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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 1.333 Antworten
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Johanes Offline




Beiträge: 2.441

29.07.2023 20:37
#901 Satire zum 2.000 Beitrag Antworten

Einen freundlichen Gruß in den "Orden der Zimmerleute",

anlässlich meines 2.000 Postings hier dachte ich mir, dass ich mich satirisch mit einem Beitrag von niemand geringeren als Hans-Jürgen Papier auseinandersetze. Es geht dem ehemaligen Verfassungsrichter um eine juristische Bewertung des Skandals rund um die documenta.

»Die Darstellung erfülle in Gänze und ohne Zweifel den Tatbestand der Volksverhetzung und hätte 'keine Sekunde auf der documenta gezeigt werden dürfen', so der bekannte Berliner Rechtsanwalt und Kunstmäzen Peter Raue in der Süddeutschen Zeitung vom 24. Juni 2022. [...]Es erscheint angezeigt[...] eine präzise juristische Analyse zu erarbeiten.«
Zitat: Papier, Hans-Jürgen: Antisemitismus auf der documenta fifteen: Überlegungen zur Kunstfreiheit nach Art. 5 Abs. 3 GG und ihren verfassungsimmanenten Grenzen, VerfBlog, 2023/3/28, https://verfassungsblog.de/antisemitismu...umenta-fifteen/, DOI: 10.17176/20230328-195202-0.

Interessant scheint mir hier schon mal die Einschätzung des Rechtsanwaltes.

»Wie die Freiheitsrechte des Grundgesetzes allgemein, richtet sich auch die Kunstfreiheit in erster Linie als Abwehrrecht gegen den Staat und gegen staatliche Eingriffe, wie etwa gegen Verbote, Zensurakte oder strafrechtliche Verfolgung künstlerischer Betätigungen.« (ebenda)

und anschließend:

»Die Entscheidung der künstlerischen Leitung der documenta, das Bild zunächst auszustellen und dann später wieder zu entfernen, war also von der Kunstfreiheitsgarantie zugunsten der künstlerischen Leitung als Wirkbereichsgarantie geschützt.« (ebenda)

Hier stoßen wir bereits auf unser erstes Problem. Aus der Sichtweise des Liberalen heraus ist die Argumentation hier nicht sofort zu verstehen. Wenn die Freiheitsrechte doch ohnehin in erster Linie Abwehrrechte sind, ist es dann nicht ohnehin klar, dass zwei nicht-staatliche Akteure diese Garantien nicht verletzten können?
Nun wird der aufmerksame Leser schon drauf gekommen sein: "In erster Linie" steht da, hervorhoben. Die Freiheitsrechte reduzieren sich demnach nicht vollständig auf Abwehrrechte, sonst müsste man den Einschub nicht machen.

Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, oder sollte ich gar sagen "philosophieren", ob die Freiheitsrechte sich darauf reduzieren sollten.
Geht es uns allerdings darum, das Verhalten von Behörden und Gerichten vorherzusagen, so sollten wir eher der Auffassung von Richtern wie Papier folgen. Diese Rechtsauffassung findet sich anschließend in Urteilen wieder.

»Was heißt 'Kunst' im Sinne des Art. 5 Abs. 3 des Grundgesetzes. Wem steht die Definitionsmacht darüber zu, ob ein Kunstwerk oder eine künstlerische Betätigung vorliegt. Der verfassungsrechtlich geschützte Lebensbereich der Kunst und der künstlerischen Betätigung entzieht sich einer allgemeingültigen, verfassungsrechtlich verbindlichen Definition.« (ebenda)

Während ich verstehe, wieso die Verfassungsjuristen eine gewisse Scheu davor haben, Kunst zu definieren -- und mir auch klar ist, dass diese Definition im aktuellen Zeitgeist stark politisiert sein würde -- , muss man doch sagen, dass dieser Begriff nicht völlig unbestimmt sein kann.
Andernfalls könnte man jede beliebige Handlung unter "Kunst" subsumieren und damit als durch die Kunstfreiheit geschützt einordnen.

Sogenannte "unbestimmte Rechtsbegriffe" gibt es einige.

»Danach sei das Kennzeichnende einer künstlerischen Äußerung darin zu sehen, dass es wegen der Mannigfaltigkeit ihres Aussagegehaltes möglich ist, der Darstellung 'im Wege fortgesetzter Interpretationen immer weiterreichende Bedeutungen zu entnehmen, sodass sich eine praktisch unerschöpfliche, vielstufige Informationsvermittlung' ergebe.« (ebenda)

Wenn ich das richtig interpretiere, dann ist für unseren Verfassungsjuristen also Kunst, was sich vielfältig auslegen lässt, während eine eindeutige Botschaft keine Kunst ist.
Unter diesen Begriff dürften dann aber auch viele philosophische Werke und solche aus dem Bereich der Religion fallen, die man gemeinhin nicht als "Kunst" auffassen würde.

Ein wenig fremdelt man schon mit dieser Begriffsbestimmung.
Es ist jedoch historisch klar, wieso man keine "Niveaukontrolle" einführen wollte, was aber anderen westlichen Gesellschaften ebenfalls fremd ist, wie den USA.

»Es gilt allein der Art. 5 Abs. 3 S. 1 des Grundgesetzes, der anders als die Kommunikationsfreiheiten gemäß Art. 5 Abs. 1 nach Art. 5 Abs. 2 des Grundgesetzes unter keinem Gesetzesvorbehalt steht und damit einen weitergehenden verfassungsrechtlichen Schutz gewährleistet als den der Kommunikationsfreiheiten nach Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes.« (ebenda)

Ich halte es für keineswegs selbstverständlich, dass der Schrankentrias aus Artikel 5 (2) sich nicht auch auf Kunst erstreckt.
Überhaupt halte ich die Trennung zwischen Meinungsfreiheit auf der einen, Pressefreiheit, Kunstfreiheit und Freiheit der Wissenschaft auf der anderen Seite ohnehin für künstlich.
Betrachtet man das Ganze aus einer individualistischen Perspektive, handelt es sich in allen Fällen jeweils um Individuen, die eine bestimmte Äußerung tätigen wollen.
Die Rolle als Wissenschaftler, Künstler oder eben Pressejournalist können dabei durchaus als nachgeordnete, gesellschaftliche Funktionen verstanden werden.

