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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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nocheiner ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2017 09:35
#1676 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1673
Mord, Totschlag:
1970: 2.477 Fälle (43 pro 1 Mio. Einwohner)
2000: 2.770 Fälle (34 pro 1 Mio. Einwohner)
2014: 2.179 Fälle (27 pro 1 Mio. Einwohner)
2016: 2.418 Fälle (30 pro 1 Mio. Einwohner)

gefährliche und schwere Körperverletzung:
1970: 37.895 Fälle (653 pro 1 Mio. Einwohner)
2000: 116.912 Fälle (1.427 pro 1 Mio. Einwohner)
2014: 125.752 Fälle (1.533 pro 1 Mio. Einwohner)
2016: 140.033 Fälle (1.710 pro 1 Mio. Einwohner)


Vielen Dank!

Mit besten Grüßen

nocheiner

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

08.06.2017 13:14
#1677 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #1674
Ich erkläre mir das so, dass es im Vergleich zu 1970 zu mehr Anzeigen kommt - gerade wenn man davon ausgeht, dass der Großteil der Körperverletzungsdelikte unter Jugendlichen oder im häuslichen und näheren Umfeld passiert - das hat man 1970 wohl deutlich häufiger ohne Polizei "geregelt".
Gefährliche Körperverletzung ist regelmäßig mit ziemlich teuren körperlichen Beeinträchtigungen verbunden, etwa Blindheit, Berufsunfähigkeit. Sind Sie sich sicher, daß man sich hier privat einigt?

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2017 23:03
#1678 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1673
Aber zumindest bei "harten" Delikten wie Mord und schwere Körperverletzung wird sich an der Definition nicht so viel geändert haben.

Bei der Definition nicht, sehr wohl aber bei der Anwendung. Um diese Aussage wirklich zu treffen müsste man auch vergleichen zu wievielen Urteilen es wegen Körperverletzung mit Todesfolge und fahrlässiger Tötung kommt. Gerade dieser wuschige Begriff der "Mordmerkmale" ist da ein wunderbares Tor um alles mögliche zu bejahen oder zu verneinen.

Zitat
Bei beiden Deliktarten gab es allerdings zwischen 2014 schon einen sehr merklichen Sprung.


Das hat aber nix mit nix zu tun (SCNR).

Llarian Offline



Beiträge: 7.107

08.06.2017 23:10
#1679 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #1674

Zitat
Bei Körperverletzung gab es hingegen einen Anstieg. (Seit 2000 nur noch sehr leicht).

Ich erkläre mir das so, dass es im Vergleich zu 1970 zu mehr Anzeigen kommt - gerade wenn man davon ausgeht, dass der Großteil der Körperverletzungsdelikte unter Jugendlichen oder im häuslichen und näheren Umfeld passiert - das hat man 1970 wohl deutlich häufiger ohne Polizei "geregelt".


Das halte ich aber für eine kühne These. Und erlaube mir mal das Gegenteil dagegen zu setzen: Musste man in den siebziger Jahren nicht unbedingt damit rechnen, dass eine Anzeige sich negativ auf die eigene Gesundheit auswirken würde, so ist dies heute in manchen Stadtteilen geradezu umgekehrt: Wer es mit einer bestimmten Klientel zu tun hat, verzichtet oftmals auf die Anzeige, weil er keine Lust hat dann so richtig einen drauf zu kriegen. Und das dürfte gerade(!) bei Jugendlichen der Fall sein. Ich würde auch dazu neigen zu vermuten, dass sich damals wie heute nur ein Bruchteil der Körperverletzungsdelikte im häuslichen Umfeld ereignet, einfach weil die damals wie heute nicht angezeigt werden. Das hier sichtbare Hellfeld dürfte im Wesentlichen von Gewalt geprägt sein, die in der berühmten Öffentlichkeit stattfindet.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.06.2017 09:16
#1680 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #1679
... so ist dies heute in manchen Stadtteilen geradezu umgekehrt

Für manche Stadtteile wird das bestimmt stimmen.
Die Frage ist halt nur, wie repräsentativ die sind.

