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Johanes Offline




Beiträge: 2.674

17.12.2024 11:23
#1551 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Gorgasal im Beitrag #1547
Meine Arbeitshypothese: da macht sich jemand einen Spass.


Scheint mir auch das Wahrscheinlichste zu sein. Möglicherweise gibt es da eine Online-Community, eventuell ein Discord-Server, von dem wir noch nie gehört haben und auf dem sich die Enthusiasten austauschen.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1548
Die allerletzte Sichtungswelle nach dem ersten Muster war der Cluster von Berichten aus den ersten drei Novemberwochen 1989, als aus Belgien über Sichtungen dreieckiger großer Objekte am Nachthimmel berichtet wurde. Hier hat es (noch) keine Freigabe von Dokumenten gegeben. Meine Vermutung war schon vor 35 Jahren, daß es sich hier um Verlegungen von Tarnkappenbombern der US Air Force gehandelt haben dürfte, für den Fall, daß man in Moskau im Zug des Mauerfalls auf dumme Ideen & Kurzschlußreaktionen kommen würde


Wir sind grade inmitten einer solchen Welle, die durch Grusch losgetreten wurde.
Die letzte größere Welle war, nach meiner Kenntnis, in den 1990ern, wo das Phänomen aber auch zum damaligen Zeitgeist gepasst zu haben scheint. Akte X bekam schnell eine Fanbase und es gab diverse Ableger.
Wobei die Frage offen bleiben muss, wie viele Leute solchen Kram wirklich geglaubt haben und wie viele das als reine Unterhaltungsfiktion sahen, sowie die Frage, ob der Konsum solcher Unterhaltung die Bereitschaft, an deren Wirklichkeit zu glauben, verändert.
(Nebenbei, die Geschichte der Verschwörungstheorien wäre noch mal einen Blick wert.)

Die heutige Welle bekommt aufgrund des Internets und der aufgeheitzten politischen Stimmung natürlich eine völlig andere Färbung als die in den 50ern, post-68 und die in den 1990ern.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1549
Vergil hat den Homerischen Stoff zum römischen Gründungsmythos umgeformt, aber danach war die Luft 'raus


Stimmt so nicht. Haben nicht noch germanische Adelsgeschlechter ihre Herkunft auf Helden von Troja zurückgeführt?

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1549
Phantasmen eben nicht ausbaufähig: das gilt für Atlantis 6 andere versunkene Kontinente


Natürlich ist der Mythos ausbaufähig, eventuell kommt man das nicht so mit.

Ich kann mir doch ohne Probleme eine Story ausdenken über verschiedene Kataklysmen, nach denen die Menschheit jeweils von vorne beginnen musste, und dabei z. B. erklären, dass Atlantis, Lemuria oder Mu (?) oder irgendein Kontinent, den ich mir eben ausdenke, dabei unterging oder seine Form oder Position veränderte. Ich bin mir sogar relativ sicher, im Bereich der Esoterik und fantastischen Literatur hat das schon irgendjemand getan.
Man könnte auch sagen, dass diese verschiedenen Kontinente verschiedene "Zustände des Bewusstseins" oder Lebensphilosophien darstellen (was Platon sogar irgendwie Rechnung tragen würde) und die Menschheit such durch diese Stadien entwickeln musste.

Nur um nicht missverstanden zu werden sage ich explizit, dass die Weiterentwickelbarkeit einer Story natürlich nichts über ihren Wahrheitsgehalt aussagt.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1549
aber das sind belanglose Details


Sorry, damit machen Sie es sich doch etwas zu einfach.

Fröhliche Weinachten!
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.716

17.12.2024 12:19
#1552 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #1551
Haben nicht noch germanische Adelsgeschlechter ihre Herkunft auf Helden von Troja zurückgeführt?

Das war in diesem Fall das französische Königshaus. Aber genau das ist der Punkt: Der Mythos ist feststehend, man hängt sich an das Festgezurrte an, in diesem Fall für eine dynastische Legitimierung, die natürlich ein weitverbreiteter Brauch ist, nämlich mythische Gründerfiguren für die eigene Linie zu reklamieren. Genau dieses Muster hat die Aeneis vorgegeben, und Vergil hat die Troja-Geschichte dafür auf den Kopf gestellt: aus den Nachkommen der Unterlegenen werden die, die Jahrhunderte später die Griechen unterwerfen. Und davorgeschaltet ist eine Irrfahrt, die die Homer'sche Odyssee aufgreift. Wir haben es also mit einer völligen Umpolung der bisherigen Gründungsfabel zu tun - oder einer Ausweitung.

Zitat
Natürlich ist der Mythos ausbaufähig, eventuell kommt man das nicht so mit.


Nein, das ist er eben genau nicht. Das Dönekes von Atlantis, um mal daran zu erinnern, ist eine Erfindung der Neuzeit. Platon hat im Kritias & Timaios nur das vage Grundgerüst geliefert, Francis Bacon hat das als reinen Namen aufgegriffen, um seine frühe Utopie irgendwo auf dem Erdball verorten zu können. Das Konzept von "Atlantis", wie wir es kennen, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts, mit Kernpunkt bei Ignatius Donnelly. Und die weiteren "versunkenen Welten", die im Lauf der nächsten 50 bis 70 Jahre fabuliert worden sind (die meisten stammen von den Theosophen, die ihr evolutionäres Schema F über die "7 Stadien", die jeder Planet, jedes Volk, jede Zivilisation durchmacht, damit holzschnittartig grundiert haben), sind exakt nach demselben Schnittmuster gestrickt. Das gilt auch für den allerletzten Hausierer in der Sache, Graham Hancock. Das einzige, wirklich das Einzige, das wechselt, sind die Verortungen. Pastor Spanuth hat Atlantis vor Helgoland gemutet, diverse Franzosen Ende des 19. Jh.s in der Sahara, Hancock in der Antarktis. Der einzige "neue Dreh", den der sich erlaubt hat, ist, das Fehlen JEGLICHER Funde/Beweise direkt als Beweis für diese Existenz auszugeben. Letztlich ist auch die Spielart "Neuschwabenland/Reichflugscheiben" genau hier einzusortieren: Standort Antarktis, eine angebliche Hochtechnologie, deren Stammland in einer Katastrophe untergegangen ist, und von denen nur eine unterirdische Kolonie überlebt hat. EXAKT so haben Donnelly & Co. ihren Kulturdivisionismus hergeleitet: daß das alte Ägypten, die Mayas, die Ätzteken, Troja, you name it, von den Überlebenden nach dem Untergang von Atlantis gegründet worden sind.

Und wenn man sich ein wenig mit diesen esoterischen Spinnereien befaßt, dann fällt einem eben sofort ins Auge, wie rigide all das nach dem gleichen Schnittmuster gearbeitet ist.

Zitat
verschiedenen Kontinente verschiedene "Zustände des Bewusstseins" oder Lebensphilosophien darstellen


Das können Sie auf hunderten von (absolut unlesbaren) Seiten bei Madame Blavatsky nachlesen, die genau aus dem Grund "sieben Kontinente" auf der Erde postuliert hat, die im Lauf ihrer Entwicklung intelligente Wesen hervorbringen, die alle "irgendwie" Menschen sind, von denen der Mensch aber nur ein Zwischenglied darstellt. Das fängt mit Hyperborea an, ehemals am heutigen Nordpol gelegen, dessen Bewohner 20m groß & hauptsächlich gasförmig waren, über Lemuria im Indischen Ozean, Atlantis im Atlantik; dann Zentralasien (die Mahatamas irgendwo tief unter Tibet sind die letzten Überbleibsel), aktuell Europa. Die nächste Evolutionstufe der Menschheit soll nach ihr in Nordamerika stattfinden; danach hat die Erde ihre Schuldigkeit getan, wird absterben wie der Mars, von dem sie das übernommen hat & die Venus durchläuft dieselben Stadien. Ausgelöst wird der jeweilige Zyklus durch die esoterischen Energien, die Good Vibrations, das Karma der höchstentwickelten Vorgänger.

Zitat
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1549
aber das sind belanglose Details
Sorry, damit machen Sie es sich doch etwas zu einfach.


Ich setze den Passus noch einmal vollständig her:

Zitat
...Spiritismus, Startdatum 1848. Der begann ganz schlicht mit Klopfgeräuschen und Tischrücken im Finstern und steigerte sich dann mit Geisterstimmen, Materialisierungen, mit albern getürkten Doppelbelichtungen, aber eben Lichtbildern als "handfester Beweis", bis etwa 1890. Das ist der Stand, den man vor genau 100 Jahren im "Zauberberg" im Kapitel "Fragwürdigstes" nachlesen konnte (der Roman ist am 28.11.1924 in zwei Bänden bei S. Fischer herausgekommen; Thomas Mann hat 1922 zwei Séancen bei Schrenck-Notzing in München besucht). Seitdem sind da noch "Tonbandstimmen" und das Wiegen der Seele ("21 Gramm") angeflanscht worden; aber das sind belanglose Details.


Dann führen Sie doch bitte mal an, was sich da in den letzten 100 Jahren an "memetischer Entwicklung" getan haben soll. Die Tonbandstimmen stammen von Konstantin Raudive, der damit zuerst 1961 durch den Blätterwald gezogen ist, und bei denen den wenigen Skeptikern, die sich die Mühe gemacht haben, sich das mal anzuhören, unklar ist, ob hier Überreichweiten vorliegen oder einfach nur freche Fälschung. Das "Wiegen der Seele" ist 1907 von Duncan McDougal behauptet worden und, weil es so bizarr war, auch von den Gläubigen schnell wieder vergessen worden (die Esoteriker behaupten als Trägerbasis all ihres Gespukes die Existenz eines "Feinstoffs", eines "Äthers", der eben solche schnöden Eigenschaften wie Masse nicht besitzt) Und erst wieder in den 1990 zu Unehren gelangt.

Und ich kann ihnen eins versichern: da ist im letzten Jahrhundert nichts außer solchen Verzierungen dazugekommen. Wenn Sie anderer Ansicht sind, nennen Sie das konkret: Art, Quelle, Autor. Aber ein ahnungsloser Einwurf wie "das machen Sie sichs doch zu einfach" ist nicht nur billig, er ist nach dem, was ich hier seit Jahren in endlosen Details ausführe, eine Frechheit.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.674

17.12.2024 16:44
#1553 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1552
Und wenn man sich ein wenig mit diesen esoterischen Spinnereien befaßt, dann fällt einem eben sofort ins Auge, wie rigide all das nach dem gleichen Schnittmuster gearbeitet ist.


Mit der selben Argumentation könnte man sagen, dass Krimis alle gleich sind: Jemand wird ermordet, der Täter hinterlässt Spuren, ein Ermittler findet den Täter anhand der Spuren.

Zitat
Das können Sie auf hunderten von (absolut unlesbaren) Seiten bei Madame Blavatsky nachlesen, die genau aus dem Grund "sieben Kontinente" auf der Erde postuliert hat, die im Lauf ihrer Entwicklung intelligente Wesen hervorbringen, die alle "irgendwie" Menschen sind, von denen der Mensch aber nur ein Zwischenglied darstellt.



Wusste ich ehrlich gesagt gar nicht. Dachte, ich hätte mir da was selbst ausgedacht, dabei scheine ich da einen fremden Gedanken nur irgendwo aufgeschnappt zu haben.

Zitat
Dann führen Sie doch bitte mal an, was sich da in den letzten 100 Jahren an "memetischer Entwicklung" getan haben soll.



Wenn jemand zum Beispiel behauptet, dass Atlantis nicht als Insel ganz real irgendwo auf der Erde existierte, sondern irgendwie "astral" (was auch immer das bedeutet) oder in einem Paralleluniversum oder sowas, dann kann das schon als eine memetische Entwicklung betrachtet werden, genauso wie oben beim Beispiel eines Krimis.
Dass einem da der bohrende Verdacht kommt, diese Behauptung diene dazu zu verhüten, dass der Story mittels empirischen Untersuchungen zur Leibe gerückt wird, ist etwas anderes.

Bei den UFOs, Sie mögen hier die größere Expertise habe, würde ich ebenfalls eine Entwicklung sehen: Von außerirdischen Besuchern, zu einer Verschwörung der Regierung und aktuell scheinen einige andere Szenarien wieder im Kommen. Insbesondere UFOs als interdimensionale Reisende oder gar Dämonen.
Wenn wir die Frage nach der Wahrheit außen vor lassen, dann muss man schon zugeben, dass eine memetische Evolution stattfand.