Insofern halte ich die US-Verfassung, wenngleich hunderte Jahre älter, für weitaus klarer.

Warum sollte einem "Künstler" oder einem Journalisten eine Äußerung erlaubt sein, die dem Privatmann verboten ist?
In diesem Augenblick haben wir es nicht mehr mit Freiheitsrechten, sondern mit Privilegien zu tun. Zudem sie ein veraltetes Gesellschaftsbild voraussetzen, dass im Zeitalter von Social Media einfach nicht mehr der Wirklichkeit entspricht.

»Die Kunstfreiheit als vorbehaltloses Grundrecht hat nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts regelmäßig Vorrang vor dem Persönlichkeitsschutz. Allerdings genießt der Kernbereich privater Lebensgestaltung wegen seiner besonderen Nähe zur Menschenwürde einen absoluten Schutz, auch gegenüber der Kunstfreiheit. Zu diesem absolut geschützten Kernbereich des Persönlichkeitsschutzes gehören insbesondere Ausdrucksformen der Sexualität. Eingriffe in die Privatsphäre außerhalb des Kernbereichs genießen dagegen regelmäßig einen nachgelagerten Schutz« (ebenda)

Man könnte argumentieren, dass es anmaßend und sehr invasiv ist, dass irgendwelche Richter dem Bürger vorschreiben, was in den Kernbereich seiner privaten Lebensgestaltung zu gehören hat und was nicht.

Ist es wirklich plausibel, dass Menschen, die ihre Sexualität sehr offen kommunizieren und damit sogar die Öffentlichkeit suchen, hier einen besonders schützenswerten "privaten Lebensbereich" haben?
Umgekehrt könnte für einige Menschen ihre politische Auffassung zu diesem Kernbereich gehören. Etwa, wenn diese aus ihrer Weltanschauung heraus, als Gewissensurteil, gebildet wurde.

Mir ist schon klar, dass es hier auf das Empfinden des realen Menschen gar nicht mehr ankommt. Aus dem Begriff der Menschenwürde wurde das Konstrukt dieses Lebensbereiches hergeleitet.

»Art. 5 Abs. 3 S. 1 des Grundgesetzes schützt mit anderen Worten nicht die Störungen des öffentlichen Friedens, insbesondere wenn diese von einem Angriff auf die Menschenwürde anderer ausgeht, etwa dadurch, dass Gruppen von Menschen beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden.« (ebenda)

Es ist mir unklar, was hier das Schutzgut ist. Ist es die verletzte Würde oder die Gefahr des öffentlichen Friedens?

»Der Gesetzgeber kann insbesondere an Äußerungen anknüpfen, die über die Überzeugungsbildung hinaus mittelbar auf Realwirkungen angelegt sind und etwa in Form von Appellen zum Rechtsbruch, aggressiven Emotionalisierungen oder der Herabsetzung von Hemmschwellen rechtsgutgefährdende Folgen unmittelbar auslösen können« (ebenda)

Im Grunde genommen ist das auch wieder Mill: Die Freiheit erstreckt sich nicht darauf, einen wütenden Mob noch anzustacheln.

Es wird aber auch eine andere Form der aufhetzenden Wirkung benannt: "unfriedlichen Widerstand". Mit anderen Worten, das Publikum wird durch den Akt künstlerischer Meinungsäußerung derart provoziert, dass es zu Ausschreitungen kommt.
Dieses Argumentationsmuster halte ich für problematisch.
Damit könnte man z. B. auch künstlerische Religionskritik delegitimieren, weil man davon ausgeht, dass fanatische Anhänger dieser Religion dann ihre Kinderstube vergessen.

Statt nur auf die (emotionale) Reaktion des Publikums zu schielen, scheint es einem aufgeklärten, liberalen Rechtsstaat angemessener, doch inhaltlich auf das Werk einzugehen. Dient es wirklich primär schüren von Unfrieden oder hat es eine tiefere Aussage?

»Zwar können aus den Individualgrundrechten als Abwehrrechte gegen staatliche Eingriffe auch staatliche Schutzpflichten folgen, die den Staat und andere öffentliche Träger verpflichten, die grundrechtlich geschützten Rechtsgüter gegen Beeinträchtigungen durch Dritte in Schutz zu nehmen.« (ebenda)

Das noch mal hervorzuheben im Zusammenhang mit der Debatte der Freiheitsrechte als ausschließliche Abwehrrechte. So werden die Grundrechtsgarantien des Grundgesetzes nicht verstanden durch unsere Justiz.

»Im vorliegenden Fall der documenta fifteen hätte die künstlerische Leitung also ohne jeden Zweifel die Ausstellung eines Werkes mit eindeutig antisemitischen Elementen aus wohl erwogenen politischen Gründen wegen der historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Vorbedingungen in Deutschland nicht nur ablehnen dürfen, sondern ablehnen müssen.« (ebenda)

Dem würde ich mich anschließen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.266

30.07.2023 07:22
#902 RE: Satire zum 2.000 Beitrag Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #901

Betrachtet man das Ganze aus einer individualistischen Perspektive, handelt es sich in allen Fällen jeweils um Individuen, die eine bestimmte Äußerung tätigen wollen.
Die Rolle als Wissenschaftler, Künstler oder eben Pressejournalist können dabei durchaus als nachgeordnete, gesellschaftliche Funktionen verstanden werden.
Insofern halte ich die US-Verfassung, wenngleich hunderte Jahre älter, für weitaus klarer.
Warum sollte einem "Künstler" oder einem Journalisten eine Äußerung erlaubt sein, die dem Privatmann verboten ist?