Da spiegeln sich wieder einmal die unterschiedlichen Lebenserfahrungen wieder. Wo Meister Petz und ich sich noch an normalen Lebensverhältnissen orientieren, hast Du im "failed state" NRW die Stadtteile im Blick, bei denen bundesdeutsche Gesetze nur noch bei der Anspruchsberechnung im Sozialamt gelten.

Florian Offline



Beiträge: 3.170

13.06.2017 02:04
#1681 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1538
Zitat von Florian im Beitrag #1521
Diese Vorab-Veröffentlichung in der "Welt" ist dramatisch:
https://www.welt.de/politik/deutschland/...eschlossen.html

Basiert auf „Die Getriebenen – Merkels Flüchtlingspolitik. Report aus dem Inneren der Macht“, das am 15.3. erscheinen wird).



Das Buch ist gestern erschienen.
Und bei Amazon mittlerweile auf Rang 3. Allerdings erst in ein paar Wochen wieder lieferbar. Die erste Auflage scheint also nach einem Tag bereits verkauft zu sein.
(Gab es das eigentlich überhaupt schon mal, dass ein Buch über dröge Politik-Mechanismen es so weit nach oben in die Bestseller-Listen geschafft hat? Ich kann mich nicht daran erinnern).
Scheint also durchaus einen Nerv zu treffen...



Aktuell ist auf Platz 1 der Amazon-Bestseller-Liste übrigens dieses Buch:
https://www.amazon.de/Finis-Germania-Kap...97310100&sr=1-2
Finis Germaniae von Rolf Sieferle.


Ich habe das Buch nicht gelesen.
Wenn ich die Rezensionen richtig verstehe, ist es ganz allgemein ein kulturkritisches Buch. (Nicht speziell contra Flüchtlinge - was auch nicht plausibel wäre, da sich der Autor bereits im September 2015 das Leben nahm. Sondern eher allgemein gegen den linken Zeitgeist).
(Eventuell ist das Buch auch wirklich dumpf rechts. Ernsthafte Rezensionen habe abgesehen von den Kommentaren bei Amazon bislang keine gefunden. Was für ein #1-Buch eigentlich überraschend ist.
Hier ein Link zu einem kritischen FAZ-Artikel, der das Buch inhaltlich allerdings kaum kommentiert: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2017...eutsche-zeitung ).
Es ist (auch aufgrund des Selbstmords des Autors) nur ein Fragment.
Umso überraschender, dass ein unvollständiges Werk eines verstorbenen Autors zu so einem sperrigen Thema es auf Platz 1 (!) bei Amazon schafft.
(Also nicht #1 bei Sachbüchern. Sondern wirklich der meistverkaufte Amazon-Artikel überhaupt!).
Und das - soweit ich das mitbekommen habe - ohne großen PR-Aufwand.


Es ist daher auf den ersten Blick nicht überraschend, dass er auch auf einer Empfehlungsliste "Sachbuch des Monats" des NDR landete.
Was dann aber - ebenso nicht überraschend - einen Skandal auslöste:
Wie kann man nur ein Sachbuch empfehlen, das GEGEN den Zeitgeist geschrieben ist?
Das für die Empfehlung dieses absoluten Best Sellers verantwortliche Jury-Mitglied wurde daher konsequenterweise nun aus dem Gremium entfernt.
(Siehe hier: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/f...-a-1151810.html )

Wie gesagt:
ich erlaube mir kein Urteil zur Qualität des Werks.
Kann sein, dass es wirklich rechtslastig ist.
Dass man aber als Jury-Mitglied aus politischen Gründen zurücktreten muss, wenn man das derzeitige #1-Buch bei Amazon empfiehlt, finde ich aber doch schon krass).

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.391

13.06.2017 07:39
#1682 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1681

(Eventuell ist das Buch auch wirklich dumpf rechts. Ernsthafte Rezensionen habe abgesehen von den Kommentaren bei Amazon bislang keine gefunden. Was für ein #1-Buch eigentlich überraschend ist.
Hier ein Link zu einem kritischen FAZ-Artikel, der das Buch inhaltlich allerdings kaum kommentiert: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2017...eutsche-zeitung ).