Das sind auch nicht unbedingt Details. Glaubt man, dass UFOs außerirdische Besucher sind, dann ist nicht nur die Frage nach dem Leben auf anderen Planeten beantwortet, so sie existieren, sondern man ist in eine Art Space Opera-Weltanschauung angekommen. Man kann sich dann außerirdische Reiche vorstellen und Konflikte und dergleichen.
Sind die UFOs dagegen Zeitmaschinen, verändert sich alles. Trivialerweise haben sie dann nichts mehr mit Aliens zu tun, dafür müssen aber Zeitreisen möglich sein.

Sieht man die UFOs dagegen als Messfehler oder Fehlbeobachtungen, wie sie manchmal auftreten, ergeben sich wiederum andere Konsequenzen.

Fröhliche Weinachten!
Und ein frohes neues Jahr!

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.716

17.12.2024 19:00
#1554 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #1553

Wenn jemand zum Beispiel behauptet, dass Atlantis nicht als Insel ganz real irgendwo auf der Erde existierte, sondern irgendwie "astral" (was auch immer das bedeutet) oder in einem Paralleluniversum oder sowas, dann kann das schon als eine memetische Entwicklung betrachtet werden, genauso wie oben beim Beispiel eines Krimis.

Finden Sie bei E.T.A.Hoffman, "Der goldene Topf" (in der Erstfassung gedruckt als 3. Bändchen der Phantasiestücke in Callots Manier, 1814); Hubert Lampo hat das genau daher für seinen kleinen Roman "Terugkeer naar Atlantis" von 1954 ausgeliehen (die Details des Ausborgens können Sie in seiner tour d'horizon über den Magischen Realismus in der Literatur, De zwanen van Stonhenge, 1972, nachlesen). Das ergibt sich aus dem von den Romantikern aus der keltischen Überlieferung, nun, entliehenen, Topos der "Feenwelt," der "Anderswelt," die kontingent zu unserer Welt liegt, aber nicht Teil von ihr ist & deshalb ein Portal zum Durchstieg benötigt - bei Frau Holle ist das der Brunnen; in der irischen Folklore der Ritt durch die mondlose Nacht, in der chinesischen Tradition der Gang durch die Höhle im heiligen Berg, der ins Land der Unsterblichen führt. Das sind schlichte Rekombinationen folkloristischer Motive, die Sie mit ATU-Nummer + Nachweis etwa bei Aarne, Thompson & Uther im "Motiv Index of Folk Literature" nachschlagen können (ich kenn's noch ohne U als AaTh). Und genau aus diesem Grund werden solche kleinen Varianten unter derselben Ziffer verbucht.

Ich habe aber deutlich gemacht, daß ich hier auf etwas anderes abhebe, nämlich eine dynamische Erweiterung eines solchen Mythologems, die im Fall sowohl des Spiritismus wie der UFOs ganz eng an die real gegebene technologische Evolution gekoppelt ist. Beim Spiritismus haben wir zunächst die alten Wiedergänger und Poltergeister, die durch ein gutes Herz, die Rückgabe des gemopsten Fingerknöchelchens oder einen rabiaten Exorzismus entsorgt werden können - Justinus Kerner hat da aus dem Schwäbischen Dutzende von Beispielen gesammelt *. Mit den Fox-Schwestern gibt es zwei grundsätzliche Änderungen: zum einen sind es eben NICHT mehr die "grateful dead" (wie der Topos in der englischen Folklore-Forschung heißt - ja, Jerry Garcia & seine Combo haben ihren Namen daher entlehnt), sondern Kontakte aus dem Jenseits, um die Hinterbliebenen zu trösten. Und es kommt der Aspekt der Reproduzierbarkeit hinzu: die Geister lassen sich herbeizitieren, und ihre Mitteilungen werden dokumentiert: erst per Mitschrift, dann über das Tröten in Blechtrompeten, Berührungen, Kreideschrift auf verdeckten Tafeln, Photographien, Materialisierungen (vorzugsweise Hände + Unterarme in einer schwimmenden warmen Wachsschicht, mehr dazu hier) schließlich Tonaufzeichnungen und Magnetometer.

*Das ist noch genau jener Stand, den Ernst Bloch in seiner Miszelle "Technik und Geistererscheinungen" von 1934 aufgreift: "jede Dorfkirche hatte ihren Kobold," wobei Bloch befindet, das moderne Neonlicht habe der Spukerei den Garaus gemacht. Was natürlich nicht zutrifft: 6 Jahre später hat Fritz Leiber in seiner Erzählung "Smoke Ghost" das Paradigma für zeitgemäße Geister umrissen:

Zitat
"Have you ever thought what a ghost of our times would look like, Miss Hallick? Just picture it. A smoky composite face with the hungry anxiety of the unemployed, the neurotic restlessness of the person without purpose, the jerky tension of the high-pressure metropolitan worker, the sullen resentment of the striker, the callous viciousness of the strike-breaker, the aggressive whine of panhandler, the inhibited terror of the bombed civilian, and a thousand other twisted emotional patterns. Each overlying and yet blending with the other, like a pile of semi-transparent masks? Yet, that's just what such a ghost or vitalized projection would look like, Miss Millick," he continued, smiling in a tight way. "It would grow out of the real world. It would reflect all the tangled, sordid, vicious things. All the loose ends. And it would be very grimy. I don't think it would seem white or wispy or favor graveyards. It wouldn't moan. But it would mutter unintelligibly, and twitch at your sleeve. Like a sick, surly ape. What would such a thing want from a person, Miss Millick? Sacrifice? Worship? Or just fear? What could you do to stop it from troubling you?"



Für die "Außerirdischen in ihren fliegenden Schüsseln" gilt desselbe. Ganz zu Anfang war es: sie beobachten uns! Sie fliegen herum! (das ist der Ist-Stand der aktuellen Drohnen-Manie); bei Adamski, Orfeo Angelucci & den anderen "Kontaktlern" haben sie die alte Rolle der Engel als von Ausgewählten wahrgenommene Botschafter einer Höheren Wahrheit übernommen, die nur eben jetzt Technologie (wenn auch außerirdische) verwenden. Ab den 70er Jahren nimmt das dann ganz handfest sinister, sprich: dämonische Züge an: die alten Kobolde, die Kinder aus der Krippe rauben und einen Wechselbalg zurücklassen, treten jetzt als "die Grauen" (wahlweise: das Grauen) in Erscheinung, beamen verhinderte nachts SF-Autoren wie Whitley Strieber an Bord & schieben ihnen Drahtenden in den Tuches.

Zitat von Johanes im Beitrag #1553
Das sind auch nicht unbedingt Details. Glaubt man, dass UFOs außerirdische Besucher sind, dann ist nicht nur die Frage nach dem Leben auf anderen Planeten beantwortet, so sie existieren, sondern man ist in eine Art Space Opera-Weltanschauung angekommen. Man kann sich dann außerirdische Reiche vorstellen und Konflikte und dergleichen


Nun, Ron Hubbard hat das ja bei Scientology buchstäblich so gehandhabt. Hubbard war in den 40er Jahren einer der meistgedruckten SF-Zeilenschinder, fand die Bezahlung aber unbefriedigend & hat sich deshalb eine Religion ausgedacht, die zur Hälfte bei Madame Blavatsky und zur anderen Hälfte bei Sigmund Freud zusammengeklau(b)t ist: der mythische Unterbau bei Nr. 1, die Methodik bei Nr. 2. Nach Elron besteht die Variante der christlichen Erbsünde darin, daß ein böser galaktischer Tyrann vor 75 Millionen Jahren uns (denn wir sind Reinkarnationen der damals Betroffenen) ein schweres Trauma versetzt hat, das nur durch die Therapierung per E-Meter mit Hilfe eines "Clears" erkannt werden und damit neutralisiert werden kann. Sämtliche Unbillen, sowohl der individuellen Person als auch der Zeitläufe, verdanken sich dem. Die Parallelen zu Freuds Urszene sind deutlich; neu ist das Versprechen, gegen genügend Knete die Seele in den Himmel springen zu lassen (obwohl...das kommt auch irgendwie bekannt vor).

Zitat
Xenu (/ˈziːnuː/ ZEE-noo),[1][2][3] also called Xemu, is a figure in the Church of Scientology's secret "Advanced Technology",[4] a sacred and esoteric teaching.[5] According to the "Technology", Xenu was the extraterrestrial ruler of a "Galactic Confederacy" who brought billions[6][7] of his people to Earth (then known as "Teegeeack") in DC-8-like spacecraft 75 million years ago, stacked them around volcanoes, and killed them with hydrogen bombs. Official Scientology scriptures hold that the thetans (immortal spirits) of these aliens adhere to humans, causing spiritual harm.[1][8]

These events are known within Scientology as "Incident II",[4] and the traumatic memories associated with them as "The Wall of Fire" or "R6 implant". The narrative of Xenu is part of Scientologist teachings about extraterrestrial civilizations and alien interventions in earthly events, collectively described as "space opera" by L. Ron Hubbard. Hubbard detailed the story in Operating Thetan level III (OT III) in 1967, warning that the "R6 implant" (past trauma)[9] was "calculated to kill (by pneumonia, etc.) anyone who attempts to solve it."

The Church of Scientology normally only reveals the Xenu story to members who have completed a lengthy sequence of courses costing large amounts of money.[12] The church avoids mention of Xenu in public statements and has gone to considerable effort to maintain the story's confidentiality, including legal action on the grounds of copyright and trade secrecy.



https://en.wikipedia.org/wiki/Xenu

Aber Sie irren sich: mit dem Gedanken an UFOs als Alien-Vehikel erkennt man exakt NICHT die "Möglichkeit außerirdischen Lebens" an, wie Wissenschaftler und ernstzunehmende SF-Autoren das tun. I.d.R. sind diese Szenarien allerdings nur bunte Kulisse ohne höheren Anspruch oder dienen allegorischen Zwecken. Es gibt handfeste Gründe, warum SF-Autoren viele Jahre ÜBERAUS toxisch auf die Frage in Radiointerviews "glauben Sie an UFOs?" reagiert haben: weil dieser Aberglaube nämlhc zum einen schlichte völlige Unkenntnis von Astronomie und Physik voraussetzt und zum anderen handfest alberne Formen angenommen hat. Wenn ich etwa darüber nachdenke, ob es auf den bisher nachgewiesenen Planeten Lebensformen geben KÖNNTE - und dies nach dem Stand der derzeitigen Erkenntnis ziemlich defintiv ausschließe, dann halte ich mich an die Erkenntnisse aus den exakten, messenden Naturwissenschaften. In diesem Fall vor allem die Tatsache, daß es sich dabei zumeist um Flaresterne handelt, die jedem in unmittelbarer Nähe kreisenden Planeten die Atmosphäre wegblasen würden.

Ich gehe nicht mit albernen Behauptungen hausieren, solche Wesen könnten mal eben Dutzende von elementaren Naturgesetzen außer Kraft setzen, angefangen bei der Lichtgeschwindigkeit, dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und Newtons actio = reactio - die kategorisch ausschließen, daß uns solche Vehikel von fernen Sternen ungeschoren besuchen kommen. Und schon gar nicht, um hier Allotria auf dem Kinderhort-Niveau einer Emilia Fester abzuziehen. Und die Behauptung "das sind eben Außerirdische" ist in diesem Zusammenhang ein todsicheres Zeichen dafür, daß der, der damit antanzt, nicht verstanden hat, worum es geht. Denn diese Gesetzmäßigkeiten gelten absolut & zu jeder Sekunde für jeden, der hier antanzen möchte: ob Regenwurm, Netzteilnehmer oder galaktische Gurke. Deshalb heißen diese Gegebenheiten auch Naturgesetze. Und deren Gültigkeit auch in der fernsten Galaxis zeigt uns jedes Linienspektrum. Genauso gut kann ich behaupten, Hexen oder Harry P. bei Quietschdich könnten tatsächlich in den Lüften auf Besen herumpesen, ohne Auftrieb, Vortrieb, Lagekontrolle und Treibstoff, "weil sie eben hexen können." Damit bekommen Sie im LK Physik auch keine Bestnote.

