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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Johanes Offline




Beiträge: 2.424

14.01.2022 19:49
#551 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

So einfach funktioniert das alles nicht. Man muss zwischen Herausgeber, Redakteur und Verleger unterscheiden. Den Redakteuren direkte Anweisungen geben ist eigentlich nicht möglich.

Der Herausgeber ist meines Wissens noch am Ehesten eine Autorität. Der Verleger (Besitzer) ist eigentlich außen vor.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

15.01.2022 03:23
#552 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #551
So einfach funktioniert das alles nicht. Man muss zwischen Herausgeber, Redakteur und Verleger unterscheiden. Den Redakteuren direkte Anweisungen geben ist eigentlich nicht möglich.

Der Herausgeber ist meines Wissens noch am Ehesten eine Autorität. Der Verleger (Besitzer) ist eigentlich außen vor.

Und das Redakteure nach ihrem Profil und ihrem Werdegang eingestellt oder befördert werden, ist auch nur ein Gerücht? Das ist wie der Spruch vom ZDF und dem Kanzleramt: Natürlich ruft da keiner an. Aber jeder Redakteur weiß sehr genau was von ihm erwartet wird und was er besser nicht tut. Und im Rahmen des doch recht präkeren Arbeitsmarktes für Journalisten tut er auch gut daran sich daran zu halten.

Ernsthaft: So was wie ein Relotius konnte(!) nur beim heutigen Spargel passieren, der zieht solche Leute magisch an. Da braucht es keinen Herausgeber oder Verleger der ihm sagte, was er schreiben soll. Und genauso wird kein Journalist, der morgen noch Arbeit finden will, einen tief impfkritischen Artikel recherchieren. Das ist Karriere Selbstmord.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

15.01.2022 06:15
#553 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #552
Und das Redakteure nach ihrem Profil und ihrem Werdegang eingestellt oder befördert werden, ist auch nur ein Gerücht?


Dass man aktuell angestellten Redakteuren nach einem Kauf nicht einfach sagen kann was sie zu tun und zu lassen haben, jedenfalls in Deutschland, sehe ich auch so. Alleine schon aufgrund des deutschen Arbeitsrechts. Man kann da aber herumarbeiten, wenn man möchte: Z.B. 100 AfD-nahe Journalisten neu einstellen, dem Linksgrünen Boss in die Redaktionsstube setzen uns abwarten, was passiert... entweder ekeln sie ihn raus (das wäre dann die Methode, die die Linken seit Jahrzehnten in Medien und Behörden anwenden und damit die bevorzugte, weil optimal zynische Methode), oder er weigert sich, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, dann kann man ihn abmahnen und feuern.

So stelle ich mir das zumindest grob theoretisch vor. Mit Geld und Willen kann man letztendlich alles hinbekommen, selbst in der DDR.

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

15.01.2022 11:03
#554 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Klar kann man das Person als "entwickeln", dass man am Ende ein konservatives Kampfblatt hat.

Zum Beispiel wurde Todenhöfer bestimmt nicht umsonst zum Herausgeber von Der Freitag.
Oder Helmut Schmidt damals zum Herausgeber der Zeit.




De Facto ist es doch so, dass sich der klassische Journalismus inzwischen in einer Systemkrise befindet.
Und eine Antwort könnte dann tatsächlich sein, dass man sein Blatt ideologisch abschließt und ausgerichtet. So wie ja auch um den Blog "Zettels Raum" herum eine Community von intelligenten, gebildeten Leuten hervorgegangen ist, die im Zimmer durchaus selbst Dinge hervorbringen, die respektabel für sich selbst sind.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine gewisse, konsequent anti-westliche Haltung, zusammen mit bisschen Verschwörungstheorie (natürlich nie zu deutlich, zu abgedreht) und leichten Konservativismus durchaus seinen Leserkreis findet.
Dass ich nicht dazu gehören würde, muss ich gar nicht erst erwähnen.

Sowas ähnliches gab es in der Vergangenheit ja durchaus auch, insbesondere in England.

Bei so einer Zeitung kann man da schon viel auswählen: Welche Fortsetzungsgeschichte/Kurzgeschichten in den jeweiligen Ausgaben veröffentlicht werden, wer die Karikaturen zeichnet, wer auf welchen Posten besetzt wird, wer eine eigene Kolumne bekommt und wer nicht, was zum Aufmacher der jeweiligen Episode wird usw.usf.

Meines Erachtens ist aber das Letzte, was diese Welt noch braucht, noch ein Meinungsblatt. Diese Art des Journalismus ist meines Erachtens bereits heute veraltet und kann vollständig durch sowas wie Blogs/Foren/social Media subpages/Messanger Kanäle ersetzt werden.
Der einzige Grund, wieso so etwas wie ein Meinungsjournalismus noch eine gewisse Berechtigung haben kann, ist erstens weil nicht alle potenziellen Leser sich bereits in die neuen Medien trauen (aber die Zahlen werden weniger) und zweitens weil eine Zeitung aus Papier noch anders behandelt wird als ein Blog. Noch!

Die Karikaturen der vergangenen Jahrhunderte sind die Meme von heute, jeder Blog ist im Grunde eine Kolumne, Reportagen sind heute gleich mit dem Handy mit aufgenommen usw.

Das Einzige, was das moderne Internet nicht vollständig übernehmen kann, ist die Berichterstattung selbst. Denn kein Blogger und kein Youtuber fährt selbst z. B. nach in ein Krisengebiet um dort Nachforschungen anzustellen.
Das ist noch der Vorteil des klassischen Journalismus und den bauen sie immer mehr ab.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

15.01.2022 11:22
#555 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Nehmen Sie's mir nicht übel, werter Jahones, aber wenn ich so einen Satz lese wie

Zitat von Johanes im Beitrag #554
De Facto ist es doch so, dass sich der klassische Journalismus inzwischen in einer Systemkrise befindet.


dann weiss ich schon, dass das ein Satz ist, den sich ein Journalist ausgedacht hat, um seine eigene, erbärmliche Existenz zu bejammern. Keine Ahnung ob Sie selbst einer sind oder das aufgeschnapppt haben, aber das ist typisches Journalistengeschwalle.