Dazu eine Gegenposition: http://ef-magazin.de/2017/05/23/11042-di...me-denunzianten

Und: das Buch ist kein Torso. Die letzte Überarbeitung fällt allerdings lt. dem Nachwort auf dem 10. April 2015. Kap 17 Monate vor dem Freitod des Autors. Von der FAZ als "rechtslastig" verdammt zu werden darf mittlerweile als Ehrentitel registriert werden.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.002

13.06.2017 10:04
#1683 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1681
was auch nicht plausibel wäre, da sich der Autor bereits im September 2015 das Leben nahm.
Es war der September 2016 und meines Wissen kritisierte er sehr dezidiert die Deutsche Position in der Migrationskrise. Laut Wikipedia unter anderm mit folgendem Satz:

Zitat
„Wie konnte ein ganzes Land (nicht zum ersten Mal in seiner Geschichte) jede politische Vernunft, jeden Pragmatismus und jeden Common Sense über Bord werfen? Wie konnte dieses Volk von Geisterfahrern zugleich meinen, es vertrete die einzig legitime Position, während der Rest der westlichen Staaten im Irrtum oder in der Unmoral befangen bleibt?“


Gestern las ich zufällig in der FAZ einen Artikel zu diesem Buch: Redakteur des "Spiegel" gab rechtsextreme Leseempfehlung

Das Buch rechtsextrem zu nennen begründet der Autor des FAZ Artikels vor allem in diesem Absatz:

Zitat von FAZ
Der „Gegner des Programms der Multikulturalität“ sei das „indigene Volk“, steht in dem verschwörungstheoretischen, rechtsextremen Buch. „Der Nationalsozialismus, genauer Auschwitz, ist zum letzten Mythos einer durch und durch rationalisierten Welt geworden“, steht in diesem Buch. Antifaschismus sei Antigermanismus. Und: „Die Juden, denen ihr Gott selbst die Ewigkeit zugesichert hat, bauen heute ihren ermordeten Volksgenossen in aller Welt Gedenkstätten, in denen nicht nur den Opfern die Kraft der moralischen Überlegenheit, sondern auch den Tätern und ihren Symbolen die Kraft ewiger Verworfenheit zugeschrieben wird“, schreibt Rolf Peter Sieferle.

Eine Aneinanderreihung von aus dem Kontext gerissenen Sätzen als Begründung.

Ich weiß nicht, ob der FAZ Redakteur mit seiner Einschätzung zum Buch Recht hat oder nicht. Seine Begründung allerding erscheint mir nicht hinreichend. Vor allem kann man wohl nicht so einfach unterstellen, dass die Formulierung "Mythos Auschwitz" als Holocaust Leugnung zu interpretieren ist, wenn er an anderer Stelle von den ermordeten Juden als Faktum spricht.

Wenn man wissen will, was der Autor meint und was er denkt, muss man das Buch wohl selber lesen. Wie so oft ist vor das Wissen das "selbst Denken" gesetzt. Substitute dafür gibt es nicht.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

DrNick Offline




Beiträge: 809

13.06.2017 22:42
#1684 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Aufgrund der geringen Textmenge (und des niedrigen Preises) habe ich mir Finis Germania einmal angeschaut. Für einen großen zeitdiagnostischen Wurf halte ich den skizzenartigen Text wirklich nicht. Dazu ist mir in dem Büchlein vieles schlicht zu unklar und zu spekulativ, auch wenn man zwischendurch immer wieder über Abschnitte stolpert, die einfach großartig sind.