Das ist der Kern. Alles andere in der öffentlichen Diskussion ist nur Ablenkung.

Grundrechte in Deutschland sind nur noch ELITENschutz. Und wer zur "Elite" gehört, bestimmen Mainstream und Regierung gemeinsam.
Einen individuellen Grundrechtsschutz gibt es quasi nicht mehr. Deswegen steht so ziemlich ALLES, was das linke woke Lager tut unter Grundrechtsschutz: Verleumdung, Volksverhetzung, Terror: alles ok, wenn es von der linken "Elite" gemacht wird. Böhmermann, FFF, Letzte Generation, Hafenstraße, Indimedia, Relotius und TAUSENDE weitere Kriminelle werden eben nicht strafrechtlich verfolgt. Sondern können unter dem Deckmantel des Schutzes der Grundrechte jahrelang ihr Unwesen treiben.

Wenn dagegen ein Konservativer zu prominent wird, dann wird JEDES Register gezogen: Verhaftungen, Wohnungsdurchsuchung, Demonstrationsverbote, Kontenkündigung, öffentliche Vorverurteilung. Prominente Konservative sind in Deutschland fast schutzlos und können sich gegen fast nichts mehr wehren. Selbst Gewaltdrohungen gegen die Familie und Körperverletzungen werden von den Staatsanwaltschaften kleingeredet oder gleich ganz ignoriert - die Opfer werden sogar noch öffentlich gemobbt und verhöhnt.

Also: in Deutschland sind Grundrechte der gesetzliche Konkurrenzschutz der woke Elite gegen das bürgerliche Lager.

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Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.015

30.07.2023 12:09
#903 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Der nächste Volkserzieher, der keine Lust auf Umsatz hat:

Wiener für 6 Euro – Penny verlangt „echten Preis“ für Lebensmittel

Penny sorgt ab Montag für einen Preisschock: Für neun Produkte nimmt die Discounter-Kette eine Woche lang die „wahren Preise“. Dabei werden auch verdeckte Kosten etwa für Umweltverschmutzung bei der Produktion berücksichtigt.

Zwei Fragen drängen sich auf:

1. Wie genau werden die "Folgekosten" hier berechnet, und auf welcher Annahmenbasis? Ist das der abdiskontierte Weltuntergang? Weil, wenn ich davon ausgehe dass jegliche Produktionstätigkeit das Ende der Menschheit einläutet, sind die Preise eher zu niedrig...
2. Sind in den hohen Preisen die Kosten für die Entsorgung verdorbener Lebensmittel enthalten, die nur deshalb verderben, weil der Preis so hoch ist dass sie niemand kaufen wird? Und in wie fern dient es der Umwelt, Lebensmittel für die Mülltonne zu produzieren?

Herr, lass Hirn regnen. Falls es noch einen Grund gebraucht hätte die fürchterlichen Penny-Läden zu meiden: Bitte sehr.

alpha_beta Offline



Beiträge: 119

30.07.2023 13:04
#904 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Also die Aktion von Penny mag zwar heute noch freiwillig sein, aber wenn die polit-mediale Kaste weiterhin die Trommeln für die CO2-Steuern schlägt werden solche Preise bald notwendig sein. Modelle für politisch erwünschte Zahlen können mit Pi mal Daumen ermittelt werden wie bei der Klimaerwärmung, Corona-prognosen oder Hitzetoten: wichtig ist die Einführung eines staatlichen Lenkungsmechanismus, neuer Behörden und einer neuen Steuerquelle. Superminister Habeck hat noch über 2 Jahre dies in die Wege zu leiten, bevor er abtreten muss.

https://www.merkur.de/bayern/nuernberg/t...h-92094249.html
https://www.radiogong.de/lebensmittel-steuer-co2

___________________
Fiat iustitia, ne pereat mundus.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

30.07.2023 18:04
#905 Wenn Eisessen Diskussionsgegenstand wird... Antworten

oder: Über das "Das-wird-man-wohl-noch-sagen-dürfen" unserer Linken

"Jetzt darf man nichtmal mehr einfach an einem Eis lecken, als Frau, in der Öffentlichkeit! Wer es tut, könnte die Gefühle von Zuwanderern und Flüchtlingen verletzen, die das als vulgär empfinden. Die 'Süddeutsche Zeitung' hat am Freitag vergangener Woche eine Kolumne veröffentlicht, die scheinbar ernsthaft die Frage aufwirft, wie 'obszön' es ist, wenn Frauen für alle sichtbar im Freien Eis essen, und die Empörung darüber ist riesengroß."
Quelle: Die erfundene Debatte, ob Frauen in der Öffentlichkeit Eis essen dürfen von Stefan Niggemeier (17.07.)
Kommentar: Ein ganz besonders emotional bewegendes Fundstück diesmal.

Na, liebe Zimmerleute, hättet ihr gedacht, dass zur Freiheit unserer westlichen Gesellschaft dazugehört als Frau in der Öffentlichkeit Eis zu essen?
Ich gestehe, mir wäre einfach der Gedanke niemals gekommen, dass es damit ein Problem geben könnte.
Hier haben wir es wohl wirklich mit einem klassischen Vorurteil zu tun, denn aufgrund meiner Erziehung wäre ich wie von selbst davon ausgegangen, dass es die Aufgabe des Mannes ist, seine Triebe soweit unter Kontrolle zu haben, damit das kein Problem ist. Offenbar habe ich diese Voraussetzung "kulturunsensibel" verallgemeinert. Wieder was gelernt.

