassung vorwegzuschicken, ist schon ziemlich klasse. Es verrät den rechten Geist bei der Sache.
Ich stelle jetzt mal die These auf, daß sich die Biberhobbies im Niedergang befinden, überspringe die langweilige Frage, ob das auch stimmt und gehe lieber gleich zu den Mutmaßungen über, woran es liegen könnte.
Es liegt an der Verstädterung. In der Öde der Provinz gibt es nicht besseres als ein Biberhobby; jeder Tag, jedes Jahr und jedes Jahrzehnt erhält durch es sein unverwechselbares Gesicht, und während die Tage scheinbar gleichmäßig vorüberziehen, entfaltet sich das Leben als eine einzige kleine Weltgeschichte (wie Stirner sagte). "Anno 94", erinnert sich dann so ein Biber, der sein Leben vielleicht der Geschichte der Lochtechnik gewidmet hat, "erforschte ich die Entwicklung der skandinavischen Briefmarkenperforationsmaschinen; das Stanzgerätearchiv in Kopenhagen erwies sich als wahre Fundgrube..." usw. Oder denken Sie an Jünger, der in seinem Wölflingen ein riesenhaftes Tagebuch verfasste und sich so einen Lebensgang erschrieb (obwohl man ihm vielleicht doch nur den Rang eines Eichhörnchens zubilligen kann).
Der Städter hingegen hat für so etwas keinen Sinn. Als Städter fragt man sich, was heute Abend los ist. Das bedeutet keineswegs Passivität. Man ist durchaus kreativ, immer wieder mal, manche sogar so kreativ, daß in der kleinteiligen Abwechslung wieder alles einförmig wird, vergleichbar etwa der Musik Telemanns, dem einfallsreichsten aller Komponisten, dem es gelang, auf hunderttausend verschiedene Weisen langweilige Musik zu komponieren. (Im diametralen Gegensatz zu Mozart, der nur mit Tonleitern zahllose aufregende Stücke schreiben konnte - dies wäre ein weiteres Thema, das auf Einfälle, Blicke, Aphorismen, Signaturen, dem Augenblick und sein Verhältnis zur Ewigkeit usw. führen würde. Man könnte sich z.B. fragen, ob die Liebe eher als ein Aperçu, oder als ein Biberhobby angesehen werden kann. Ich schweife ab.)
Begrenzt wird die Größe solcher Hauptwerke durch die Lebenszeit. Luhmann, der letzte der Biber, legte sein Lebenswerk auf dreißig Jahre an, schrieb es in dreißig Jahren und starb. Hätte er auf ein längeres Leben gerechnet, hätte er sich an ein größeres Vorhaben machen können. Leider ist es so schwer, über den Tod hinaus zu planen. Ich kann daher die Aufregung vieler Leute über die Möglichkeit einer Reinkarnation nicht verstehen. Ob ich schon mal da war, ist doch solange völlig wurscht, wie ich außerstande bin, Projekte meines vorigen Lebens fortzusetzen. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, daß ich die Reinkarnation Claire Waldoffs bin, aber was soll ich damit anfangen? Und obwohl Goethe wahrscheinlich als Dr. Muckle wiederkehrte, mußte er doch sein eigenes Werk erst wiederlesen, bevor er zur Erneuerung des Abendlandes schreiten konnte. Das Privatgelehrtentum stößt hier an Grenzen, die nur mit Hilfe des Vereinswesens überwunden werden können. Ich denke da an so etwas wie den "Verein zur Vollendung von Prousts Recherche in 800 Bänden" und dergleichen. Im Unterschied zu den herkömmlichen synchronischen Vereinen, wo dutzende oder hunderte von Mitgliedern gleichzeitig zusammenhocken und dies und das tun, im Stile eines Hühnerhaufens, wäre das Bibertum in diachronischen Vereinen zu organisieren, mit jeweils nur einem einzigen Mitglied, das seine Mitgliedschaft vererbt, woraufhin erst der nächste Biber tätig werden würde.
Statt zahlloser vergessener Werke würde sich eine verhältnismäßig kleine Zahl von Erbprojekten ergeben, die über Generationen hinweg weiterentwickelt werden und deren Ruf hauptsächlich auf ihrer Dauer beruhen würde. Dies könnte durchaus ein wichtiger Beitrag zur Rettung des Abendlandes sein.