Irgendetwas, was die Bezeichnung "Rechtextremismus" oder "Antisemitismus" verdient hätte, habe ich allerdings auch nicht finden können. Wer nach Lektüre des Büchleins ernsthaft meint, ein rechtsextremistisches Pamphlet gelesen zu haben (und so ist es ja z.B. einem Redakteur der FAZ ergangen), sollte gezwungen werden, eine komplette Tafel mit dem Satz "Ich werde mich bei Interpretationen stets an das principle of charity halten" vollzuschreiben und dabei eine Eselsmütze zu tragen.

P.S. Wer ein bißchen mehr Zeit hat und an einer theoretisch fundierten Diagnose unserer Misere interessiert ist, könnte die sinnvoller in die Lektüre von Gehlens Moral und Hypermoral investieren. Ich habe erst vor ein paar Wochen wieder darin gelesen und war erstaunt, wie ein rund 50 Jahre altes Buch so aktuell wirken kann.

P.P.S. Finis Germania, S. 74: "die ganze eingespielte Maschinerie von Verdächtigung, Anschuldigung, Denunziation, Besserwisserei und Heuchelei setzte sich in Gang." Das ist Sieferles Kurzbeschreibung der Jenninger-"Affäre", paßt aber auch wunderbar auf die Sieferle/Bestenliste-"Affäre".

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.391

14.06.2017 00:11
#1685 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #1684
Aufgrund der geringen Textmenge (und des niedrigen Preises) habe ich mir Finis Germania einmal angeschaut. Für einen großen zeitdiagnostischen Wurf halte ich den skizzenartigen Text wirklich nicht. Dazu ist mir in dem Büchlein vieles schlicht zu unklar und zu spekulativ


Das wird auch wohl der Grund sein, warum Sieferle den Text selbst nicht veröffentlicht hat. Die 30 kurzen Abschnitte auf gut 100 Seiten (mit je wenig Text) sind auf der einen Seite zu wenig analytisch und auf der anderen Seite nicht apodiktisch genug wie Cioran oder Gomez Davila. Und für ein flammendes Pamphlet im Sine eines Gegenstücks etwa zu Stéphane Hessels "Empöft euch!" ist der Text nicht fokussiert genug. Das ist bei solche Veröffentlichungen aus dem Nachlaß immer ein Malus. Die Alternative wäre, nichts zu veröffentlichen und damit auch die gelungenen Passagen im Limbus zu lassen.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.391

14.06.2017 00:22
#1686 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #1683
Redakteur des "Spiegel" gab rechtsextreme Leseempfehlung



Die Strafe folgte auf dem Fuß:

Zitat von Spiegel Online
"Ich habe nach der Lektüre der wesentlichen Kapitel kein Verständnis dafür, dass der Kollege Saltzwedel dieses Buch empfohlen hat", so SPIEGEL-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer, "und wegen des entstandenen Schadens begrüße ich seinen Rücktritt aus der Jury."



http://www.spiegel.de/kultur/literatur/f...-a-1151810.html

Immerhin hat sich Herr Brinkbäumer eigenem Bekunden nach dazu überwinden können, die "wesentlichen Kapitel" eines 100-seitigen Textes zur Kenntnis zu nehmen.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

DrNick Offline




Beiträge: 809

14.06.2017 21:57
#1687 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Die wesentlichen Kapitel des Buches dürften ja auch für den überforderten Chefredakteur leicht zu identifizieren gewesen sein: einfach mal schauen, wo im Inhaltverzeichnis Wörter wie "Auschwitz", "Nazi" usw. vorkommen, und schon hat man nur noch knapp 15 locker bedruckte Seiten vor sich.

Bei der Gelegenheit: Das entsprechende Kapitel heißt "Mythos VB", und die einzige halbwegs plausible Deutung der Abkürzung, die mir spontan eingefallen ist, wäre "Vergangenheitsbewältigung", was mir aber nicht genau zum Text zu passen scheint. Könnte "VB" auch für etwas anderes stehen?

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

15.06.2017 00:39
#1688 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Kam der Link schon? Bei Klonovsky erfährt man mehr zu Sieferle: https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna
Einfach Namen suchen...

Ich will mich damit nicht auf die Seite Klonovskys schlagen, aber als "altera pars" taugt er hervorragend...