Da sind alle Buzzwords untergebracht: Der "klassische Journalismus" (aka wir sind die wahren Journalisten, alle anderen sind nicht ernstzunehmen). Was auch immer "klassisch" bedeuten mag - 14 Semester Marxismus-Studium in Berlin ohne Abschluss vermutlich. Und die "Systemkrise" ist das Bullshit-Bingo-Wort schlechthin; es gibt keine Systemkrise, das System funzt einwandfrei. Nur die Zeitungen machen den Dodo. Und weil die "wahren Journalisten" nicht wahrhaben wollen, dass kein Mensch Geld dafür zahlen will, um sich von Politspinnern bei der Morgenlektüre beleidigen zu lassen, erfindet man eine "Systemkrise": An uns kann's nicht liegen, alle anderen sind schuld.

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

15.01.2022 12:20
#556 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #555
Da sind alle Buzzwords untergebracht: Der "klassische Journalismus" (aka wir sind die wahren Journalisten, alle anderen sind nicht ernstzunehmen).


Mit "klassischen Journalismus" meine ich das, was seit dem 19. Jahrhundert so üblich war und es bis heute zum Teil noch ist. Also Zeitung, deren Ausgaben regelmäßig erscheinen, mit Aufmacher usw.

Was zum Thema "ernstzunehmen": Ich glaube daran, dass der sog. "Meinungsjournalismus" gleichwertig zu Blogs usw. ist. Genauso Karikaturen. Die kann heute jeder selber über social Media verbreiten. Dazu braucht man gar keine Druckmaschinen mehr.
Was Blogs nicht haben, zumindest in der Form politische News oder Tagesgeschehen, ist Informationen aus erster Hand. Meiner Erfahrung nach kommentieren Blogs in erster Linie Informationen, die man von anderswoher schon haben muss. Nichts dagegen zu sagen.
Nur diese Informationen erster Hand, die sind eben für die meisten Blogger nicht zu machen.

Ausnahme wäre natürlich Wissenschaftsberichterstattung oder Computerinformationen. Natürlich kann sich auch ein Blogger das neuste iPhone kaufen und es besprechen.

Zitat
Was auch immer "klassisch" bedeuten mag - 14 Semester Marxismus-Studium in Berlin ohne Abschluss vermutlich.



Das ist nun aber wirklich ein Strohmann, der hier abgefackelt wird.

Zitat
Und weil die "wahren Journalisten" nicht wahrhaben wollen, dass kein Mensch Geld dafür zahlen will, um sich von Politspinnern bei der Morgenlektüre beleidigen zu lassen, erfindet man eine "Systemkrise": An uns kann's nicht liegen, alle anderen sind schuld.



Auch wenn ich vielleicht eine diplomatischere Formulierung gewählt habe, denke ich, dass wir hier einer Meinung sind.

Der Meinungsjournalismus ist langfristig tot und wird nicht mehr wirklich gebraucht.

Es gibt aber eine Form des Journalismus, die eben einen gewissen Mehrwert geliefert hat. Das sind z. B. Berichte aus Krisenregionen, eigenständige Recherchen, Reden mit den Leuten aus erster Hand usw.usf.
Meines Erachtens gibt es dazu bisher keine gute Alternative und die Tatsache, dass sich so etwas nicht in den letzten 10 bis 20 Jahren entwickelt hat, macht mich pessimistisch darüber, ob so etwas in absehbarer Zeit vorliegt.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
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Llarian Offline



Beiträge: 6.920

15.01.2022 13:31
#557 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #554
Bei so einer Zeitung kann man da schon viel auswählen: Welche Fortsetzungsgeschichte/Kurzgeschichten in den jeweiligen Ausgaben veröffentlicht werden, wer die Karikaturen zeichnet, wer auf welchen Posten besetzt wird, wer eine eigene Kolumne bekommt und wer nicht, was zum Aufmacher der jeweiligen Episode wird usw.usf.

Das ist genau der Punkt. Zumal noch eins vergessen wurde, nämlich das viele Journalisten freiberuflich arbeiten, die eigentliche Redaktion ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Und wenn mir als Herausgeber oder als Chefredakteur die politische Ausrichtung (oder die politische Neutralität) eines Artikels von einem Freiberufler nicht gefällt, dann veröffentliche ich den nicht. Fertig. Dann ist der Freiberufler schlicht gekniffen und kann sich überlegen ob er beim nächsten Mal nicht auf Linie liegt. Dieses Konzept verfolgt die ARD übrigens konsequent, wie durchaus einige dann "nicht genommene" Reportagen der letzten Jahre klar zeigen.

Zitat
Meines Erachtens ist aber das Letzte, was diese Welt noch braucht, noch ein Meinungsblatt. Diese Art des Journalismus ist meines Erachtens bereits heute veraltet und kann vollständig durch sowas wie Blogs/Foren/social Media subpages/Messanger Kanäle ersetzt werden.
Der einzige Grund, wieso so etwas wie ein Meinungsjournalismus noch eine gewisse Berechtigung haben kann, ist erstens weil nicht alle potenziellen Leser sich bereits in die neuen Medien trauen (aber die Zahlen werden weniger) und zweitens weil eine Zeitung aus Papier noch anders behandelt wird als ein Blog. Noch!