Aus genau diesen Gründen sind "galaktische Reiche" auch Tinneff. Die Distanzen, Flugzeiten, der Energiebedarf dafür sind so immens, daß das nicht nur Nonsens auf Stelzen, sondern mit diversen Dutzend Stockwerken ist. Genausogut kann ich mir einen weltweiten Aktienterminhandel ausmalen, der von Einzellern erfunden und betrieben wird, mit Derivatgeschäften im Stundentakt (für galaktische Großreiche müssen Sie da noch ein paar Zehnerpotenzen draufsatteln).

Und jetzt addiere ich noch obendrauf, daß wir seit jetzt 75 Jahren mit diesem Quatsch amüsiert bzw. enerviert werden, ohne daß aus den eben genannten Gründen mehr herausgesprungen ist als ahnungsfreies Geraune. Dann darf ich ganz locker eine Million Euronen, die ich nicht habe, darauf verwetten, daß der Quatsch auch Quatsch ist, ohne ein Risiko einzugehen.



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Tiefseetaucher Offline




Beiträge: 356

17.12.2024 19:27
#1555 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #1553

Mit der selben Argumentation könnte man sagen, dass Krimis alle gleich sind: Jemand wird ermordet, der Täter hinterlässt Spuren, ein Ermittler findet den Täter anhand der Spuren.



Zumindest beim Tatort ist das doch auch so. Googlen Sie doch mal "Der typische Tatort in 123 Sekunden".

Wenn das Aussprechen der Wahrheit »den Falschen« nutzt, dann stimmt etwas mit »den Richtigen« nicht. - Dushan Wegner
Ich bin nicht antisemantisch. Einige meiner besten Freunde sind Wörter.
Die deutschen Medien informieren mich umfassend und wahrheitsgemäß – außer auf dem Gebiet, von dem ich etwas verstehe.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.716

17.12.2024 20:15
#1556 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Tiefseetaucher im Beitrag #1555
Zumindest beim Tatort ist das doch auch so.

Literarische Genres haben das so an sich: irgendwann sind sie tot. Maustot. Ausgeschrieben. Alle Variationen durchgespielt, und schließlich werden sogar die ironischen Verwurstungen selbst zum drögen Klischee (Sie könnten heute nicht mehr guten Gewissens mit "Tanz der Vampire" oder dem "Leben des Brian" um die Häuser ziehen - es geht nur noch schrill, sackgrob, plump; das erste garstige Beispiel war hier die Rocky Horror Picture Show mit ihrer überkandidelten Vertuntung). Der gotische Schauerroman hat das als erster durchgemacht; zumindest ab Jane Austens "Northhanger Abbey", als ganzes dann ab den 1830er Jahren. Bei Mord+Totschlag hat es zuerst den englischen Landhauskrimi gemeuchelt, mit Lord Plumpudding in der verschlossenen Bibliothek. Die Fantasy im Tolkien-Kielwasser hat das ab Mitte der 70er zersetzt, "A Song of Ice and Fire" sowie Harry Dingenskirchen haben ihren Schnitt gemacht, indem die da ein Mixtum Compositum über gefühlte 5000 Seiten serviert haben: bei GRRM durch die dynastischen Familienfehden der italienischen Frührenaissance, also aus dem Baukasten des historischen Romans wüsteren Zuschnitts; bei H.P. mit dem englischen Schulroman. Die Science Fiction - und zwar nicht nur die olle Space Opera, sondern sämtliche Spielarten, ist vor gut 20 Jahren in diese Agonie übergegangen.

Angesichts des gruseligen Wälzers, den uns die Heimsuchung aus der Uckermark vor kurzem beschert hat, überfiel mich der frivole Gedanke: ob das nicht vielleicht für die Belles Lettres in toto gilt? Wir haben, zumindest seit Corona, das Phänomen, daß Bücher, die Wellen schlagen sollten, bei denen es eine gewisse Erwartungshaltung gibt, erscheinen und völlig spurlos wieder versinken. Uwe Tellkamps "Der Turm" hat es 2008 bei uns zu einem Bestseller gebracht; die Nachreichung "Der Schlaf in den Uhren" scheint keinerlei Resonanz, kein Echo bei Kritik oder Leserschaft erfahren zu haben. Wir hatten im Januar 2024 zwei neue Titel, bei denen vor 20, vor 10 Jahren ein solches Echo, solche Aufmerksamkeit garantiert gewesen wäre: Murakamis "Die Stadt und ihre ungewisse Mauer", zeitgleich in deutcher wie in englischer Übersetzung auf den Markt gekommen, immerhin Murakami, immerhin 800 Seiten, immerhin zum 75. Und Kelly Links "The Book of Love" - immerhin der erste Roman einer Autorin, die sich mit ihren Erzählungen vor 20 Jahren im Genre einen richtig großen Namen gemacht hat, immerhin seit 15 Jahrne als ihr erster Roman tatsächlich mit Spannung angekündigt, immerhin 650 Seiten. Und in beiden Fällen: NICHTS. Hinzu käme noch Harlan Ellisons "The Last Dangerous Visions", im November endlich - als Torso, aber immerhin - endlich greifbar. Ellisons "Dangerous Visions" von 1967 und die Fortsetzung "Again, Dangerous Visions" von 1972 waren Meilensteine in der Entwicklung der SF, tabubrechend, Schaulaufen sämtlicher großer Namen im Genre. Ellison hat diesen dritten Teil 1974, vor einem halben Jahrhundert, laut angekündigt; die erste Titelliste 1979 veröffentlicht, hat dann bis zu seinem Tod 2018 auf dem Konvolut gehockt wie Fafner auf dem Drachenhort & Michael Straczynski (ja, der Macher von Babylon 5), hat sich dann bereit erklärt, das druckfertig zu machen. Natürlich ist das zum großen Teil angestaubt, zwei Drittel der 33 vertretenen Autoren haben mittlerweile den Styx überquert. Aber schon aus historischem Interesse sollte das für Kritiker ein gefundenes Fressen sein. Und wieder: NICHTS. Null. Schweigen im Wald.

Und in diesem Zusammenhang fiel mir auf, daß die einzigen Scharteken, die noch ironisch glossiert, die überhaupt wahrgenommen werden, die Ablaichungen diverser politischer Zwergsänger sind, die zwar nicht von ihnen selbst in die Tasten gehauen worden sind, aber dafür ausgegeben werden. Den Auftakt der Welle haben Sieur und Madame Obama vor 10, 12 Jahren gemacht, mit Dutzenden von Titeln, die die Regale der Buchhandlungen verstopft haben & komplett verschollen sind (wie all dieses Gerülle), und seit eben Corona Titel wie Heiko Maas' "Aufstehen statt Wegducken," Sawsan Cheblis "Laut", Steinmeiers "Wir," Habecks groß angekündigtem "Den Bach rauf" & eben Merkels "Freiheit." Gleichsam als ob das der Sargdeckel auf der Kategorie Literatur wäre. Und wie alle Dämonen und Untoten sind auch sie nicht fähig, etwa zu schaffen, sondern travestieren nur die früheren wirklichen Leistungen.



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Johanes Offline




Beiträge: 2.674

18.12.2024 09:40
#1557 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1554
mit dem Gedanken an UFOs als Alien-Vehikel erkennt man exakt NICHT die "Möglichkeit außerirdischen Lebens" an, wie Wissenschaftler und ernstzunehmende SF-Autoren das tun.


Ich glaube, Sie missverstehen mich.

Mir ging es nur um die Feststellung, dass, jedenfalls meiner bescheidenen Meinung nach, sich die Geschichte rund um UFOs (oder eben Atlantis) schon noch weiterentwickelt hat.
Dass aus unserer Sicht diese Entwicklung nicht Richtung Wahrheit geht, ist natürlich trivial.

Zitat
die kategorisch ausschließen, daß uns solche Vehikel von fernen Sternen ungeschoren besuchen kommen. Und schon gar nicht, um hier Allotria auf dem Kinderhort-Niveau einer Emilia Fester abzuziehen.



Ich stelle fest, dass es auch seriöse Astronomen und Physiker zu geben scheint, die interstellare Reisen nicht für physikalisch unmöglich halten.

Und dabei spreche ich nicht von der Ansicht, dass unsere Modelle der Realität falsch sein könnten. Unter dieser Annahme kann man natürlich alles mögliche spekulieren, aber eben um den Preis von solchen Dingen wie den "Miracle argument" gegen sich.

Fröhliche Weinachten!
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.716

18.12.2024 10:24
#1558 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #1557

Ich stelle fest, dass es auch seriöse Astronomen und Physiker zu geben scheint, die interstellare Reisen nicht für physikalisch unmöglich halten.

Solange, bis sie anfangen, das mal kurz durchzurechne. Ein Bierfilz reicht dazu aus.

Wenn Sie solch eine erste Näherung mal ansehen möchte, kann ich nur Kim Stanley Robinsons Roman "Aurora" von 2015 empfehlen, das eine solche interstellare Reise und ihre Mindestvoraussetzungen im bescheidendsten Rahmen mal durchkalkuliert hat. Und das es es um ein Generationenschiff zu Tau Ceti: 3,7 Parsec/12 Lichtjahre, Reisegeschwindigkeit 0,1 c, gesamte Reisedauer also 140 Jahre. Das ist unmittelbarste galaktische Nachbarschaft; kürzer wird's nicht. Das Problem ist: sie müssen die diversen Millionen Tonnen Masse erst mal auf 10% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen (KRS postuliert hier mal eben eine Wundertechnik, um sein Gedankenexperiment durchführen zu können, die 6 Monate konstant mit 1/10g akzeleriert). Sie müssen am Ende die GESAMTE Geschwindigkeit auch wieder loswerden - sonst ist ein Einparken am Ziel schlicht unmöglich (deswegen können Sie oben den Namen Newton lesen) und zwar mit Bordmitteln. Es bremst Sie sonst schlicht nichts ab. Und das geht weder mit Lasern noch mit Warpkernen, sondern schlicht nur mit Masse, die ausgeworfen wird. Entsprechend astronomisch hoch ist das zu erbringende Delta-V. Und jetzt rechnen Sie mal den ganzen Krempel hoch auf halbwegs realistisch einzuschätzende Lösungen für die Drake'sche Gleichung. Nicht daß wir da überhaupt für mehr als 2 oder 3 Terme verläßliche Werte einsetzen könnten - aber selbst die größten Optimisten gehen von durchschnittlichen Entfernungen von 4000 bis 10,000 Lichtjahren bis zum nächsten Außenposten der Klingonen aus. Und selbst wenn sie dort anlangen, müssen Sie das Navigieren vor Ort ebenfalls noch mit dem bewerkstelligen, was ihnen noch an Vorrat verblieben ist. Captain Körk & Konsorten sammeln das zwar mal eben vor Ort zusammen, aber jeder, der sich das in der Praxis bei den Sondenmissionen aschaut, die sich ja an diese vom Universum vorgegebenen Spielregeln halten müssen, sieht, wie beschwerlich das ist. Der Aufwand, den Sie treiben müssen, um 200 Gramm Asteroidenstaub aus 200 Mio. km Entfernung zur Erde zu bringen, ist gewaltig. Anders gesagt: Sie würden 100 Tonnen Treibstoff im System Tau Ceti verpulvern müssen, um einen Kiesel einzusammeln, der Ihnen überhaupt nichts nutzt, und Sie sind Jahre fein damit. Robinsons "Aurora," um beim Beispiel zu bleiben, hat als Bordtreibstoff 50.000 Tonnen Deuterium für den Fusionsgenerator gebunkert; Abbremsung am Ziel erfolgt mit 0,01 g über 20 Jahre; die Gesamtmasse des Schiffs beläuft sich auf 74 Millionen Tonnen.

Soll heißen: es ist leicht, zu schreiben: "Der Countdown ging auf Null & das Raumschiff stieg auf einer Feuersäule in den Zenit empor."
Es ist etwas schwerer, das für Kerbal etc. zu codieren.
Noch etwas mehr, das auf Film zu bannen.
Das zu basteln, zu testen & tatsächlich stattfinden zu lassen am schwierigsten. (Nb.: ULA - United Launch Alliance - hat gestern Stellenanzeigen für drei Diplomphysiker mit Spezialgebiet Nukleartechnik ausgeschrieben: gerätselt wird, ob die an der Versorgung einer ständig bemannten Mondstation oder an einem Antrieb für die äußeren Bereiche des Sonnensystems wrkeln sollen.)