"Die richtige Klage wäre: Jetzt darf man nicht mal mehr darüber schreiben, was für ein Kulturschock es ist, wenn man als aus Syrien geflohener Mensch plötzlich in Deutschland lebt!" (Zitiert aus dem Artikel)

Natürlich darf man den Kulturschock, die Erfahrung des Exils und die Lebensumstände schreibend verarbeiten. Genauso wie die großen österreichischen Exilautoren wie Stefan Zweig es getan haben. Man darf auch gerne über die Erfahrungswelt von Exil und Verlust der Heimat philosophieren wie Hannah Arendt.
Zunächst hilft es dem Betreffenden selbst, seine Situation besser zu verarbeiten; dann kann es für die Nachgeborenen ein wichtiges Zeitdokument sein und für die ebenfalls Betroffenen ein Trost, zu sehen, dass andere die Situation ebenfalls kennen.

Ich halte es aber für naiv und am Thema der Zeit vorbei, wenn man hier überhaupt nicht darauf abstellt, was hier denn den Kulturschock auslöst.
Man mag argumentieren, dass die Betroffenen persönlich nichts dafür können. Nivelliert es, dass wir es hier mit einem ernsthaften Problem zu tun haben, dem wir uns als Gesellschaft stellen müssen?

Darf man fragen, ob jemand, der eine regelmäßige Kolumne für eine -- wenn auch inzwischen sicherlich umstrittene -- Tageszeitung schreibt, mit erheblich höher Wahrscheinlichkeit zu den selbstreflektierteren, gebildeteren Mitgliedern seiner Gruppe gehören könnte?
Wenn selbst dieser also mit "phallischen Speiseeiskonsum" sein fremdeln hatte, ist es nicht ein deutlicher Fingerzeig, wo andere vielleicht scheitern könnten?

"Suggeriert wird, dass diese Art von Sexismus erst von Leuten aus Ländern wie Syrien nach Deutschland gebracht worden wäre." (Zitiert aus dem Artikel)

Nun, mir sind jedenfalls Zeitungsartikel darüber, ob Frauen in der Öffentlichkeit Eis lecken dürfen, bisher nicht aufgefallen.

Hinter diesem unscheinbaren Satz steckt durchaus eine Form des Relativismus: Die deutsche Gesellschaft muss mindestens so sexistisch sein wie jede beliebige andere. Es darf einfach nicht anders sein.

Es mag durchaus richtig sein, dass es in der deutschen Gesellschaft noch eine Benachteiligung von Frauen gibt, jedoch würde ich behaupten, dass westliche Gesellschaften wie eben zum Beispiel Deutschland im internationalen Vergleich noch zu den in dieser Beziehung egalitärsten gehören. In beinahe allen anderen Gegenden der Welt wird man noch mehr Beispiele für manifestes Patriarchat finden.

Die Kolumne kann durchaus als Indikator dafür betrachtet werden, wo Probleme zu erwarten sind.
Und der Autor dieses Kommentars versucht unter Verweis auf irgendwelche Beiträge auf Twitter -- von denen niemand sagen kann, wie viele von Trollen stammen oder politisch einschlägigen Netzwerken, die sich sowieso des Themas annehmen -- diese Debatte abzuwürgen, bevor sie eigentlich begonnen hat.

Und das ist meines Erachtens ein vernichtendes Urteil über den Stand der Diskussionskultur. Mit dieser Bemerkung schließe ich.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

02.08.2023 22:50
#906 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

"Wenn Sie etwa an eine unbedingte Pflicht glauben, dem Klima und der Umwelt nicht unnötig zu schaden, dann werden Sie sehr viel zu Hause bleiben und Ihre Ernährung umstellen müssen. Wenn Sie jedoch eine sogenannte Utilitaristin sind und Ihren moralischen Output nüchtern bilanzieren, dürfen Sie munter weiter in die Ferne schweifen – solange Sie als Aktivistin viele andere davon überzeugen, es nicht zu tun."
Quelle: taz „Sie wissen ganz genau, was richtig ist“ Interview zwischen Susanne Schwarz und Arnd Pollmann (24.7.2023)



Kommentar:
Das grenzt schon an eine Art Missbrauch der Ethik an sich. Man darf also weiterhin wider bessere Einsicht -- wobei hier ruhig offen bleiben darf, ob diese Einsicht besser ist, solange es vom beteiligten ernsthaft geglaubt wird -- , doch mit dem Flugzeug in die Südsee, solange man nur seine Mitmenschen ordentlich genervt... Pardon, ich meinte natürlich: aufgeklärt hat.

Wem erinnert das nicht an Ablasshandel?

Wären die Klimaaktivisten wirklich aktive Forscher auf dem Gebiet, die nüchtern und faktenorientiert über die Gefahr des Klimawandels aufklären, so wäre es meines Erachtens durchaus falsch ihnen vorzuwerfen, wenn sie selbst einen Thailandurlaub machen.
Das ist aber nachweislich nicht der Fall. Es sind Polit-Aktivisten, die keine rationale Diskussion führen, sondern in erster Linie den Staat zum Handeln zwingen wollen. Das Ziel ist nicht mal, die Bürger "aufzuwecken" und sie selbst zu freiwilligen Änderungen zu bringen, diese Zielsetzung hat man inzwischen schon aufgegeben. In wie weit andere Motive (Überwindung des Kapitalismus) eine Rolle spielen, sei hier ausgeklammert.

In Folgenden verteidigt der Moralphilosoph das Ansehen seiner Zunft etwas, indem er immerhin ein Glaubwürdigkeitsproblem anspricht.

Siehe auch:
Aus der Chronik des laufenden Wahnsinns (10)
Kampf gegen Kunst?
Wo ist eigentlich jetzt der Gummiknüppel? (Aus Zettels Raum)
Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich (37)

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.583

02.08.2023 23:39
#907 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #906

Wem erinnert das nicht an Ablasshandel?


Das Ablaßhandel ist das falsche historische Beispiel, da es dort ja nicht um einen Dispens für den Verkäufer ging. Was etwa Luther daran so besonders erbost hat, war neben der platten Kommerzialität einer Sache, die dem nicht zu ergründenden Gnadenvorbehalt zusteht, vor allem: daß das ganz offen zur Deckung von Finanzlücken beim Bau des Petersdoms diente.