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

nocheiner ( gelöscht )
Beiträge:

15.06.2017 11:25
#1689 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1681
Ich habe das Buch nicht gelesen

Vorneweg, auch ich habe das Buch nicht gelesen, habe also keine Berechtigung, mich zum Inhalt zu äußern. Nachdem, was ich bisher darüber gelesen habe, weiß ich auch nicht, ob mich der Inhalt jetzt so brennend interessieren wird. Mal sehen. Man kann ja auch seine Meinung ändern. Etwas anderes stösst mir zunehmend auf. Es ist die Tendenz, Aussagen anderer bewusst falsch zu verstehen, falsch zu interpretieren oder aus dem Zusammenhang zu reißen. Wenn ich jemanden persönlich kenne oder wesentliche Teile des Werkes kenne, sollte man doch zunächst einmal versuchen, sein Urteil auf Grund des Gesamtbildes von einem Menschen oder Werk zu bilden. Außerdem mag es ja auch einmal vorkommen (wenigstens beanspruche ich das für mich), dass man sich nicht klar genug oder sogar missverständlich ausgedrückt hat. Beurteilte Bücher wurden so zum Beispiel überhaupt nicht gelesen (siehe das "nicht hilfreiche" Buch von Thilo Sarrazin, das Frau Dr. Merkel überhaupt nicht gelesen hatte), flüchtig gelesen oder vielleicht schon mit vorgefasster Meinung gelesen. So werden Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen, um die Falle zuschnappen zu lassen. Es mag auch sein, dass die Aussagen des Autors oder politischen Gegners vom Rezensenten schlicht intellektuell nicht begriffen worden sind. Nicht alle Texte sind ja leicht zu lesen und es gibt Menschen, die sich schon sehr verzwickt ausdrücken können. Insgesamt wäre es mir lieber, etwas bedächtiger und weniger hektisch zu urteilen. Dies sind ein paar allgemeine Gedanken zur Beurteilung anderer Menschen, jetzt ohne speziellen Bezug zu irgendwelchen Beiträgen hier im Forum. Ganz im Gegenteil, ich habe hier den Eindruck, dss man sich seine Meingung eher vorsichtig und gut begründet bildet.

Mit besten Grüßen

nocheiner

Manfred Sachs Offline




Beiträge: 109

15.06.2017 12:06
#1690 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Auch der geschätzte Marco Gallina hat auf seinem "Löwenblog" ein paar unterhaltsame Gedanken dazu veröffentlicht:

http://www.marcogallina.de/2017/06/15/finis-guttula/

Ich für meinen Teil, empfand das Büchlein eigentlich keiner Aufregung wert - kurze, zumeist unzusammenhängende (kultur-)pessimistische Gedanken zu diesem und jenen. Nichts wirklich beeindruckendes.
Wenn ich es recht entsinne, ging es zu Beginn der Kampagne daher auch weniger um Inhalt oder Autor des Werkes, als um den Verlag, welcher es veröffentlichte und daß man diesen auf gar keinen Fall nicht durch eine Buchempfehlung adeln dürfe ...

MfG
M. S.
____________________________________
Alle Menschen sind gleich - mir jedenfalls.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.391

15.06.2017 18:41
#1691 RE: Wir schafften das nicht Antworten

https://www.nytimes.com/interactive/2017...eadly.html?_r=0

Bitte die Grafik auf sich wirken lassen. Das Bild hat 3 Stufen for 2014-15-16; Scrollen über die GIF schaltet um.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

15.06.2017 21:27
#1692 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #1690
Auch der geschätzte Marco Gallina hat auf seinem "Löwenblog" ein paar unterhaltsame Gedanken dazu veröffentlicht:

http://www.marcogallina.de/2017/06/15/finis-guttula/



Danke, lieber Manfred Sachs für diesen Link. Herrn Gallinas Beitrag ist in der Tat lesenswert und hat mein Wissensbedürfnis in dieser Causa hinreichend gestillt.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.002

16.06.2017 10:29
#1693 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von nocheiner im Beitrag #1689
Es ist die Tendenz, Aussagen anderer bewusst falsch zu verstehen, falsch zu interpretieren oder aus dem Zusammenhang zu reißen.