Planspiele sind natürlich einfach; sie haben freilich den Nutzen, daß solche Erkenntnisse dabei herausspringen. FALLS man sich an die Regeln hält. Und die Überschläge, die aktuell in Sachen solcher Mission ventiliert werden ("aktuell" heißt: während der letzten 40 Jahre), betreffen von-Neumann-Sonden, automatische Späher in Coladosengeröße, die irgendwie - "irgendwie" - über die Möglichkeit verfügen sollen, aus solchen Kieseln Kopien von sich selber zu erstellen, funktional + vollaufgetankt notabene, um eine Späherkaskade loszutreten. Reisezeit diverse Millionen von Jahren. Letztendlich ist das eine technologisch verbrämte Spielart von Svante Arrhenius' Panspermie-Vorstellung, nur ein bisserl großformatiger.

Zitat von Johanes im Beitrag #1557
dass unsere Modelle der Realität falsch sein könnten


Was ein Strohmann-Argument ist, ebenfalls notabene. Wir schreiben hier auf dem Netz, unter den klimatischen Bedingungen von Sol III: damit auch nur ein einzelnes Zeichen davon im Arbeitsspeicher landet & versendet werden kann, finden buchstäblich wortwörtlich Milliarden Prüfvorgänge an der physikalischen Realität statt. Quantensprünge, logische Gatter, Spannungsabgleiche, Generierung von Elektronenflüssen, Auslesen von Festplatten, punktgenaues Versenden von Datenpaketen, Generierung einer konstanten Netzspannung innerhalb einer sehr beschränkten Variationsbreite, Verbrennungsvorgänge mit Sauerstoff als Oxydator in Milliarden von Körperzellen über Tricarbonsäurezyklus, in einer Atmosphäre, die von einem konstant ruhig laufenden Fusionsgenerator in aktuell 147,6 Millionen recht schnuckelig konstant aufgeheizt wird (ich schlage auf die Entfernung zur Photosphäre der Sonne mal eine Mondentfernung drauf, weil die Fusion nur im innersten Drittel abläuft), erleuchtet ebenso konstant, weil die Raylieghsche Streuung im sichtbaren Bereich des Spektrums ebenso verläslich abläuft. Eine bessere empirische Prüfung der Realität und der Anpassung unsererer Technik an diese Wirklichkeit finden Sie nicht.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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18.12.2024 23:49
#1559 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Untertassengläubige müssen jetzt ganz stark sein. Videobeitrag (9 Min.) der "New York Post" von gestern:

Zitat
Here’s how to identify a drone in the sky

December 17, 2024 | 10:46am

Steven Greenstreet, New York Post

More and more videos are coming out every day of so-called mysterious drones over New Jersey and now other parts of America. And people are understandably scared, confused, and angry. But, don’t fret, I’m going to show you a quick and easy way to track and identify these mysterious drones. And I’m going to reveal the exact identity of some of the most viral drones currently being shown on the news.

With any digital video you need at least three things - but ideally four: 1. Date, 2. Time. 3. Location - and the fourth thing is which direction the camera was facing. If you're analyzing your own footage, and you used a smartphone: all smartphones capture this information in something called metadata. Here's how you access it on iPhone (tap the "Info" button on "video/photo"). And here is how you access it on Android (tap the three dots in the corner to access "details"). It gives you a specific date and time of your image. If you're analyzing someone else's footage, you'll need to get the original raw video file - or you need to ask that person for the information, as best as they can remember.

OK. Let's use this method to identify a drone.

This is reported to be a mysterious drone, flying over New Jersey on the night of December 1. Many mainstream news reports about these drones have featured this image. Here is the raw video. You can hear the witness describing a drone as a "triangle of lights." The metadata was not immediately available for this clip - but luckily the witness who shot the video provided the basic information. First, the date: December 1. Second: the time. The witness estimates 5:45 EST. Third: the location: Mendham, New Jersey. Now that I had that information, I went on to "ADS-B Exchange" (globe.adsexchange.com), a website which has current and historical public flight data. Since I didn't have the precise location from the metadata, I searched for the closest airport: UWR for Newark. I then moved to the West and found Mendham. Next I put in the date the video was shot: Dec. 1. Then *here* I scrolled to the estimated time the witness took the video. Please note that the time on this website is in UTC time. Here is a chart on how to convert American time zones to UTC time, using the 24-hour clock. And please note that the UTC date might be the next day. So, for example, here 9 pm ET (or 2100 hrs) plus 5 hours equals 0200 UTC the following day. For this video the estimated time was 5:45 pm ET - so 2245 UTC. I punched in the available information from the witness and: BOOM! I saw this plane flying over Mendham, New Jersey 5:36 - 5:40 pm on December 1, 2024 - which is around the same time the witness says they took this video. This plane is a PC12 (HRF151 A1ADA6, Reg.: N207ST, Type code: PC12, Altitude: 3850 ft, Speed: 216 kt, Source ADS-B, Reg: United States, DB flags: none. Type: PC12 1994 Pilatus PC-12, Two Bells Aviation LLC, Type Desc.: L1T, Squawk: 2361) Flight HRF151, flying from Richmond, VA to Teterboro, NJ. This extra infornation over here tells me where the plane is from and who operates it.

I then tracked down the pilot who was flying that plane that evening. His name is Mike Bell - and this is the actual PC12 plane. I sent Mr. Bell this video of this supposed drone. After confirming his own flight data, he replied: "Yep - that's definitely me." I then asked him how it felt to see himself and his plane on so many news stations, which were referring to him as a "mysterious drone." He replied: "I have been told that I tend to drone on and on, but I've never been called one. At least they got my best side." So the mystery of this viral drone has been solved. Now, if you see this image on the news, you know it's just pilot Mike Bell flying his PC12 to Teterboro Airport.

OK. For the next example, I was sent two different sets of videos from the same witness in the same location. Some clips were filmed on a smartphone and others were filmed on a professional HD video camera. The witness claims the objects in all these videos are drones. The smartphone clips - even though the quality isn't that great - had the metadata (IMG_7292.mov, Modified: Sunday, December 1, 2024 at 4:47 PM. Kind: QuickTime movie. Size: 39,767,060 bytes (39.8 MB on disk). Where Created: Sunday, December 1, 2024 at 4:47 PM. Modified: Sunday, December 1, at 4:47 PM. More Info - Dimensions: 2160x3840. Codecs: Timed Metadata, MPEG-4, AAC, H.264. Color profile: HD (1-1-1), Latitude: 40° 52' 24.24" N. Longitude: 74° 29' 10.32" W. Duration: 00:12. Adio channels: Stereo. Encoding software: 17.6.1). Perfect. All the information is there. I won't reveal the witness' exact address, but they were in Denville, NJ. Because I had this metadata, I was able to go to ABS.Exchange and exactly identify these "drones." For example, this clip shows United Airlines Flight 2645 flying just east of Denville where the witness was filming, at an altitude of only 4800 feet. The flight radar data exactly matches the video's metadata. I used the same method to identify other normal passenger planes in the other clips. The same witness, a professional videographer, also sent me HD footage of these so-called "drones." But since many professional video cameras have their own internal clocks, the metadata is often incorrect - as it was in this case. So the witness provided me with an exact address and an exact date, but only an estimated time. looking at ADBS-Exchange reveals multiple normal planes flying over and near the witness' exact location at that exact estimated time frame. The HD footage also helps us see the objects better, and they do indeed look exactly like normal planes.

Okay. Finally, here's an interesting one where we use some slightly different data. Larry Hogan, the former Governor of Maryland, shared this video on his X account. He claims the video shows "what appeared to be dozens of large drones in the sky" behind his house in Davidson, Maryland, on December 12. Since this was in Maryland, and not New Jersey, this led to news coverage that "the mysterious drone invasion was spreading into other states". Could that be? Let's take a look: Hogan says he was in Davidsonville, MD, and that footage was taken on 9:45 p, on December 12. in Hogan's footage, there appears to be at least two lights lower on the Eastern horizon. So he's here - at the pin, looking *this* way. And sure enough, around 9:45 pm, three flights of normal planes flew right by him, on the eastern horizon. You can see them here. They eventually landed at the WRA Airport. But Hogan also pans his camera up, revealing other lights higher in the sky. And if you're an astronomy fan like me, these lights should instantly be familiar to you: this is the constellation Orion, and those are just stars. They line up perfectly. If you'd like to crosscheck drone sightings with stars yourself, go to SkyMapOnline.net. Punch in the day, time, and then the nearest location and - bam! - it shows you what stars and constellations were in the sky at that exact location at that time. With Hogan's video, using the supplied date-time information, we indeed see the constellation Orion.

So there you have it: easy, simple tools that you can use to track and identify these mysterious drones - many of which are just turning out to be normal airplanes, helicopters, or even stars. I need to give credit to Mick West, who was my mentor of sorts with all this. You can follow him at Mick West on X.



https://nypost.com/video/heres-how-to-kn...really-a-drone/


ADS-Exhange: https://globe.adsbexchange.com/
Sky Map Online: https://www.skymaponline.net/

Ich selber nutze zumeist Stellarium, weil mir die graphische Darstellung dem tatsächlichen Anblick des Nachthimmels noch am nächsten zu kommen scheint, aber das ist Geschmackssache: https://stellarium-web.org/
sowie für Überflüge und exakte Sichtbarkeitsdauer von Satelliten Heavens Above: https://www.heavens-above.com/?lat=52.14...rt&alt=0&tz=CET
die mir verrät, daß morgen abend zwischen 17:54 und 18:03 die zweite Stufe der am 9. Juli von Kourou aus gestarteten Ariane 6 in bis zu 43 Winkelgrad Höhe über den Südhimmel ziehen wird, die beim Start versagt hat und seitdem mit den Nutzlasten Nyx Bikini und SpaceCase SC-X01 als Weltraumschrott ihre Bahn zieht.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.674

19.12.2024 10:35
#1560 Bildungskrise 2024 Antworten

Die totale Krisis einer Republik

"'Wir stehen 2024 eigentlich in etwa wieder da, wo wir 2000 standen, als der sogenannte Pisa-Schock kam. Vielleicht steht es sogar noch etwas schlechter um das deutsche Bildungssystem', erklärte Olaf Köller.[...]Drei von zehn Schülern könnten im Alter von fünfzehn Jahren im Prinzip weder lesen oder schreiben noch rechnen, so der Bildungsforscher. Als Grund für die erneute Verschlechterung nach zwischenzeitlichen Erfolgen führte der Wissenschaftler unter anderem an, dass sich die Schülerschaft stark verändert habe.[...]Zu den wachsenden Problemen gehören dem Grundschulleiter zufolge auch Dinge wie die Impulskontrolle, die Fähigkeit, sich an Regeln halten [...].[...]Wofür ein Gymnasiast im Fach Mathematik 2009 eine Vier bekommen habe, sei heute eine Zwei wert, rechnete Köller vor."
Quelle: t-online, "Was 2009 eine Vier in Mathe war, ist heute eine Zwei: Talk über Bildungsmisere bei Lanz" von M. Hollstein, 19.12
Kommentar:
Bildung ist in Deutschland Ländersache und das ist auch gut. Wäre es anders, dann wäre unser Bildungssystem wahrscheinlich republikweit auf den Stand von Berlin.

Dieser Fakt eröffnet uns auch die Möglichkeit, in verschiedenen Bundesländern an Lösungen zu experimentieren.
Jedenfalls falls man den Versuch unternehmen möchte, die Situation noch zu retten. Warum auch immer.

Natürlich ist es schwerer, gleichzeitig eine fremde Sprache zu lernen und dabei zugleich relativ anspruchsvollen Stoff zu lernen. Bei anderen Gruppen hat das allerdings auch geklappt.



Siehe auch:
Wahnsinnsverhältnisse am Arbeitsmarkt
Iglu-Studie
Bildungsversagen

Morn Offline




Beiträge: 181

19.12.2024 12:46
#1561 RE: Die Wähler haben gewählt, aber aus den falschen Gründen Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1532
...
Genau das gleiche wird jetzt auch mit Syrien geschehen:
Erst haben wir die aufgenommen, die von Assad verfolgt wurden. Und jetzt werden wir die Parteifreunde von Assad aufnehmen.


Da hat wohl einer die Hosen so richtig voll gehabt.
Nachdem das gestern zunächst von "TASS" verbreitet wurde, hat es nun auch Hürriyet“ berichtet.
Israel hätte von Assad eine Liste mit militärischen Zielen erhalten, damit man ihn im Gegenzug bei seiner Flucht nicht abschießen würde.

https://www.oe24.at/welt/brisanter-beric...iheit/617496784

Gruß
Morn <><
______________________________________
Es käme wohl einem biblischen Wunder gleich, brächte diese Regierung, angesichts ihrer Charaktere und deren Bildungsniveaus, etwas Funktionales oder auch nur annähernd Sinnvolles zu Stande.