Aber die Doppelmoral zeigt sich hier natürlich überaus treffend, und wie es sich für eine primitive Sekte gehört, auch auf angemessen primitiv-schlichte Weise. Letztlich ist das das Phänomen, das auch von anderen Sekten her bekannt ist: der Guru, die Erwählten, der Innere Zirkel, die Erleuchteten dürfen sich das erlauben, was die Askese den niederen Rängen der Akolythen verbietet. Die Gurus haben das Risiko, durch Versuchung ihr Heil einzubüßen, überwunden - sie dürfen es sich erlauben: Fleisch essen, Alkohol trinken und - bei Gestalten vom Schlag Bhagwans immer gern genommen - sich nachts aus der Row Zero der Jüngerinnen bedienen.

Denn natürlich läßt sich das ganze Öko-Tamtam nur unter religionssoziologischen Aspekten überhaupt erst verstehen. Der Ökologismus füllt genau die Lücke, die das Absterben der organisierten traditionellen Religionen hinterlassen hat. Den Endzeitanspruch, die Abwendung der Apokalypse, hat er aus dem Christentum übernommen und wieder auf die Parusie des Frühchristentums zurückgestzt; darim entspricht er seinem Vorgänger, dem Sozialismus. Eer ist das einzige noch zur Verfügung stehende Sinnangebot, der über Traditionswahrung und ökonomischen Erfolg hinausweist - also dem Gläubigen einen sinnvollen Platz im Universum verschafft. Daraus ergibt sich zwingend, daß es eine missionierende Religion herauskommen muß. Und die gezielte Zerstörung und Verteufelung sämtlicher Traditionebestände ergibt sich ebenso zwingend: neben der grünen Panik und der Unterordnung unter ihre Priesterkaste darf nichts übrigbleiben. Auch das hat der grüne Sozialismus mit dem roten gemein.

Nun wissen aber die Sachwalter der neuen Staatsreligion, daß sie nicht sofort und radikal sämtliches Porzellan zerschlagen dürfen, weil sie als Parasiten sonst ohne Wirt dastehen. Sie ziehen aber zur Begründung seit mittlerweile 35 Jahren mit dem Weltuntergang um die Häuser. Und die Savonarola-Fraktion im Zeichen der heiligen Greta verdankt sich genau diesem nicht auflösbaren Widerspruch im eigenen Selbstverständnis. Die Klimakleber heute sind das exakte Pendant zu den Geißlerzügen des Mittelalters.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.266

03.08.2023 14:15
#908 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Möchte jemand eine Meinung zum Thema "Hypnose" abgeben?

Ich gehe mal in Vorleistung.

1. Meine extrem negative Grundeinstellung zur menschlichen Spezies ist bekannt. Viele (wenn nicht sogar die meisten Menschen) sind naiv, arrogant, verführbar, manipulierbar, dumm und egoistisch. In so weit wäre es keine Überraschung, wenn manche Menschen auch hypnotisierbar wären.
Also wer schon freiwillig die Grünen wählt und deren Lügen glaubt... da ist es doch nur noch ein kleiner Schritt.

2. Grundsätzlich ist bekannt, dass das Gedächtnis manipulierbar ist. Schlechte Psychotherapeuten nutzen das aus, um ihre eigenen Ängste und ihren eigenen Hass in ihre Patienten zu pflanzen.

3. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass Hypnotisierbarkeit grundsätzlich den massiven Willen des Opfers vorraussetzt, sich beherrschen zu lassen. Solche Menschen gibt es natürlich viele - aber es ist eben nur eine von vielen Persönlichkeiten. Andere Menschen lehnen Fremdbestimmung oder Unterwerfung ab.

4. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Hypnose nur sehr begrenzte Möglichkeiten hat. Ein Psychotherapeut braucht Monate, wenn nicht Jahre, um in einer Frau die Lüge zu implementieren, dass es eine "verleugnete Erinnerung über eine Vergewaltigung" gäbe.
Deswegen halte ich es für ausgeschlossen, dass ein Hypnotiseur ein bischen rumlabert und ein Opfer wird zum Bankräuber oder gibt das Rauchen auf. Oder lernt gar in zwei Tagen eine Fremdsprache und was da noch an Lügen im Umlauf ist.

Als Fazit halte ich die Existenz von Hypnose für grundsätzlich möglich. Aber die allermeisten Studien dazu halte ich für bad science, weil die Leute von vorne herein wussten, welches Ergebnis sie wollten. Und dieses Ergebnis dann bewusst oder unbewusst erzeugt haben. Deswegen glaube ich, dass Hypnose viel weniger Effekt und Relevanz hat, als behauptet.

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Johanes Offline




Beiträge: 2.441

04.08.2023 14:14
#909 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Problem mit Polizeigewalt in Frankreich

"Hedi fällt ins Koma, muss notoperiert werden. Was die Polizisten nicht ahnen: Die anschließende Prügel-Szene wurde von Videoüberwachungskameras aufgezeichnet. Einer der vier beteiligten Polizisten kommt in Untersuchungshaft."
Quelle: Schweres Zerwürfnis zwischen Polizei und Justiz in Frankreich von Julia Borutta (28.07.23)
Kommentar: Das ist die andere Seite der Krawalle in Frankreich. Die offenbar real vorliegende Polizeigewalt.

At first, I feared the answer, until I realized that I would fear the open question even more. For it is in the questioning that we find our true selves.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

08.08.2023 14:04
#910 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

"Chef des Verfassungsschutzes sieht bei AfD Menschenwürde für alle in Gefahr"
> https://www.n-tv.de/der_tag/Chef-des-Ver...le24309714.html

At first, I feared the answer, until I realized that I would fear the open question even more. For it is in the questioning that we find our true selves.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.266

08.08.2023 15:25
#911 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Interessant, dass der Chef des Verfassungsschutzes ein Anhänger der no border-Sekte ist.