Es mag sein, dass es das letzte ist, was es noch braucht, faktisch haben wir heute in Deutschland nichts anderes mehr. Eine neutrale Zeitung, rein investigativer Journalismus ohne politischen Einschlag, existiert schlicht nicht. Genauso wenig wie ein entsprechender Fernsehsender. Faktisch ist die komplette Medienwelt politisch und davon locker 95% grün links (vielleicht mit Ausnahme der jungen Freiheit, die dann eben rechts ist, aber neutral sicher auch nicht). Der unnachahmliche Ben Shapiro hat mal treffend den Unterschied zwischen sich (also seiner Firma Daily Wire) und den klassischen, extrem linken Fernsehsendern, wie CNN oder MSNBC beschrieben: Er vertritt eine politische Position. Nur er gibt es zu, während die Sender vorheucheln sie wären politisch neutral. Das ist in Deutschland nicht anders.

Ich, als einer der zwei mehr oder minder regelmäßig noch schreibenden Autoren hier, mache aus meiner politischen Haltung keinerlei Geheimnis (Ulrich denke ich auch nicht.). Ich erfüllt keinen Neutralitätsethos. Aber ich behaupte das auch nicht und ich presse auch niemanden "Demokratiegebühren" ab, um das zu behaupten und dann doch das Gegenteil zu tun. Blogs sind hundertmal ehrlicher als der öffentliche oder private Rundfunk in Deutschland. Oder die Presse.

Zitat
Das Einzige, was das moderne Internet nicht vollständig übernehmen kann, ist die Berichterstattung selbst. Denn kein Blogger und kein Youtuber fährt selbst z. B. nach in ein Krisengebiet um dort Nachforschungen anzustellen.


Das stimmt übrigens auch nicht mehr vollständig. So fährt beispielsweise der Kollege Danisch zu diversen Veranstaltungen, über die er dann berichtet (gut, er ist eine Ausnahme, aber er zeigt das es geht). Klar, kein Blogger fährt nach Afghanistan um von dort zu berichten. Aber wenn ich mir beispielsweise ansehe, was Auslandskorrespondenten für eine Sch.... zusammen schreiben, sehe ich keinerlei Verlust. So ist die gesamte Berichterstattung über Palästina in deutschen Medien absurd schlechte Propaganda. Und selbst in sicheren Ländern wird zu gutem Teil nur Schrott produziert. Wenn ich mir die Zeilen von Sudel-Pitzke oder Hannes Stein ansehe (oder die ihres Kollegen Sturm), dann ist das keine "Berichterstattung" die irgendjemand bräuchte, zumal die beiden nichts anderes tun als die übelsten Artikel aus der New York Times oder der Washington Post abzuschreiben. Ich sehe nicht, dass dieser Vorteil noch lange hält.

Mal ganz blöd in die Tüte gesprochen: Fast der ganze Journalismus in Deutschland ist inzwischen von Staatsknete durchseucht. Weil er immer schlechter wird und niemand mehr den Dreck bezahlen will. Wenn die Staatsknete von heute auf morgen weg wäre, dann würde der Medienmarkt in Deutschland zu guten Anteilen zusammen brechen.

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

15.01.2022 15:00
#558 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #557
Genauso wenig wie ein entsprechender Fernsehsender.


Ich persönlich empfinde u. a. Bloomberg als erstaunlich angenehm.
Sehr unaufgeregt, sehr faktenorientiert.

Das liegt wohl auch an der anvisierten Zielgruppe. Die braucht nämlich sinnvolle Informationen für das nächste Investment und da helfen politische Bekenntnisse nicht.

Bei den Zeitungen kenne ich nichts vergleichbar neutrales. Aber der Spectator z. B. ist erstaunlich angenehm und zum Ausgleich Guardian.

Zitat
Faktisch ist die komplette Medienwelt politisch und davon locker 95% grün links



Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Jeder, der es wahrnehmen will, sieht die Probleme.

Es gibt ja viele verschiedene Wege, um das zu machen. Medienkritik gibt es jetzt seit mehr als 10 Jahren. Es bringt ja nix. Mag aber auch sein, dass ich mich selbst in den letzten 10 Jahren zu sehr verändert habe.

Das Problem ist nur, es gibt keine "sauberen" Alternativen mehr.

Zitat
Er vertritt eine politische Position. Nur er gibt es zu, während die Sender vorheucheln sie wären politisch neutral. Das ist in Deutschland nicht anders.



Auf dieses "Jeder folgt einer Ideologie" reagiere ich inzwischen ehrlich gesagt allergisch.
Ich habe darüber unter der Überschrift Objektivität ist ein Mythos ausführlich geschrieben.

Zitat
Das stimmt übrigens auch nicht mehr vollständig. So fährt beispielsweise der Kollege Danisch zu diversen Veranstaltungen, über die er dann berichtet (gut, er ist eine Ausnahme, aber er zeigt das es geht).



Jain.

Meine Informationen beziehe ich jetzt ausschließlich aus dem, was Danisch selbst über sich schreibt und er macht ja aus vielem kein Geheimnis. Er arbeitet nebenher und schreibt den Blog sozusagen als Hobby. Wobei sich das finanziell grade mal +/- 0 auswirkt.
Wir haben es hier also mit einem Menschen zu tun, der ein erhebliches an Zeit, Ressourcen und höchstwahrscheinlich Geld opfert und das Ergebnis ist ein Blog der zu gefühlt 90% auch nur aus Kommentaren und Links besteht.

Wenn man das Ganze mal aus individuell-psychologischer oder existenzialistischer Warte betrachtet, dann stellt sich die Frage, ob man sich nicht schon lieber gleich ein anderes Hobby sucht. Sich andauernd mit Medienkritik, politischen Unbekömlichkeiten oder, wie im Fall von D., gar mit akademischen Fehlentwicklungen zu beschäftigen zieht einen ja doch runter und wenn man nicht regelmäßig neuen Stoff liefert, bleiben irgendwann die Leser weg.
Kurz gesagt, ich würde es in meiner jetzigen Lebenssituation nicht tun.

Zitat
Klar, kein Blogger fährt nach Afghanistan um von dort zu berichten.



Machen ja 90% der Journalisten auch nicht.
Aber man braucht eben die, die irgendwo im Ausland sitzen oder wirklich vor Ort fahren, um von dort zu berichten.