Florian Offline



Beiträge: 3.188

19.12.2024 18:52
#1562 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1558
Zitat von Johanes im Beitrag #1557

Ich stelle fest, dass es auch seriöse Astronomen und Physiker zu geben scheint, die interstellare Reisen nicht für physikalisch unmöglich halten.

Solange, bis sie anfangen, das mal kurz durchzurechne. Ein Bierfilz reicht dazu aus.

Wenn Sie solch eine erste Näherung mal ansehen möchte, kann ich nur Kim Stanley Robinsons Roman "Aurora" von 2015 empfehlen, das eine solche interstellare Reise und ihre Mindestvoraussetzungen im bescheidendsten Rahmen mal durchkalkuliert hat. Und das es es um ein Generationenschiff zu Tau Ceti: 3,7 Parsec/12 Lichtjahre, Reisegeschwindigkeit 0,1 c, gesamte Reisedauer also 140 Jahre. Das ist unmittelbarste galaktische Nachbarschaft; kürzer wird's nicht. Das Problem ist: sie müssen die diversen Millionen Tonnen Masse erst mal auf 10% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen (...)



Interstellare Reisen könnten in fernerer Zukunft schon möglich werden.
Um hier mal kreativ zu werden:
1. Das Raumschiff muss keine lebenden Menschen transportieren. Alternative wären Roboter (ggf. Roboter mit menschen-nahen Gehirnen). Entsprechend könnten auch die Raumschiffe VIEL kompakter sein: Live-support-Systeme wären unnötig, was die notwendige Nutzlast gewaltig reduzieren würde.
Der Roboter könnte auch noch während der Reise immer noch weiter verbessert werden (durch Software-Updates, die ihm hinterhergesendet werden), so dass er am Ziel auf dem aktuellen Stand der Erd-Technik ist. Auch Hardware-Verbesserungen wären möglich (durch 3D-Printer).
2. Oder noch extremer (wenn man wirklich "echte Menschen" im Raumschiff will): Es reicht, wenn die notwendigen Menschen am Zielort "produziert" werden. Mit künstlicher Befruchtung und einer Roboter-Nanny, die den vor Ort produzierten Menschen aufzieht (und ihm die frisch von der Erde empfangenen aktuellen Weisheiten vermittelt).
3. Für die Besiedlung eines Exoplaneten müssen keine größere Zahl an "Siedlern" versendet werden. Alle Siedler können an Ort und Stelle aus befruchteten Eizellen produziert werden.
4 In ferner Zukunft könnten ggf. auch deutlich bessere Antriebe entwickelt werden. (Vielleicht in Kombination mit Sonnensegeln, die bei Anflug an den Zielstern auch einen Bremseffekt hätten). Entsprechend wären ggf. auch Geschwindikeiten jenseits von 0,1c möglich (speziell dann, wenn die Raumschiff-Masse sehr klein gehalten wird). Die relativistische Zeit-Dilletation würde dann die Reisedauer "an Bord" weiter verkürzen.
5. Ein paar Jahrhunderte Reisedauer sind vielleicht gar nicht so problematisch. Speziell dann, wenn man KEINE lebenden Menschen an Bord hat (siehe Punkt 1 und 2). Für das Ausbreiten einer interstellaren Zivilisation muss man halt in Jahrtausenden (oder noch länger) planen. Was spricht grundsätzlich dagegen?
6. Ich weiß nicht, woher Ihre Zahl "4000-10000 Lichtjahre" stammt. Die Entfernung zu möglichen Erd-ähnlichen Planeten ist sicher VIEL kleiner. Trappist 1b gilt als erdähnlich und ist "nur" 40 Lichtjahre entfernt. Man kann davon ausgehen, dass mit jeder Verdoppelung der Entfernung die Zahl der Planeten um den Faktor 8 steigt. Also für mögliche Besiedlungsversuche jede Menge Material , das innerhalb "weniger Tausend Jahre" erreichbar wäre.

Alles was ich hier schreibe ist natürlich aktuell noch technische Zukunftsmusik.
Allerdings sehe ich keine grundsätzlichen physikalischen oder mathematischen Gründe, warum das auf ewig unmöglich sein sollte.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.716

19.12.2024 23:23
#1563 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #1562
"4000-10000 Lichtjahre"


Schlicht. Das ist ein ganz-grober Schätzwert aus der Literatur zum Thema aus der Phase zwischen den sechziger bis zu den achtziger Jahren, grob gesagt die Carl-Sagan-Ära. In der zweierlei zusammenkommt: zum einen ein heftiger Optimismus, was die Zahl der technologisch-fortgeschrittenen Zivilisation außerhalb der Erde betrifft, zum anderen zum ersten Mal eine halbwegs realistische Vorstellung von Größe und Aufbau unserer Galaxis. Bei dieser Größenordnung wird von einigen Hundert bis Tausend solcher Entwicklungen ausgegangen.

Kurz gefaßt: die Milchstraße ist eine Spiralgalaxie, mit vier Hauptarmen, einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren; wir befinden uns auf gut halber Distanz davon zum Kern. Wenn Sie davon ausgehen, daß aufgrund der sich erst entwickelnden Metallizität der unterschiedlichen Bereiche - und weil das einzige Beispiel, das uns bekannt ist, sich einem Stern + beigefügtem Planetensystem mit dem 4-fachen Gehalt an schweren Elementen verdankt, als in dieser Ecke üblich, kommen Sie darauf, daß sich die Kandidaten womöglich in einem mehr oder weniger breiten Ring mit einer Gesamtlänge von gut 200.000 Lichtjahren verteilen. Nehmen wir den unwahrscheinlichen Fall, daß die Milchstraße es auf 100 technologisch hochentwickelten Zivilisationen *zu gleicher Zeit* bringt, erhalten Sie diese Größenordnung, wobei eine Zehnerpotenz mehr oder weniger den Kohl nicht fett macht. Wir können über die Wahrscheinlichkeit solcher a. biologischer, b. intelligenter, c. zivilisatorischer und d. technologischer Entwicklung schlicht KEINE Aussage treffen. ("1" ist keine Grundlage für eine statistische Aussage.) Das sind einfach nur axiomatische Annahmen, um zu sehen, was in diesem Fall an Konsequenzen herausspringt.

Wohlgemerkt: es geht nicht um Planeten, auf denen "Leben" möglich ist, sondern und die die klischeehafte Erstkontaktaufnahme: Ich Picard - Ich Borg-Queen. Widerstand ist zwecklos. Daß die Distanz nicht viel geringer sein kann, ergibt sich schlicht aus dem Fermi-Paradox. Es gibt, seit solche Kalküle in der westlichen Geistesgeschichte ausgebrochen sind (ob Sie das bei Keplers Somnium ansetzen, bei Fontenelle, bei Huygens (im "KOsmotheoros" etwa, ansetzen, ist unwichtig), immer eine Pendelbewegung gegeben: Phasen des hohen Optimismus, in denen die Sternenwelt als überfüllt mit denkenden Wesen gedacht wird, abeglöst vün überaus skeptischen. Im 18. Jdht, bis Kant, ist dieses Gedankengebäude ausschließlich theologisch unterfüttert: es ziemt eines alllmächtigen Schöpfergottheit nicht, diesen immensen Platz zu verschwenden, um dann nur auf diesem Staubkörnchen Erde Wesen hervorzubringen, die fähig sind, die Werke des Allmächtigen zu erkennen und sein Lob zu singen. Ab Voltaire macht das einer ebenso immensen Skepsis Platz; im Zug der christlichen Wiederaufforstung etwa durch das Cambridge Revival schlägt das Pendel wieder um. Es ist kein Wunder nicht, daß die erfolgreichste Sektengründung der Zeit, Joseph Smiths Mormoren, diesen Pluralismus als einzige christliche Denomination ausdrücklich propagiert. Die Darwinisten als nächste Station sind da zunächst auch mal prinzipiell optimistisch, haben aber den Nachteil, daß es ihnen auf Daten-Zahlen-Fakten, kurz: Empirie ankommt, mit der es Essig ist. Bis zur Jahrhundertwende leert sich die Sternenwelt dann wieder, mit James Jeans' Hypothese der Planetenbildung auch dahin, da es schlicht KEINE oder nur verschwindend wenige potentielle Heimstätten geben könnte. Nach Jeans entstehen Planeten durch extreme Nahbegegungen massiver Sterne, die Materie aus den Mutterkörpern herausreißen. E. E. "Doc" Smith hat das am Auftakt des ersten "Lensman"-Bands kräftig referiert, um dann die nächsten 6 Bände mit tausenden von Alienrasen auszustaffieren, anscheinend, ohne sich des Widerspruchs bewußt zu werden.

In den 50er/60er Jahren herrscht der Optimismus vor; solche Sachen wie das Project Ozma von 1960 verdanken sich dem. Zurzeit ist der Tenor wieder außerorentlich skeptisch. Nachzulesen mit ausführlicher Begründung etwa bei Peter Ward & Donald Brownlee Rare Earth (2000) mit dem selbsterklärenden Untertiel "Why Complex Life is Rare in the Universe". Da findte sich aufgezählt, was alles an Voraussetzung gegeben sein muß, um zu einer solchen Zivilisation zu kommen: von einem geeigneten Planeten mit geeigneter Sonne (da sind wir schon erheblich rarer, als Ihnen bewußt zu sein scheint), über die Entwicklung komplexen Lebens, dann von Intelligenz, dann eben Technologie und schließich eine wissenschaftliche Praxis, der wir diese Deknfiguren verdanken. Das organische Leben auf der Erde ist eine halbe Milliarden von Jahren ohne Intelligenz ausgekommen; was die Annahme, das müßte zwangsläufig darauf hinauslaufen, etwas abentuerlich macht. Das Gleiche gilt für die Entwicklung der Landwirtschaft und einer materiellen Zivilisation. Es ist gar nicht so abwegig, anzunehmen, daß die Menschheit auch noch wie gewohnt einfach hätte weitermachen können, ohne Schafzucht, Schrift, Wasserspülung, Antibiotika, Hiphop, Ketzerverbrennungen, Discokugeln, Trikolore, Mauszeiger, Sterngucker, Star Trek-Serien, Minnesang und Klimakleber hervorzubringen.

Was Ihr Stichwort "Roboter" betrifft, kann ich nur meine Bitte wiederholen, doch erst einmal zu lesen, was ich schreibe, bevor Sie so etwas anführen. Dann finden Sie nämlch weiter oben bei mir das Stichwort "Von_Neumman-Probe". Das ist nicht nur exakt, was Sie ansprechen, es geht sogar um einiges darüber hinaus. Wenn Ihnen das Konzept nicht vertraut ist, hilft Ihnen jede Suchmaschine weiter.* (Von Neumann-Replikatoren finden Sie etwa in Peter Hyams' Fortsetzung zu Kubriks "2001" von 1984 am Werk.) Es gilt dann aber trotz allem mein Einwand, den ich ebenfalls oben schon ZWEI Mal angeführt habe: "actio = reactio". Ihre Robotermannschaft nützt Ihnen genau nix, wenn die nicht anhalten, also ihre Reisegeschwindigkeit vermindern können - was sie aus Bordmitteln bewerkstelligen müssen. Da beißt keine Klingonin keinen Faden nicht ab.

* etwa hier: https://arxiv.org/pdf/1909.05078 "On the interstellar Von Neumann micro self-reproducing probes" [physics.pop-ph], 13 Sep 2019 Osmanov Z.