So hat sich am Ende auch dieser überaus substantielle Kommentar von einer Spenglerschen Melancholie zu einem Muckleschen Optimismus gewendet.
Gruß, Kallias
P.S. Manchmal denke ich mir, hoffentlich liest das keiner, und schicke es dann doch ab.
Meister Petz über die neue Verbreitung des Sozialismus im akademischen Milieu:
Lieber Zettel,
ich glaube, das Problem ist dasjenige, dass die meisten der Sozialistenfans von elementaren wirtschaftlichen Prozessen keine Ahnung haben, oder - was mir häufiger scheint - diese gar missbilligen und durch ethische oder ästhetische Präferenzen ersetzen.
Der Sozialismus feiert ja die fröhlichsten Urständ im studentischen und akademischen Milieu, vor allem im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften. Und diese sind ja sozusagen die Transferempfänger des Bildungswesens. Orchideenwissenschaften können nur aufgrund staatlicher Umverteilung leben, wenn diese gekürzt werden, ist die "Ökonomisierung" der Gesellschaft und die "Verkürzung des Menschen auf Marktfähigkeit" (Otfried Höffe, ein brillanter Kant-Kommentator, der aber vom wirklichen Leben offenbar keinen Schimmer hat) dran schuld. Das untermauert den Anspruch nach Verstaatlichung (in einem "ökonomisierten Bildungswesen" würde die ganze Kultur unrettbar verloren gehen) und vermittelt gleichzeitig das wohlig warme Gefühl kultureller Überlegenheit des Staates gegenüber der Wirtschaft.
Dass ein akademischer Geisteswissenschaftler die marxistische Preisbildungstheorie auf Anhieb glaubt, ist ja klar. Er bekommt für seine Arbeit einen wesentlich geringeren Preis (nicht nur materiell, sondern auch in Form von Anerkennung) als ein Mediziner oder Jurist. Das ist doch ungerecht, oder? Also ist das Angebot-Nachfrage-Prinzip eine böse Verschwörung profitgieriger Manipulateure, und das Wertmodell anhand der aufgewendeten Arbeit richtig.
Bei den Studenten kommt noch was dazu: Die Ästhetisierung des Studentenlebens begünstigt den Wunsch nach Sozialismus. Unter Studenten ist es üblich (aus Neid oder woraus auch immer), Konsum und das Streben nach Wohlstand an sich zu verdammen und für unecht zu halten. Und der Sozialismus ist da ein super-Modell: Jeder wird von dem falschen Streben befreit, und alle leben fröhlich in einer 80-Millionen WG, inklusive der "Austauschstudenten", die "mal eben für ein paar Wochen hier wohnen", also der Bürger mit Migrationshintergrund. Ist doch eine kulturelle Bereicherung!
Wo das Geld herkommt, wenn die fiesen Kapitalisten nicht mehr da sind, ist dagegen eine nachrangige Frage.
Zitat von C.Es wäre nett, wenn der Wähler Koalitionen wählen dürfte:
SED(braunrot-rot) O Volksfront(braunrot-rot-grün) O Ökosozialisten-Volkserziehung(rot-grün) O sozialdemokratische Naturfreunde(schwarz-grün) O Big Sister (schwarz-rot) O Sozialgerechter Ökomarkt(Ampel) O Wechselkrötengenesungswerk (Schwampel) O Euratom(schwarz-gelb) O
Zitat von KalliasZwischen dem linkskonservativen Staatsallmachtsdenken und dem religiösen Fundamentalismus ist allerdings auch noch Platz für einen staatsfernen säkularen Liberalismus, der jene Hälfte der Gesellschaft hinter sich bringen kann, die von beidem nichts halten.
Eine schöne Definition dessen, was wohl so etwas wie der Konsens in diesem Forum ist. (Ob's aber wirklich die Hälfte ist?)
Zitat von AbendlaenderBei einem knappen Sieg McCains hätte nicht miterleben wollen, wie die weltweite Yeswecan-Fraktion mit dieser Orgasmusverweigerung fertig geworden wäre.
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