Deshalb finde und fand ich es im Internet immer angenehm, wenn man dort wirklich mit Menschen vor Ort sprechen kann. Man bekommt manchmal eine andere Perpeektive.

Natürlich muss es auch das andere geben: Weg vom Konkreten, sich mal abstrakt mit den Zahlen und Fakten befassen.

Zitat
Aber wenn ich mir beispielsweise ansehe, was Auslandskorrespondenten für eine Sch.... [...] dann ist das keine "Berichterstattung" die irgendjemand bräuchte, zumal die beiden nichts anderes tun als die übelsten Artikel aus der New York Times oder der Washington Post abzuschreiben.



Das ist ja erstmal auch okay. Dazu braucht man zwar keine Leute in fremde Länder schicken, aber...

Was man am Ende auch vor 100 oder mehr Jahren gemacht hat, war, dass man Reisende, Touristen und Leute, die wirklich vor Ort waren ausgefragt hat. Das ergibt dann zwar keine 100% zuverlässige Schilderung, aber da sich die Leute beim Lügen nicht absprechen und unterschiedlich vergessen, gleicht es sich doch aus. Das sollte man im Internet sehr, sehr einfach können.

Damals hat ja schon Harald Schmidt eine Parodie auf die Berichterstattung in Afghanistan gemacht. "Wir schalten jetzt in das Studio in Kairo"... Kairo liegt mehr als 1000 km Luftlinie (unter RL Bedingungen wohl noch um einiges weiter) entfernt. Es stellt sich ernsthaft die Frage, ob ein Journalist in Kairo besser über die Vorgänge in Afghanistan informiert ist als jemand, der gleich in Westeuropa sitzt.
Und was die Armee-Berichterstatter zu sehen bekommen, das wird durch eine Stabsstellen kontrolliert.

Wenn man also heute Informationen aus Afghanistan bekommen will, dann muss man zwangsläufig selbst jemanden runterschicken. Da ist ebenfalls die Frage, wie viel der denn mitbekommt. Und sowas kostet Geld. Und das will bezahlt werden. Und die meisten Leute sind nicht bereit, das zu bezahlen.

Sonst verweise ich auf die Kontroverse Stratfor vs. Anonymous, die Zettel ja ausführlich behandelt hatte. Da fielen dann solche Worte wie "privater Geheimdienst". Was Schwachsinn ist.



Sowas wie Filmkritiken oder allgemeine Besprechungen auf Basis von frei Zugänglichen Informationen, das kann und wird das Internet ersetzen. Für mich scheint das fast notwendig.

Nur viele andere Informationen, an die kommt man eben nicht dran.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

15.01.2022 15:54
#559 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #556
Mit "klassischen Journalismus" meine ich das, was seit dem 19. Jahrhundert so üblich war und es bis heute zum Teil noch ist. Also Zeitung, deren Ausgaben regelmäßig erscheinen, mit Aufmacher usw.


ok, d.h. Sie meinen die klassische Tageszeitung; wenn 3kg Papier durch die Fensterscheibe krachen, wurde die Süddeutsche geliefert... kenne ich noch aus Kindheitszeiten, und hab meinen Vater als Kind schon gefragt, als das 200-Seiten-Paket jeden Tag geliefert wurde: "Liest du alle Seiten der Zeitung, jeden Tag?" - "Nope, die ersten 4-5, dann die Sportabteilung, alles davor und danach ist Wertpapier".
Grüne würden sagen: Endlich stirbt die Tageszeitung aus, man mag sich gar nicht ausmalen, wie viele Bäume jeden Tag sinnlos sterben müssen um die Druckerei der SZ zu bedienen...


Zitat von Johanes im Beitrag #556
Es gibt aber eine Form des Journalismus, die eben einen gewissen Mehrwert geliefert hat. Das sind z. B. Berichte aus Krisenregionen, eigenständige Recherchen, Reden mit den Leuten aus erster Hand usw.usf.


Eigentständige Recherchen und reden mit Leuten aus erster Hand hab ich auch gemacht als Redakteur. Hab ich auch gemacht, als ich NICHT in einem Medienunternehmen tätig war, man nennt das auch "Beruf".
Bei Journalisten gilt das als besondere Befähigung, deshalb, weil das Leute sind die noch nie irgendwas produktives geleistet haben.

Wo ich Ihnen Recht geben würde sind die Berichte aus Krisenregionen, dafür braucht man gute Journalisten, die die Sprache und Kultur beherrschen und bereit sind zu sterben für einen guten Bericht. Die haben durchaus meinen Respekt. Bringt nur nix, wenn der Bericht dann auf dem Tisch des Redakteurs vom ZDF landet, der ihn dann in den Rundordner schmeisst weil sowas gerade "nicht hilfreich" ist...

Johanes Offline




Beiträge: 2.424

16.01.2022 13:46
#560 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #559
Grüne würden sagen: Endlich stirbt die Tageszeitung aus, man mag sich gar nicht ausmalen, wie viele Bäume jeden Tag sinnlos sterben müssen um die Druckerei der SZ zu bedienen...


Ich stimme Ihrer Kritik sogar zu, werter Herr @F.Alfonzo, auch wenn das mit dem Recyclingpapier wohl inzwischen anders aussieht.

Der Punkt ist aber natürlich richtig. Man kauft die gesamte Zeitung, um dann weniger als die Hälfte zu lesen. Sinnlos.

Zitat von F.Alfonzo
Hab ich auch gemacht, als ich NICHT in einem Medienunternehmen tätig war, man nennt das auch "Beruf".



Ja, kenne ich auch.

Zitat von F.Alfonzo
Wo ich Ihnen Recht geben würde sind die Berichte aus Krisenregionen, dafür braucht man gute Journalisten, die die Sprache und Kultur beherrschen und bereit sind zu sterben für einen guten Bericht. Die haben durchaus meinen Respekt. Bringt nur nix, wenn der Bericht dann auf dem Tisch des Redakteurs vom ZDF landet, der ihn dann in den Rundordner schmeisst weil sowas gerade "nicht hilfreich" ist...