Nehmen Sie mir meine Ungehaltenheit nicht übel: aber um das einmal an einem kleinen Beispiel vorzuführen, für das wir (ich jedenfalls) zufällig krass-konkrete Zahlen vorliegen haben: nämlich 'Oumuahmua, den kleinen Asteroiden, der uns Ende 2017 als erster nachgewiesener Besucher eine Visite aus der Tiefe der Milchstraße abgestattet hat. Die Größe ist nach den Radarmessungen vom Arecibo-Teleskop auf eine Länge von 100 m geschätzt worden (mit einer zimlichen Unsicherheitsmarge); die Dicke des nadelförmigen Objeckts auf etwa 35 m, zum Vergleich: James T. Kirks erstes Kommando, die Enterprise C, hatte laut Autorenbibel eine Länge von 228 m, einen Schüsseldurchmesser von 127 m und eine Masse von 190.000 Tonnen. Für 'Oumuahmuah hat SJ Curran in Astronomy & Astrophysics, Bd. 649, L 17 (2021) in Hinsicht der Masse einen Schätzwert von 4000 metrischen Tonnen veranschlagt (von denen beim sonnennächsten Bahndurchgang 90 Prozent verdunstet sind). Annäherungsgeschwindigkeit von 'Omuahmuah war 87,3 km/s. Das entspricht einem 3500sten Teil der Lichtgeschwindigkeit. Um zum nächsten Stern zu gelangen, benötigen Sie eine Reisezeit von 15.000 Erdjahren; für meinen Pi-mal-Daumen-Wert von 4000 Lichtjahren 14 Millionen Jahre. Im galaktischen Maßstab ist das trivial; die Erde benötigt für eine Umkreisung des galaktischen Zentrum 250 Millionen Jahre. Aber für Roboter dürfte das schon nicht mehr unter Garantiefrist fallen. Da hilft Ihnen aber die Ankunft am Ziel, wie gesagt, noch nix. Sie müssen nämlich erstmal in eine Kreisbahn um Mutter Erde einschwingen. Unterbleibt das, sausen Sie einfach weiter, umgebremst. Dazu müssen Sie Ihren Kometen (Fluggerät etwa bei Jules Vernes Hector Servadac, Mark Twains "Captain Stormfield's Visit to Heaven" oder Edmond Hamiltons "The Comet Doom", 1928) oder die NCC-1701 Entensteiß von 87 Sekundenkilometer auf 29,78 abbremsen - dann haben Sie einen weiten Erdorbit; wollen Sie in den LEO einschwenken, sind es 7,8 km/s. In summa benötigt das den gleichen Impuls, als wenn Sie ihr UAV/UFO/Raumjacht/Millenium Falcon von Null auf 210.000 Stundenkilometer beschleunigen. Das müssen Sie von zuhaus (nach dem Start!) noch an Bord gebunkert haben; "unterwegs auflesen/nachtanken" lassen die Spielregeln nicht zu. Und das geht nur mit Materie, die Sie entsprechend auf Trab, vulgo Beschleunigung bringen: ob als Gas durch eine chemische Reaktion, als elektrisch leitfähige Partikel durch ein Magnetfeld, sprich einen Ionenantrieb, oder als Herkules die Brocken mit Schmackes in Fahrtrichtung schleudern.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



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19.12.2024 23:33
#1564 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

@Florian

Die Frage ist natürlich, wie man den Begriff "Reise" definiert...

Ich kann auch 8 Zementsäcke von Hammerfest nach Kapstadt tragen - unter der Prämisse, dass nur der Zement ankommen muss - wenn ich unterwegs meine Nachkommen/Packesel zeuge und bis zu meinem Ableben (das ca. 20km südlich von Hammerfest eintreten dürfte) vom Land lebe.

Eine Reise ist nach meiner Definition etwas, bei dem ich (oder zumindest ein anderer Mensch) irgendwann selbst und lebend am Ziel ankommt; und das geht nur mit einem Antrieb, der das Raumschiff sehr schnell auf "Ludicrous Speed" beschleunigt und am Ziel wieder abbremst. Was nach den Gesetzen der Physik, wie wir sie heute kennen, unmöglich ist.

Was Sie beschreiben, ist ja eher so etwas wie Warenversand, also die interstellare Version des Frachtschiffs: wenn die Reisedauer keine Rolle spielt, kann man auch eine handelsübliche Rakete benutzen, die nur ausreichend Treibstoff mitführen muss um der Erdanziehung knapp zu entfliehen und dann am St. Nimmerleinstag irgendwo anders sanft zu landen.

F.Alfonzo Offline



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19.12.2024 23:46
#1565 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Nachtrag: Nach genauerer Überlegung bin ich mir nicht mal sicher, dass der Frachttransporter jemals ankommt wenn das Ziel zu weit entfernt ist, weil das Universum sich vermutlich schneller ausdehnt als die Rakete fliegt. D.h. die Endstation des Frachters ist dann irgendwann im Nichts, ausserhalb von Raum und Zeit.

Ulrich Elkmann Offline




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19.12.2024 23:50
#1566 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat
Trappist 1b...



TRAPPIST-1 (in Majuskeln & ohne b, weil der Zusatz die Planeten bezeichnet) ist wie bei fast allen Kandidaten typisch, ein Flarestern, die nachgewiesenen Planeten umkreisen ihn in einer Distanz von einer halben bis 4 Millionen Kilometern. Daraus ergeben sich zwingend zwei Konsequenzen: zum einen müssen diese Begleiter in gebundener Rotation umlaufen, wie der Mond die Erde. Mit der Konsequenz, daß die Tagseite auf die Hälfte bis ein Drittel der Oberflächentemperatur des Muttergestirns aufgeheizt wird; wg. Spektralklasse M sind das gute 2500° x 0,5 bzw 0,7 Kelvin, während die Rückseite auf die ambiente Temperatur den Universums von 3,7°K auskühlt. Die Goldilocks-Zone würde sich also auf einen sehr schmalen Streifen längs des Terminators beschränken. Temperaturtransfer wäre allein durch eine Atmosphäre denkbar oder lokal durch Vulkanausbrüche (letzteres eher keine gute Voraussetzung für die Entstehung von Leben, das auf konstante Umweltbedingungen angewiesen ist). "Flarestern" heißt, daß der Stern ab und an zu immensen Helligkeitssteigerungen, sprich Strahlenausbrüchen neigt. Details zum letzten dokumentierten Feuerwerk finden Sie hier:

https://arxiv.org/abs/2310.03792

Zitat von 5 Oct 2023
Four flares were observed from 0.6--2.8 μm with NIRISS and 0.6--3.5 μm with NIRSpec during transits of TRAPPIST-1b, f, and g. We discover Pα and Brβ line emission and characterize flare continuum at wavelengths from 1--3.5 μm for the first time. Observed lines include Hα, Pα-Pϵ, Brβ, He I λ0.7062μm, two Ca II infrared triplet (IRT) lines, and the He I IRT. We observe a reversed Paschen decrement from Pα-Pγ alongside changes in the light curve shapes of these lines. The continuum of all four flares is well-described by blackbody emission with an effective temperature below 5300 K, lower than temperatures typically observed at optical wavelengths. The 0.6--1 μm spectra were convolved with the TESS response, enabling us to measure the flare rate of TRAPPIST-1 in the TESS bandpass. We find flares of 1030 erg large enough to impact transit spectra occur at a rate of 3.6+2.1−1.3 flare d−1, ∼10× higher than previous predictions from K2. We measure the amount of flare contamination at 2 μm for the TRAPPIST-1b and f transits to be 500±450 and 2100±400 ppm, respectively. We find up to 80% of flare contamination can be removed, with mitigation most effective from 1.0--2.4 μm.



Und weil diese Knatterzündungen in unschöner Häufigkeit auftreten (Strahlenausbrüche mit Werten von mehr als 10^32 erg treten bei TRAPPIST-1 in der Regel alle 2 Tage auf), ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß das im Lauf der 7,6 Milliarden Jahre, die das System auf dem Buckel hat, auch noch den letzten Rest einer Atmosphäre, falls die sich je gebildet haben sollte, weggefräst hat. Da ist es auch nicht verwunderlich, daß das James Webb Teleskop bei den drei bislang untersuchten Planetenspektren keine Spur davon nachgewiesen hat.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #1565
weil das Universum sich vermutlich schneller ausdehnt als die Rakete fliegt. D.h. die Endstation des Frachters ist dann irgendwann im Nichts, ausserhalb von Raum und Zeit.


Da zückt der verhinderte Füsiklehrer aber den Rotstift ✏️. Da verstecken sich nämlich gleich drei Punktabzüge.

Ad 1: die beschleunigte Expansion des Universums, Stichwort "dunkle Energie," nachgewiesen 1998 anhand der Extinktion von Supernovae des Typs 1A, greift nämlich erst in Distanzen von mehr als 30 Millionen Lichtjahren. Bei weniger sind Galaxienhaufen - und natürlich auch alles, was in den einzelnen Weltinseln gebunkert ist - gravitationell gebunden: die Schwerkraft/Gesamtmasse hindert das zuverlässig am Auseinanderfliegen. Tatsächlich führt diese Anziehung dazu, daß die Zwerggalaxien und der Rest des Kroppzeugs wie Kugelsternhaufen im Lauf der nächsten Dutzend Jahrmilliarden von den beiden Hauptdarstellern, der Milchstraße und dem Andromedanebel absorbiert, kannibalisiert wird. Die Andromedagalaxis und die Milchstraße werden in gut 4 bis 5 Milliarden Jahren zu einem eindruckvollen Blob verschmelzen. Vielmehr genau NICHT "eindrucksvoll," weil die gegenseitige Durchmischung sämtliche Strukturen, die sich im Lauf der letzten 8 Milliarden Jahre durch Selbstorganisation gebildet haben wie die Spiralarme, erst mal zu einem konturlosen Brei verrührt. Sternkollisionen sind dabei nicht zu befürchten, weil der durchschnittliche Abstand selbst im Kern immer noch gut 1-2 Lichtjahre betragen wird. Allerdings führt die Verwirbelung der Gasmassen bei beiden kopulierenden Partnern zu einem eindrucksvollen Zeugungsvorgang: nämlich gewaltigen Fronten von Sternentstehungsgebieten. Und wie das bei massereichen Sternen in der Natur liegt: wenn die mehr als 3 oder 8 Sonnenmassen aufweisen, gehen sie nach wenigen hunderttausend bis Millionen Jahren als Supernova hoch, und zwar in rascher Folge. Was wiederum heißt, daß es in deren Nähe, also mehrere hundert oder tausend Lichtjahre entfernt, ausgesprochen ungemütlich werden wird, weil die Gammastrahlenfronten jede denkbare Biosphäre recht gut sterilisieren. Auf Bildern solcher galaktischer Karambolagen, wie etwa den "Mäusegalaxien," NGC 4676 A + B oder den "Anntennengalaxien," NGC 4038/4039, kann man solche Feuerwerke recht gut verfolgen (hier NGC 6052, ESP 593-8). Zum Eichen der Standardkerzen ist das für die Astronomen natürlich nett; die Einheimischen, so vorhanden, dürfte es weniger freuen.

Ad 2: oben können Sie ja die Tankrechnung ansatzweise nachlesen, die Ihnen die Ferengi fürs Auftanken vorm Lospesen ausstellen. Und um aus den gravitationellen Fängen der Via Lactea zu entfleuchen, ist der Energiebedarf von einmal um einiges höher als beim Kutschieren durch die interstellare Nachbarschaft. Da beläuft sich die Fluchtgeschwindigkeit auf 537 km/Sek, sonst kreisen Sie nur wie eine Fliege in mehr oder weniger weitem Bogen um die 🍼🛣️.

Ad 3: "außerhalb" von Raum+Zeit gelangen Sie eh' nicht, Sie bleiben stets Teil dieses Kontinuums. Der Gedankengang läuft genau andersherum: weil sich alles, was "jwd" ist, also außerhalb der lokalen Gruppe, im Lauf der Äonen mit wachsender Geschwindigkeit entfernt, wird es irgendwann so sein, daß uns hier im Lokal kein Licht mehr von dort erreichen wird. Wenn Sie dorthin unterwegs sind, der Natur gemäß mit weniger als c, wird es, wenn Sie genügend Zeit mitbringen, schlicht finster um Sie, was diese fernen Punkte betrifft (und zwar völlig unabhängig davon, an welchem Punkt des Universums Sie sich gerade befinden). Just wie ein Schiffbrüchiger kein Land mehr in Sicht hat, auf seinem Floß aber immer noch an einem bestimmten Punkt auf dem Weltmeer dümpelt. Schlichte mathematische Operation zeigt, daß das für Galaxien, die sich beschleunigt entfernen, in 46 Milliarden Jahren der Fall sein wird. ("Lokaler Typ glaubt nicht an weit, weit entfernte Galaxie." - Bernd Zeller, A.D. 50.000.000.000)



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



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20.12.2024 01:29
#1567 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1566
Ad 1: die beschleunigte Expansion des Universums, Stichwort "dunkle Energie," nachgewiesen 1998 anhand der Extinktion von Supernovae des Typs 1A, greift nämlich erst in Distanzen von mehr als 30 Millionen Lichtjahren.