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Johanes Offline




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08.08.2023 23:42
#912 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

"'Das Leben zur Hölle machen': Antifa veröffentlicht Privatadressen von AfD-Landtagskandidaten"
> https://www.hessenschau.de/politik/das-l...antifa-100.html

At first, I feared the answer, until I realized that I would fear the open question even more. For it is in the questioning that we find our true selves.

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.583

09.08.2023 12:41
#913 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat
Norbert Bolz @NorbertBolz
Tweet des Tages 👇

Zitat
Ulf Poschardt@ulfposh·21h
habeck‘s view of the economy could be summed up in a few short phrases: If it moves, tax it. If it keeps moving, regulate it. And if it stops moving, subsidize it.

8:11 AM · Aug 9, 2023



https://twitter.com/NorbertBolz/status/1689157349687050240



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.266

09.08.2023 22:46
#914 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Ich bin zur Zeit an der Küste und habe heute mit meiner Frau eine Radtour gemacht. Wir sind in der schönen Stadt Meldorf gestartet und Richtung Meldorfer Bucht gefahren (Speicherkoog Dithmarschen).
Von da direkt am Deich entlang Richtung Friedrichskoog/ Kronprinzkoog.

Ich habe fast einen Wutanfall bekommen, was aus unserer Küste geworden ist. Es war ABSTOSSEND, da lang zu fahren. Über den kompletten Horizont standen die Windräder. Riesige Industriebauten, die den kompletten Horizont bedecken - dazu noch die permanente Bewegung, die einen Kirre macht. Von Natur keine Spur mehr.

Ich habe mit viel Mühe mal nach Informationen gesucht, wo hier überall onshore Windparks stehen. Wenn man nämlich einfach Maps aufmacht oder Komoot, sieht man die NICHT.

Es gibt noch ein paar kurze Küstenabschnitte bei Cuxhaven und bei St Peter-Ording, wo kaum Windräder stehen. Ansonsten kann man als Tourist die Küste abhaken. Unerträglich.

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Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 13.583

09.08.2023 23:18
#915 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #914
Ansonsten kann man als Tourist die Küste abhaken. Unerträglich.


Ich stelle beim Nachschauen fest, daß ich den Vergleich, den ich anderenorts schon einige Male gezogen habe, hier im kleinen Zimmer einmal angeführt habe; im Januar 2017.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag Kaskadeneffekte der Energiewende
Zitat von Emulgator im Beitrag Kaskadeneffekte der Energiewende
Am ende werden das ganze land, die moore, wälder und felder mit betonsockeln zubetoniert sein.


Alles schon dagewesen: https://www.theguardian.com/travel/2016/...seums-communist https://de.wikipedia.org/wiki/Bunker_in_Albanien

3km südlich von meiner Tastatur sind den Sommer über drei Mahnmale des Fortschritts hochgezogen worden. Bauzeit April-Sept. Entfernung zum nächsten Gehöft 400m. Haben im Oktober eine ganze Woche gelaufen; wenn ich meine schüttere Erfahrung aus Rockkonzerten & Zwerchfell anlege, herrschte da in der gleichen Entfernung ein Infraschalldruck zwischen 90-100 Dezibel. Seitdem oxydiert das pittoresk 'rum.


Der Vergleich war mit den für das frühere kommunistische Albanien so typischen Pillbox-Betonbunkern, mit denen gefühlt sämtliche Bergweisen des Landes überzogen worden sind, um im Fall einer Invasion "das Land zu verteidigen" (Als Invasor wäre vor dem Ende des Kasernensozialismus nur Titoa Jugoslawien in Frage gekommen - aber mit dem System war das Hodscha-Regime spinnefeind, seitdem sich Tito 1948 für einen Sonderweg, weg von Stalin, entschieden hatte. Schätzungen gehen von zwei Millionen dieser Bauten aus, mit denen das Land so sinn- wie planlos zugestellt worden ist.

Und genau das dürfte auch das Schicksal unserer WKA-PLantagen werden. Man kann sich ja nicht realistisch vorstellen, daß zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende davon (über Jahrhunderte!) immer wieder erneuert, aufgestockt, die alten Gondeln und Rotoren entsorgt werden, mit dem Ergebnis zeitweiliger Extremlieferung und längeren Betriebspausen. Die gesmate Energiewende ist ein kalssisches Pyramidensystem, daß davon lebt, daß beliebig viel neues Kapital zur Aufrechterhaltung der Scharade verbrannt werden kann. Nicht durch Beschwätzen von Simpel, denen märchenhafte Gewinne vorgeflunkert werden, sondern durch schlichten Zwang. Es wird aber wie jedes Pyramidenspiel krachend zusammenfallen: das ist keine Frage des OB, sondern nur des WANN (und des "wie krachend"). Das Ganze wird ein schauerliches Monument für einen quasireligösen Wahn darstellen, der ein ganzes Kollektiv befallen hat und durch die gezielte Ausschaltung der üblichen Regelmechanismen - Markt, Wahlmöglichkeit bei Parteien, Graswurzelbewegungen samt Medien und Verweigerung des Mitmachens - aufrechterhalten worden ist. So wie Hodschas Steinzeitkommunismus befristet war, wird auch unser Wind- und Sonnenfetischismus (den nachfolgende Generationen leicht als einen solchen religiösen Wahn erkennen werden) nicht allzulange überdauern - vor allem, weil wir uns gerade die Grundlagen dafür zerstören, diesen Potlatsch noch auf längere Zeit aufrechtzuerhalten.