Es sind ja nicht nur Krisenregionen.
Es reicht schon, dass mal jemand z. B. bei Berichten über die USA ein bisschen mehr Informationen aus dem Land einfließen lässt oder über Japan.
Man gewinnt den Eindruck, dass man im Netz mehr Informationen über die Verhältnisse drüben findet als in den Berichten "seriöser Zeitungen". Nur weiß man im Netz in letzter Konsequenz nie, ob das eine sachliche Darstellung ist oder jemand da seinen Frust über seinen Kontakt mit dem System Luft macht oder ob sich da jemand was ausdenkt.

Mir diese Arbeit abzunehmen, das ist für mich der eigentliche Mehrwert des Journalismus. Der Journalismus soll mir nicht sagen, was ich zu einem Sachverhalt oder Ereignis zu denken habe, sondern mir nur die Fakten oder besser noch Beobachtungen berichten.
Das kann man aber eben nicht, wenn man nur DAP/Reuters/younameit-Meldungen abdruckt.

Deswegen würde ich unterscheiden:
1. Solche Sachen wie Meinungskommentar, Kolumne, Wissenschafts-, Kultur- und Ereignisjournalismus, sowie Karikatur, fiktive Literatur und Rätsel lassen sich einfach ins Netz auslagern und werden dort über Kurz oder Lang heimisch. Sind es zum Teil schon. Die Zeiten, in denen Leute eine Zeitung abonniert haben, weil sie den Vorabdruck eines Romans daraus lesen wollten, sind wohl lange vorbei.
2. Die eigentliche Berichterstattung mit sauberer Recherche, Prüfung und seriöse Wiedergabe der Fakten. Das ist eine echte Dienstleistung am Leser und dazu gibt es derzeit keine Alternative im Internet. Leider, füge ich hinzu.



"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12)
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)

Krischan Offline




Beiträge: 609

17.01.2022 08:54
#561 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #557

Mal ganz blöd in die Tüte gesprochen: Fast der ganze Journalismus in Deutschland ist inzwischen von Staatsknete durchseucht. Weil er immer schlechter wird und niemand mehr den Dreck bezahlen will. Wenn die Staatsknete von heute auf morgen weg wäre, dann würde der Medienmarkt in Deutschland zu guten Anteilen zusammen brechen.



Lieber Llarian,
fast der ganze Journalismus? Au contraire, es gibt noch die kleinen gallischen Dörfer. Gleichwohl ist es schon sinnvoll, von einer Systemkrise zu sprechen - das etablierte System der Medien (wenige "Sender", egal ob Zeitung oder Funk, und viele Empfänger) hat sich technisch überholt. Dieser Technikwandel löst ja die Krise aus. Und diese ist eine wirtschaftliche - es ist niemand mehr bereit, für Meinungsartikel und aufwändig gestaltete Werbebeilagen Geld zu bezahlen, nur damit der wirklich interessante Content (Sport, Lokales, Börse, Wetter, hier und da vielleicht der Veranstaltungskalender) zugänglich ist. Das war jahrzehntelang das Erfolgsmodell der Zeitungen. Weil es nichts anderes gab.
Seit es für die genannten Points of Interest andere Vertriebswege gibt (Echtzeit Börsen-Provider, Sport-App, Direktvermarktung der Vereine, Ligen; Wetter-Apps, zehnmal genauer als die Zeitung, lokale Informationen per Facebook und Insta...) - welchen Grund sollte es noch geben, das Altpapier zu bezahlen? Die Werbeprospekte kommen auch so ins Haus.

Es gibt aber doch Unternehmen, die das Thema neu denken, man denke da nur an "mediaPioneer", vom umtriebigen Herrn Steingart gegründet (Full Disclaimer: Ich bin seit 2019 begeisterter Hörer / Leser). Ohne Werbung (!), mit interessanten Gesprächspartnern, innovativen Formaten (quasi die Morgenzeitung als Podcast, 20-30 Minuten, und man ist über Deutschland und die Welt halbwegs informiert), und mit qualitativ hochwertigem Journalismus (ich darf das bewerten, ich hab Kommunikationswissenschaft studiert ).
Seit 2020 ist das per Abo kostenpflichtig (Teaser-Formate gibt es nach wie vor), und finanziert sich über recht moderate monatliche Beiträge. Und natürlich gibt es Querfinanzierung, Events, es gibt Investoren. (merkt man mir die Begeisterung an? Ich hoffe doch, das "Morning Briefing" ist nämlich inhaltlich wie sprachlich auf höchstem Niveau!)
Springer ist einer der Anschubinvestoren, und ich wette darauf, dass solche Formate auch in anderen Ländern erfolgreich sein können bzw. schon sind (dazu kenne ich den internationalen Medienmarkt zu wenig).

Also, es gibt Lichtblicke. Und mit Lichtblicken meine ich nicht Blogger, Meinungs- und Haltungsjournalismus, sondern in der Tat einen unparteiischen, kritischen Journalismus, der sich mit niemandem gemein macht, der sagt, was ist. (Na los, wer kann die Zitate zuordnen? ).

Freundlichst,
Krischan

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.568

20.01.2022 12:04
#562 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Vervollständige den Satz "Du bist in Deutschland, wenn..."

Zitat
A45-Sperrung: Fledermäuse in maroder Talbrücke Rahmede entdeckt

Erstellt: 19.01.2022

Lüdenscheid - Nach Informationen von come-on.de wurden bei den Untersuchungen der maroden Talbrücke Rahmede der A45 bei Lüdenscheid (NRW) eine Population von Fledermäusen entdeckt, die in einem der Brückenpfeiler lebt.