Auch hier in ZkZ war das schon oft Thema. Auch in dem Von Mafred Sachs verlinkten Artikel ist es Thema. Und zwar ein sehr wichtiges. Es gibt meines Ermesssens zwei Motivationen für Diskussionen:

A) Erkenntnisgewinn

B) Überzeugen anderer

Bei A) ist jedes Argument ein Geschenk, bei B) eine Waffe. Entsprechend ist die Handhabung von Argumenten. Diskussionen mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns sind leider selten wie vierblättrige Kleeblätter. Das liegt wohl daran, dass auch der nur durchschnittlich begabte Feuilletonist immer noch viel zu klug ist, um etwas dazulernen zu können und ihm daher nichts anderes übrig bleibt, als die Welt zu seiner Sicht bekehren.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Yago Offline



Beiträge: 469

20.06.2017 14:48
#1694 RE: Wir schafften das nicht Antworten

http://www.bild.de/politik/inland/razzia...51866.bild.html

Razzien mit Wohnungsdurchsuchungen wegen Volksverhetzung, denn man hat einen Aktionstag. Das ist z.B. eine: http://www.bild.de/regional/dresden/proz...59892.bild.html "...die sollte man vergasen..."= 500 € Geldstrafe. Vernehmungen, zu denen ein Beschuldigter bei ordnungsgemäßer Ladung nicht erscheinen muss, wegen eines Aktionstages - mal eben so. Incl. des Freiheitsentzugs.

Das ist schon so wie in der DDR - damals.

Ergänzung: Der Tatbestand der Volksverhetzung im Internet ist doch mit dem Post nachweisbar. Wie begründen die die Wohnungsdurchsuchung?

Florian Offline



Beiträge: 3.170

27.06.2017 12:30
#1695 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1673
Zitat von nocheiner im Beitrag #1672
Mal eine Frage in die Runde des Forums. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Milionen psychisch traumatisierter Menschen. Gab es damals infolge der Traumatisierung vermehrt schwere Straftaten? Ich weiß von vielen Reibereien infolge der beengten Wohnverhältnisse und von Selbsttötungen, wohl oft aus Verzweiflung. http://www.sr.de//sr/home/nachrichten/pa...sstelle100.html


Auf den Seiten des BKA gibt es alle Polizeilichen Kriminalstatistiken seit 1953.



Ich bin heute zufällig noch über diesen Blog-Beitrag gestolpert:

https://www.michael-klonovsky.de/16-mich...er-als-deutsche

Super lesenswert!

Mit einer wahren Fülle an statistischen Informationen.
Incl. auch guten Hinweisen zu den Grenzen der Aussagekraft der amtlichen Statistiken.
Und absolut hochkarätigen Antworten auf den Beitrag (u.a. von einem professionellen Statistiker, einem Medizin-Statistiker, einem Kriminalbeamtem, einem Staatsanwalt, einem Sozialwissenschaftler, usw. - wirklich beeindruckend, was da in den Kommentarspalten an Expertenwissen zusammenkommt).

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.420

28.06.2017 15:29
#1696 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #1694

Der Tatbestand der Volksverhetzung im Internet ist doch mit dem Post nachweisbar. Wie begründen die die Wohnungsdurchsuchung?


Die offizielle Begründung ist wie immer: "Verdacht auf weitere Straftaten".

Inoffiziell und recht deutlich sogar zwischen den Zeilen herauszulesen geht es natürlich um Einschüchterung nicht hilfreicher Bundesbürger.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

28.06.2017 16:27
#1697 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #1696


...geht es natürlich um Einschüchterung nicht hilfreicher Bundesbürger.


...die man vermutlich ganz selten in no-go-areas findet.