Deshalb meine Einschränkung "zu weit". Benachbarte Galaxien erfahren natürlich immer einen gewissen Gravitationseffekt aufgrund ihrer Massen, aber der Gedanke an "interstellare Reisen" sollte natürlich auch für den Fall geführt werden, dass einem die Zielgalaxie nicht zufällig entgegenkommt, sondern sich im Durchschnitt so bewegt wie jegliche Materie im Universum; sonst kommt man auch nicht weit.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1566
Ad 3: "außerhalb" von Raum+Zeit gelangen Sie eh' nicht, Sie bleiben stets Teil dieses Kontinuums.


Asymptotisch ja, aus der Perspektive des Beobachters... Wenn sämtliche Materie sich von ihnen mit zunehmender Geschwindigkeit entfernt, wird es allerdings auch zunehmend schwieriger, irgendeinen Raumzeit-Bezugspunkt zu erfassen. Jedenfalls soweit ich das ganze verstehe *duckundweg*

Ulrich Elkmann Offline




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20.12.2024 01:56
#1568 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Das gibt es nicht. Bzw es handelt sich mal wieder um ein Easter Egg der Programmierer der Matrix. Ich lasse mich ellenlang über die Beschleunigung der Expansion des Alls aus, fahre den Rechner runter und bevor ich mich der allfälligen Nachtlektüre widme, stelle ich auf dem Hendl die Weckfunktion scharf.

Und prompt und anlasslos spielt mir dieses neumodische Teufelszeug dies auf den Bildschirm:

https://www.universetoday.com/170139/the...panding-faster/

18 Dec 2024: 'The JWST Looked Over the Hubble’s Shoulder and Confirmed that the Universe is Expanding Faster"



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.674

22.12.2024 16:07
#1569 BSW Antworten

Wiedervorlage: Sarah-Wagenknecht-Partei zur Bundestagswahl

"Inhaltlich will das Bündnis Sahra Wagenknecht bei der Bundestagswahl mit sozialen Forderungen punkten - und einem Nein zur EU-Mitgliedschaft der Ukraine.[...]
Das Papier verlangt etwa ein Einfrieren der Mieten in bestimmten Regionen bis zum Jahr 2030 und eine Mindestrente von 1.500 Euro nach 40 Versicherungsjahren."

Quelle: tagesschau, Acht Seiten Kurzwahlprogramm vom BSW von anonym, 22.12. {Archiv}
Kommentar:
Das ist, trotz wahrscheinlicher gesellschaftsumbauererischer Absicht, Politik im bereits abgesteckten Rahmen der Umverteilung von Staatsknette.
Diese oder jene Klientelgruppe soll geködert werden, indem man ihr zunächst mehr Geld in Aussicht stellt, immer mit der stillschweigenden Implikationen "zur Not auch auf Kosten von anderen Gruppen". Was natürlich in Angesichts der heutigen Krise nicht mehr reibungslos funktioniert.

Wenn einem schon Nähe zu Russland vorgeworfen wird, sich gegen die Ukraine zu positionieren, ist nicht grade ein kluger Schachzug, finde ich. Aber bei der mutmaßlichen Kernzielgruppe dürfte das ein willkommener Vorschlag sein. Zugegebenermaßen kann man darüber diskutieren, ob die Aufnahe der Ukraine "ausnahmsweise" beschleunigt, eine gute Idee ist oder nicht. Diese Diskussion kann jedoch sehr schnell abgebrochen werden, weil wir schon viel schlimmere Fälle hatten. Stichwort: Griechenlandkrise.
Irgendwelche "no-bailout"-Klauseln oder wirtschaftspolitische Einwände werden bei den meisten Linken- oder BSW-Wählern eh auf die kalte Schulter treffen.

Was die de facto Zerstörung der privaten Krankenversicherungen angeht, kann ich deisen Vorschlag nur belächeln. Er zeugt von eklatanter Unkenntnis der realen Situation von Ärzten und medizinischen Personal. Häufig sind die Privatpatienten oder Leute, die privat bezahlen, willkommene Einkommensquellen. Die Kostentreiber der staatlichen Krankenversicherung sind fast ausschließlich demographischer Natur und lassen sich durch kosmetische Eingriffe wie ebe Selbstständige in die gesetzlichen zu zwingen nicht "heilen".

Zum Thema Migrationspolitik oder "Woke" findet man nichts.

Johanes Offline




Beiträge: 2.674

25.12.2024 14:25
#1570 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Fröhliche Weihnachten!

Allen Zimmerleuten und allen stillen Mitleserinnen und Mitlesern wünsche ich euch frohes Fest mit euren Familien, Freunden oder allein.
Ich hoffe, ihr könnt euch erholen.

Fröhliche Weinachten!
Und ein frohes neues Jahr!

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.448

29.12.2024 09:59
#1571 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Chaos Computer Club komplett linksradikal gekapert

Ausgehend von Danish (https://www.danisch.de/blog/2024/12/28/k...tum/#more-67361) habe ich das aktuelle Programm des CCC für den Jahrskongress geprüft:

https://fahrplan.events.ccc.de/congress/...rplan/schedule/

Unfassbar, was da für eine kommunistisch-totalitäre Scheiße angeboten wird. Beispiele:

- Ein unmoralisches Angebot: Wie wir unsere Communities vor ideologischen Zugriffen schützen

- Vom Betrieb bis ins Netz: Gewerkschaften als Vorbild für modernen Widerstand?

- Von Augustus bis Trump – Warum Desinformation ein Problem bleibt und was wir trotzdem dagegen tun können

- Gefährliche Meinung – Wenn Wälder brennen und Klimaaktivist*innen im Knast sitzen

- Kein Spaß am Gerät auf 'nem toten Planet(en)!

- Junghacker:innentag Einführung
(Es gab mal eine Zeit, da hat sich der CCC tatsächlich noch GEGEN das Hacking positioniert)

- Über Porno, Abhängigkeit und Fortschritt

- BioTerrorism Will Save Your Life with the 4 Thieves Vinegar Collective

- Police 2.0: Peaceful activism is terrorism and fakenews are facts

Und so weiter.
Wenn schon so offen radikal-linke Positionen vertreten werden, dann ist ziemlich klar, dass auch in den vermeintlich technik-affinen Vorträgen mit Politik und Ideologie nicht gespart wird.
Dazu passt auch die neue Selbstdarstellung des CCC:
https://events.ccc.de/2024/12/26/38c3-si...in-und-fuehlen/

Beispielzitate:
"... bis hin zum Awareness-Team, das versucht, unser Selbstverständnis im Umgang miteinander den Teilnehmerinnen als Handreichung und den weniger reflektierten Stärkeren als Denkanstöße und rote Linien zu vermitteln.
Diese Arbeit reicht auch von der CrewCrew (Security), die bei Konflikten und allen Belangen rund um eure Sicherheit hilft und versucht, wie ihr auch, für alle eine gute (diskriminierungsarme) Atmosphäre zu schaffen und gleichzeitig Augen und Ohren offen hält, über die Schiedsstelle, die bei komplexen zwischenmenschlichen Konflikten Wege für ein sicheres Miteinander von Wesen in unserer Community erarbeitet, die Teams Accessibility und c3auti, die nach Kräften dabei unterstützen, selbstbestimmte Teilhabe am Congress zu ermöglichen, bis hin zu den Chaospatinnen, die Erstbesucherinnen mit deren riesigen Staune-Augen abholen und für jedes und jede auf dem Congress Anschlussmöglichkeiten finden."

Und weiter in den "Prinzipien":
"Selbstgewählte Namen und Pronomen sind zu respektieren und zu benutzen.

Wir möchten alle dazu auffordern, sich struktuelle Ungleichheiten und Privilegien, die sich daraus ergeben, bewusst zu machen und persönliche Grenzen ernst zu nehmen. "

Und so weiter.

CCC: kann auch weg. Nur noch Aktivismus.

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Llarian Offline



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29.12.2024 15:14
#1572 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #1571
Chaos Computer Club komplett linksradikal gekapert

Korrekt. Aber nicht besonders neu. Der CCC ist schon vor mehr als 20 Jahren deutlich nach links gekippt, zusammen mit den Piraten, der Wikipedia und diversen ursprünglich technisch affinen Bewegungen oder Ideen. Und gerade beim CCC (wie auch bei den Piraten) war das von vorneherein abzusehen. Man muss ja mal sehen wo der CCC eigentlich herkommt. So war der erste große populäre "Hack" das Eindringen in den Sicherheitsmechanismus von BTX.

Der CCC war sehr gut darin sich später populär zu vermarkten, dass er nach "Sicherheitslücken" suche, damit die geschlossen würden und alles viel sicherer würde. Ein ganz erheblicher Treiber hinter der Bewegung liegt aber darin begründet in die Systeme von anderen(!) einzudringen und deren Systeme für sich zu nutzen. Die ersten Hacker in dem Sinne stammen noch aus der Zeit vor dem CCC und haben sich mit dem Hacken von Telefonsystemen beschäftigt und auch dort ging es ebenso im Wesentlichen darum die Technik von anderen(!) für sich zu nutzen. Mithin war die ganze Hacking Bewegung von vorneherein nie ein neutraler oder moralischer Verein, sondern ein nicht organisierter Verein von Leuten, die Interesse daran hatten mit Methoden der Technik in fremde Systeme einzudringen. Schon von der Anlage her war ein Abkippen nach links nahezu vorgezeichnet.

Das selbe Schicksal wurde ja auch den Piraten zuteil. Ursprünglich stammen die Piraten aus einem losen Verbund von Leuten, die das Copyright und seine brachiale Durchsetzung in Frage gestellt haben. Jetzt kann man zum Copyright stehen wie man will, aber es geht dort um Inhalte anderer(!). Und auch hier war das Kippen nach links einfach zwangsnotwendig vorgezeichnet.

Wenn der CCC jetzt in die Phase der Dekadenz überwechselt und sich mit Gendern, Transsexualität und Marxismus beschäftigt, so what? Dann wird er auch genau den Weg gehen, den die Piraten nur ein bischen schneller gegangen sind. Wann hat der CCC zuletzt irgendetwas getan oder veröffentlicht das wirklich noch große Aufmerksamkeit oder Respekt nach sich zog? Das Pferd ist tot. Und nicht erst seit gestern.

Johanes Offline




Beiträge: 2.674

30.12.2024 13:03
#1573 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Dieses Jahr werde ich definitiv keinen Jahresrückblick schreiben können. Ich glaube aber auch nicht, dass der stark vermisst würde. Falls jemand den satirischen Jahresrückblick 2023 sehen möchte, hier.

Stattdessen wage ich mal einige Prognosen für das Jahr 2025:
1. Unter Donald Trump wird der Ukrainekrieg durch einen Waffenstillstand (ohne Friedensvertrag) beigelegt, bei dem den Russen "vorläufig" die Kontrolle über das ukrainische Land, das sich jetzt angeblich für Unabhängig erklärt hat, zugesprochen. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Zustand verdauerhaftet, wie das bei vielen politischen Kompromisslösungen ist. Einziger Faktor, dies zu verhindern, könnte die Ukraine selbst sein, eventuell mit Hilfe der EU.
2. Die Islamistischen in Syrien werden weiterhin versuchen, sich vor den Augen der Weltöffentlichkeit als die "Saubermänner" darzustellen, die keine religiösen Minderheiten bedrohen usw. Ich vermute aber, dass sie bereits anfangen werden, das Land in Richtung Scharia zu bewegen.
Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Syrien ein sogenannter "sicherer Hafen" für islamistische Terrororganisationen werden könnte.
3. Europa wird unter der Wirtschaftspolitik von Trump massiv zu leiden haben. Trump verfolgt eine Politik, in der er die Interessen Amerikas gnadenlos über die anderer Länder stellt und Europa ist da keine Ausnahme.
4. Die politischen Eliten Deutschlands werden die Energiewende nicht aufgeben.
Wenn die Grünen an der Macht bleiben, wird die weiterhin verfolgt, wenn auch vielleicht auf "kleinerer Flamme". Falls die CDU die Regierung übernehmen sollte, dann wird man sich stillschweigend davon verabschieden.
5. Durch die weltweite wirtschaftliche Anspannung wird es zunehmen zu Unruhen kommen. Das offizielle Narrativ wird das ausschließlich auf die Einflussnahme durch Russen zurückführen. Die Furcht vor der wirtschaftlichen Verelendung und die Abstiegsängste werden die Leute empfänglicher für Populisten machen. In den USA insbesondere für linke Populisten.
6. Bundestagswahl: Wird Union-SPD-Grüne, das wird die einzige Koalition sein, mit der man die AfD verhindern kann. Jedenfalls in den Aussagen der Medien. Die AfD wird beachtliche Stimmanteile bekommen, vielleicht bis zu 20%. Mehr ist aber nicht realistisch.