Bei den gefundenen Fledermäusen handelt es sich um Zweifarbfledermäuse aus der Gattung der Glattnasen. Alle Fledermausarten in Deutschland sind geschützt. Die Schutzwürdigkeit unterscheidet sich jedoch je nach Art. Die Zweifarbfledermaus ist besonders streng geschützt. Klar aber ist: Bei den weiteren Planungen für Abbruch und Neubau dürfen diese Tiere nicht ignoriert werden. Eine Sprengung ist nicht möglich, so lange die Fledermäuse vor Ort sind.

„Wenn wir sprengen, wird es nicht in den nächsten zwei Wochen sein“, sagt die Autobahn-Sprecherin. Man habe also genügend Zeit, zu überlegen, wie die Fledermäuse die Talbrücke „räumen“.

Für die Autobahn GmbH ist es eine weitere Herausforderung bei der schnellstmöglichen Realisierung eines Ersatzneubaus der Talbrücke Rahmede. Derzeit wird geprüft, ob die Fledermäuse umgesiedelt werden können oder ob zum Beispiel der betroffene Brückenpfeiler stehen bleibt. Dies wäre allerdings nur möglich, sollte sich eine Sprengung aus anderen Gründen als nicht realisierbar erweisen. Nach Informationen unserer Zeitung macht sich eine Spreng-Fachfirma in dieser Woche vor Ort ein Bild der Talbrücke. Eine weitere geschützte Art, die im Bereich der Talbrücke nachgewiesen wurden, ist die Haselmaus.


https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/a4...-9kp1MCi0U0SInc



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

20.01.2022 13:15
#563 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Würde es dem Artenschutz zuwiederlaufen, wenn man einfach wartet bis die Brücke von selber einstürzt? Allzu lange dürfte das ja nicht dauern, beim allgemeinen Zustand deutscher Infrastruktur...

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

20.01.2022 13:19
#564 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #563
Würde es dem Artenschutz zuwiederlaufen, wenn man einfach wartet bis die Brücke von selber einstürzt? Allzu lange dürfte das ja nicht dauern, beim allgemeinen Zustand deutscher Infrastruktur...
Halb so wild! Man darf den Pfeiler nicht sprengen, solange die Fledermäuse im Winterschlaf sind, das ist alles. Dann sprengt man ihn in einer Jahreszeit, in der man sie gefahrlos verscheuchen kann und baut vor dem Winter Ersatzquartiere.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.568

24.01.2022 23:38
#565 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Firmenmitteilung von heute:

Zitat
Frauenanteil in Führungspositionen: MorphoSys Nummer 1 in Deutschland im European Women on Boards Gender Equality Index Report

DGAP-News: MorphoSys AG / Schlagwort(e): Sonstiges

24.01.2022 / 22:01

Frauenanteil in Führungspositionen: MorphoSys Nummer 1 in Deutschland im European Women on Boards Gender Equality Index Report

Die MorphoSys AG (FSE: MOR; NASDAQ: MOR) wurde im European Women on Boards Gender Equality Index Report als "Best Practice Leader" ausgezeichnet und belegt den ersten Platz in Deutschland und den zweiten Platz unter den europäischen Gesundheits-Unternehmen für den Anteil an Frauen in der Führungsebene und in Entscheidungspositionen.

Der European Women on Boards Gender Equality Index Report hat 668 europäische Unternehmen aus 19 Ländern bewertet, die überwiegend aus dem STOXX Europe 600 stammen, dem Aktienindex für europäische Unternehmen mit großer, mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung. Die Bewertung basiert auf dem Gender Diversity Index, einem aggregierten Indikator, der den Anteil von Frauen in Führungspositionen, in leitenden Funktionen, in Aufsichtsräten und in Aufsichtsrats-Ausschüssen widerspiegelt und gewichtet.

MorphoSys erlangte einen Wert von 0,89, was einem nahezu ausgewogenen Führungsteam entspricht (bei einem Wert von 1 ist es komplett ausgewogen). Der Aufsichtsrat von MorphoSys ist mit drei weiblichen und drei männlichen Mitgliedern geschlechterparitätisch besetzt, und im Executive Committee des Unternehmens, dem höchsten Führungsgremium innerhalb der Organisation, sind drei von sieben Mitgliedern weiblich.

"Wir sind stolz darauf, diese Auszeichnung von European Women on Boards zu erhalten", sagte Dr. Jean-Paul Kress, CEO von MorphoSys. "Es wurden zwar Fortschritte gemacht, dennoch sind die Führungsetagen in den europäischen Unternehmen noch weitgehend männlich dominiert. Wir bei MorphoSys setzen darauf, dass die besten Talente gefördert werden, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion, Herkunft oder Alter."



https://www.dgap.de/dgap/News/corporate/...?newsID=1506421

Und jetzt flankierend ein Blick auf den Kurs der letzten 12 Monate:

https://www.finanzen.net/aktien/morphosys-aktie



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



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25.01.2022 00:40
#566 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Ich muss glaub ich mal recherchieren, ob es long-short-equity Hedgefonds gibt die den Frauenanteil im Management als Bewertungskriterium verwenden: Alles mit mehr als 3 Frauen im directors board wird geshortet, alles mit weniger als 3 kommt ins Long-Portfolio. Könnte funktionieren.

...wird nur niemand zugeben, so zu traden; wer hat schon Lust sich öffentlich hinrichten zu lassen...

F.Alfonzo Offline



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25.01.2022 00:53
#567 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

oh btw., Nachtrag, auch wenn das jetzt hier völlig off-topic geht:

Ich hab mich vor ca. 10 Jahren mal intensiv mit dem Konzept des sozialverantwortlichen Investments beschäftigt, und den ESG (environmantal, social, governance)-Faktoren, und welchen Einfluss die auf die Performance eines Unternehmens haben; denn von den Politspinnern wird ja immer vorgetragen, dass die Konzepte auf lange Sicht sogar billiger sind.