Gruß, Martin

Johanes Offline




Beiträge: 2.602

07.07.2017 15:08
#1698 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #1508
Zitat von Johanes im Beitrag #1507
In Folge medizinischer Untersuchungen an Flüchtlingen stellte sich heraus, dass von allen zwischen 18- und 19-Jahre alt eingeschätzten Flüchtlingen ca. 80% eigentlich im Altersbereich zwischen 21 und 26 Jahren waren. Nur 20% waren wirklich so alt.

Das ist so nicht richtig.
Untersucht wurden nicht alle Flüchtlinge dieser Altersgruppe. Sondern nur die, bei denen die Behörden den Angaben mißtrauten. Die 80% zeigen also nur, daß die Beamten mit ihrem Verdacht meistens richtig lagen.


Entschuldigen Sie, R.A., eventuell habe ich mich unklar ausgedrückt. Ich setzt nämlich an einer Stelle unvermittelt voraus, dass man den Artikel der dailymail angeklickt hat, bevor man meinen Text weiterließt.

Wir scheinen uns bei den Fakten nicht zu widersprechen, nur bei den Bewertungen. Ich zitiere mich mal selbst:
"Ein bedeutsamer Fakt dieser Untersuchung scheint mir darin zu bestehen, was das für 800 untersuchte Personen waren. Wenn ich nämlich den Artikel richtig verstehe, dann handelte es sich bei diesen 800 Personen um Leute, die die Behörden ohnehin im Verdacht hatten.[...]Es handelt sich hier nämlich nicht um eine zufällig oder repräsentativ ausgewählte Gruppe aus der 'Grundgesamtheit', sondern um eine Gruppe, die schon wegen ihrer besonderen Verdächtigkeit zusammengestellt wurde. Ein Rückschluss auf die 'Grundgesamtheit' verbietet sich daher."

Das sind die Fakten, jetzt zu meiner Bewertung:
"Allenfalls könnte man diese Untersuchung heranziehen zur Probe, wie verlässlich der Verdachts des 'Danish Immigration Service' war. Eine Fehlerquote von 20% ist dabei durchaus beachtlich. Das bedeutet ja, dass jeder fünfte zu unrecht verdächtigt wurde. Sofern man jedenfalls den Test als endgültige Entscheidung anerkennt."

Da wir nicht wissen, wie viele der angeblich Minderjährigen in Wahrheit älter waren, weil wir schlicht und ergreifend dazu keine verlässichen Zahlen haben, sondern nur Spekulationen, Schätzungen usw. können wir nur über die falsch positiven der dänischen Behörden etwas sagen. Die falsch negativen, also Betrüger, die damit durchkommen, kennen wir nicht.
Umgekehrt kann man über die falsch positiven auch nur etwas unter vielen Voraussetzungen sagen, so waren die 800 ausgewählten Personen eventuell nicht repräsentativ für alle Personen, die die Behörde unter Verdacht hat und die Verdächtigungen sind daher im Allgemeinen besser oder diese Bestimmung des "Knochenalters" war doch nicht so erfolgreich und es waren ein paar darunter, die dieses Testverfahren aushebeln konnten. Zudem gilt hier ja "im zweifel für den Angeklagten", was vor Gericht absolut berechtigt ist, aber bei der nüchternen Wahrheitssuche auch nicht hilft.

Meines Erachtens sollte man deshalb das "Knochenalter" und die damit verbundenen Schlussfolgerungen ad acta legen.

DrNick Offline




Beiträge: 809

09.07.2017 17:24
#1699 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Wer mal sehen möchte, wie man über den Fall Sieferle kühl und sachlich berichtet:

https://www.nytimes.com/2017/07/08/opini...l-antihero.html

Irgendetwas scheinen die Amerikaner bei der Ausbildung ihrer Journalisten entschieden besser zu machen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.391

10.07.2017 22:33
#1700 RE: Wir schafften das nicht Antworten

Einzelfall.

https://www.swr.de/report/mnisterium-bes...rr5z/index.html

Wenigstens war der "Psychologe" nicht als 13-Jähriger gelistet. Dafür ist man heute schon dankbar.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

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