Es ist überaus frappant, wenn man dieses traurige Phänomen mal mit der religoinssoziologischen Optik betrachtet: wir (nicht "Wir"-als-Gesellschaft, aber sämtliche tonangebenden Kräfte) haben uns da einen Sektenglauben gezimmert, der fest von der nahen Enzeit überzeugt ist, wie das frühe Christentum von der Parusie. Unablässig droht die Priesterkaste mit dem Weltende und dem Satan in Gestalt des Hitzetods, in immer hysterischerer Form. Daß der UN-Generalsekretär jetzt mit "the age of global warming is over - it's the time of global burning!" antanzt; daß die Medien ernsthaft (!) davon halluzinieren, dies seit der "wärmste Juli seit 120.000 Jahren" gewesen; daß das Kennzeichen dieses Wahns diese, nüchtern betrachtet, absolut albernen Klimakleber darstellen, die 1:1 den Geißlerzügen des Spätmittelalters entsprechen: das sind die rein äußerlichen Merkmale. Und keiner stellt sich hin & erklärt: was ist hier eigentlich los - seid ihr komplett übergeschnappt, daß ihr nur noch solch ein Affentheater aufführt?



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Emulgator Offline



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10.08.2023 23:23
#916 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #914
Ich habe mit viel Mühe mal nach Informationen gesucht, wo hier überall onshore Windparks stehen. Wenn man nämlich einfach Maps aufmacht oder Komoot, sieht man die NICHT.


Frei zugänglich ist Openstreetmaps.org. In der Standardeinstellung sieht man die Turbinentürme allerdings erst ab Vergrößerungsstufe 15. Darstellung und Kartendaten sind allerdings getrennt. Man kann sich also auch ein Darstellungsprogramm anpassen oder einfach eine Liste der Koordinaten aller Windturbinentürme ausgeben lassen.

Johanes Offline




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21.08.2023 17:29
#917 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

"In the early, panicked days of the pandemic, the United States government did something that was previously unimaginable. It transformed itself, within weeks, into something akin to a European-style welfare state.[...]It created new federal benefits like paid sick and caregiving leave, and free school lunches. And it made some pandemic benefits, like stimulus checks and child allowances, nearly universal. The government is estimated to have spent about $5 trillion helping individuals and businesses since March 2020."
Quelle: The U.S. Built a European-Style Welfare State. It’s Largely Over. von Claire Cain Miller und Alicia Parlapiano (06.04.23) (Archiv)

Mein Übersetzungsversuch:
“In den ersten, panischen Tagen der Pandemie tat die US-Regierung etwas, das vorher unvorstellbar gewesen wäre: Sie verwandelte sich selbst in etwas ähnliches wie einen europäischen Sozialstaat. Sie erschuf bundesstaatliche Vorteile wie bezahlte Krankentage und Pflegezeit und Gratismahlzeiten in den Schulen. Auch machte sie einige Pandemiemaßnahmen wie Stimuluschecks und Kindergeld annährungsweise universell. Die US-Regierung hat geschätzt mehr als 5 Billionen US-Dollar zur Hilfe für Individuen und Unternehmen seit dem März 2020 ausgegeben.”



Kommentar: Klar ideologisch gefärbt, aber dennoch sehr interessant.
Wahrscheinlich wird das nur eine Fußnote in der Geschichte sein. Einige in der US-Linken mögen dennoch auf den Geschmack gekommen sein.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.266

22.08.2023 01:59
#918 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Kurzer Werbeblock: ich spiele jetzt fast jede freie Minute Baldurs Gate 3. Ich hatte schon fast nicht mehr gehofft, überhaupt wieder ein Meisterwerk wie dieses spielen zu dürfen.

Die Spiele-Landschaft hat sich in den letzten Jahren ja für mich sehr nachteilig entwickelt...

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.015

22.08.2023 04:22
#919 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Ich glaube das ist einer der Gründe für die politische Polarisierung dort.
Das hat in erster Linie Obama angerichet, damit, dass er bestimmten Gruppen (vor allem den Schwarzen, die ihn gewählt haben) eingeredet hat dass sie durch blose Existenz schon irgendwas verdient haben; und den europäischen sozialversicherungs-Quatsch umzusetzen versucht, der schon in Europa nicht funktioniert. Wie blöd kann man sein?

Dadurch hat sich dann in bestimmten Kreisen schnell die dummdeutsche Idee durchgesetzt, dass der Staat was machen muss was für alle gut ist. Ergebnis aller bisherigen, achthundersiebenundsechzigtausenden Versuche bekannt.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

27.08.2023 19:09
#920 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

"Der Universalismus und die Zukunft des Westens"
> https://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/?p=34455

Meinungen?



DSA tritt in Kraft. Die EU kontrolliert, was sich im Netz verbreitet.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

28.08.2023 13:01
#921 Venezuela als Ausweg? Antworten

"Zunächst einmal müssen wir klarstellen, dass der freie Fall der Ölproduktion bereits stattgefunden hat, bevor es Sanktionen gegen das Maduro-Regime durch den Westen gab. Die Sanktionen waren eine Folge von Korruption, Drogenhandel, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Und das alles geht ja derzeit immer noch weiter. Wichtig ist aber auch zu verstehen: Es gibt kein anderes Land im Westen, das ein zuverlässigerer, beständigerer und sogar sauberer Energielieferant sein könnte als Venezuela.[...]
Der Ausweg heißt Venezuela. Indem wir die reale und fast unmittelbare Chance eines demokratischen Übergangs nutzen. Es ist ein Irrglaube, dass wir uns zwischen der Billigung eines kriminellen Systems und dem Wegschauen vor grausamen Menschenrechtsverletzungen oder dem Verzicht auf Energie entscheiden müssen."

Quelle: Welt via MSN, „Der Ausweg für den Westen heißt Venezuela“, Artikel von Tobias Käufer, vor 1 Woche.
Kommentar:
Ein bemerkenswertes Interview mit der venezuelanischen Oppositionspolitikerin.

Einen Punkt muss ich ihr geben: Wäre Venezuela ein demokratischer Staat, dann wäre das Öl von dort durchaus anderen Öl-Lieferanten mehr als vorzuziehen. Fast überall sonst unterstützt man damit indirekt mehr als zweifelhafte Regime, deren Ziele auch explizit gegen den Westen gerichtet sind.
Das übersehen viele Leute.