Hab mir zu dem Zweck dutzende Papers, hauptsächlich Metastudien, durchgelesen, mit dem Ergebnis: Inconclusive. Die E- und G-Faktoren sind statistisch völlig irrelevant (tendenziell aber eher abträglich), und beim S-Faktor gibt es eine klare Korrelation, bei der sich allerdings die Frage nach der Kausalität stellt: Geht es den Unternehmen deshalb gut, weil sie ihre Mitarbeiter gut behandeln, oder behandeln sie ihre Mitarbeiter gut weil sie sowieso Geld wie Heu haben (Google, Apple, etc.)?

Der Witz daran ist: Dass sozialverantwortliche Investments rein auf Performanceebene völliger Blödsinn sind, weiss jeder, inkl. der Portfoliomanager, die die Strategie verfolgen - das sind i.d.R. irgendwelche Pensionsfonds, die immens viel Kohle haben, gleichzeitig aber auch eine politische Agenda und den entsprechenden öffentlichen Druck. Man investiert "socially responsible" und opfert dafür etwas Rendite, dafür sind die Medien ruhig, und was alternativ unter dem Strich rausgekommen wäre weiss sowieso niemand.

Ulrich Elkmann Online




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25.01.2022 16:58
#568 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Immer wenn man glaubt, jetzt geht es nicht mehr doller, kommt jemand locker unter der Meßlatte durchgelaufen. Ich bin gerade beinahe im Wortsinn vom Stuhl gefallen:

Zitat
Andrea Nahles soll Chefin der Bundesagentur für Arbeit werden
Die frühere SPD-Chefin und Bundesarbeitsministerin Nahles soll offenbar Nachfolgerin von BA-Chef Detlef Scheele werden. Die Bundesregierung muss noch zustimmen.

25. Januar 2022, 16:45 Uhr



https://www.zeit.de/politik/deutschland/...w.google.com%2F

Zitat
Andrea Nahles wird Chefin der Bundesagentur für Arbeit
Sie führte das Arbeitsministerium unter Merkel und war kurz SPD-Vorsitzende: Andrea Nahles soll künftig die Bundesagentur für Arbeit leiten.



https://www.spiegel.de/wirtschaft/andrea...36-3ef7e74ec020

Oder sollte ich sagen: "ich glaub', mich tritt der Arbeitskreis Pferd"?



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Florian Offline



Beiträge: 3.136

25.01.2022 17:54
#569 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #567
oh btw., Nachtrag, auch wenn das jetzt hier völlig off-topic geht:

Ich hab mich vor ca. 10 Jahren mal intensiv mit dem Konzept des sozialverantwortlichen Investments beschäftigt, und den ESG (environmantal, social, governance)-Faktoren, und welchen Einfluss die auf die Performance eines Unternehmens haben;


Das ist zur Zeit auch etwas, was mir durch den Kopf geht.

Ist es unter Rendite-Gesichtspunkten sinnvoll, auf ESG zu setzen? Oder ist sogar ein Untergewichten sinnvoll?

(Rein unter Rendite-Gesichtspunkten. Ethische Fragen ausgeklammert).

Für beide Ansichten finde ich Argumente.

Pro ESG:
Es gibt einen starken Kapitalfluss Richtung ESG. Getrieben von allen möglichen Fonds, deren Anleger sich entsprechende Investments wünschen. Aber auch durch staatliche Regulierung. (Incl. Regulierung durch die EZB). Dieser Kapitalfluss wird tendenziell die Kurse von ESG-konformen Firmen antreiben.

Contra ESG:
Gerade weil so viel Geld unkritisch in ESG-Investments fließt, steigen für die nicht-ESG-konformen Firmen die Kapitalkosten. Und die wenigen Investoren, die immer noch in diese Firmen investieren, können entsprechend höhere Renditen erwarten.

Bis jetzt ist mir nicht so ganz klar, welche von beiden Denkweisen stimmt.

Meine persönliche Vermutung ist, dass am Ende die "anti-ESG-Investoren" gewinnen werden.
Ganz konkret: Die ganzen westlichen Investoren werden sich nicht mehr trauen, in Rüstungsfirmen zu investieren. Auch dann, wenn Heckler&Koch operativ hoch profitabel ist, bekommen sie keine Finanzierung mehr. Außer von Investoren, denen die ESG-Kriterien egal sind. Sagen wir mal: dem Emir von Brunei. Oder einem chinesischen Staatsfonds. Die können (und werden) H&K, Krauss Maffei etc. dann günstig aufkaufen.
Ob das am Ende dann wirklich eine bessere Welt ist, werden wir sehen...

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.568

25.01.2022 19:14
#570 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Man faßt es nicht. (Das ist eine rein rhetorische Volte...). Aber es zeigt den Zustand unserer den den Parteien gekaperten Politik wie in eiem Brennglas. Die WerteUnion der CDU hat ihren Vorsitzenden, Max Otte, pro forma für die Wahl des Bundespräsidenten als Gegenkandidaten zum Allereinzigsten Frank-Walter nominiert. Die AfD hat sich dem Vorschlag angeschlossen, mit der ausdrücklichen Begründung, hier handele es sich um ein überparteiliches Amt."

Reaktion der Union: der Bundesvorstand der CDU beschließt den Parteiausschluß Ottes. "Er habe der Partei schweren Schaden zugefügt."

https://www.welt.de/politik/deutschland/...schliessen.html



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

25.01.2022 20:31
#571 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #569
Pro ESG:
Es gibt einen starken Kapitalfluss Richtung ESG. Getrieben von allen möglichen Fonds, deren Anleger sich entsprechende Investments wünschen. Aber auch durch staatliche Regulierung. (Incl. Regulierung durch die EZB). Dieser Kapitalfluss wird tendenziell die Kurse von ESG-konformen Firmen antreiben.


Das macht kurz- bis mittelfristig Sinn, "riding the bubble". Ob das Investment fundamental seinen Preis rechtfertig ist ja egal, so lange es genug Bekloppte gibt, die weiter Geld reinfeuern. M.E. sind wir inzwischen aber makroökonisch an einem Punkt angelangt, an dem es der westlichen Welt finanziell an den Kragen geht, und dann hat keiner mehr Geld für esoterische Spinnereien übrig. Peak Dummheit liegt hinter uns (ausser in Deutschland vielleicht, aber die Deutschen waren schon immer die Bescheurtsten auf dem Planeten, die merken es als letzte).