Spannend bleibt KI. Wird die Technologie einen neuen Durchbruch machen oder wird der Markt die übertriebenen Erwartungen korrigieren?

Fröhliche Weinachten!
Und ein frohes neues Jahr!

Ulrich Elkmann Offline




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30.12.2024 16:28
#1574 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #1573
den Russen "vorläufig" die Kontrolle über das ukrainische Land, das sich jetzt angeblich für Unabhängig erklärt hat

Nach der russischen Verfassung (!) haben sich diese fünf Oblaste (je 2 in Luhansk & Donetsk) sowie die Krim ja nicht mehr als "unabhängig" erklärt (das war 2014 der Fall), sondern sind seit der Verfassungsänderung von 2023 "auf ewig" Teil der Russischen Föderation. Im übrigen verfolgen seit jetzt zwei Jahren keine der fünf beteiligten Fraktionen einen Kurs, der auf ein klares Ziel hinausläuft. Die fünf sind: die Ukraine natürlich, die materiell in ihrer Verteidigungsstrategie völlig von den wankelmütigen Zugeständnissen des Westens abhängig ist ud daher außer dem Halten der Positionen keine entscheidenden Optionen hat; Russland/Putin, das außer dem Verheizen von Menschenmaterial keine taktische Option hat, und eine strategische schon gar nicht; die USA, die der Joker sind; der Klub der "westlichen Allierten" (UK, Frankreich, DE) die keine entscheidenden Beitrag zu eine Wende leisten können/werden/wollen, und die östlichen Anrainer der Ukraine, die sehen, daß ein Sieg über Putin dringend + zwingend nötig ist, dies aber aus eigener Kraft nicht leisten können. Unterm Strich setzt der Westen auf die zynische Option, den krieg wenn nötig bis zum Ende des Jahrzehnts fortlaufen zu lassen und dabei 5 Jahre oder ein ganzes Jahrzehnt die Ukraine ausbluten zu lassen und ihre Zivilisten als lässliches Menschenopfer abschlachten zu lassen, um die militärische Bedrohung des Westens durch das Mordregime im Kreml durch Abnutzung aus dem Spiel zu nehmen und dafür höchstens die Portokasse plündern zu müssen.

Die USA sind der Joker, da wir schlicht nicht voraussagen können, für welche Aspekte sich Trump und seine Riege entscheiden werden. Trump weiß genau, daß mit "Verhandlungen" mit dem Mörder im Kreml nichts zu erreichen ist und sich die Russen sowieso nicht an irgendwelche Abmachungen halten werden. Andererseits ist dies ein Konflikt, der im Gang ist, unterscheidet sich also grundlegend von dem, womit er es bei seiner ersten Amtszeit zu tun hatte, als der Status quo zu wahren war. "Little Rocket Man" zeigt sehr gut, wie hier der Status quo ante sichergestellt wurde. Das sind zwei grundsätzlich verschiedene Dinge: den hat Putin am 24.2.22 zerstört und es gibt kein Zurück auf Platz 1. Entscheidend ist: die Ukraine wird den Westen in den nächsten Jahren, über das Ende des Jahrzehnts hinaus, noch sehr viele Milliarden kosten. Entweder durch die Finanzierung der Verteidigung, wie jetzt. Oder durch den Wiederaufbau, mit Ausicht auf Wachstum. Das zweite sollte das Ziel sein. Und Trump wird alles daran setzen, um den jetzigen Status: nämlich endlosen Stellungskrieg, einen Schlußstrich zu ziehen. Aber nicht so, daß Putin als Gewinner daraus hervorgeht, nur weil er skrupellos genug war, eine oder zwei Millionen seiner Orks durch den Fleischwolf zu drehen.

Zitat von Johanes im Beitrag #1573
In den USA insbesondere für linke Populisten

Diese Riege hat sich gerade mit Herrn Walz und Frau Harris eine Klatsche vom Souverän eingefangen, der den Unfug auf absehbare Zeit erst einmal gründlich zerlegt hat. "Woke" - also links - sitzt seit dem Verpuffen von BLM vor einem einzigen Trümmerhaufen, in der Politik zieht gerade die große Nüchternheit ein, Hollywood und Disney machen gerade Kassensturz, was sie der Spaß gekostet hat & stellen fest, daß ihnen das Publikum, über das sie Gewinne erwirtschaft haben, ein für allemal von der Stange gegangen ist. Bei den Sendern wie CNN ist auch seit einiger Zeit der freie Fall in Mode. Es ist kein Zufall, daß in den vergangenen Wochen Gates und Zuck in Mar-a-Lago mit Millionenspenden angekrochen gekommen sind, um sich noch eine letzte Duldung zu ergaunern. Das Problem für all diese Lufthoheitler ist, daß sie außer woken Phrasen und DEI schlicht nichts mehr zu verkaufen haben: es braucht sie keiner mehr. Es hat etwas gedauert, aber jetzt gilt: We are the media now.

Zitat von Johanes im Beitrag #1573
Spannend bleibt KI. Wird die Technologie einen neuen Durchbruch machen oder wird der Markt die übertriebenen Erwartungen korrigieren?n

Das ist keine Frage für den Zeitraum "1.1. bis 31.12.25," sondern eine Entwicklung, die auf ein Jahrzehnt oder länger anzusetzen ist. Sowohl was die einzelnen Aspekte als auch die Gesamtauswirkung betrifft. Da kann für für nächsten 12 Monate auf jeden Fall ein "neuer Durchbruch" mal ausgeschlossen werden: das ist ja nicht so, daß hier eine neue App freigeschaltet wird und 4 Wochen später betanken wir unsere Autos mit Leitungswasser. Fast alle Einzelaspekte, mit denen die IT als totaler Durchbruch hausieren gegangen ist, haben sich als Windei entpuppt (den Anfang haben Minskys Perzeptrone vor 60 Jahren gemacht); was aber nicht heißt, daß nach 10, 20 Jahren viel von dem, was bei den Modetorheiten großspurig angekündigt wurde, nicht auch umgesetzt wurde. Ob dies dann den Gang des Lebens groß verändert, ist noch wieder eine andere Frage.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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30.12.2024 19:04
#1575 RE: Gesammelte Beobachtungen zum Leben an und für sich Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #1574
Das ist keine Frage für den Zeitraum "1.1. bis 31.12.25," sondern eine Entwicklung, die auf ein Jahrzehnt oder länger anzusetzen ist.



Stichwort. Als ich am Freitag bei der letzten Visite des Jahres beim Buchhändler meines Vertrauens eine kurze tour d'horizon in Sachen "Neu im Regal" unternommen habe, ist mir Friedrich von Borries' "Architektur im Anthropozän: Eine spekulative Archäologie" untergekommen, im November bei Suhrkamp herausgekommen, Ich habe es, durch den Waschzetteltetext

Zitat
Wir leben im Anthropozän. Die Menschheit hat der Erde ihren Stempel aufgedrückt: Es gibt mehr künstlich hergestellte als natürlich gewachsene Masse. Damit stellt sich auch die Frage nach der Verantwortung von Architektur: Sie soll die Welt bewohnbar machen, trägt aber durch immensen Ressourcenverbrauch und hohe CO2-Emissionen zur Zerstörung unserer Existenzgrundlagen bei. Wie kam es dazu? Und wie kann Architektur diese Entwicklung umkehren?

Die Wurzeln des zerstörerischen Umgangs mit unserem Planeten liegen in unserer Geschichte. Friedrich von Borries nimmt deshalb die Perspektive zukünftiger Archäolog:innen ein, die sich auf die Suche nach den charakteristischen Bauten unserer Zeit machen. Sie stoßen nicht nur auf repräsentative Architektur-Ikonen, sondern auch auf Müllverbrennungsanlagen und Serverparks, mehrstöckige Schweineställe und Saatgut-Tresore, die viel über unsere zerstörerische Produktions- und Lebensweise verraten.



schon schwer mißgelaunt, dennoch kurz durchgeblättert, und festgestellt, daß das Bauchgefühl wohl nicht trügt. Kapitelüberschriften, wahllos ausgewählt: "Zerstörung. Architekturen der CO2-Emission" "Mit dem Dampfschiff in die Vorortsiedlung" "Der Atomkrieg als Katalysator der Raumordnung" "Der Mond und die Nazis" "Schuld. Fundamente der Weltzerstörung" "Herrschaft über Grund und Boden (Eigentum als Wurzel allen Übels)" "Herrschaft über Menschen (die gewalttätigen Wurzeln der Architektur)" - wobei die "Katalysator"-Nennung nahelegt, daß der Herr Architekt und Urbanist von der Geschichte der Architektur und Urbanistik der fünfziger Jahre offenkundig keinen Schimmer hat (es gab solche Auswirkung nämlich ÜBERHAUPT nicht: es sind nur ein paar Bunkertunnel angelegt und ausgewiesen worden; von 1954-60 ist in den amerikanischen Medienberichten zum Thema ein durchgängiges Thema, daß es unter Eisenhower zwar ein regierungsamtliches Programm zum Bau von Schutzbunkern für die Zivilbevölkerung gab, das aber nicht einmal in homöopathischen Dosen umgesetzt wurde - 1958 gab es solche Schutzräume für 1% der amerikanischen Großstadtbevölkerung. Der Grund war, daß das in die Zuständigkeit der Gemeinden fiel, die für solche Maßnahmen, die weder die Wohnsituation beinflußten noch nützliche Infrastruktur ergaben noch in hinreichender Menge gebaut werden konnten, um im Fall des Falls erreichbar zu sein, nicht den Löwenanteil ihres Budgets verschwenden wollten. Voilà, Herr Münchhausen: der Rezensent erledigt mal en passant die Arbeit, die der Autor verabsäumt hat).

Wie dem auch sei: unter all diesem verquirlten Wust aus Rousseau und Vater Marx gönnt der Verfasser sich ein "Intermezzo: Willkommen in der gedehnten Gegenwart". Das ist aus den Diskussionen der 1980er Jahre in Sachen Postmoderne/Posthistoire hängengeblieben, und die Zeitgeistbekakeler haben das "Ende der Geschichte" spätestens irgendwo zwischen Mauerfall und der Belagerung von Sarajewo eilig auf dem obersten Regalbrett versteckt, weil die Geschichte es offenkundig nicht so eilig hatte, zu einem Ende zu gelangen. Und trotzdem scheint mir dieser Befund mittlerweile zuzutreffen: jedenfalls, was den Zustand unserer Politik und des Zeitgeists, der sie wiederspiegelt, angeht: wir sehen ja seit spätestens Merkel, seit der unablässigen Dauerhysterie unserer Medien durch IMMER dieselben Themen, dem rasneden Stillstand, der sich über keinen Millimeter verürckt, mit immer den gleichen furchtbaren und ahnungslosen Pappnasen, die für nichts, gar nichts, einen Lösungsansatz aus dem Hut zaubern, tatsächlich eine ins unendliche gedehnte Gegenwart, die den Strom der Zeit nicht mehr kategorisch in Vergangenes trennt, das man auswerten und aus dem man lernen kann, die Gegnewart, in der konkrete Maßnahmen vorgebreitet werden, und ein absehbarer und planbarer Bereich der Zukunft, für den man dann auch Verantwortung trägt. Es gibt nur noch maximale Hysterie, verbunden mit Schuldkomplexen, Beschuldigungen und Vorwürfen an die Addresse des Stimmviehs. Das Fatale ist, daß dieser pathologische Zustand mittlerweile ALLES überwuchert und durchsetzt hat. Beziehungsweise, daß sich diese Schwundform einer gesellschaftlichen Befindlichkeit eben in der Parade dieser Lemuren und Untoten äußert, egal ob sie aus der Politik heranschlurfen oder beim Sender den Hexensabbat zelebrieren dürfen.

Und DAS wird sich auch 2025 mit Sicherheit nicht ändern. Ob diese Fratzen es schaffen, die Hysterie noch weiter hochzudrehen, werden wir sehen.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

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