Leider ist das ein großes "Wäre" und es ist natürlich nicht der Fall. Derzeit könnte man ebensogut auf einen Umbruch in Iran oder in Russland hoffen.

HR2 Offline



Beiträge: 921

28.08.2023 20:23
#922 RE: Satire zum 2.000 Beitrag Antworten

Eine Perle imho. Bernd Stegemann, Dramaturg, im Interview über "Wokeness" bei Cicero.
Das ist Stoff für dieses Zimmer, auch wenn ich in Punkto Klimawandel nicht seiner Meinung bin,
er diese aber als solche klar definiert.

Meine Empfehlung: https://www.youtube.com/watch?v=PVT2gx3muCg

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

30.08.2023 17:30
#923 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Papst über Rückschrittlichkeit der US-Kirche
"Pope Francis has blasted the 'backwardness' of some conservatives in the U.S. Catholic Church, saying they have replaced faith with ideology and that a correct understanding of Catholic doctrine allows for change over time.[...]The 86-year-old Argentine acknowledged his point, saying there was 'a very strong, organized, reactionary attitude' in the U.S. church, which he called 'backward.'[...]
'I want to remind these people that backwardness is useless, and they must understand that there’s a correct evolution in the understanding of questions of faith and morals,' that allows for doctrine to progress and consolidate over time."

Quelle: AP, Pope says some ‘backward’ conservatives in US Catholic Church have replaced faith with ideology von 29.08.23

Versuch einer Nachdichtung:
"Papst Franziskus verdammt die 'Rückwärtsgewandtheit' einiger Konservativer in der katholischen Kirche der USA und sagt, diese ersetzen Glaube durch Ideologie und dass ein korrektes Verständnis des katholischen Glaubens Veränderungen in der Zeit erlaubt. Der 86 jährige Argentinier bestätigte, seinen Punkt [eines portugisischen Jesuiten] und fügte hinzu, dass es dort 'eine sehr starke, organisierte, reaktionäre Haltung' in der US-Kirche gibt, die er als 'rückwärtsgewandt' bezeichnete.
'Ich möchte diese Leute daran erinnern, dass Rückwärtsgewandtheit nutzlos ist, und dass sie verstehen müssen, dass es eine korrekte Entwicklung
[Evolution im Orginal!] im Verständnis von Fragen des Glaubens und der Moral gibt', welche es der Doktrin erlaubt sich fortzuentwickeln und über die Zeit zu konsolidieren."



KOMMENTAR:
In dem AP-Artikel werden die "rückwärtsgewandten Katholiken" explizit als solche benannt, die an den Lehren der Amtsvorgänger von Franziskus festhalten.

Das bitte einmal sacken lassen.

Jetzt muss man natürlich die Aussagen des Papstes vollständig und im Kontext dort stehen haben. So klingen sie nach einer Affirmation des aktuellen, vermeintlich modernen Zeitgeistes. Soweit ich weiß geht es aber um einen Fortschritt im Verständnis der Glaubenslehre, nicht um eine Änderung derselben.

Das vielleicht ein Beispiel dafür, unter welchen Druck die Weltkirche steht, die in verschiedene Richtungen zerren.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

03.09.2023 18:20
#924 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Was sagt ihr zum Fall Schönbohm und Bundesinnenminister und Böhmermann?



DSA tritt in Kraft. Die EU kontrolliert, was sich im Netz verbreitet.

Johanes Offline




Beiträge: 2.441

06.09.2023 14:47
#925 Deutschlandpakt Antworten

Kanzler will alle Parteien im Deutschlandpakt bündeln?

"In seiner Rede lud der SPD-Politiker Länder, Kommunen sowie die demokratische Opposition zu einem 'Deutschland-Pakt' zur Modernisierung des Landes ein.[...]
Sein Angebot richte sich an die 16 Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder, an die Landräte und Landrätinnen, Bürgermeister und Bürgermeisterinnen in der ganzen Republik. Es richte sich aber auch an Friedrich Merz, den Vorsitzenden der größten Oppositionspartei, wie Scholz betonte."

Quelle: tagesschau Scholz will mit "Deutschland-Pakt" raus aus der Krise vom 06.09.23. {Archiv}
Kommentar:
Ich halte diese Idee für eine katastrophale Fehlentscheidung.
Es ist zwar richtig, dass einige Regierungen in Kriegszeiten Allparteien-Koalitionen gründeten -- man denke an die Briten unter Churchill, die Amerikaner im selben Zeitraum -- , damit quasi alle zusammenarbeiten.
Jedoch übersieht unser Kanzler zwei wesentliche Dinge: Erstens befindet sich die Bundesrepublik gegenwärtig nicht im Krieg; zweitens wäre es fundamental undemokratisch, wenn es eine "demokratische" Opposition mehr geben würde. Die parlamentarische Demokratie ruht gradezu darauf, dass es innerhalb des Parlamentes eine dem System insgesamt loyale Opposition gibt.
Das mag in ausgeprägten Präsidentialsystem oder solchen wie in der Schweiz anders sein. Relevant ist dies für unseren Fall nicht.

Schon gar nicht, wenn es um solche Dinge wie den "Wiederaufbau des Landes" geht.
Hier ist es demokratisch richtig, dass es verschiedene Auffassungen gibt und diese dem Bürger auch durch verschiedene Parteien vertreten werden. Machen wir uns nichts vor: Die Grünen wollen ein öko-sozialistisches Deutschland "wiederaufbauen".
Was für die Grünen als Utopie erscheint, mag für viele andere Leute aber eine schicksalhafte Fehlentscheidung oder gar ein Alptraum sein.

Es gibt jetzt schon zu viele Dingen, wo alle Parteien einer Meinung sind.
Gebt der Demokratie wenigstens eine Chance, indem ihr den Bürger die Wahl lasst.

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