Zitat von Florian im Beitrag #569
Contra ESG:
Gerade weil so viel Geld unkritisch in ESG-Investments fließt, steigen für die nicht-ESG-konformen Firmen die Kapitalkosten. Und die wenigen Investoren, die immer noch in diese Firmen investieren, können entsprechend höhere Renditen erwarten.


Das Argument mit den Kapitalkosten verstehe ich gar nicht. In der westlichen Hemisphäre wird im Moment so viel Geld gedruckt, dass man Probleme hat es in den Kreditmarkt zu bekommen (daher die Negativzinsen), dadurch gibt es auch keinen Verdrängungseffekt von dummen vs. gescheiten Investments.
Das Kontra für mich wäre eher auf Wertpapier-Nachfrageebene zu suchen: Wenn der ganze Schrott kollabiert und die Leute merken, dass sie da einem gigantischen Bären aufgesessen sind, dann kracht der Wertpapiermarkt in biblischen Ausmassen zusammen.

Fundamentalökonomisch ist das m.E. alles sehr einfach; die Frage, die für jeden Investor / Trader wichtig ist, ist die Frage des Timings. Da wird's dann kompliziert, da möchte ich auch keine Prognose abgeben....

Florian Offline



Beiträge: 3.136

25.01.2022 20:38
#572 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #570
Man faßt es nicht. (Das ist eine rein rhetorische Volte...). Aber es zeigt den Zustand unserer den den Parteien gekaperten Politik wie in eiem Brennglas. Die WerteUnion der CDU hat ihren Vorsitzenden, Max Otte, pro forma für die Wahl des Bundespräsidenten als Gegenkandidaten zum Allereinzigsten Frank-Walter nominiert. Die AfD hat sich dem Vorschlag angeschlossen, mit der ausdrücklichen Begründung, hier handele es sich um ein überparteiliches Amt."

Reaktion der Union: der Bundesvorstand der CDU beschließt den Parteiausschluß Ottes. "Er habe der Partei schweren Schaden zugefügt."

https://www.welt.de/politik/deutschland/...schliessen.html




Ähem, ganz so was es nun nicht.
Es ist ja nicht so, dass der CDU-Kandidat Otte halt von der AfD mitgewählt würde.
Sondern Otte ist ausdrücklich KEIN Kandidat der CDU. Und Otte hatte seinen Auftritt mit Bekanntgabe der Kandidatur vor einem AfD-Banner.

Die juristischen Hürden für einen Partei-Ausschluss sind zu recht hoch.
Aber wenn jemand mit Hilfe einer fremden Partei GEGEN die eigene Partei antritt, dann ist das ein ganz glasklares parteischädigendes Verhalten. Und die CDU ist hier völlig zu recht empört und kann auch völlig zu recht einen Parteiausschluss anstreben.

Auf einem ganz anderen Blatt steht die Frage, warum die Union auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und Steinmeier mitwählen will.
Das ist in der Tat einfach nur peinlich und das kann Otte natürlich zu Recht kritisieren.
Ändert aber nichts daran, dass Otte nun mit Hilfe einer fremden Partei gegen den von der eigenen Partei präferierten Kandidaten antritt - und das ist schlicht parteischädigend.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.009

25.01.2022 20:41
#573 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Oh, noch ein Nachtrag: wenn man heutzutage ein nachfragegetriebenes Investment sucht, das auch langfristig funzt, würde ich mich nach "sharia-compliant funds" umsehen... irgendein sunnitischer Guru erklärt dann dass das alles Mohammeds Wille war, und schon ist das Zinsverbot im Islam kein Problem mehr. Und aus dem mittleren Osten kommt ein Haufen Kohle...

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.568

25.01.2022 21:51
#574 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #572
Aber wenn jemand mit Hilfe einer fremden Partei GEGEN die eigene Partei antritt, dann ist das ein ganz glasklares parteischädigendes Verhalten. Und die CDU ist hier völlig zu recht empört und kann auch völlig zu recht einen Parteiausschluss anstreben.


Zitat
Christian Lindner @c_lindner

Frank-Walter #Steinmeier hat bei der Fraktionssitzung von @fdpbt heute um Vertrauen für seine erneute Kandidatur als Bundespräsident geworben. Wir werden ihn gerne unterstützen. In polarisierenden Zeiten hat er sich um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft verdient gemacht. CL

8:03 PM · Jan 25, 2022·Twitter for Mac




https://twitter.com/c_lindner/status/1486052059984113670

Das Amt ist explizit nicht parteigebunden, sondern der BuPrä ist zur Neutralität verpflichtet. (Nun ja, er war es mal; daß unsere Ochlokratie alles mit Füßen tritt, ist ja mittlerweile Prinzip).



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

25.01.2022 22:12
#575 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #572
Auf einem ganz anderen Blatt steht die Frage, warum die Union auf einen eigenen Kandidaten verzichtet und Steinmeier mitwählen will.
Das müßte man mit der Echs-Kanzlerin diskutieren. Es war ja ihre Entscheidung, dieses Amt einem Angehörigen des kleineren Koalitionspartners zu überlassen.

Zitat von Florian im Beitrag #572
Ändert aber nichts daran, dass Otte nun mit Hilfe einer fremden Partei gegen den von der eigenen Partei präferierten Kandidaten antritt - und das ist schlicht parteischädigend.
Warum soll das parteischädigend sein? Ich sehe jetzt nicht, daß hinter dieser CDU-Präferenz ein politischer Kuhhandel steht. Eher parteischädigend kann man Lafontaines Aufruf finden, seinen Parteigenossen im Saarland nicht zu wählen. Er hat es überstanden.

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